Fast 800 t Kali-Dünger in Ankum entladen

31 Waggons, nach vielen Jahren der 1. Gütertransport der Raiffeisenagrar nach Ankum: Das war auch für Geschäftsführer Günter Lonnemann ein besonderes Ereignis.

Es gab am Ankumer Bahnhof einiges zu bedenken und zu tun, bis die Entladung Fahrt aufnahm.

Günter Lonnemann (rechts) und Ewald Beelmann.

Da stand sie, die Lok mit Waggons im Schlepptau, kurz vor dem Bahnhof Ankum. Sie stand zunächst abwartend da, weil es nicht ganz so einfach ist, 31 Waggons in Ankum zu entladen. Die Mineraldünger-Fracht, die der Zug am heutigen Montag (23. Januar) brachte, kam von K+S, von Kali + Salz, einem Kasseler Unternehmen, das in Deutschland 6 Bergwerke betreibt und pro Jahr etwa 19 Mio. Tonnen Rohsalz abbaut. Bestimmt war die Ladung für die in Ankum ansässige Raiffeisenagrar. Geliefert wurde ein K 40 Einzelnährstoffdünger, eine Kombination aus Kalium und Magnesium. Welch‘ wichtige Rolle der Entdeckung des mineralischen Düngers zukommt: Mehr dazu am Schluss dieses Artikels.

Die Raiffeisenagrar agiert als Mischfutterproduktions- und Handelsunternehmen im vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Geschäft. Der Hauptsitz befindet sich in Ankum. Der Pflanzenbau und damit auch die Düngung ist eines der Geschäftsfelder.

Ein ausgetüfteltes System – und Unerwartetes.

31 Waggons können am Bahnhof Ankum nicht gleichzeitig bewältigt werden. Und so hingen an der Lok erst einmal nur 10 Waggons. 16 Waggons standen noch in Bersenbrück und der Rest ein Stück außerhalb des Bahnhofs. Um weitere Waggons heranschaffen zu können, musste die Lok erst einmal gedreht werden. Darum stand sie – bis die Weichen gestellt waren – zunächst abwartend kurz vor dem Ziel. Die Drehung klappte, und das Förderband wurde in Position gebracht. Es hätte losgehen können – wäre da nicht das eine Malheur gewesen.

Wie den Anschluss zwischen Band und Waggon hinbekommen? Man fand eine Lösung.

Tücken der Technik.

Das Malheur: Die Schaufel des Förderbands passte nicht zur Öffnung des Waggons, um den Mineraldünger übers Band auf den Lkw zu entladen. Günter Lonnemann, Mitglied der Geschäftsführung Raiffeisenagrar, nahm’s mit Ruhe und Humor. Damals, als die Ankunft eines Güterzugs in Ankum noch keine Seltenheit war, hatte man noch ein anderes Band. Nun war, um das Anschlussproblem zu lösen, erst einmal Improvisationstalent gefragt. Es klappte mit dem Anschluss, und so konnte, mit leichter Verzögerung und bei bei ziemlich frostigen Temperaturen, mit dem Entladen begonnen werden.

Das Band wollte zunächst nicht so schnell laufen, wie es sollte.

Dann Malheur Nr. 2: Das Band lief, weil es an der nötigen Strom-Power fehlte, nicht so schnell wie es hätte laufen sollen. Dem Band Beine zu machen, stand als weitere Aufgabe an. Auch das gelang, zumindest einigermaßen zufriedenstellend. Günter Lonnemann saß die Zeit im Nacken, denn am morgigen Dienstag soll der Zug wieder abfahren. Dauert das Entladen länger als geplant, ist der Zeitplan dahin. Es wird klappen, sagte Günter Lonnemann dann am Montagnachmittag. Bis Dienstagabend wird man mit dem Entladen durch sein.

Tückisches Winterwetter: Der angelieferte Dünger kam auch gleich vor Ort in ungewöhnlicher Weise zum Einsatz. Auf dem eisigen Untergrund drehte ein Rad des schweren Lkws durch, und er bewegte sich nicht von der Stelle. Ein paar Schippen Dünger und Erde lösten dieses Problem in nur wenigen Minuten.

Mit Dünger und Erde wurde dem Lkw dabei geholfen, vom Eis weg in Bewegung zu kommen.

