Sporthallen-Bau: „Ziemlich angefressen“

Ankum, Eggermühlen, Kettenkamp? Gegen die Stimmen von UWG-Räten aus Ankum wurde die Sporthalle von der Tagesordnung des Samtgemeinderats abgesetzt. Die Folge: mächtig Ärger.

Malten sich die neue Halle schon mal aus und sind jetzt verärgert: Ansgar Saft (Vorstand SV Quitt Ankum) und Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange und Klaus Menke. Rechts: Samtgemeindebürgermeister Horst Baier. Foto Samtgemeinde.

Wie dem Bürger vermitteln, worum es in Sachen Sporthallenbau geht? Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange (UWG) griff in der Sitzung des Samtgemeinderats am 29. März zu starken Worten, als er sagte, der Sporthallenbau habe sich „zu einer unendlichen Geschichte entwickelt“. Alles „auf Null gestellt“, das sei „nicht mehr auszuhalten“ und er sei „ziemlich angefressen“. Sein Stellvertreter Klaus Menke war „richtig angefressen“ ob der Tatsache, dass in dieser Ratssitzung keine Entscheidung zum Sporthallenbau getroffen wurde.

 

„Fassungslos und enttäuscht“.

Die deutlichen Worte der Ankumer Bürgermeister hörten allerdings nur die wenigen Zuschauer, die nach etwa 3 Stunden Ratssitzung gegen 22.00 Uhr noch anwesend waren. Als die Sitzung um 19.00 Uhr begann, waren die Zuschauerplätze dagegen gut gefüllt, vor allem mit Vertretern der Sportvereine aus Ankum, Eggermühlen und Kettenkamp. Kurze Zeit später, als entschieden wurde, die Entscheidung über einen Sporthallenbau zu vertagen, leerten sich die Plätze schlagartig. Die Vereinsvertreter verließen die Sitzung. „Wir sind fassungslos und enttäuscht“, war danach auf der Facebook-Seite des SV Quitt Ankum zu lesen, dazu die Fragen „Wie viele Schläge sollen wir noch einstecken? Wie weit sollen wir Politik und Verwaltung noch entgegenkommen?“.

Eggermühlen möchte durch einen Umbau und eine Erweiterung der Grundschul-Turnhalle Hallenkapazität für den Vereinssport schaffen.

Beschlussfassung unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Der Beschluss, in dieser Ratssitzung nicht über den Sporthallenbau zu entscheiden, wurde hinter verschlossenen Türen gefasst, im nicht-öffentlich tagenden Samtgemeindeausschuss. Man habe sich geeinigt, „heute keine Aussprache zu führen, weil einige Fragen ungeklärt sind“, sagte Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier. Das sei für die Vereinsvertreter sicher „nicht befriedigend“, fügte er hinzu.

Nach der Gründung von HaseEnergie: Mit „HaseWohnbau“ setzten UWGs, SPD, Grüne und Dr. Horst Baier das Thema „soziale Wohnraumversorgung“ auf die Tagesordnung.

Dr. Horst Baier.

Baier stellte dann fest, das es durch zwei kurzfristig eingereichte Pläne aus Eggermühlen und Kettenkamp nunmehr 3 Interessenten für den Sporthallenbau gibt. Was Eggermühlen und Kettenkamp angeht, seien noch eine Reihe von Fragen zu klären. Baier skizzierte einige dieser Fragen. Dann wurde abgestimmt.

Die Mehrheit des Rates stimmte für die Absetzung des Tagesordnungspunkts Sporthalle und damit für eine Vertagung, Ankumer UWG-Räte stimmten dagegen. Als Zuschauer konnte man sich lange keinen Reim auf diese Nein-Stimmen machen. Etwas mehr Licht ins Dunkel brachten erst die Wortmeldungen der Ankumer Bürgermeister ganz zum Schluss der Sitzung, unter dem Tagesordnungspunkt „Fragen und Anträge“.

 

Die Ankumer Pläne sind fertig. © Entwurf: Planwerkstatt Bersenbrück.

„Heute entscheiden“.

Vor wenigen Tagen, als die Einladung zur Ratssitzung verschickt wurde, war noch alles klar: Verabschiedet werden sollte, was im Kern schon seit Monaten entschieden war: Es wird in Ankum einen Anbau an die Grundschul-Turnhalle am Kattenboll geben. Nun die ganz andere Lage. Wie schwierig und kaum durchschaubar für viele Bürger die Gemengelage inzwischen ist, zeigten Gespräche am Tresen der Gaststätte Klaus, dem Tagungsort des Samtgemeinderats. Weil Ankum nicht bauen wolle, war da zu hören, müssten nun andere bauen. Entsprechende Aussagen stützen sich darauf, dass Kettenkamps Bürgermeister Reinhard Wilke im Vorfeld der Sitzung über die Medien wissen ließ, man bewerbe sich, weil sich gezeigt habe, dass Ankum nicht erpicht sei auf den Bau der Halle.

