Erdverkabelung: Info-Tour Bürgerinitiativen & Politik

Einen gemeinsamen Ausflug unternahmen gestern Vertreter von Bürgerinitiativen und Politiker. Sie informierten sich in Sachen Stromtrasse über die Erdverkabelung.

Informierten sich über die Erdverkabelung: Vertreter der Bürgerinitiativen, Ratsmitglieder aller Fraktionen (CDU, SPD, Grüne, UWGs), zwei Bürgermeister und Vertreter der Samtgemeinde.

Die Erdverkabelung war ihr Thema: Vertreter der Bürgerinitiativen, Ratsmitglieder aller Fraktionen (CDU, SPD, Grüne, UWGs), zwei Bürgermeister und Vertreter der Samtgemeinde.

Mit einer Begrüßung im Schloss in Raesfeld begann, was Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier im Juni angekündigt hatte: Die Samtgemeinde lädt für den 14. Juli zu einem Besuch der Amprion Erdkabelausstellung in Raesfeld (im Kreis Borken) ein, um sich dort über die Thematik zu informieren.

Seit etwa einem Jahr beschäftigt das Thema Bau einer Stromtrasse Bürgermeister und Ratsmitglieder in mehreren Orten, die Samtgemeindepolitik und Bürgerinitiativen, die sich gegen den Bau einer Stromtrasse wehren. Können Erdverkabelungen dazu beitragen, den Stromtrassen-Konflikt zu entschärfen?

Das Schloss Raesfeld, im 17. Jahrhundert im Renaissancestil ausgebaut, ist heute Sitz der Fort- und Weiterbildungseinrichtung der Handwerkskammern und wird für kulturelle Veranstaltungen und als Restaurant genutzt. Das Schloss ist auch eine beliebte Anlaufstelle für Radtouristen.

Vor dem Raesfelder Schloss begrüße Arndt Feldmann (Amprion) die knapp 30-köpfige Reisegruppe aus der Samtgemeinde.

Vor dem Raesfelder Schloss begrüße Arndt Feldmann (Amprion) die knapp 30-köpfige Reisegruppe aus der Samtgemeinde.

Teilnehmen an der Fahrt nach Raesfeld konnten je vier Vertreter der drei Bürgerinitiativen (Alfhausen, Ankum, Gehrde), je zwei Vertreter der Fraktionen des Samtgemeinderats, drei Personen aus der Samtgemeindeverwaltung sowie die Bürgermeister aus Alfhausen, Bersenbrück, Gehrde, Rieste plus vier Ratsmitglieder aus den vier Orten. Ganz so groß, wie die Gruppe hätte sein können, wurde sie nicht. Von den vier geladenen Bürgermeistern waren zum Beispiel zwei dabei: die Bürgermeister von Ankum und Gehrde.

 

Schon bei der Info- und Gesprächsrunde im Schloss gab es zum Kaffee auch Anschauungsmaterial.

Schon bei der Info- und Gesprächsrunde im Schloss gab es zum Kaffee auch Anschauungsmaterial.

Das Ausmaß der Erdverkabelung.

Lesestoff gibt es reichlich zum Thema Erdverkabelung. Mit eigenen Augen sehen, was Erdverkabelung in der Praxis bedeutet, ist noch einmal eine ganz andere Sache. In Raesfeld baut Amprion ein Erdkabel-Pilotprojekt auf einer Länge von 3,4 km. Welche Ausmaße hat so eine Baustelle? Wie sehen Übergabestellen aus, die benötigt werden, um Leitungen unter die Erde zu führen? Sich davon ein anschauliches Bild zu machen, war ein Teilaspekt der Info-Reise. Es ging aber natürlich noch um sehr viel mehr. Um den Stand der Erdkabel-Technologie zum Beispiel und um die weitere technologische Entwicklung, um Chancen und Risiken. klartext sprach mit einigen Teilnehmern über Eindrücke und Fragen, die zur Sprache kamen.

Eine Erdverkabelung soll vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn die vorgeschriebenen Abstände zu Siedlungen und Einzelhäusern nicht eingehalten werden können.

Erdverkabelung zwischen Haus und Wald: So kann auch der Wald stehenbleiben. Über einer Erdverkabelung kann kein Wald gepflanzt werden, denn die Wurzeln der Bäume würden zu tief in die Erde wachsen.

Erdverkabelung zwischen Haus und Wald: So kann auch der Wald stehenbleiben. Über einer Erdverkabelung kann kein Wald gepflanzt werden, denn die Wurzeln der Bäume würden zu tief in die Erde wachsen.

Chancen und Risiken der Erdverkabelung.

Wie vertragen sich Landwirtschaft und Erdverkabelung, ist zum Beispiel eine in einer landwirtschaftlich geprägten Region wichtige Frage. Werden die Äcker von Landwirten entwertet? Macht die Erdverkabelung die Böden kaputt? Was wird getan, um die Bodenqualität zu erhalten und damit die weitere landwirtschaftliche Nutzung der Flächen?

