Demenz: Eine Allianz für mehr Lebensqualität

Ende letzten Jahres stellte Gabriele Linster ihr Demenz-Konzept für die Samtgemeinde vor. Die Samtgemeinde bewarb sich um eine Beteiligung am bundesweiten Projekt „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ – und ihr Konzept überzeugte.
Gabriele Linster, die Ehrenamts- und Seniorenbeauftragte der Samtgemeinde, konnte sich über ein großes Interesse an der Auftaktveranstaltung „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ freuen.

Gabriele Linster, die Ehrenamts- und Seniorenbeauftragte der Samtgemeinde, konnte sich über ein großes Interesse an der Auftaktveranstaltung „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ freuen.

 

Demenzkranke könnten in den frühen Krankheitsjahren viel intensiver am Leben teilnehmen – gäbe es mehr Verständnis und eine breitere Unterstützung. Die Samtgemeinde hat sich viel vorgenommen, um Demenzkranken mehr Teilhabe am Leben zu ermöglichen.

Gabriele Linster, die Seniorenbeauftragt der Samtgemeinde, konnte am 4. November in Bersenbrück um die 100 Interessierte zur Auftaktveranstaltung des Projekts „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ begrüßen. In den kommenden zwei Jahren möchte Gabriele Linster in der Samtgemeinde ein „Netzwerk der Hilfe“ aufbauen – für die Phase der frühen Krankheitsjahre, wenn noch kein Pflegedienst eingeschaltet werden muss.

Über 1,5 Millionen Menschen leiden derzeit an Demenz und täglich kommen etwa 100 Betroffene hinzu. Auf der Bersenbrücker Veranstaltung wurde das Gesamtprojekt „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ von Dr. Ute Töpper, Leiterin der Geschäftsstelle „Allianz für Menschen mit Demenz“, vorgestellt.

Die „Allianz für Demenz“ ist ein Projekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auf der Landkarte der lokalen Allianzen hat jetzt auch die Samtgemeinde Bersenbrück ihren Platz.

Die „Allianz für Demenz“ ist ein Projekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auf der Landkarte der lokalen Allianzen hat jetzt auch die Samtgemeinde Bersenbrück ihren Platz.

 

„Verbündete auf dem Weg in eine demenzfreundliche Gesellschaft“.

Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier begrüsste die Gäste in seinem Grußwort als „liebe Verbündete auf dem Weg in eine demenzfreundliche Gesellschaft“. Dr. Baier weiter: „Die Medizin erlebt Demenz als Niederlage, die Pflege als Überforderung, die betroffenen Familien nachvollziehbar als Last und Not. Meistens jedenfalls.
Die Demenzbetroffenen und ihre Angehörigen erleben Isolation und Ausgrenzung vom sozialen Leben, ein Herausdrängen aus dem öffentlichen Raum Schritt für Schritt. Wenn von Leiden die Rede ist, dann hier: Leiden unter Ausschluss, unter Abschiebung, Leiden unter Exklusion.
Mein Vater war im hohen Alter ebenfalls von dieser Krankheit betroffen. Für mich persönlich war es sehr bedrückend, den schleichenden Verlust der geistigen Vitalität, der Erinnerungen, der Selbstbestimmung und der Kommunikationsfähigkeit mitzuerleben. Und das Leiden meiner Mutter, einen Gesprächs- und Lebenspartner zu verlieren. Wir sitzen daher alle im gleichen Boot und müssen uns dieser Krankheit stellen!“

 

In alle sieben Gemeinden gehen.

Die drei Redner des Abends (von links): Gabriele Linster, Dr. Ute Töpper, Dr. Horst Baier.

Die drei Redner des Abends (von links): Gabriele Linster, Dr. Ute Töpper, Dr. Horst Baier.

Bis zur „demenzfreundlichen Gesellschaft“ ist es noch ein weiter Weg. Das von Gabriele Linster erarbeitete Demenz-Konzept soll den Weg zur demenzfreudlichen Gesellschaft ebnen. Das Ziel ist: Probleme tragen und lösen helfen.
Zu den Bausteinen des Programms für die kommenden Jahre gehört, in jede einzelne Gemeinde zu gehen, um dort zusammen mit Vereinen und Organisationen, Nachmittage oder Abende zu gestalten unter der Fragestellung: Wo sind Bedarfe? Was können wir tun?

Am Ende der Veranstaltung wartete auf die Gäste ein Büffet. Das leckere Angebot an Fingerfood und belegten Brötchen ging weg wie „warme Semmeln“. Verantwortlich für das Catering war die Heilpädagogische Hilfe.

 

Sensibilisieren, informieren, unterstützen.

Die Cantina der Heilpädagogischen Hilfe zeichnete für das Büffet und den Service verantwortlich. Foto: http://www.hph-bsb.de/hph-angebote/berufliche-qualifikation-und-arbeit/arbeit/werkstatt-fuer-menschen-mit-behinderung/cantina.html

Die Cantina der Heilpädagogischen Hilfe zeichnete für das Büffet und den Service verantwortlich. Foto: http://www.hph-bsb.de/hph-angebote/berufliche-qualifikation-und-arbeit/arbeit/werkstatt-fuer-menschen-mit-behinderung/cantina.html

Ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben können demenzkranke Menschen nur führen, wenn das Umfeld versteht und unterstützt. Kein Geld im Portemonnaie finden, mit einem Einkaufszettel im Laden unterwegs sein und trotzdem vergessen, was man einkaufen will: Menschen mit Demenz sind angewiesen auf aufgeklärte, hilfsbereite Menschen wie zum Beispiel Bedienungspersonal in Apotheken, Bäckereien, Lebensmittelläden oder Banken. Sie sind angewiesen auf Menschen, die in der Lage sind, Symptome wahrzunehmen und begleitende Hilfe zu leisten.
Wie gehen wir hier mit Demenzkranken um, wie können wir zur Hilfe beitragen? Mitarbeiter von Banken würde Gabriele Linster zum Beispiel gerne informieren und sensibilisieren, auch anderes Personal. Selbsthilfegruppen könnten sich gründen. Es könnte ehrenamtliche Demenzbegleiter geben und in den Schulen könnte Demenz zum Thema werden. Gabriele Linster hofft auf eine breite Mitmachwelle vor Ort, um schnell und nachhaltig voranzukommen auf dem Weg zur demenzfreundlichen Gesellschaft.

 

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