1.000 m breite Stromtrassen-Schneise?

Warum ist der vorgestellte Trassen-Korridor 1.000 m breit? Wie, bis wann, wo kann Einspruch erhoben werden? Wer tut und plant was? Hier ein Paket Infos zur geplanten Stromtrasse.

Eine 380 kV-Leitung über Wald, Wiesen und Ackerland: Wie so etwas aussieht, kann man sich nahe bei Ankum-Westerholte anschauen.

Eine 380 kV-Leitung östlich von Ankum? Darüber wird teils hitzig diskutiert. Nicht immer ganz sachgerecht. So traf klartext bei mehreren Gesprächen auf die Aussage: Auf einer Breite von 1.000 m würde die Landschaft der Stromtrasse zum Opfer fallen. Das ist falsch. Im zweiten Teil dieses Artikels: Wie und wo können Einwände gegen die Korridor-Planung vorgebracht werden.

Standort Fotoaufnahmen.

Wie eine Landschaft mit einer Stromtrasse aussieht, davon kann man sich, nur wenige Kilometer von Ankum entfernt, mit eigenen Augen ein Bild machen. Wer der Tütinger Straße/L 76 Richtung Westerholte folgt, sieht etwa 2 km südlich der Abbiegung zum Golfplatz eine 380 kV-Leitung, die die Straße überquert. Zu dieser Leitung wird die neue, um die es derzeit geht, führen.

Die klartext-Fotos entstanden, wie die Wegweiser-Aufnahme zeigt, 4 km von Ankum-Westerholte entfernt, im Bereich der Hackemoorstraße und Am Campingplatz. Dort stehen auch zwei Häuser im Außenbereich mit Blick auf die Stromtrasse.

 

Weiterhin landwirtschaftliche Nutzung.

Bei einer Freiland-Leitung, zeigen die Bilder, ist unter der Leitung eine landwirtschaftliche Nutzung möglich (mit Ausnahme der Mastfüße).

  • Wo es hochwachsende Bäume gibt wie z. B. in einem Wald, braucht die Trasse mehr Platz in der Breite: 60 bis 80 m, einschließlich eines Schutzstreifens.

Unterhalb der Stromleitung wird Landwirtschaft betrieben.

Im Erläuterungsbericht des Netzbetreibers Amprion ist zur landwirtschaftlichen Nutzung z. B. zu lesen: „Durch die Einhaltung eines Abstands von mindestens 12 m der Leiterseile zur Erdoberkante wird jegliche Höheneinschränkung bis zu 7 m Gerätehöhe für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung vermieden.“ Da Landwirtschaft betrieben werden kann, ist rein sachlich festzuhalten: Es wird durch die Trasse keine 1.000 m breite Schneise, in der alle Landschaft auf der Strecke bleibt, entstehen.

 

Warum ein 1.000-m-Korridor?

Dieser breite Korridor steht für einen Raum, in dem die Trasse, die dann 30 – 80 m Raumbreite einnehmen wird, verlaufen soll. Wo genau, ist noch nicht bekannt. Darum geht es erst später – in einem gesonderten Verfahren. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zum Verlauf der Trasse nur Informationen zu Engstellen.

Abgesehen von den Engstellen können nach Einschätzung von Tennet/Amprion innerhalb des 1.000-m-Korridors die vorgeschriebenen Abstände zu Siedlungen (400 m) und Häusern im Außenbereich (200 m) eingehalten werden. Wobei die 400 m eingehalten werden müssen, die 200 m im Außenbereich aber nicht. Ob stimmt, was Amprion vorgelegt hat, das gilt es jetzt zu überprüfen.

Hinten (rechts) ein Haus. Rückt die Trasse bei Häusern im Außenbereich näher als 200 m heran, ist von einer Engstelle die Rede.

 

Ist dieser Korridor der konfliktärmste?

Bei dem jetzt angelaufenen Raumordnungsverfahren geht es allein darum, ob dieser Korridor den übrigen Korridoren vorzuziehen ist. „Wir suchen einen möglichst konfliktarmen Korridor“, sagte Bernhard Heidrich vom zuständigen Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems (ArL) Ende Mai 2016 bei einer Veranstaltung in Ankum (mehr dazu hier).

In Ankum wird es Mitte November eine interfraktionelle Sitzung des Gemeinderats geben. Dazu eingeladen sind Vertreter von Amprion und der Ankumer Bürgerinitiative gegen die Stromtrasse. Das Ziel ist, allen Ratsmitgliedern die Gelegenheit zu bieten, sich umfassend aus erster Hand zu informieren und das weitere Vorgehen zu beraten.

Wie Tennet/Amprion zu der Entscheidung kam, den auch Ankum tangierenden Korridor als Vorzugskorridor zu benennen, ist in dem 142-seitigen Erläuterungsbericht nachzulesen. Ob die präsentierte Vorzugstrasse tatsächlich der konfliktärmste Korridor ist, muss das ArL prüfen. In den kommenden Wochen können jetzt erst einmal alle – Bürger, Gemeinde, diverse Träger öffentlicher Belange – ihre Einwände vorbringen.

Einer der Masten der südlich von Ankum bestehenden 380 kV-Leitung.

 

Verlauf und Masten: Erneute Bürgerbeteiligung.

