Jetzt die 1 einlösen. Ein Plädoyer für mehr Lob

Mit dem Berechtigungsschein für Schutzmasken in die Apotheke: Auch hier läuft die Schutzmasken-Aktion der Bundesregierung weiter. Jeder, der bislang Post bekam, erhielt zwei Berechtigungsscheine. Warum nur einer mitgenommen werden sollte zur Apotheke und warum ich mir generell mehr Lob statt Geschimpfe wünsche. 

Für die derzeitige Abgabe in der Apotheke: Dieser Berechtigungsschein 1 für den Zeitraum 1.1.2021 bis 28.2.2021.

Ein persönlicher Beitrag von Rita Stiens.

Nach den über 75-Jährigen sind inzwischen die über 70-Jährigen dran bei der Aktion der Bundesregierung, gegen eine Eigenbeteiligung von jeweils 2 € insgesamt 12 Schutzmasken mit hoher Schutzwirkung zu bekommen. Ich bin über 70 und habe gestern Post bekommen. Am Ende der Aktion sollen alle Bürgerinnen und Bürger ab 60 Jahre Berechtigungsscheine bekommen haben sowie Jüngere mit bestimmten Risikofaktoren, zu denen auch Kinder gehören, wenn ein Arzt z. B. bei einem Kind gegenüber der Krankenkasse Asthma bronchiale diagnostizierte.

 

Möglichst zu Hause durchschneiden und nur 1 Berechtigungsschein und den Brief vorlegen.

Was das Praktische angeht: Jeder Berechtigte bekommt zwei Scheine. Der eine gilt für den Zeitraum 1. Januar 2021 bis zum 28. Februar 2021. Der zweite gilt für den Zeitraum 16. Februar 2021 bis zum 15. April 2021.

Nach einer kleinen klartext-Stichprobe sieht es so aus, dass man sich in Apotheken darauf eingerichtet hat, Scheren zur Hand zu haben, um die Gutscheine in der Apotheke auseinanderzuschneiden, denn zahlreiche Bürgerinnen und Bürger bringen beide zusammenhängenden Gutscheine mit.

Auseinanderschneiden: Der 2. Berechtigungsschein kann erst ab dem 16. Februar 2021 eingelöst werden.

Auch wenn klartext keine Klagen übers Auseinanderschneiden zu Ohren kamen: Bei der großen Zahl der Berechtigten würde die Abgabe noch etwas zügiger klappen, wenn die Gutscheine zu Hause auseinandergeschnitten würden und jeder nur den derzeit gültigen Berechtigungsschein 1 in den Apotheken vorlegen würde sowie den Brief. Der Brief muss auch bei der Einlösung des zweiten Gutscheins wieder vorgelegt werden.

Risikofaktoren für eine Maskenberechtigung sind: chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma bronchiale, chronische Herzinsuffizienz, chronische Niereninsuffizienz Stadium ≥ 4, Demenz oder Schlaganfall, Diabetes mellitus Typ 2, aktive, fortschreitende oder metastasierte Krebserkrankung oder stattfindende Chemo- oder Radiotherapie, welche die Immunabwehr beeinträchtigen kann, stattgefundene Organ- oder Stammzellentransplantation, Trisomie 21 und eine Risikoschwangerschaft.

 

34 Millionen Berechtigte: Und da darf gar nichts schiefgehen?

Ich war heute im Internet unterwegs und bin, was die Aktion Berechtigungsscheine angeht, vor allem auf Empörung gestoßen und Berichterstattung darüber, dass es offensichtlich auch Fehler gab. Ich kann Empörung darüber nicht nachvollziehen.

FFP2-Schutzmaske.

Laut Gesundheitsminister Spahn sollen, nach einem entsprechenden Abgleich mit den Versichertendaten der Krankenkassen, gut 34 Millionen Menschen solche Coupons erhalten. Was für ein Aufwand für alle Beteiligten, „von der Bundesregierung, die die Scheine in Auftrag gibt, die Bundesdruckerei, die sie fälschungssicher druckt, und die Krankenkassen, die sie dann verschicken, an jene Menschen, die besonderen Schutzes bedürfen“, wie die Süddeutsche Zeitung dazu am 27. Januar schrieb.

