klartext, jetzt 17 Monate alt, dankt für das große Interesse – und bittet um Verständnis für eine etwas längere Urlaubspause. Hier eine erste kleine Bilanz dieser fast 1½ Jahre.
Ein persönlicher Beitrag von Rita Stiens.
Für mich begann der klartext-Start nach fast 40 Jahren hauptberuflichem Journalismus kurz vor dem Rentenalter. Und so ist klartext nunmehr 17 Monate alt, ich habe die 66 überschritten, mache jetzt erstmalig eine Pause – und schaue mit einigem Erstaunen auf die letzten anderthalb Jahre.
Ein großes Dankeschön für Ihr Interesse.
Was mich erstaunt? Zum einen: Wie sich klartext entwickelt hat. Die Zahl der täglichen Zugriffe ist unablässig gestiegen. Tag für Tag so viel Interesse – damit habe ich nicht gerechnet. Dafür ein großes Dankeschön. Erstaunt hat mich aber auch, wie sehr es mich selber gepackt hat. Ich bin aus Liebe zu meinem Beruf mit klartext gestartet, aber auch aus einem persönlichen Grund. Ich bin nach 43 Jahren Abwesenheit in meinen Geburtsort Ankum zurückgekehrt, den ich nach dem Abitur verlassen habe.
416 Artikel und über 2.100 Bilder.
43 Jahre Abwesenheit sind eine lange Zeit, und so schien es mir, dass sich zweierlei prima miteinander verbinden lässt: der Spaß am Journalismus und die Möglichkeit, Ankum und das nähere Umfeld – die Samtgemeinde Bersenbrück – durch die Arbeit an Artikeln und Reportagen neu und so ausgiebig wie nie zuvor zu entdecken.
Ich habe mein Umfeld ausgiebig neu entdeckt, war viel unterwegs, habe vieles in Bildern festgehalten, viele Stunden in Ratssitzungen verbracht und schreibend am Computer. 416 veröffentlichte Beiträge sind in 17 Monaten zusammengekommen mit über 2.100 Fotos.
An den Start gehen konnte klartext nur mit tatkräftiger Unterstützung. Ich habe sie durch einen langjährigen Freund, einen Grafiker aus Hamburg, erfahren und dessen einzigartigen Freundschaftsdienst. Er schuf das Portal, war in seiner freien Zeit ständig helfend zur Stelle – abends, sehr spät abends, samstags, sonntags – und brachte mir so nebenbei auch noch so einiges bei, damit ich Artikel nicht nur schreiben, sondern auch selber online stellen und bebildern kann. Ihm gebührt mein besonderer Dank.
Ich hatte beim klartext-Start keine feste Vorstellung davon, wie sich die Dinge entwickeln könnten oder sollten. Eine eher vage Vorstellung war, so etwas wie ein journalistisches Netzwerk aufzubauen, also auch andere dafür zu gewinnen, sich – aus reiner Freude an der Sache – journalistisch einzubringen. Das ist nicht gelungen. Was wohl auch daran liegt, dass es sehr zeitraubend ist, gründlich zu recherchieren, Diskussionsverläufe über längere Zeiten zu verfolgen, sich auf Interviews vorzubereiten, eine Reportage zu erarbeiten… Und so blieb klartext eine 1-Frau-Redaktion.
Über zu wenig und zu viel Langeweile.
Bei der vielen tagtäglichen Arbeit blieb für eines gar keine Zeit: Darüber nachzudenken, wie eine klartext-Zukunft aussehen könnte. Darum fällt die Urlaubspause auch etwas länger aus – um zu entspannen, aber auch, um in aller Ruhe über die letzten Monate nachzudenken. Was kann und möchte ich weiterhin machen? Wieviel Zeit kann ich in klartext stecken, ohne dass Freundschaften, die Familie und anderes darüber viel zu kurz kommen?
Gelangweilt habe ich mich seit dem klartext-Start im Mai 2015 nicht eine Sekunde. Ich sollte mich aber mal wieder langweilen, denn Langeweile beflügelt die Fantasie und steigert die Kreativität. Zu diesem Schluss sind zumindest Sandi Mann und Rebekah Cadman von der University of Central Lancashire in zwei Studien gekommen. Wer sich chronisch langweilt, wird dagegen eher krank, riskiert Bluthochdruck und psychische Probleme wie eine Depression. Zuviel langweilen will ich mich also nicht, nur gerade genug, um auf neue Ideen für klartext und anderes im meinem Rentnerleben zu kommen.
Ich wünsche mir, dass es auch in Zukunft neben dem Meinungsmonopol des alleinigen Printmediums ein digitales Medium gibt, das eine gut recherchierte Darstellung der Ereignisse oder Sachverhaltes gibt. Dem Leser bleibt die Aufgabe, sich aus den – vielleicht unabsichtlich – unterschiedlich geschilderten Tatsachen aus verschiedenen Quellen eine eigene Meinung zu bilden. Der allgemeine Mainstram muss nicht zwangsläufig die richtige Sachlage widerspiegeln. Oft führen auch angebliche Einzelmeinungen zu einem allgemeinen Umdenken. Daher ist ein zusätzliches Medium, wie Klartext, elementar wichtig, um die Deutungshoheit einer Partei oder Gruppe bei angeblichen Tatsachen zu hinterfragen.