Zu den Gästen, die Arndt Feldmann (rechts) bei Amprion begrüßen konnte, gehörte für die Samtgemeinde auch der Erste Samtgemeinderat Andreas Güttler (2. von rechts).

Zu den Gästen, die Arndt Feldmann (rechts) bei Amprion begrüßen konnte, gehörte für die Samtgemeinde auch der Erste Samtgemeinderat Andreas Güttler.

Der Aufwand, um Böden zu erhalten, ist groß. Grob skizziert heißt das: Begonnen wird mit einem Querschnitt der etwa 2,50 m tiefen Erdkabel-Baustelle, um am Ort des Baus die Bodenschichten zu erfassen. Dann werden die verschiedenen Schichten einzeln abgetragen und gelagert. Am Ende wird die Baustelle wieder Schicht für Schicht mit dem entnommen Boden gefüllt. Landwirtschaftlich genutzt werden kann die Fläche erst wieder nach einer Übergangsphase, in der zum Beispiel Klee angebaut wird, der gut wurzelt. Für die Ausfallzeit werden die Landwirte entschädigt.

Keine Kleinigkeit: eine Kabelübergabestation. Die Masten einer solchen Station sind 14 m hoch und zu so einer Anlage gehören auch hohe Blitzableiter.

Keine Kleinigkeit: eine Kabelübergabestation. Die Masten einer solchen Station sind 14 m hoch und zu so einer Anlage gehören auch hohe Blitzableiter.

Die Erwärmung des Bodens, so die Informationen bei Amprion, sei minimal und würde einer landwirtschaftlichen Nutzung nicht entgegenstehen. Allerdings beruht die Erdverkabelung in vielem noch auf Theorie bzw. Berechnungen. Es fehlt an Erfahrungswerten, um belegen zu können, dass in der Praxis eintritt, was man sich von der geplanten Herangehensweise verspricht. Was es inzwischen gibt, sind so genannte Referenzflächen, auf denen in Zusammenarbeit z. B. mit der Landwirtschaftskammer Bonn die Erdverkabelung untersucht wird. Ob es Strahlungsprobleme bei der Erdverkabelung gibt, auch das ist eine Frage, die so manchen Bürger beschäftigt.

Kabel über Kabel. Beim Pilotprojekt Raesfeld werden auf einer Länge von 3,4 km über 42 km Kabel verlegt. Die Baustelle hat eine Breite von 41,5 m.

Auch ein Thema: Die Kosten.

Nach Angaben von Amprion kostet die Erdverkabelung bei dem gezeigten Pilotprojekt 6 x so viel wie eine Freilandleitung. Andere schätzen die Kosten geringer ein. Was die Kosten angeht, hatten sich Vertreter von Bürgerinitiativen schon vorher mehrfach geäußert. Ihrer Meinung nach dürfen die Kosten kein Thema sein, denn der Bau der Stromtrasse sei ein Jahrhundert-Projekt, das auch noch die Kinder und Kindeskinder beträfe.

Eine Station der Info-Tour: das Informationszentrum von Amprion.

Eine Station der Info-Tour: das Informationszentrum von Amprion.

Viel Stoff für die weiteren Diskussionen.

„Ich möchte keine Freileitung“, sagen viele Bürger. „Die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung sollen erfüllt werden“, sagen Politiker vor Ort. Wie die Wünsche von Bürgern erfüllen? Eine Unterstützung ist die Politik vor Ort, wenn gemeinsam für Lösungen gekämpft wird. Zum Beispiel – was die Orte in der Samtgemeinde Bersenbrück angeht – für eine Trassenführung entlang der Autobahn (mehr dazu hier).

„Ich möchte keine Freileitung“, sagen Bürger, „Die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung sollen erfüllt werden“, sagen Politiker: Ist eine Erdverkabelung eine Lösung, um Bürgerinteressen besser gerecht zu werden?

„Ich möchte keine Freileitung“, sagen Bürger, „Die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung sollen erfüllt werden“, sagen Politiker: Ist eine Erdverkabelung eine Lösung, um Bürgerinteressen besser gerecht zu werden?

Zu Ende ist das Ringen um bürgerverträgliche Stromtrassenlösungen noch lange nicht. Nach Auskunft von Teilnehmern war die Informationsveranstaltung informativ und wer fragte, bekam eine Antwort. Dass sich Vertreter der Bürgerinitiativen und Politiker auf den Weg nach Raesfeld machten, hat zumindest eines gebracht: Man informierte sich gemeinsam. Für mehr konkrete Einblicke in die Materie Erdverkabelung und mehr Debattenstoff dürfte die Veranstaltung gesorgt haben.

 

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