„Die Infrastruktur vor Ort nutzen“.

Raiffeisenagrar in Ankum. www.raiffeisenagrar.de.

„Wenn man die Infrastruktur vor Ort hat, soll man sie auch nutzen“, sagt Daniel Richter, bei Raiffeisenagrar der Produktverantwortliche für Pflanzenbau. Vorher wickelte man Transporte wie diese Kali-Ladung über andere Etappen, darunter per Schiff, ab. Dass ein lokales Unternehmen Güterverkehr am Bahnhof Ankum abwickelt, sah Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange bei seine Stippvisite an den Gleisen gerne. Auch Ewald Beelmann, Geschäftsführer der Ankum-Bersenbrücker Eisenbahn (abe), freut, dass Raiffeisenagrar bei diesem Kali-Transport auf die Schiene setzte. Viel bringt der abe so ein Transport übers Trassengeld nicht in die Kasse, aber, so Beelmann, wenn die Güterverkehr sich weiter gut entwickelt, sind höhere Fördergelder für die abe zu erwarten.

Fast 800 t Kali-Dünger werden auf diesem Weg vom Zug auf Lkws verladen.

Noch neu: Dass zum Ankumer Verkehr auch mal ein Zug gehört.

Für die Ankumer Bürger wie auch für die Unternehmen im Umfeld der Bahnstrecke gehört Zugverkehr nicht zum vertrauten Verkehrsgeschehen. Im April letzten Jahren machte sich ein Holzzug von Ankum aus auf den Weg. Es war der erste Zug nach 8 Jahren. Wo ein Zug und eine Straße aufeinandertreffen, müssen andere Verkehrsteilnehmer warten und den Zug passieren lassen. So weit ein normaler Vorgang.

Die Bahnstrecke gehört zur öffentlichen Infrastruktur, und es kann auch niemandem verwehrt werden, sie zu nutzen. Dass Waggons eine Zufahrtsstraße blockieren, wie es beim Holztransport zeitweise geschah, ist nicht akzeptabel. Die Lehren aus der damaligen Erfahrung wurden gezogen: Diesmal bekamen alle Beteiligten die ausdrückliche Anweisung, den Verkehr nicht durch vermeidbare Beeinträchtigungen zu behindern.

Am Dienstag soll das Verladewerk, das am Montag begonnen wurde, beendet sein.

Noch in der Aufbauphase.

Güterverkehr aufzubauen, ist das Ziel der abe. Solange nur vereinzelt Güterverkehr rollt, sind größere Investitionen noch kein Thema. „Wenn sich die Entwicklung verstetigt“, so Ankums Bürgermeister Brummer-Bange, „können andere Lösungen als die bisherigen ins Auge gefasst werden“. Dann könnte der Güterverkehr außerhalb des Bereichs vor dem Bahnhofgebäude abgewickelt werden. Auf dem Papier sind Lösungen bereits skizziert. Sie hätten zur Folge, dass der Gleisbereich beim Bahnhofsgelände nicht länger vom Güterverkehr berührt ist.

 

Kalisalze: Beendeten Missernten und Hungernöte.

Kochsalzabbau bei K+S. Screenshot: www.kali-gmbh.com

Kali steht für Kaliumsalz (Salzmineralien mit einem hohen Gehalt an Kaliumverbindungen). Kalihaltigen Salzen ist es zu verdanken, dass Hungersnöte, die es noch vor 100 Jahren in Europa gab, verhindert werden konnten. Diese Hungersnöte waren die Folge von Missernten und ausgelaugten Böden. Was dagegen tun?

Die Erkenntnis, dass Mineralstoffe für die Pflanzenernährung notwendig sind, verdankt die Welt den Wissenschaftlern Carl Sprengel und Justus von Liebig. Dabei spielt es für die Pflanzen keine Rolle, ob die Nährstoffe in organischer oder mineralischer Form verfügbar sind. Kochsalz ist z. B. ein mineralischer Stoff. Mit dem Beginn des Kochsalzabbaus und dem Auffinden kalihaltiger Salze (Kali- und Magnesiummineralien) konnte die Nährstoff-Mangelsituation beendet und Missernten ein Ende bereitet werden. Das Jahr 1861 markiert die Geburtsstunde der Kaliindustrie.

 

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