Das Flüchtlings-Team: Täglich neue Schicksale

Das Flüchtlings-Team (von links nach rechts): Alexander Hummert, Maike Korfage, Thomas Oeverhaus, Hermann Loxterkamp, Gabriele Linster und Andreas Schulte. Foto Samtgemeinde.
Das Flüchtlings-Team (von links nach rechts): Alexander Hummert, Maike Korfage, Thomas Oeverhaus, Hermann Loxterkamp, Gabriele Linster und Andreas Schulte. Foto Samtgemeinde.

Das Flüchtlings-Team (von links nach rechts): Alexander Hummert, Maike Korfage, Thomas Oeverhaus, Hermann Loxterkamp, Gabriele Linster und Andreas Schulte. © Foto: Samtgemeinde.

Andreas Schulte und das Flüchtlings-Team der Samtgemeinde haben nicht nur alle Hände voll zu tun. Sie sind auch immer wieder damit konfrontiert, dass Krieg und Flucht bei den Menschen, denen sie helfen, tiefe Spuren hinterlassen haben.
Menschen und Familien, die in unserer Samtgemeinde ankommen, haben einen langen Weg hinter sich. Einen Weg, der gespickt ist mit Hunger, Schlaflosigkeit, Angst und Unsicherheit. Maike Korfage aus dem Rathaus der Samtgemeinde Bersenbrück fasst die Odyssee der Flüchtlinge in wenigen Worten zusammen: „Schaffen wir es an unser Ziel? Bleiben wir zusammen? Überleben wir? Wie werden wir aufgenommen? Wie sieht unsere Zukunft aus? All’ diese Fragen, die traumatischen Erlebnisse aus dem Krieg in ihrem Heimatland und während der langen beschwerlichen Flucht belasten diese Menschen sehr.“
Maike Korfage gehört zum Team der Mitarbeiter, das sich um Unterbringung und Betreuung kümmert. Sie weiß auch, dass für die Flüchtlinge die Ankunft in Deutschland noch nicht gleichbedeutend ist mit einem Ankommen in einem sicheren Zuhause. Erst einmal vergehen Monate in unzumutbaren Zuständen in den Landesaufnahmebehörden. Ist der Asylantrag gestellt, werden die Menschen in die Gemeinden zugewiesen. Hier angekommen stehen sie vor den nächsten Herausforderungen – treffen aber auch auf ein Team, das ihnen zur Seite steht.

„Ordnung, Bürgerservice und Soziales“ heißt der Fachdienst der Samtgemeinde, dem Andreas Schulte vorsteht. Dazu gehören z. B. das Einwohnermeldeamt, das Standesamt oder Aufgaben wie die Grundsicherung und die Sozialhilfe. Dieser Fachdienst ist in besonderer Weise durch die Flüchtlingsarbeit gefordert. Eingebunden in diese Arbeit sind auch Mitarbeiter des Fachdienstes I (Service und Bildung).

 

Zeit zum Durchatmen bleibt kaum mehr.

Auch aus dem Grenzdurchgangslager Friedland kommen Menschen in der Samtgemeinde an. Bildrechte: GDL

Auch aus dem Grenzdurchgangslager Friedland kommen Menschen in der Samtgemeinde an. Bildrechte: GDL

Was landauf landab als „Flüchtlingskrise“ beschrieben wird, erleben die Mitarbeiter der Samtgemeinde Tag für Tag hautnah. Die von Bundeskanzlerin Merkel geforderte Flexibilität ist beim Bersenbrücker Flüchtlings-Team längst Alltag. Wer was wann macht, ist oft kaum mehr vorhersehbar.
Ankommende Flüchtlinge stehen immer öfter überraschend vor der Tür des Rathauses. Zwar ist der Tag der Ankunft bekannt, aber nicht die Uhrzeit. Kommen sie vormittags, erst nachmittags? Wenn sie da sind, muss sofort reagiert werden. Steht überhaupt ein Auto zur Verfügung, um die Menschen zu ihren Wohnungen zu bringen? Organisations- und Improvisationstalent sind immer wieder gefragt. Auch wenn keine „Neuen“ ankommen. Besichtigt Hermann Loxterkamp Wohnungen, übernimmt sein Kollege Thomas Oeverhaus auch dessen Part im Büro. Er kümmert sich zudem um Möbelspenden für die Wohnungen von Flüchtlingen. Berechenbar ist der normale Alltag nur noch selten.
Reichlich Mehrarbeit gibt es nicht nur für das Flüchtlings-Team. Bis auf die Sozialarbeiterin Maike Korfage wurden keine zusätzlichen Mitarbeiter eingestellt. Und so müssen auch andere Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung mitziehen, denn die normale Arbeit ist nicht weniger geworden.

