Baustellen-Enge und Park-Debatte in Ankum

Eine Großbaustelle im engen Ortskern – das hat zwangsläufig Folgen. Ob fahren oder parken: Wenn vermehrt Baufahrzeuge rollen, wird’s in der Enge wohl noch enger werden. 

So leer ist es nur zur Mittagszeit, wenn zahlreiche Geschäfte geschlossen sind. Foto von Dienstag gegen 13.30 Uhr.

Ein Kommentar von Rita Stiens.

Für so manchen Ankumer ist das Thema Parken ein Aufreger-Thema, bei dem der Blutdruck steigt. Klebt gar ein Knöllchen wegen Falschparkens an der Windschutzscheibe, ist der Weg nicht weit zu einer Schnellschuss-Forderung wie Ratermann sofort abreißen und da einen Parkplatz einrichten.

 

Am Umdenken führt kein Weg vorbei.

Direkt vor der Tür parken.

Die Großbaustelle mitten in der Hauptstraße verschärft, was auch vorher schon in Ankum ein Problem war: Dass es zu wenige Parkplätze gibt – wird so mancher sagen. Ich sehe das anders. Für mich ist ein Kernproblem, dass in Ankum noch immer zu viele erwarten, genau da einen Parkplatz zu bekommen, wo sie hinwollen – nur wenige Meter von dem Geschäft entfernt, in dem man in der Hauptstraße einkaufen möchte, von der Bank entfernt, vom Café oder Restaurant seiner Wahl. Daran festzuhalten, ist angesichts der Baustelle in besonderer Weise ein Nährboden für Gereiztheit, Frust – und bringt nicht einen Schritt weiter. Weder in der aktuellen Lage noch für die Zukunft.

Bei großen Baustellen-Fahrzeugen Parkverbot bei den Kirchenbögen. Wie oft und wie lange, wird sich zeigen.

 

Fahrrad fahren? Wo, wenn die Autos die enge Straße belegen?

Was die aktuelle Lage angeht: Die Großbaustelle wird noch über Monate da sein, und sie ist eigentlich ein Grund zur Freude, denn der Neubau wie auch der Umbau des einstigen Hotels Schmidt sind ein Gewinn für Ankum und die Ankumer. Ein Verkehrsproblem ist sie dennoch, diese Baustelle.

Außerhalb der Mittagszeit problematische Enge bei der Baustelle.

Was ich tun werde, wenn ich in der Hauptstraße einkaufen will oder etwas zu erledigen habe: abseits der Hauptstraße parken. Obwohl ich zugegebenermaßen ein Bewegungsmuffel bin, finde ich: Wo immer man abseits parkt, sind die Wege zu den Hauptstraßen-Geschäften nicht weit (zumindest nicht nach meinen Verständnis von weit und nah).

Auf das Fahrrad umsteigen wäre eine Option – wenn denn auf der Straße Platz wäre für Radfahrer. Bei dem derzeit von oben und unten kommenden Verkehr wird die Hauptstraße während der Hauptgeschäftszeiten von Autos in Beschlag genommen. Als Radfahrer kann man da nur irgendwie sehen, wo man bleibt.

Was den Verkehr und das Parken in der Hauptstraße angeht, besteht Handlungsbedarf. Einfach weiter so ist unabhängig von der Baustelle keine Option. Ankum braucht eine umfassende Verkehrs- und Parkplanung, was ja auch bereits auf der Agenda steht im Rahmen von „Ankum 2035“.

 

Verkehrsplanung mit Weitblick.

Schnellschüsse wie Ratermann mal kurzerhand abreißen, damit ein paar mehr Autofahrer easy parken können, würde sich mit meinem Verständnis von verantwortungsvoller Politik allerdings in keiner Weise vertragen. Ankum wird weiter wachsen. Da braucht es eine Planung mit Weitblick. Da braucht es ein zukunftsfähiges Lösungskonzept.

Dücker wird in wenigen Wochen schließen (wie schade!).

So ein Konzept zu erarbeiten und umzusetzen, kostet Zeit. Zu berücksichtigen wäre in diesem Zusammenhang auch, dass weitere Veränderungen im Ortskern bereits absehbar sind. So wird das Gasthaus Dücker in Kürze schließen und es bleibt abzuwarten, was der Besitzer mit dieser seiner Immobilie vorhat. Welche Pläne Georg Dobelmann fürs Hotel Schmidt hat, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Belebung durch Gastronomie und Geschäfte wäre dem Ortskern zu wünschen. Was heißt das für den Autoverkehr und fürs Parken?

