Konstruktiver Polit-Talk

Warum ist die Kita-Lage eine so schwierige? Was ist mit der B 214, der Stromtrasse, den Ampeln? Beim Info-Abend der UWG Ankum gab’s einen Austausch über diverse Themen.

Für die UWG Ankum begrüßte der Vorsitzende Mathias Bokel (stehend) die Gäste.

Kommunalpolitik ist keine „abgehobene“ Politik, sie betrifft Bürger ganz direkt – das zeigte der kommunalpolitische Info-Abend der UWG Ankum im Alten Gasthaus Bergmann am gestrigen Dienstag. Freud‘ und Leid liegen derzeit in Ankum so 1,7 km voneinander entfernt – festzumachen an den Themen Kita und Stromtrasse.

Freude wird die neue neue Kita an der Schulstraße bereiten. Mit ihr bekommt die Gemeinde ein Schmuckstück nahe dem Wahrzeichen „Artländer Dom“, in dem am Ende wohl 4 Mio. € an Baukosten stecken werden.

Im Mai, so Bürgermeister Detert Brummer-Bange, sei mit der Fertigstellung der Gebäude zu rechnen. In Betrieb gehen wird die Kita zum 1. August mit 3 Regelgruppen à 25 Kinder und 2 Krippen-Gruppen (à 15 Kinder), wobei die Erweiterung für eine 3. Krippen-Gruppe gleich mitgebaut wird. Ob man denn überhaupt ausreichend Personal finde, war eine der Fragen. Die Antwort: Für Ankum sah es bei den Bewerbungen außergewöhnlich gut aus. Es hätten sich 23 Bewerber für die 16 Stellen interessiert.

Thema in der Runde: Keine Stromtrasse durch Ankum.

 

1,7 km östlich: Das Damoklesschwert Stromtrasse.

Von der Ortsmitte aus wäre sie außer Sichtweite und relativ weit entfernt, aber für Mensch und Landschaft in Walsum, Rüssel, Tütingen und Westerholte – und damit auch für ganz Ankum – würde eine Höchstspannungsleitung eine einschneidende Veränderung bedeuten. Die bei Bergmann Versammelten waren sich einig: am 8. März unbedingt an der Demo in Bersenbrück teilnehmen, die von der Bürgerinitiative Gegenstromleitung Ankum organisiert wird (mehr dazu hier).

Anita Schulte zu Holsten.

Anita Schulte zu Holsten, aktiv in der Bürgerinitiative, rief engagiert dazu auf, die Runde, die sich in Sachen Stromtrasse am 8. März in Bersenbrück trifft, mit lautstarkem Protest zu empfangen. Sie kritisierte u.a., dass bei dem geplanten Trassenbau nicht auf die neuste Technologie (Gleichstrom/HGÜ-Leitungen) gesetzt wird – die eine Erdverkabelung über weite Strecken ermöglicht.

Einigkeit herrschte in der Runde darüber, dass einfach Fakten geschaffen werden und die davon Betroffenen darüber auf der Strecke bleiben. An den entscheidenden politischen Hebeln, wurde im Austausch über das Thema deutlich, sitzen Kommunalpolitiker wie die Bürgermeister der betroffenen Kommunen nicht. Da sitzen die Bundes- und die Landespolitik. So kann den Weg für HGÜ-Leitungen nur die „große Politik“ freimachen. Bleibt zu hoffen, so der Tenor, dass der Bersenbrücker Protestmarsch am 8. März ein weiterer Baustein ist, um die Verantwortlichen zum Nach- und Umdenken zu bewegen.

 

Rasante Entwicklung bei der Kinderbetreuung.

Zu den Schwerpunktthemen des Abends gehörte die Kinderbetreuung. Vor etwa 10 Jahren, so Bürgermeister Brummer-Bange, habe man beim Bau der katholischen Kita noch gezweifelt, ob man hier, in diesem ländlichen Raum, überhaupt eine Krippe brauche. Dann ging es Schlag auf Schlag: 7 Krippen mussten in nicht einmal 10 Jahren eingerichtet werden, allein 5 Krippen waren es in den letzten 6 Jahren.

Die Kinderbetreuung kostet eine Gemeinde Millionen, wenn sie eine neue Kita bauen muss, und sie kostet die Samtgemeinde alljährlich Millionen für den Betrieb der Kitas von Alfhausen bis Rieste.