Um den exakten Trassenverlauf innerhalb des Korridors, um die Standpunkte der Masten und um technische Details, wird es erst nach der Entscheidung über den Korridor gehen, und zwar in einem separaten Verfahren – dem Planfeststellungsverfahren.

Was die Masten angeht, ist im Erläuterungsbericht von Tennet/Amprion zu lesen: „In der Regel liegen die Masthöhen voraussichtlich zwischen ca. 50 und 65 m. Die Abstände der Masten zueinander liegen bei ca. 400 m.“ Bis das Verfahren eröffnet wird, in dem es auch um die Masten geht, wird es noch dauern. Wie beim derzeitigen Raumordnungsverfahren können sich auch dann – bei diesem letzten Schritt – Bürger, Gemeinden usw. mit Einwänden einbringen.

Unterlagen einsehen: in Bersenbrück. Noch bis einschließlich 27.11.2017 im Rathaus der Samtgemeinde, Fachdienst III – Ebene 3, Zimmer 122, Lindenstraße 2, 49593 Bersenbrück (jeweils Montag bis Mittwoch 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Donnerstag 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Freitag 8 bis 12.30 Uhr). Online zum Herunterladen unter www.380kv-CCM.niedersachsen.de

Bei der Veranstaltung in Ankum im Mai 2016 noch nicht absehbar: Ein Verlauf über Ankumer Gebiet. Rechts (im blauen Hemd): Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange.

 

Alles Punkt für Punkt auf den Prüfstand stellen.

Nun gilt es also erst einmal zu prüfen, was Tennet/Amprion zum Korridor seiner Wahl vorgelegt hat. Angesichts der Fülle des Materials – der schriftlichen Ausführungen und des Kartenmaterials – ein umfangreiches Aufgabenpaket. Es abzuarbeiten bedeutet: Haus für Haus, Meter für Meter durchzugehen, um fundierte Einwände gegen die Planung vorbringen zu können (siehe auch: www.facebook.com/GegenstromleitungAnkum/).

Die Samtgemeinde bietet an: Jedermann kann sich bis spätestens 2 Wochen nach Beendigung der Auslegung, das ist bis einschließlich 11.12.2017, bei der Samtgemeinde schriftlich oder zur Niederschrift zu dem Vorhaben äußern. Die Samtgemeinde leitet die vorgebrachten Äußerungen an die Landesplanungsbehörde weiter.

Da die Materie komplex und die Zeit knapp ist, scheint es geboten, wie Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange bereits ankündigte, ein Planungsbüro zur Verstärkung und Unterstützung einzuschalten.

Das Ankumer Schulzentrum nördlich der B 214: berührt vom 1.000 m breiten Korridor. Vorgeschriebener Abstand zu Schulen und Wohngebieten: 400 m. © Karte Amprion/Tennet.

 

Was kann gegen die Stromtrasse vorgebracht werden?

Das Schlüsselwort lautet „Raumwiderstand“. Wo es eine hohe Dichte an Raumwiderständen gibt (wie Wohngebiete, Naturschutzgebiete, bedeutsame Brutgebiete, Windkraftanlagen), kann eine Trasse u. U. nicht gebaut werden. Die Bundesnetzagentur hat Raumwiderstandsklassen erstellt. Am Schluss des Artikels der Link zu dieser Checkliste der Bundesnetzagentur.

 

2016 Bayern: 400 m Abstand zu Schulen.

Raumwiderstand Schule & Siedlung.

Im Nordwesten von Ankum liegen das Schulzentrum Am Kattenboll (Grundschule und Oberschule), die Kommunale Kita und – nordwestlich des Schulzentrums – die Siedlung am Kattenboll. Schule, Kita, Wohngebiet – das sind Raumwiderstände der höchsten Kategorie. Allerdings: Wird der bei Schulen wie bei Wohngebieten gebotene Abstand von 400 m eingehalten, kann die Trasse in dieser Entfernung gebaut werden.

Zwei wichtige Fragen: Wurden alle Häuser berücksichtigt? Wie groß ist der Abstand Haus – Stromtrasse.

 

Fehler entdeckt. Forderung nach Erdverkabelung.

Erste Fehler wurden bereits in den Amprion-Unterlagen entdeckt, weil z. B. einige Wohnhäuser nicht berücksichtigt wurden. In einer Vorlage zur Sitzung des Planungsausschusses der Samtgemeinde (am 14. Nov.) wird folgender derzeitiger Stand beschrieben: Im Bereich Talge gibt es eine Engstelle zwischen drei Wohnhäusern. Dort können die Abstände von 200 m nicht eingehalten werden. Weitere Engstellen gibt es im Bereich Ahausen-Sitter und im Bereich Rüssel.

In der Vorlage heißt es: „Aufgrund dieser Ballung von Engstellen, bei der in den Untersuchungsunterlagen auch einzelne Wohnhäuser nicht berücksichtigt wurden, ist in der zu erarbeitenden Stellungnahme auf diese Engstellen und die zusätzlichen Beeinträchtigungen hinzuweisen. Es ist zu fordern, dass hier im Bereich der Gemeinde Ankum die Ortslage mit einer Erdverkabelung umgangen wird.“

Link zur Checkliste Raumwiderstände:
http://www.vgem-gemuenden.de/Stromtrasse_Tennet_Suedlink/Checkliste_Raumwiderstaende.pdf

 

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