Die Alfred-Eymann-Straße: Eine der Ein- und Ausfahrten zur Hauptstraße.

 

Ist nur nichts ändern tatsächlich das beste Rezept?

Die Kundschaft will Parkplätze direkt vor der Tür und aus allen Richtungen freie Fahrt in die Hauptstraße haben, so die Erfahrung vieler Ankumer Geschäftsleute. Für die Kundschaft wurde es aber schon jetzt, auch vor der Baustellenzeit, zur Hauptverkehrszeit zunehmend nerviger, mit dem Auto bei dem ständigen Gegenverkehr in der Enge voranzukommen und irgendwo einen Parkplatz zu finden. Ankum mit 1.000 Einwohnern und Hunderten Autos mehr würde diese Tendenz nur noch weiter verschärfen.

Könnte es nicht ein Gewinn für die Hauptstraße und ihre Geschäfte sein, wenn sie durch ein durchdachtes Parkangebot in Hauptstraßennähe vom Verkehr entlastet würde? Wenn die Hauptstraße zu einer Meile würde, auf der man gerne flaniert? Eine Frage, die m. E. gestellt werden sollte. Und dann sind da noch die Ökologie und die Notwendigkeit, Wohnraum zu schaffen, ohne die meiner Meinung nach gar nichts mehr gedacht und gestaltet werden sollte.

 

Mehrstöckiges Parkhaus statt Parkplätze.

Parkhaus – statt Parkplatz.

Angesichts der Tatsache, dass in exorbitanter und nicht mehr vertretbarer Weise Flächen versiegelt werden, müsste es auch für einen Ort wie Ankum heißen: Weg von Parkplätzen, diesen Flächenfressern für Autos. Wo heute noch ein Parkplatz ist, kann morgen ein Mehrfamilienhaus mit Mietwohnraum oder Eigentumswohnungen stehen.

Die Alternative: Statt Parkplatz Parkhaus, mehrstöckiges Parkhaus, denn das kann auf deutlich weniger Raum deutlich mehr Autos aufnehmen, kann mit Ladestationen für E-Autos ausgestattet sein usw. Zum dringend gebotenen Umdenken gehört für mich allerdings auch, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das Parken des Autos im Ortszentrum nicht kostenfrei bleiben kann.

 

Die Baustelle als Chance.

Die Großbaustelle befördert in Ankum die Debatte übers Parken. Wenn die sich jedoch darin erschöpft, darüber zu schimpfen, dass man sich auch in Ankum ein Knöllchen einfangen kann, wenn falsch geparkt wird, oder wenn sie geführt wird in der Art „die kriegen nichts gebacken“, würde eine Chance vertan.

Achtung, Knöllchen-Gefahr beim Friedhof in der Kastanienallee: Der rot gepflasterte Streifen ist der Fußweg. Auf dem darf nicht geparkt werden

Was das Knöllchen angeht: Zu den Verkehrsteilnehmern, um daran mal wieder zu erinnern, gehören nicht nur Autofahrer, sondern auch Fußgänger. Denen verhilft der Knöllchen-Schreiber z. B. zu ihrem Recht, wenn er einen Bescheid an die Scheibe eines Autos klemmt, das auf dem Fußweg steht. Woanders ja, aber doch hier kein Knöllchen?

Wie hier in Ankum erschweren wild parkende Autos das Fortkommen von Menschen mit und ohne Behinderungen.

Ärgernis: Wild parkende Autos.

Der Ordnungsdienst kann, auch das sollte einleuchten, nicht nach eigenem Gusto damit anfangen, Augen zuzudrücken. Er muss alle gleich behandeln – und wir sollten uns eigentlich auch alle wünschen, dass er das tut.

Eine Chance wäre die in Ankum schon länger brodelnde Park-Debatte, wenn sie mit mehr Lust darauf geführt wurde, Gewohnheiten und Bisheriges zu hinterfragen, neu zu denken, sich da zum Beispiel auf die Frage einzulassen, ob es in der Hauptstraße, die nun einmal so eng ist wie sie ist, tatsächlich so weitergehen soll, wie es war und ist. Lebensqualität – die Lebensqualität von morgen – ist im Kern das Thema und da z. B. die Frage: Was würden wir gewinnen, wenn wir im Ortskern anders mit dem Autoverkehr und dem Parken umgehen als das bislang der Fall war?

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