Mode: Das Elend hinter dem schönen Schein

Jetzt schon mal vormerken: Die Doppelveranstaltung der Kolpingsfamilie zum Thema „Der Preis der Mode“. Den Auftakt macht ein Filmabend am 29. Januar. Ihm folgt eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion am 5. Februar.

Gleich mal diverse Teile mehr shoppen, weil’s so günstig ist? Der Film, der in Ankum zu sehen sein wird, zeigt die verheerende Wirklichkeit hinter der scheinbar so glitzernd-schönen Modewelt.

 

Glamour, der über Bildschirme flattert und Zeitschriften füllt: Top-Models und „Influencerinnen“ in trendy Outfits auf dem roten Teppich, Blitzlichtgewitter. Immer wieder mit neuen Klamotten glänzen ist zur Sehnsucht vieler geworden. Und diese Sehnsucht wird bedient – durch ein gnadenloses Geschäft.

© Grandfilm, The True Cost.

Was an Trends auf den großen Laufstegen sichtbar wird, ist inzwischen in kürzester Zeit bei Billiganbietern en masse auf dem Markt. Styles über Styles werden da angeboten, jahraus, jahrein, Unmengen Mode, gemacht fürs kurze Tragen und anschließende Wegwerfen, schließlich soll der allerneuste Style nicht verpasst werden.

Bis zu 12 Kollektionen werden von Modehäusern jährlich auf den Markt geworfen. Mit Erfolg: Wir konsumieren heute 500 % (!) mehr Kleidung als noch vor 20 Jahren. Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche 60 Kleidungsstücke im Jahr, trägt sie aber nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren. Mode ist zur Wegwerfware verkommen. Um welchen Preis? Mit welchen Folgen? Um den Preis verheerender Folgen – wie Ende Januar und Anfang Februar in Ankum zu sehen und zu hören sein wird.

Ort & Zeit. Der Film „The True Cost – Der Preis der Mode“ wird am 29. Januar 2020 im Gloria-Kinocenter in Ankum gezeigt (Beckers Stiege 9). Eine Woche später, am 5. Feburar 2020, findet im See- und Sporthotel in Ankum eine Podiumsdiskussion statt.

Ob Leder oder Stoff: Ungeschützt sind viele Arbeiter und Arbeiterinnen giftigen Chemikalien ausgesetzt, die in Europa gar nicht erlaubt sind. © Grandfilm, The True Cost

 

Hinter dem Glamour: Millionenfaches Frauen-, Kinder-, Familienelend.

Der Film „The True Cost – Der Preis der Mode“ zeigt die erschütternde Wahrheit hinter unserer scheinbar so schönen Modewelt. Ein T-Shirt für 5 €, eine Jeans für 10 €, landauf, landab Mode zu Schnäppchenpreisen. Den tatsächlichen Preis dafür zahlen andere.

Getrennt von den Kindern, geschlagen werden, Hungerlöhne sind für viele Textilarbeiterinnen bittere Realität. © Grandfilm, The True Cost.

Es ist das Elend der Textilarbeiterinnen und -arbeiter in Ländern wie Äthiopien oder Bangladesh, es sind ihre Hungerlöhne und teils sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen, es ist die bittere Armut von Frauen, Kindern, Familien, es sind gewaltige Umweltzerstörungen, die billige Mode, die „Fast Fashion“ à la Primark, H&M und Co., erst möglich machen.

Umweltzerstörung in großem Stil plus ein enormer Verbrauch der kostbaren Ressource Wasser sind Folgen unseres enorm gestiegenen Mode-Konsums. © Grandfilm, The True Cost

Enorme Wassermengen, die für den Anbau von Baumwolle gebraucht werden, während  Menschen verdursten – das ist nur eine der Folgen unseres so rasant angestiegenen Mode-Konsums. 2.700 Liter Wasser werden z. B. benötigt, um ein einziges T-Shirt aus Baumwolle herzustellen.

 

Nicht länger die Augen verschließen.

„The True Cost“ ist ein Film des Amerikaners Andrew Morgen, der aufgerüttelt wurde durch eine Nachricht, die im April 2013 um die Welt ging: Der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesh mit seinen vielen Textilfabriken. 1.135 Menschen wurden damals getötet und 2.438 verletzt, zumeist Textilarbeiterinnen. Die Welt schaute kurz hin – und bald wieder weg. Vor dem nach wie vor herrschenden Elend verschließen viele nur zu gerne die Augen.