Wie kommen Menschen zu der aus meiner Sicht völlig unrealistischen Erwartung, dass bei der Bewältigung einer solchen Aufgabe, bei der es um 34 Millionen Menschen geht, nichts, aber auch gar nichts schiefgehen darf? In welchem Verhältnis stehen eigentlich, um nur eine Frage zu stellen, fälschlicherweise Angeschriebene zu den korrekt Angeschriebenen? Das Medienbild dominieren Negativdarstellungen. Dass millionenfach alles richtig läuft, wird kaum wahrgenommen. Eine aus meiner Sicht fatale Entwicklung.

Chaos? Bei vielen Menschen bleibt nur eine Überschrift hängen, die das Meinungsbild bestimmt.

 

Eine gewaltige Leistung. Mehr Lob – statt Fokussierung auf das, was im Einzelfall tatsächlich oder auch nur scheinbar nicht funktioniert.

Den Bürgerinnen und Bürgern wird es leicht gemacht: Wir alle müssen mit dem Berechtigungsschein nur in eine Apotheke gehen und bekommen die Schutzmasken gegen eine Zahlung von 2 € ausgehändigt. Alle anderen, die das möglich gemacht haben, darunter nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenkassen, müssen eine bis dahin nicht vorgekommene Aufgabe stemmen, die eine enorme Zusatzbelastung aller darstellen dürfte – schließlich läuft ja auch die normale Arbeit weiter, und die ist nicht weniger, sondern durch die Virus-Krise eher größer geworden.

Berechtigungsscheine noch nicht da: Empörung hat Hochkunjunktur.

Aus meiner Sicht ist es z. B. wenig wahrscheinlich, dass bereits jeder über 70-Jährige Post mit Berechtigungsscheinen bekommen hat. Wie könnte es auch gelingen, Post für jeden Einzelnen dieser so vielen Menschen an einem einzigen Tag auf den Weg zu bringen? Andere haben vielleicht schon vor mir Post bekommen – und das freut mich. Ich habe Vertrauen darin, dass jeder der an dieser Aktion Beteiligten nach Kräften alles tut, um der Aufgabe gerecht zu werden, alle Berechtigten mit den Berechtigungsscheinen zu versorgen.

Es könnte auch vorkommen, dass in der einen oder anderen Apotheke an dem Tag, an dem ich dort erscheine, Masken erst wieder geordert werden müssen, schließlich kann auch jeder Apotheker nur abschätzen, wie viele Menschen in welchem Zeitraum mit Berechtigungsscheinen kommen und wie viele Masken er wann vorrätig haben muss. Bislang ist mir aber nicht zu Ohren gekommen, dass keine Masken vorrätig waren. Eine prima Leistung, finde ich, wie so manches andere.

Wichtig: umfassende Informationen: Über Schwierigkeiten beim Impfen informierte Landrätin Anna Kebschull per Video. Abzurufen unter https://corona-os.de/

Schimpfen, Besserwisserei, nach Schuldigen suchen: Sich auf das zu fokussieren, was tatsächlich oder auch nur scheinbar nicht funktioniert, führt aus meiner Sicht zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität und kann auch nur dazu führen, dass die vielen Menschen demotiviert werden, die alles daransetzen, die Virus-Pandemie zu bewältigen, und dass eine allumfassende Politikverdrossenheit um sich greift.

Für mich ist es nicht selbstverständlich, dass fast jeder Dritte, darunter ich, 12 FFP2-Masken bei einer Zuzahlung von 4 € bekommt! Das verdient ein Lob, meine ich – wie auch manches andere. Aus meiner Sicht nimmt der Hang zum Schimpfen in einer Weise überhand, mit der wir uns allen nur schaden.

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