Es gab keine Pläne für ein Hallenbad im Freibad

Fürs Freibad Bersenbrück habe es Pläne gegeben, das Bad um ein Hallenbad zu erweitern – sagte Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch mehrfach. Das stimmt nicht, zeigt der Fakten-Check.

Das Freibad in Bersenbrück. Planungen für den Bau eines Hallenbads gab es nicht. Foto: Samtgemeinde.

Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Johannes Koop (CDU) rang Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch (CDU) am 29. Nov. erneut darum, einen Hallenbad-Bau in Bersenbrück zu prüfen – als Alternative zu einem Hallenbad-Bau in Ankum. Er sagte in diesem Zusammenhang, wie schon in der Samtgemeinderatssitzung am 29. März, es habe bereits Pläne für ein Hallenbad im Freibad Bersenbrück gegeben. Die Ausführungen von Christian Klütsch erweckten insgesamt den Eindruck, dass diese Pläne etwas damit zu tun haben, dass man in Bersenbrück kostengünstiger bauen könne als in Ankum.

Laut Protokoll sagte Christian Klütsch: „dass im Rahmen der Sanierung des Freibads Bersenbrück im Jahr 2010 angedacht war, das Freibad um ein Hallenbad zu erweitern“. Außerdem sagte er, „dass die Planungen für das Hallenbad seinerzeit zurückgestellt wurden, da das Hallenbad Ankum noch intakt war.“ Dazu hier der Fakten-Check.

 

Christian Klütsch.

Was Christian Klütsch sagte, stimmt nicht.

klartext recherchierte, was 2010 auf Samtgemeindeebene geplant und beschlossen wurde. Das Ergebnis: Es gab keine Planung für einen Hallenbad-Bau im Freibad Bersenbrück.

Das Freibad wurde Anfang der 1960er Jahre gebaut. 2010 waren vor allem die Umkleide- und Sanitärbereiche ein Sanierungsfall. Welche Planungsaufträge erteilt wurden, zeigt das Protokoll der Samtgemeinderatssitzung vom 21. Juni 2010. Entschieden wurde da über die „Entwurfsplanung Sanitärgebäude am Freibad“. In dieser Sitzung sagte der damalige Samtgemeindebürgermeister Dr. Michael Lübbersmann (CDU): „Umfangreiche Untersuchungen haben zum Ergebnis geführt, dass die vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren sind und ein Abbruch der Gebäudeteile empfohlen wurde“. Das heißt: Abriss und Neubau der Umkleide- und Sanitärbereiche.

 

Es ging auch um den Sportplatz.

Dem Sitzungsprotokoll ist zu entnehmen, dass es um Umkleideeinrichtungen für das Freibad, aber auch um eine Umkleide für die Nutzer des angrenzenden Sportplatzes ging.

Danach sagte Michael Lübbersmann: Der Umkleidebereich für den Sportplatz sei „veraltet“. Und weiter: „Die Umkleide-, Sanitär- und sonstigen Einrichtungen des Freibades wurden mit der Umkleideeinrichtung des Sportplatzes zu einem ersten Bauabschnitt zusammengefasst.“ Und so floss ein Teil des Geldes in zwei Manschaftsumkleiden sowie die dazugehörigen Betreuerräume. Dieser Bereich wurde so angelegt, im kleineren Flügel, das es von dort aus direkt zum Sportplatz geht.

 

Die Sauna-Planung wurde nicht umgesetzt.

Was die weitere Planung angeht, befasste man sich mit dem Bau einer Sauna, im Plan Ganzjahresbereich genannt. Ganzjahresbereich steht, wie die Zeichnung zeigt, für die Sauna – und nicht für den Bau eines Hallenbads. Kostenschätzung Sauna-Ganzjahresbereich: 350.000 bis 500.000 €.

Zwischen den roten Linien: der Saunabereich, bezeichnet als Ganzjahresbereich. © Entwurf Ahrens + Pörtner, ReindersArchitekten.