 

Im März 2015 hatte die UWG Ankum zur Besichtigung eines Waldkindergartens eingeladen. Auch für Ankum eine Idee?

 

Betriebskindergarten, Waldkindergarten?

Die neue Ankumer Kita wird wohl schon in diesem Jahr ihre Kapazitätsgrenze erreichen. Was tun, wenn dann z. B. für eine Kindergartengruppe der Platz fehlt?

Der Platz für eine weitere Krippen-Gruppe im Kita-Neubau.

Ob es es in Ankum auch Betriebskindergärten geben könne, war die Frage eines Teilnehmers, und Detert Brummer-Bange brachte die Idee ein, vielleicht eine Kindergruppe der Kita als Außengruppe (Waldkindergarten) zu führen. Die UWG Ankum hatte im März 2015 mal zu Informationszwecken einen Waldkindergarten besucht.

So einige offene Fragen beim Thema Kinderbetreuung, nur eines scheint sicher: Allein durch eine Beitragsfreiheit für über 3-jährige Kinder wird die Nachfrage steigen. Schwer macht die Planung für eine Gemeinde zudem, dass es zu dem Zeitpunkt, zu dem mit einer Planung begonnen werden muss, keine verlässliche Zahlenbasis gibt. So wurde z.B. in der Bevölkerungsprognose des Landkreises Osnabrück die Zahl der Geburten für Ankum im Jahr 2017 mit 86 angegeben. Tatsächlich waren es 107 Geburten – und damit 21 Kinder mehr, für die möglicherweise im nächsten Jahr ein Krippenplatz gebraucht wird (hier mehr zu den Geburtenzahl in den einzelnen Orten der Samtgemeinde).

 

B 214, Ampeln: Viel Arbeit im Detail.

Ankum hatte andere, eigene Vorstellungen von der Umgestaltung der B 214 als die zuständige Landesbehörde. Die durchzusetzen, dauerte seine Zeit. Derzeit, so der Bürgermeister, sei die Detailplanung in Arbeit. Wenn die fertig ist, wird es eine Anliegerversammlung geben. Mit einem Beginn der Bauarbeiten rechnet Brummer-Bange nicht vor dem Frühjahr 2021. Auch wenn man abschnittsweise vorgehe, werde durch die Bauarbeiten eine schwierige Phase auf Ankum zukommen.

Eine mögliche Variante: Kein Kreisverkehr, sondern eine Ampelanlage an der Alfhausener Straße – B 214.

Geplant: Ampeln an der Alfhausener Straße – B 214.

Die Umgestaltung soll vor allem Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger bringen. Die eigentliche Fahrbahnbreite bleibt erhalten. An die Fahrbahn schließen sich Parkbuchten an, unterbrochen von Bäumen. Erhöht daneben dann ein sicherer, kombinierter Fuß- und Radweg.

Die Fußgängerampeln, die bald als Dunkelampeln die Querung der B 214 erleichtern sollen (Höhe Bahnhof) und die der Alfhausener Straße, werden in Kürze stehen. Die Arbeiten werden aber anders ablaufen als ursprünglich geplant. Nach Vorstellung der zuständigen Behörde sollten zwei Firmen aktiv werden (eine für die Vorarbeiten, eine für die Ampeln). Keine gute Idee war das nach Meinung der Gemeinde Ankum, weil es bei zwei Firmen nur zu leicht passiert, dass eine mit dem Finger auf die andere zeigt, wenn am Ende etwas nicht klappt, wie es klappen soll. Inzwischen ist entschieden: Es wird nur eine Firma ans Werk gehen.

Ein Polit-Talk, bei dem es um Gemeinde- und die Samtgemeindepolitik ging. Als Mitglied des Kreistags schnitt Detert Brummer-Bange auch Kreistagsthemen an.

 

Eine gute Gelegenheit für Bürger.

Geschimpft wird oft gerne über „die Politik“ und über so manche Entscheidung einer Gemeinde. Dass Politiker gesprächs- und dialogbereit sind, hat die gestrige Veranstaltung gezeigt. Um die Bereitschaft der Bürger, sich einzubringen und Dialogangebote zu nutzen, könnte es noch besser bestellt sein. Mehr Männer dürften es sein, und vor allem mehr Frauen.

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