Nur noch 276 Flüchtlinge in der Samtgemeinde

Im Juni diesen Jahres lebten in den 7 Orten der Samtgemeinde 313 Flüchtlinge und Asylbewerber. Nach den aktuellen Zahlen sind es jetzt nur noch 276 und damit 37 weniger.

 Anzahlanerkanntsubsidärabgelehnt
Gesamt276615242
Alfhausen252022
Ankum83122220
Bersenbrück123261720
Eggermühlen2000
Gehrde10110
Kettenkamp12530
Rieste21770

In seinem Bürgermeisterbericht informierte Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier in der Ratssitzung am 15. Dezember über die aktuelle Zahl zu den hier lebenden Flüchtlingen/Asylbewerbern und über erste Erfolge in Sachen Integration. Die meisten Asylbewerber kommen aus Syrien (36%), gefolgt von Irak (24%), Afghanistan (9%) und Libanon (6 %). 17% der Asylbewerber kommen aus den Ländern Kosovo (6%), Serbien (5%), Mazedonien (4%) und Türkei (2%). 8% werden unter „verschiedene Herkunftsländer“ zusammengefasst. In der Zahl 276 sind auch einige „Altfälle“ enthalten. Seit Anfang 2015, dem Jahr der hohen Zahl der Flüchtlinge, wurden der Samtgemeinde 266 Personen zugewiesen.

Subsidärer Schutz. Auch immer mehr Syrien-Flüchtlinge erhalten nur noch subsidären Schutz. Das heißt: eine Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr, bei Verlängerung: jeweils zwei weitere Jahre. Die Familie darf eine Person mit subsidärem Schutz zwei Jahre lang nicht nachholen.

Adventliches Treffen mit Flüchtlingen in Ankum. Auch hier zeigte sich die gute Zusammenarbeit von Integrationslotsen und ehrenamtlichen Helfer. Im Vordergrund: Anja Gramann mit dem syrischen Flüchtlingskind Angela.

Die kleine Angela ist ein Flüchtlingskind aus einer syrisch-kurdischen Familie. Hier 2015 auf dem Schoß von Anja Gramann bei einer Adventsfeier mit Flüchtlingen.

38% Schulpflichtige und jüngere Kinder.

Seit dem Sommer 2015 hat sich so einiges getan. Es sind zwar noch immer 121 Personen in der „Warteschleife“, weil über ihre Asylanträge noch nicht entschieden wurde. Andere konnten aber bereits damit beginnen, ihre Zukunft zu gestalten. Von den seit Anfang 2015 zugewiesenen 266 Personen leben derzeit noch 225 in der Samtgemeinde. Knapp 38% % sind Kinder und Jugendliche (im Schulalter, Kindergartenalter, unter 3 Jahren).

Altersstruktur, Erwerbsfähigkeit

  • im erwerbsfähigen Alter sind 110 Personen (48,89 Prozent)
  • im Schulalter 56 Personen (24,89 Prozent)
  • im Kindergartenalter 7 Personen (7,56 Prozent)
  • unter 3 Jahre 22 Personen (9,77 Prozent)
  • Erwerbsunfähig/im Rentenalter sind 20 Personen (8,89 Prozent).
Drei aus der jungen Libanesen aus der Männer-WG – Ilie (links), Noor (rechts) und Mahmud – mit der ehrenamtlichen Betreuerin Elisabeth.

Drei junge Libanesen – Ilie (links), Noor (rechts) und Mahmud –, die schon seit langem begierig darauf sind, endlich arbeiten zu dürfen. Hier mit der ehrenamtlichen Betreuerin Elisabeth.

Praktika, Ausbildung, Maßnahmen.

Für viele Flüchtlinge ist es schwerer als gedacht, beruflich Fuß zu fassen. Eine Hürde ist nicht nur die deutsche Sprache. In Deutschland Arbeit zu finden setzt auch in der Regel mehr und eine andere Qualifikation voraus, als zahlreiche Asylbewerber sie mitbringen.