Über den Sauna-Anbau wurde kontrovers diskutiert – weil eine Sauna eine Freizeiteinrichtung ist. Zuständig ist die Samtgemeinde nur für „Daseinsvorsorge“, dazu gehört z. B. der Schulsport Schwimmen/schwimmen lernen. Und so sagte der Alfhausener Ratsherr Klaus Wübbolding damals laut Protokoll: „Die Realisierung der Sauna könne nicht auf Kosten der Samtgemeinde Bersenbrück gehen“. Der Sauna/Ganzjahresbereich wurde jedoch laut Protokoll „mit in die Planung einbezogen“ – unter der Prämisse, dass dafür ein privater Betreiber gefunden wird. Gebaut wurde die Sauna dann aber doch nicht.

 

Nicht Teil der Planung: Eine Erweiterung.

In einer ersten Vorplanung wurde eine Erweiterung des Sauna-Bereichs skizziert. Diese Erweiterung wurde jedoch nie Teil der Umbau-Planung der Samtgemeinde für das Freibad. Darum gibt es dazu auch keine hieb- und stichfesten Informationen.

Im Anschluss an die Sauna: ein überdachtes Becken. Ein sehr kleiner Bereich, nicht größer als die Sauna (ohne Umkleideraum). © Vorplanung Ahrens + Pörtner, ReindersArchitekten.

Je nach Erinnerung von Beteiligten war da angedacht: ein überdachtes Mini-Becken (für Kinder, bei schlechtem Sommerwetter), zugleich ein geschützter Außen-Wärmebereich für Saunagäste plus Spaßfaktoren wie eine Kanal-Verbindung zum großen Freibad-Becken. Von der Größe her ist der überdachte Becken-Bereich sehr klein (siehe Zeichnung), in etwa so groß wie die Sauna (ohne deren Umkleidebereich). Als Stand der damaligen Dinge ist festzuhalten: Der Sauna-Bereich wurde nicht gebaut und für die Erweiterung wurde kein Planungsauftrag erteilt.

 

Nachbarn: Freibad & Sportplatz.

Keinerlei Hinweis auf einen Hallenbad-Bau.

Von einem Hallenbad-Bau im Freibad Bersenbrück war 2010 zu keinem Zeitpunkt die Rede. Und keine der Baumaßnahmen, die im Freibad erfolgten, wurde darauf ausgerichtet, dass eines Tages ein Hallenbad gebaut wird. Zu den Kosten ist im Protokoll nachzulesen, „dass für die Umkleide- Sanitär- und sonstigen Einrichtungen für das Freibad und den Sportplatz 2 Mio. € zu veranschlagen sind“.

Ein Hallenbad taucht auch nicht in der ersten Vorplanung auf. Ein ganzjähriger Betrieb (Kombination Freibad-Hallenbad) war 2010 im Rat nicht Gegenstand der Debatte, ebenso wenig wie das Hallenbad in Ankum. Gerungen wurde in der Ratssitzung nur um die Sauna, weil die „zur Attraktion des Ortes beiträgt“ (s. Protokoll). Es gab sogar eine Interessengemeinschaft, die Unterschriften dafür gesammelt hatte, dass es weiterhin eine Sauna im Freibad Bersenbrück gibt.

 

Sparen, weil es in Bersenbrück schon Umkleiden gibt?

Weil im Freibad 2010/2011 neue Umkleiden gebaut wurde, könne man Geld sparen, sagt Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch. Man könne diese Umkleiden auch fürs Hallenbad nutzen – wenn es denn in Bersenbrück gebaut würde.

Wie sähe das in der Praxis aus? Dass in Bersenbrück 2010 kein Hallenbad-Bau mitgedacht wurde, zeigt die Anlage der Umkleidebereiche: Sie wurden aufs Freibad ausgerichtet und auf den Sportplatz. Würde auf dem Gelände des Freibads ein Hallenbad ohne eigenen Umkleide- und Sanitärbereich gebaut: Die Wege von den Freibad-Einrichtungen zu diesem Hallenbad wären äußerst lang.

