Papst Franziskus, die CDU und HaseEnergie

Papst Franziskus geht in seiner Umwelt-Enzyklika hart mit Politik und Wirtschaft ist Gericht und prangert die Umweltzerstörung an.
Papst Franziskus geht in seiner Umwelt-Enzyklika hart mit Politik und Wirtschaft ist Gericht und prangert die Umweltzerstörung an.

Papst Franziskus geht in seiner Umwelt-Enzyklika hart mit Politik und Wirtschaft ist Gericht und prangert die Umweltzerstörung an.

Ein Kommentar von Rita Stiens

Mit seiner gerade vorgelegten Umwelt-Enzyklika plädiert Papst Franziskus in geradezu revolutionärer Deutlichkeit für ein schnelles und gründliches Umdenken in Sachen Klima- und Umweltschutz. Er fordert zum Beispiel die rasche Abkehr von fossilen Energieträgern wie Kohle. An den Zielen von HaseEnergie hätte der Papst wohl seine Freude: HaseEnergie will die Energiewende vor Ort gestalten und seine Kunden zu 100% mit regenerativem Strom versorgen. Das heißt: Kein Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken, sondern Strom aus anderen Quellen wie zum Beispiel der Windkraft. Und der soll sogar billiger sein als der normale Strom.
Erfahrungen aus anderen Kommunen zeigen: Solche Gemeinde- bzw. Stadtwerke sind erfolgreich, wenn alle zusammenstehen, wenn es ein hohes Maß an Akzeptanz bei den Bürgern gibt, wenn sie sich mit ihrem Stadtwerk identifizieren.
Die Samtgemeinde-CDU hat wenig Freude an HaseEnergie und ihren Zielen. Sie lässt keine Gelegenheit aus, HaseEnergie in die Ecke „Risiko“ und „Verlust“ zu rücken. Warum?

 

Man kann Dinge auch kaputt reden.

Bei der Samtgemeindebürgermeister-Wahl im Jahr 2012 konnte sich Dr. Horst Baier, auf dessen Initiative das Projekt HaseEnergie gestartet wurde, gegen den CDU-Kandidaten Johannes Koop durchsetzen. Baiers Vorgänger war Michael Lübbersmann (CDU).
Die Samtgemeinde-CDU steht seit der Wahlniederlage ihres Kandidaten in Opposition zu Baier. So weit, so gut. Als Opposition ist es auch ihre Aufgabe, Finger in Wunden zu legen. Aber wo sind bei HaseEnergie die Wunden?
Am 27. November 2013 schrieb Martin Schmitz in einem Kommentar im Bersenbrücker Kreisblatt zum Verhältnis CDU – HaseEnergie: „Wenig verständlich allerdings ist die CDU, die sich mit komplizierten und sperrigen Argumenten verweigert. Da hat sie zu Michael Lübbersmanns Bürgermeisterzeiten schon mehr Lust auf Visionen und Neuland gezeigt. Dass der aus einem anderen politischen Lager war – ein Schelm, der Böses dabei denkt.“
Lübbersmann hatte sich in seiner Amtszeit sogar positiv zur Gründung eines Gemeindewerks geäußert und hat jetzt als Landrat eine Energiegesellschaft gegründet.

 

Vor Ort, nah am Kunden: HaseEnergie.

Chancen und Risiken sind zwei Seiten derselben Medaille.

Anfangs warnte die CDU im Zusammenhang mit HaseEnergie vor Arbeitsplatzverlusten bei RWE. Inzwischen holte Baier die RWE als strategischen Partner ins Boot und die CDU stimmte der Netzübernahme zu. Trotzdem sind von ihr ausschließlich warnende und raunende Töne zu hören. Gibt es neue Sachverhalte, die diese Tonart rechtfertigen?
In ihrem Statement gegenüber klartext ( im Wortlaut hier) warnt die CDU sogar vor einem Sachverhalt wie der Netzübernahme – der sie zugestimmt hat. Durch die Übernahme eines Versorgungsnetzes, so die CDU, entstehe ein „noch nicht übersehbares finanzielles Risiko“. Wäre dem so – warum stimmte sie dann zu?
Auch in der Sitzung des Finanzausschusses der Samtgemeinde waren am 3. Juni dieses Jahres nur düster-raunende Töne zu vernehmen wie „Anlaufverluste“ und „negatives Eigenkapital sieht nicht schön aus“.
Dass HaseEnergie mit Anlaufverlusten gestartet ist, ist wenig verwunderlich – weiß zumindest jeder, der schon einmal selbst als Unternehmer an den Start gegangen ist. Und Gerd Uphoff, der Fraktionschef der Samtgemeinde-CDU, weiß das, ist zumindest anzunehmen, sogar ganz genau, denn er ist Steuerberater.
Anlaufverluste sind normal. Wer zum Beispiel ein Ladengeschäft eröffnen will, muss erst einmal Geld ausgeben: für Dinge wie den Umbau von Räumen, für die Ausstattung der Büro- und Geschäftsräume, für Betriebsmittel, Software, Waren und Material usw. In der Regel wird zu diesem Zweck ein Kredit aufgenommen. Bevor die ersten Kunden Geld in die Kasse bringen können, entstehen also erst einmal Kosten sprich Anlaufverluste.
HaseEnergie startete mit 200.000 Euro Eigenkapital. Etwa 100.000 Euro wurden ausgegeben. Zum Beispiel 80.000 Euro für die Suche nach strategischen Partnern und die damit verbundenen Rechtsberatungskosten, Ausgaben für ein Logo und die Eintragung von Markenrechten sowie 4.000 Euro für die Buchhaltung und den Wirtschaftsprüfer. Ein Grund zur Sorge sind diese Anlaufverluste nicht.
Deutschland ist stolz darauf, dass Jahr für Jahr Tausende von Menschen den Mut haben, ein Unternehmen zu gründen. Notwendig ist bei jeder Gründung eine sorgfältige Einschätzung der Risiken. Auszuschließen sind Risiken aber nie. Wer Chancen nutzen will, muss zwingend bereit sein, gewisse Risiken in Kauf zu nehmen.

 

Erfolg braucht Mut und Tatkraft.

HaseEnergie ist ein sich schrittweise entwickelndes Projekt. Es hat Mut erfordert, HaseEnergie auf den Weg zu bringen. Es bräuchte Rückenwind und Tatkraft, um das Projekt zu einem Erfolg für die Samtgemeinde zu machen. Eine durch Fakten untermauerte Kritik in der Sache sollte und muss sein. Negativstimmung zu verbreiten zielt darauf ab, einem möglichen Erfolg entgegenzuwirken.
Vielleicht stimmen die an Deutlichkeit nicht zu überbietenden Worte von Papst Franziskus ja den einen oder anderen CDU-Politiker nachdenklich. Die Energiewende vor Ort mit HaseEnergie erfolgreich zu gestalten, ist zum Nutzen aller. Zum Nutzen der Menschen vor Ort, zum Nutzen der Kasse der Samtgemeinde und damit zum Nutzen aller Gemeinden, und nicht zuletzt zum Nutzen der Klima- und Umweltziele, für die sich der Papst in so einzigartiger Weise mit seinem Ökomanifest stark gemacht hat.

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