Das 1. Aus nach Kaufland

Getränke Hoffmann streicht als erster die Segel. Der Verlust weiterer Geschäfte und Arbeitsplätze ist absehbar.
Getränke Hoffmann streicht als erster die Segel. Der Verlust weiterer Geschäfte und Arbeitsplätze ist absehbar.

Getränke Hoffmann streicht als erster die Segel. Der Verlust weiterer Geschäfte und Arbeitsplätze ist absehbar.

Dass es Getränke Hoffman in Bersenbrück nicht mehr gibt, geht auf das Konto der Kaufland-Ansiedlung. Außerdem: Ein Gerücht zu einem weiteren Discounter befeuert die Debatte über Bersenbrücks Kurs in Sachen Einzelhandel.

Die Nachricht von Getränke Hoffmann ist eindeutig: „Wir sind leider gezwungen…“. Dass Kaufland, nur wenige Meter vom bisherigen Getränkemarkt Hoffmann entfernt, Geschäfte verdrängen würde, war vorhersehbar. Das erste Aus kam schneller als erwartet. Eine zynisch anmutende, aber eine berechtigte Frage: Wo droht das nächste Aus und damit der nächste Leerstand?
Und wo droht neuer Ärger? Möglicherweise gleich um die Ecke. In Bersenbrück kursiert jedenfalls das Gerücht, auf dem ehemaligen LNK-Gelände an der B 214 solle ein Action-Discounter angesiedelt werden. Bislang war der Stand der Dinge: Es wird auf dem LNK-Gelände eine Tankstelle geben, einen Baumarkt, einen Möbelmarkt und Hugenberg (Unterhaltungselektronik, Telekommunikation). Ist dem noch so?

Auch Hugenberg hätte eigentlich im zentralen innerstädtischen Bereich angesiedelt werden müssen. Die Ansiedlung auf dem LNK-Gelände wurde als Ausnahme genehmigt.

Gerüchte sind normalerweise keine Basis für Berichterstattung. Allerdings gab es in jüngster Zeit in Bersenbrück ein lange kursierendes Gerücht, dass sich schließlich bestätigte: dass Kaufland kommt. Der Investor hatte lange geheim gehalten, dass es ein Kaufland-Markt wird. Hinter den Aktivitäten auf dem LNK-Gelände steht ebenfalls ein Investor.

Um Geld zu verdienen, muss ein Investor seine Hallen füllen. Wer zieht in die Hallen auf dem LNK-Gelände ein? Bleibt es bei der bisherigen Planung oder nicht?

Um Geld zu verdienen, muss ein Investor seine Hallen füllen. Wer zieht in die Hallen auf dem LNK-Gelände ein? Bleibt es bei der bisherigen Planung oder nicht?

Ein Action-Markt wäre brisant.

Was darf wo angesiedelt werden? Diese Frage beschäftigt die Bersenbrücker Politik seit Jahren und sie steht nach wie vor auf der Tagesordnung. Das zeigte zuletzt die öffentliche Vorstellung des Einzelhandelskonzepts. Mehr dazu hier. Auf dem LNK-Gelände einen Action-Discounter mit dem Sortiment anzusiedeln, wie es Action-Märkte üblicherweise bieten, würde gegen die für dieses Gelände geltende Raumordnung verstoßen.
In allen Orten der Samtgemeinde werden schon in den nächsten Jahren immer mehr ältere Menschen leben. Nicht nur für sie sind nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten von großer Bedeutung. Dem trägt die Rechtslage (Raumordnung) dadurch Rechnung, dass bestimmte Sortimente wie Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs nur im Zentrum angeboten werden dürfen. Mehr dazu hier.
Auch mit dem in Bersenbrück auf dem Tisch liegenden Einzelhandelskonzept, dessen Inkraftsetzung am Widerstand der CDU-Ratsmehrheit scheiterte, wird angestrebt, eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen und einer Verödung der Ortskerne entgegenzuwirken.

Action beschreibt sich selbst als „schnell wachsenden, internationalen Non-Food-Discounter“ mit 500 Filialen in vier Ländern. Das Sortiment dieses billigen Jakobs reicht von Wasch- und Putzmitteln über Mode und Hobby, Körperpflege, Spielzeug, Tiernahrung, Deko-Artikel und Geschirr bis zu Heimwerken und Multimedia.

 

Umstrittene Rolle von Investoren.

Ankum-Gewerbe

Weil sich die Investoren-Pläne änderten, sieht es hier in Ankum ganz anders aus als ursprünglich geplant.

Welchen Einfluss haben Investoren auf die Entwicklung eines Ortes? Investoren sehen sich gerne als positiv-treibende Kraft. Die Realität sieht oft anders aus. Dafür ist auch Ankum ein Beispiel. In Ankum wurde aus ursprünglich gut klingenden Absichten und Plänen eines Investors am Ende, was auch heute noch so manchen Bürger und Ankumer Geschäftsleute empört: ein mit Discountern bestücktes steriles Einkaufsareal mitten im Ort.
Anders als in Ankum stoßen die Interessen des Investors, der hinter den Plänen für das Bersenbrücker LNK-Gelände im Gewerbegebiet steht, an Grenzen. An die Grenzen des Gesetzes. Es war allerdings ein langer Weg, bis sich die Rechtslage durchsetzte.
Bersenbrücks Bürgermeister und seine CDU-Stadtratsmehrheit brauchten zwei Gerichtsurteile, um zu akzeptieren, was die Opposition aus SPD und Grünen über Jahre an Position vertraten: Auf dem LNK-Gelände darf weder ein Lebensmittelmarkt angesiedelt werden noch ein anderer Einzelhandel mit Dingen des täglichen Bedarfs.

Jede Geschäftsschließung in den Orts- und Stadtzentren hat Auswirkungen auf die übrigen Geschäfte. Geschäfte brauchen „Frequenz“, und das heißt: ein attraktives und möglichst breites Angebot von Geschäften in einer Straße, um Kundschaft in diese Straße zu ziehen. Mit jeder Ansiedlung von Einzelhandel im Gewerbegebiet, stirbt das Zentrum ein Stück mehr.

 

So präsentiert Action sein Sortiment. Aus der Broschüre „Willkommen bei Action“.

So präsentiert Action sein Sortiment. Aus der Broschüre „Willkommen bei Action“.

Investoren und CDU-Stadtratsmehrheit.

In Bersenbrück prallen bereits seit einigen Jahren zwei Welten mit besonderer Wucht aufeinander. Die eine Welt: Der zentrale Versorgungsbereich mit den traditionellen Geschäftsstraßen der Stadt wie Bramscher Straße und Lindenstraße, vor allem bestückt mit dem traditionellen, inhabergeführten Einzelhandel.
Die andere Welt: die Gewerbegebiete. Dort geben, was den Handel angeht, seit einigen Jahren Investoren den Ton an. Die jüngsten wirtschaftspolitischen Weichenstellungen wie die pro Kaufland oder die gegen ein verbindliches Einzelhandelskonzept zeigen: Die Investoren hatten die CDU-Stadtratsmehrheit, an der Spitze Bürgermeister Christian Klütsch, auf ihrer Seite.
Sollte tatsächlich angestrebt werden, einen Action-Markt dem Action-üblichen Sortiment auf dem LNK-Gelände anzusiedeln, würde die Debatte der Jahre 2011 bis 2014 neu belebt. Die damalige Debatte endete bekanntermaßen damit, dass eine Landesbehörde und Gerichte die Pläne der Investoren und der sie unterstützenden CDU-Ratsmehrheit stoppte und kippte.

 

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