Links oben (blau) die große Umkleide. Ein Hallenbad könnte wohl nur an der rechten Seite des unteren Flügels entstehen – in maximaler Entfernung zur blau markierten Umkleide. Unten (rot) die Sportplatz-Umkleide zum Sportplan hin. Dieser Plan wurde im Sommer 2010 noch leicht verändert.So wurde der Behindertenbereich etwas weiter Richtung Schwimmbad verlegt.

 

Über lange Wege durch die Cafeteria zum Hallenbad?

Etwa 40 m lang ist der linke Flügel.  Würde ein Hallenbad rechts an den unteren Flügel angebaut, müssten alle – wie Kita-Gruppen, Schülergruppen, Individualnutzer– lange Wege gehen, durch die heutige Cafeteria hindurch. Und diese Wege werden bei einem Hallenbad-Besuch erfahrungsgemäß nicht nur 2 x gegangen, beim Kommen und Gehen. Ob Kind oder Erwachsener: Man muss mal aufs Klo oder auch zwischendurch zur Umkleide zurück. Ein neues Hallenbad – aber für die Nutzer wie z. B. Kinderbetreuer und ihre Gruppen schlechte, weil völlig unpraktische Nutzungsbedingungen?

 

Gute Nutzungsbedingungen, wenn Teil des Hallenbads.

Ein weiterer Faktor, was die Betriebskosten angeht: Es müsste in den Wintermonaten ein deutlich größer Bereich beheizt und gereinigt werden, als er allein fürs Hallenbad benötigt würde.

Wie lang wären die Wege von diesen bestehenden Umkleide- und Sanitärbereichen zu einem Hallenbad an einer anderen Stelle auf dem Freibad-Gelände?

Die Alternative zu schlechten Nutzungsbedingungen wäre in Bersenbrück: Man müsste die bestehenden Gebäude innen umbauen – was so einiges Geld kosten dürfte. Optimal wären sie dann wohl immer noch nicht. Außerdem würden dann die Wege zum Freibad länger.

Kann es sinnvoll sein, ein neues Hallenbad für viel Geld zu bauen, ohne für die jungen wie für die älteren Nutzer vernünftige Nutzungsbedingungen zu schaffen? Um die zu bieten, müsste auch ein Hallenbad im Freibad mit eigenen Umkleide- und Sanitärräumen ausgestattet werden.

2010 wurden alle Umkleide- und Sanitäreinrichtungen neu gebaut. Damals war ein Sauna-Anbau Teil der Planung – und zwar mit eigenen Umkleide- und Sanitäreinrichtungen für die Sauna-Gäste.

 

Von links: J. Koop, G, Uphoff, Ch. Klütsch.

Glaubwürdigkeit wichtigste Eigenschaft eines Politikers.

Umfragen bestätigen immer wieder: Die überwiegende Mehrheit der Bürger hält Glaubwürdigkeit für die wichtigste Eigenschaft eines Politikers. Mit dem stellvertretende Bürgermeister Johannes Koop und mit Gerd Uphoff, Chef der CDU-Stadtratsfraktion, sind in Bersenbrück zwei Politiker im engsten Umfeld des Bürgermeisters aktiv, die im Jahr 2010, als die Pläne zur Debatte standen, mit dabei waren  – als Erster Samtgemeinderat (Koop) und als Chef der CDU-Samtgemeindefraktion (Uphoff). Trotzdem sprach Bürgermeister Klütsch auch Ende Nov. erneut von einem schon einmal geplanten Hallenbad-Bau im Freibad. Eine Korrektur aus den Reihen der CDU gab es nicht. Warum eine falsche Darstellung der Planung von 2010?

Zur Glaubwürdigkeit der Politik gehört eine umfassend-sachgerechte Information der Öffentlichkeit. In diesem Fall auch zur Problematik der Nutzung der Freibad-Umkleiden, wenn in Bersenbrück ein Hallenbad ohne eigene Umkleide- und Sanitäreinrichtungen gebaut würde.

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