„75 Millionen Menschen arbeiten weltweit in der Textilindustrie. Die meisten von ihnen sind Frauen in Entwicklungsländern. Viele arbeiten auch für unsere Kleidung – häufig unter katastrophalen Bedingungen“, so Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller in der Bundespressekonferenz am 9. September 2019 in Berlin.

Schuften ohne Aussicht auf ein menschenwürdiges Leben. © Grandfilm, The True Cost

 

Kolpingsfamilie: „2020 wird Fair“.

Dass wir hinschauen, hat sich die Ankumer Kolpingsfamilie auf die Fahnen geschrieben. Ihr Jahresprogramm 2020 steht unter dem Motto „Fair“ – ökologisch FAIR, FAIR handeln, FAIR miteinander. Auf fairem Kurs ist sie auch schon seit Monaten als Mitglied in der Fairtrade-Steuerungsgruppe der Gemeinde Ankum, der am 27. Oktober der Titel „Fairtrade Town“ verliehen wurde – vorbereitet von der Steuerungsgruppe, die weiterhin aktiv ist.

„Fair“ ist das Jahresmotto der Kolpingsfamilie, zeigte Markus Heitmann (rechts) dem Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz Ende Oktober bei der Auszeichnungfeier Fairtrade-Town Ankum.

Im Neuen Jahr nun gleich eine hochkarätige Fairtrade-Doppelveranstaltung der Kolpingsfamilie zum so hochaktuellen wie brennenden Thema Mode. Welcher Stellenwert diesem Thema zukommt, zeigt sich gerade auch in Berlin: Dort wurde jüngst im Museum Europäischer Kulturen die Sonderausstellung „Schattenseiten der Mode“ eröffnet, konzipiert vom Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (mehr dazu hier: https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/fast-fashion.html).

Den Preis für unser mehr, mehr, mehr und alles immer billiger zahlen andere – denen am Ende oft nur noch die Hoffnung bleibt, der Umweltzerstörung und Armut durch Flucht zu entkommen.  © Grandfilm, The True Cost

Man habe sich ganz bewusst für das Thema Mode entschieden, so Markus Heitmann für die Kolpingsfamilie, um deutlich zu machen, „dass Fairtrade mehr ist als Kaffee und Bananen“. Der Kinoabend wie auch die Podiumsdiskussion sollen ein Ansporn sein, sich mit dem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen. „Moral hört nicht an der Einkaufstheke auf“, sagte der Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz, als Ankum als Fairtrade-Town ausgezeichnet wurde (mehr dazu hier).

Veranstalter. Kolpingsfamilie Ankum (hauptverantwortlich) mit dem Kolpingwerk Diözesanverband Osnabrück, mit der Kolpingjugend und der Gemeinde Ankum als Fairtrade-Town.

Weiter munter drauf los shoppen, ohne Rücksicht auf die Folgen? Wäre eine Frage, die sich Verbraucher stellen könnten. Wie anders einkaufen? Der „Grüne Knopf“ dürfte bei der Podiumsveranstaltung von Dr. Maria Flachsbarth thematisiert werden. Sie ist Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das Anfang September das Siegel „Grüner Knopf“ vorstellte, das zum Symbol für umweltfreundlich und fair produzierte Kleidung werden soll (www.gruener-knopf.de).

Fair heißt auch beim Thema Mode: Ein Leben in Würde für alle Menschen. © Grandfilm, The True Cost

Kritik blieb nicht aus. So monierte z. B. die Christliche Initiative Romero, der vom „Grünen Knopf“ geforderte Mindestlohn sei in vielen Ländern zu niedrig und reiche nicht aus für ein Leben in Würde. Bei der Präsentation mit dabei auch Thilo Hoppe, der entwicklungspolitische Beauftragte von „Brot für die Welt“. Eine seiner Aussagen: Der „Grüne Knopf“ gehe „trotz einiger Anfangsschwächen in die richtige Richtung“ (Quelle: www.bmz.de).

„Der Preis der Mode“ – damit rückt die Kolpingsfamilie auch hier ein aufwühlendes Thema in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit den Podiumsgästen, die ihre Teilnahme zugesagt haben, werden kompetente Referenten und Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

 

 

Hochkarätige Gäste bei der Podiumsdiskussion.

Durch die Podiumsdiskussion führen wird die TV-Moderatorin Yvonne Willicks, bekannt vor allem aus der WDR-Erfolgssendung „Servicezeit“ und die im Zusammenhang damit erschienenen Bücher. Die Gästekompetenz stellen Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Dr. Markus Demele, Generalsekretär Kolpingwerk International, und Barbara Küppers, Kinderrechtsexpertin des Kinderhilfswerks Terre des hommes.

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