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„Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind“, heißt es in der Weihnachtsbotschaft. Ohne guten Willen wird Friede nie gelingen – weder privat noch politisch.

Eine „besinnliche Weihnachtszeit“ wurde mir vor ein paar Tagen gewünscht. Besinnlich, ein Wort, so scheint es mir zumindest, das nur noch selten verwendet wird – und auf das wir uns eigentlich mehr besinnen müssten denn je. So mancher glaubt, Gründe dafür zu haben, wutentbrannt, aufgebracht, drohend, gar gewalttätig und mörderisch zu agieren.

Für das genaue Gegenteil steht das Wort besinnlich. Eine besinnliche Zeit ist eine von Ruhe und Nachdenklichkeit geprägte Zeit. Was braucht es, um in diesen aufgewühlten, von viel Gegeneinander, blindwütiger Empörung, von Hass und weltweiter Hochrüstung gekennzeichneten Zeiten den Frieden nicht noch mehr zu verspielen, den innerdeutschen wie den weltweiten?

 

Adenauer vor 65 Jahren: Es kommt auf unseren Willen zum Guten an.

„Ach, wie wenig haben wir Menschen erkannt, welch ein kostbares Gut der Friede ist. Hat uns die Geschichte der letzten Jahrzehnte nicht gezeigt, welch kostbares Gut der Friede ist? Sind wir nicht furchtbar gestraft worden von Gott für den Bruch des Friedens, den wir begangen haben? Haben wir nicht fast alles dadurch verloren, was wir besaßen, Hab und Gut, Haus und Hof, Familie und Freiheit, Achtung und Ansehen?“ – das sagte in seiner Weihnachtsansprache des Jahres 1952 der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer (1).

„Der Ruf der Engel lautet nicht Friede den Menschen“, so Adenauer, „er lautete Friede den Menschen, die guten Willens sind!“. Damit hätten die Engel gesagt, so Adenauer weiter, „dass es auf uns ankommt, auf unseren Willen zum Guten.“

Zu Adenauers Zeiten waren die Kirchen auch an normalen Sonntagen noch voll. Inzwischen haben viele der katholischen und evangelischen Kirche den Rücken gekehrt. Was den Frieden angeht, gilt jedoch heute wie damals, was schon vor über 2000 Jahren galt: Es kommt auf uns, auf unseren Willen zum Guten an – ob privat, beruflich oder politisch.

Wie ist es um unseren Willen zum Guten und damit zum Frieden bestellt? Was kann jeder Einzelne in seinem Alltagsleben tun, um Frieden zu befördern? Wäre das nicht mal ein Thema für Gespräche – unter Freunden, mit den Kindern, mit den Enkeln?

„Friede den Menschen, die guten Willen sind“! In diesem Sinne wünsche ich allen eine so besinnliche wie schöne Weihnachtszeit und einen guten Start in das neue Jahr. Rita Stiens.

 

(1) Quelle: Konrad Adenauer: Glauben an den Sieg des Lichtes (Weihnachtsansprachen 1949-1958). Buxheim/Allgäu o. J., S. 43-50).

 

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