An Fakten ist festzuhalten: Die Ankumer Pläne sind fix und fertig und der Bauantrag, so auf der Quitt Facebook-Seite zu lesen, ist bereits gestellt. Was Ratsmitglieder der UWG Ankum in dieser Sitzung erreichen wollten, stellten beide Bürgermeister klar: eine Entscheidung. Mit dem Quitt, so Klaus Menke, habe man sich geeinigt auf: Es ist in Ordnung, wenn woanders gebaut wird, aber die Sache muss an diesem Mittwoch entschieden werden. Keine Vertagung, heute entscheiden, so die Position und die Absprache mit dem Quitt.

 

Bürgermeister Frerker und Rektorin Lübbert zur Lage.

„Wenn Eggermühlen schnell ist, ja.“

Zu den Ereignissen vor der Ratssitzung sagte Bürgermeister Brummer-Bange: Eggermühlens Bürgermeister Markus Frerker habe ihn kontaktiert und ihm erläutert, wie er sich „das Ganze“ vorstelle. Eggermühlen will die Grundschul-Turnhalle umbauen und erweitern. Brummer-Bange sprach von einem „Mehrwert“ für Eggermühlen. Für Eggermühlen sprach für ihn zudem der Vorteil, dass bei diesem Umbau zugleich die Sanierung der Turnhalle erfolgt. Das komme einer Ersparnis für die Samtgemeinde gleich.

„Wenn Eggermühlen schnell ist, ja“, so Brummer-Bange, aber „wir müssen zu Potte kommen“. Als Anforderung an einen Hallenbau formulierte er: Es müssen für die Vereine „in dem Umfang wie bisher“ Trainingsmöglichkeiten geschaffen werden. Es gehe nicht um eine „Erweiterung“ des Angebots.

Er verwies auch darauf, dass der Weiterbetrieb der alten Grundschul-Turnhalle mit Kosten verbunden ist. Diese Halle, so Brummer-Bange, ist inzwischen das Eigentum der Gemeinde Ankum, und es seien bereits 50.000 € ausgegeben worden, um sie weiterhin für den Vereinssport zur Verfügung zu stellen. Ein beträchtlicher Teil dieser Summe stammt aus der Kasse des Quitt, der die Reinigungskosten für die Halle trägt.

 

Die Tischtennis-Cracks des SV Quitt Ankum trainieren in der Grundschul-Turnhalle an der Kolpingstraße.

Wenn diese Halle abgerissen wird, wird es eng für den Quitt.

Entscheidend für den Quitt: Er braucht den Platz.

Die alte Grundschul-Turnhalle soll bis September abgerissen werden. Wenn dann Kettenkamper und Eggermühlener Vereinssportler weiterhin in Ankum trainieren, fehlen dem Quitt in signifikantem Umfang Trainingsmöglichkeiten. 2015/2016 verstrich schon wegen Kettenkamp viel Zeit. Nun sind es der Eggermühlen-Plan und ein neuer Kettenkamp-Plan, die zu weiteren Verzögerungen führen, weil die Ratsmehrheit für eine Vertagung stimmte.

Geholfen wäre dem Quitt mit einer verbindlichen Zusage, dass ab September Kettenkamper und Eggermühlener Vereinssportler nicht länger in Ankum trainieren. Hätte es eine solche Zusage von beiden Vereinen, aus Eggermühlen wie aus Kettenkamp, gegeben, hätte man einer Verschiebung zustimmen können, so Detert Brummer-Bange nach der Ratssitzung. Eine solche Zusage gab es aber bislang nicht.

 

Kettenkamp contra Eggermühlen.

Nach Eggermühlen hatte wenige Tage vor der Ratssitzung Kettenkamp erneut Interesse an einem Hallenbau angemeldet. Erstmalig war man 2015 in Rennen gegangen. Damals wollte Kettenkamp eine Mehrzweckhalle bauen, aber daraus wurde nichts. Bürgermeister Wilke (CDU) konnte auch im Oktober 2015 noch kein Finanzierungskonzept präsentieren. Die letzte Hoffnung waren Fördermittel vom Bund, aber diese Hoffnung zerschlug sich Mitte 2016. Und so wurde beschlossen, dass in Ankum gebaut wird.

Reinhard Wilke.

Nun also ein erneuter Kettenkamp-Anlauf. „Wir hatten einen Plan B in der Tasche“, so Bürgermeister Reinhard Wilke in der Ratssitzung. Welchen? Seit wann? Da es, wie anfangs beschlossen wurde, keine Aussprache geben sollte, griff die Ratsvorsitzende Agnes Droste ein, und es wurden keine weiteren Ausführungen zugelassen.

2015, nach dem Scheitern des Projekts Mehrzweckhalle, legte Kettenkamp keinen anderen Plan vor. Es wurde akzeptiert, dass in Ankum gebaut wird. Da über das fertige Ankum-Projekt nicht mehr geredet werden muss, stehen sich in den kommenden Wochen nunmehr Eggermühlen und Kettenkamp in Sachen Sporthalle gegenüber. Die Samtgemeinde, so Horst Baier am Tag nach der Sitzung, wird die anstehenden Gespräche strukturierend und moderierend begleiten.

Der weitere Ablauf: Am 26. April soll sich der Bauausschuss der Samtgemeinde mit den Plänen von Eggermühlen und Kettenkamp beschäftigen. Entschieden werden soll in einer Sondersitzung des Samtgemeinderats am 3. Mai.

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