 

Das A & O: Gute Kontakte und psychologisches Feingefühl.

Wohnraum zu finden ist eine Daueraufgabe für Andreas Schulte und Hermann Loxterkamp. Die Samtgemeinde hat Wohnraum in ihrem Besitz, eine große Unterstützung ist jedoch, dass Wohnungen und Häuser auch von Privat an die Samtgemeinde vermietet werden, um sie Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.
Andreas Schulte freut sich über die Bereitschaft, von Privat zu vermieten. „Menschen wollen helfen“, so sein Fazit. „Die größte Bereitschaft besteht bei Flüchtlingen aus Kriegsgebieten, vor allem aus Syrien und dem Irak.“ Mit jedem potentiellen Vermieter wird ausführlich darüber gesprochen, welche Menschen willkommen wären. Dann gilt es, die zu diesen Wünschen passenden Menschen zu finden.

 

Kein Vermieter wird alleingelassen.

„Sehr hilfreich“, so Andreas Schulte, „sind die guten Kontakte zu den Aufnahmestellen in Hesepe, in Oldenburg, in Friedland. Wir haben ja ein bestimmtes Kontingent an Flüchtlingen, das wir aufnehmen müssen. Im Gespräch mit den Aufnahmestellen ist es uns bislang gelungen, Menschen zu finden, die zu den von Vermietern geäußerten Wünschen passen können.“
Eine Garantie dafür, dass von Anfang an alles reibungslos klappt, gibt es natürlich nicht. „Aber niemand“, so Andreas Schulde, „wird alleingelassen. Wir sind und bleiben die Ansprechpartner. Sollte es Probleme geben, finden wir eine Lösung.“

 

„Der Wohnraum für Flüchtlinge ist einfach“.

Flüchtlingsgepäck im Rathaus Bersenbrück. Wer es bis dorthin geschafft hat, kann kurz darauf Wohnräume beziehen. Foto Samtgemeinde.

Flüchtlingsgepäck im Rathaus Bersenbrück. Wer es bis dorthin geschafft hat, kann kurz darauf Wohnräume beziehen. © Foto Samtgemeinde.

Kommen Flüchtlinge bzw. Asylbewerber in der Samtgemeinde an, geht es mit den Neuankömmlingen zunächst zum Einwohnermeldeamt und dann zu Alexander Hummert, zum Bereich Soziales. Dort werden Leistungen, die den Menschen zustehen, ausbezahlt. Im Anschluss daran geht es weiter zu den Wohnungen.
Geht es Flüchtlingen bei uns zu gut? Kritischen Stimmen gibt zum Beispiel Nahrung, dass die Samtgemeinde Wohnraum saniert. Andreas Schulte kennt jede Wohnung und jedes Haus: „Die Wohnungen, in die Flüchtlinge ziehen, sind möbliert, aber sie sind einfach ausgestattet. Auch in sanierten Häusern ist die Ausstattung einfach, von der Raufaser an der Wand bis zu den Bädern. Bei Baumaßnahmen sind wir als Samtgemeinde aber verpflichtet, so will es das Gesetz, bestimmte Standards wie bei der Isolierung einzuhalten – bei allen Bauten, nicht nur bei Wohnungen für Flüchtlinge und Obdachlose.“

Sprachprobleme zu überwinden, ist ebenfalls nicht leicht. Bislang gelingt das vor allem mit Hilfe ehrenamtlicher Übersetzer. Darunter sind zum Beispiel Syrer und Menschen aus anderen Ländern, die schon länger hier vor Ort sind. Außerdem haben nicht wenige Flüchtlinge Verwandte Deutschland, die deutsch oder englisch sprechen. Dann wird dort angerufen, damit sich die Neuankömmlinge mit Andreas Schulte oder Maike Korfage verständigen können.

 

Integration beginnt mit dem ersten Tag.

Die anstehenden Aufgaben zu stemmen, gelingt nur durch eine gute Teamarbeit. Die Menschen brauchen außer Wohnraum, Mobiliar und Hausrat auch Sprachkurse, für die Kinder müssen Plätze in Kindergärten und Schulen gefunden werden. Nicht arbeiten zu dürfen, ist vor allem für männliche Flüchtlinge eine große Belastung, und so steht auch die Aufgabe auf dem Programm, sinnvolle Betätigungsmöglichkeiten zu finden.