Von den 110 Personen im erwerbsfähigen Alter haben 22 Frauen Kleinkinder unter 3 Jahren, sodass zur Zeit faktisch 88 Personen in Praktika, Ausbildung, Arbeit oder sonstige Maßnahmen incl. Integrationskurse vermittelt werden könnten. Von diesen 88 Personen konnten bereits 41 (46,59 %) in Maßnahmen untergebracht werden. Mit Stand vom 12.12.2016 sind:

  • 8 Personen im Praktikum
  • 8 Personen in Ausbildung
  • 3 Personen im Arbeitsverhältnis
  • 22 Personen in Maßnahmen, z.B. beim BNW (Bildungswerk der Nds. Wirtschaft), in Integrationskursen usw.

„Das ehrenamtliche Engagement in der Samtgemeinde“, so Horst Baier, „ist nach wie vor sehr hoch. Die Herausforderungen einer erfolgreichen Integration können jedoch nur in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Bersenbrück und der Bundesagentur für Arbeit gemeistert werden“.

Flüchtlinge, deren Anträge auf Asyl abgelehnt wurden, erhalten in der Regel eine Duldung, die von der Ausländerbehörde alle drei Monate geprüft und verlängert wird. Abschiebungen wurden seitens der Ausländerbehörde nicht vollzogen.

 Schwierige Lebensentscheidungen.

Im Jahr 2015 stand die Samtgemeinde vor der großen Herausforderung, unter hohem Zeitdruck z. B. Wohnraum für eine hohe Zahl von zugewiesenen Flüchtlingen zu schaffen und dazu beizutragen, die Aktivitäten der ehrenamtlichen Helferkreise durch Samtgemeindepersonal zu unterstützen und zu koordinieren. Im Juni 2015 berichtete klartext über die erste Flüchtlingsfamilie, die, aus Syrien kommend, in Alfhausen aufgenommen wurde – von der kath. Kirchengemeinde St. Johannis (mehr dazu hier).

Diakon Roland Wille von der Kath. Kirchengemeinde St. Johannis freut sich mit Mutter Ster über die Unbeschwertheit der Kinder.

Die syrische Familie kurz nach ihrer Ankunft 2015. Diakon Roland Wille von der Kath. Kirchengemeinde St. Johannis freute sich mit Mutter Ster über die Unbeschwertheit der Kinder.

Insgesamt haben seit Anfang 2015 62 Personen die Samtgemeinde Bersenbrück wieder verlassen (Umzug, freiwillige Ausreise). Auch eine in Ankum lebende junge Familie stand vor der Entscheidung „bleiben oder gehen“. So mancher Flüchtling aus den Kriegs- und Terrorländern wie Syrien und Irak leidet, trotz bestehender Kontakte zu hilfswilligen Menschen vor Ort, unter einer großen Einsamkeit in einem erst einmal als sehr fremd empfundenen Land.

Gemeinsames deutsch-arabisches Singen des Lieds „Der Himmel geht über allen auf“. Die Flüchtlinge wissen, zu Agnes können wir immer gehen, sagte Franz Huchtkemper über die engagierte Helferin Agnes Droste.

Gemeinsames deutsch-arabisches Singen. Die Flüchtlinge wissen, zu Agnes können wir immer gehen, sagte Franz Huchtkemper bei einem Treffen mit Flüchtlingen über die engagierte Helferin Agnes Droste, inzwischen die Bürgermeisterin von Alfhausen.

So ging es auch einer Mutter kleiner Kinder, die am liebsten zu nahen Verwandten in einer deutschen Großstadt gezogen wäre, um zumindest mit etwas mehr familiärer Nähe und Vertrautheit zu leben. Ihr Mann sah jedoch in Ankum die besseren Voraussetzungen dafür, ein neues Leben zu beginnen. So ein Konflikt ist eine innerfamiliäre Zerreißprobe. Sie währte über Monate – und endete gut: Beide Elternteile fanden gemeinsam zu der Entscheidung, in Ankum zu bleiben und sich hier eine Zukunft mit den Kindern aufzubauen. Und das heißt nach wie vor vor allem deutsch büffeln.

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