Verheerend: Der Begriff „alternativlos“

Nun nennt auch noch London den Militäreinsatz in Syrien „alternativlos“! Das schreit geradezu danach, daran zu erinnern, warum „alternativlos“ 2010 das Unwort des Jahres war.

Ein Zwischenruf von Rita Stiens,

Glücklicherweise ist hier noch kein Lokalpolitiker auf die Idee gekommen, das Wort „alternativlos“ zu verwenden, zumindest ist mir nichts dergleichen zu Ohren gekommen.

Leider war es Angela Merkel, die   – im Zusammenhang mit der Griechenlandhilfe/Eurorettung – dem Wort alternativlos in Deutschland zu einem Durchbruch verhalf. Die jüngste Alternativlos-Entgleisung liefert die britische Premierministerin Theresa May: Sie spricht von „alternativlos“ im Zusammenhang mit dem Militärschlag in Syrien. Das zeigt in einzigartiger Schärfe, warum jeder Politiker allein schon für die Verwendung dieses Begriffs durch Abwahl abgestraft werden sollte. Hätte es eine Alternative zu kriegerischen Mitteln gegeben? Selbstverständlich! Man kann trefflich und heftig darüber streiten, ob es eine gute Alternative gewesen wäre, in Syrien weiterhin auf diplomatische Mittel zu setzen. Aber es hätte sie gegeben – diese Alternative, wie es immer Alternativen gibt.

Auch „ZEIT Online“ berichtete am 18. Januar 2011 über das Unwort des Jahres.

 

„Alternativlos“: Ein Schlag ins Gesicht aller Wähler.

2010 wurde „alternativlos“ von einer Jury aus Sprachforschern zum Unwort des Jahres gewählt. Die Begründung: „Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohen, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken“.

Mit dem Wort alternativlos „stellt sich Politik als ohnmächtiges Vollzugsorgan eines von höherer Macht bestimmten Schicksals hin“, war damals in der F.A.Z. zu lesen. Warum dann noch wählen gehen, wenn es keine Alternativen und damit Entscheidungsmöglichkeiten gibt? Die Verwendung des Worts „alternativlos“ durch einen Politiker ist ein Schlag ins Gesicht aller Wähler.

Symbol Taube (Teilansicht eines Picasso-Gemäldes). Pablo Picasso ist der Erfinder der Friedenstaube. © siehe unten (*).

 

Engagement für die Alternative Frieden.

Ob privat oder in der Politik: Es gibt immer Alternativen. Und genau darüber muss diskutiert werden: Welche Alternative nach Abwägung aller Argumente die bessere ist. Es gab einmal eine Zeit, als Hunderttausende auf die Straße gingen, um deutlich zu machen, dass es Alternativen gibt zu Aufrüstung und Krieg – die Alternativen abrüsten und alle Kraft darauf verwenden, für den Frieden zu arbeiten. Zeit, sich daran zu erinnern und wieder öffentlich dafür einzustehen, meine ich zumindest!

 

(*) Das Foto zeigt eine Teil-Abbildung des Picasso-Bilds „Das Kind mit der Taube“ (Herbst 1901). Aus dem Band „Pablo Picasso. Retrospektive im Museum of Modern Art, New York“, Prestel-Verlag München, 1980

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