 

Zur Ruhe kommen, ohne Angst vor Krieg und Terror zu leben: Für die Kinder so wichtig wie für die Erwachsenen.

Zur Ruhe kommen, ohne Angst vor Krieg und Terror zu leben: Für die Kinder so wichtig wie für die Erwachsenen.

„Ruhe, Sicherheit, Schlaf ohne Angst“.

Die Arbeit der Sozialarbeiterin Maike Korfage beginnt, wenn die Menschen hier ankommen. Sie stimmt ihre Arbeit mit den Integrationslotsen ab. „Wenn die Menschen bei uns in Bersenbrück ankommen“, sagt Maike Korfage, „müssen sie schon innerhalb weniger Stunden sehr viele Eindrücke, Informationen und Herausforderungen ‚verdauen’, und das meist ohne Sprachkenntnisse. Wenn sie dann in ihren neuen Wohnungen angekommen sind, genießen sie erst einmal die Ruhe der eigenen vier Wände.
Was für uns selbstverständlich ist – Ruhe, Sicherheit, Schlaf ohne Angst – das erleben die Flüchtlinge gerade am Anfang besonders intensiv und bewusst“, beschreibt sie ihre Eindrücke. „Die Kinder merken instinktiv, dass sie in unserer Gemeinde einen sicheren Raum haben, in dem sie spielen und unbeschwert sein können“, fügt sie hinzu. In welchem Maße Traumatisierungen Erwachsene wie Kinder belasten, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Sicher ist jedoch: Auch dieses Themas wird man sich in der Samtgemeinde annehmen müssen.

 

Unverzichtbar: Das Engagement der Ehrenamtlichen.

Gabriele Linster, die Ehrenamtsbeauftragte der Samtgemeinde, hat die Ausbildung der Integrationslotsen unter ihren Fittichen. Einige der Hilfswilligen zu schulen, hat die Praxis gezeigt, macht Sinn und entlastet die Verwaltung.
Die Flüchtlinge haben naturgemäß viele Fragen. Zu ihrem Asylverfahren zum Beispiel, zu dem, was sie tun können und dürfen und was nicht, oder sie möchten wissen, was im Krankheitsfall zu tun ist. Integrationshelfer haben durch den Kurs Antworten auf viele Fragen. Gäbe es sie nicht, würden alle Probleme an die Verwaltung in Bersenbrück herangetragen.

 

Sozialarbeiterin Maike Korfage. Foto Samtgemeinde.

Sozialarbeiterin Maike Korfage. © Foto Samtgemeinde.

Hilfe als „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Ehrenamtliche Helfer begleiten die Flüchtlinge bei Ämtergängen oder Arztbesuchen, helfen bei den Anmeldungen in Schulen und Kitas, stellen Kontakt zu Sprachkursen her. „Gerade an dieser Schnittstelle ist es wichtig die Grenzen zu wahren“, sagt Maike Korfage, und erklärt, was sie meint: „Die Menschen, die hier ankommen, haben einen kaum vorstellbaren Kraftakt hinter sich. Sie waren monatelang auf sich selbst gestellt und haben ihr Ziel erreicht.
Hilfe wird unbedingt benötigt, jedoch sollte diese immer als Hilfe zur Selbsthilfe verstanden werden. Wir, die Ehrenamtlichen, Hauptamtlichen und Nachbarn in den Gemeinden, sollten unseren neuen Mitbürgern die Hand reichen, wenn diese gebraucht wird. Wir helfen den Menschen auf die Beine, ihren Weg gehen sie von ganz alleine.“

 

 

Wenn Sie helfen möchten

Helfende Hände werden in der Samtgemeinde immer benötigt, aber nicht nur für Flüchtlinge. Ehrenamtliche unterstützen zum Beispiel Menschen, die Mühe haben, den Einkauf zu erledigen, die es nicht mehr alleine schaffen, im Herbst mit dem Laub fertig zu werden oder die einen Babysitter brauchen.

Für Menschen, die Flüchtlingen ehrenamtlich helfen möchten, wurde ein Fragebogen erarbeitet ( hier zum download). Darin wird z.B. eingetragen, wie viel Zeit man erübrigen kann oder was der Betreffende tun möchte. Jede Stunde Hilfsbereitschaft ist willkommen.

Ansprechpartner:

Maike Korfage
Tel.: 05439-962-197
E-Mail: korfage@bersenbrueck.de

Ansprechpartner für Wohnraum-Vermietung:

Andreas Schulte
Tel.: 05439-962-104
E-Mail: schulte@bersenbrueck.de

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