Shuttle-Service? Aufzüge? Ergebnisse der Umfrage

Ohne Aufzüge für viele ein gar nicht oder nur schwer zu überwindendes Hindernis: Die Überquerung am Bahnhof.

Reisende wurden im Auftrag des Stadtrats Bersenbrück befragt. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Der Shuttle-Service wird so gut wie nicht genutzt, Aufzüge wären willkommen.

Ein kommentierender Beitrag von Rita Stiens.

Ohne Aufzüge für viele ein gar nicht oder nur schwer zu überwindendes Hindernis: Die Überquerung am Bahnhof.

Ohne Aufzüge für viele ein gar nicht oder nur schwer zu überwindendes Hindernis: Die Überquerung am Bahnhof.

Wie in Bersenbrück über die Gleise kommen? Wer sich die hohe Treppe anschaut, sieht, dass dieser Weg über die Gleise ein beschwerlicher ist – und das nicht nur für gehbehinderte Menschen. Aufzüge wären aus Sicht der Reisenden die bevorzugte Lösung. Auch das liegt auf der Hand, denn der Aufzug ist ein bequemer Weg nach oben und steht jedem jederzeit zur Verfügung. Der Shuttle-Service, den es in Bersenbrück für gehbehinderte Bersenbrücker gibt, hat u. a. den Nachteil, dass man ihn erst rufen und auf ihn warten muss.

Was einem der gesunde Menschenverstand in Sachen Treppe – Shuttle-Service – Aufzüge eigentlich schon sagte, bestätigt die jüngste Befragung am Bersenbrücker Bahnhof. Sehr hoch war die Beteiligung nicht, was wohl auch damit zu erklären ist, dass nicht laut und gut sichtbar für diese Aktion „getrommelt“ wurde.

Im Bersenbrücker Stadtrat stehen sich seit Jahren zwei Positionen gegenüber: SPD und Grüne sind bereit, Geld für Aufzüge auszugeben. Die regierende CDU-Fraktion ist nicht bereit, Aufzüge aus dem Stadtsäckel zu finanzieren.

Mehrere Umfragen mit erwartbaren Ergebnissen.

Die zweite Seite des Fargebogen. Wer den Shuttle-Service nicht nutzt, kann auch angeben, warum er ihn nicht nutzt.

Fragen zum Shuttle-Service.

Nach Umfrageaktionen der UWG und der SPD (mehr dazu hier) wurde auch im Auftrag des Stadtrats Bersenbrück eine Befragung gestartet (von Mitte Juli bis Mitte September). Nun liegt die Auswertung vor. 112 Fragebögen wurden ausgewertet, auch wenn sie nicht immer komplett ausgefüllt wurden. Lediglich die mit erkennbarer Veralberung etc. versehenen Fragebögen wurden ohne Auswertung entsorgt.

Die Ergebnisse:

– 71 x angekreuzt: „Ich hatte schon einmal Probleme bei der Benutzung der Brücke“. Die häufigsten Gründe dafür: das Treppensteigen ist mir zu anstrengend; ich musste Gepäck tragen; ich bin gehbehindert. Am Schluss dieses Artikels: Was sonst noch dazu gesagt wurde.

Bekannt – aber nicht genutzt. 94 x wurde angekreuzt, man kenne den Shuttle-Service. Allerdings: Er wird so gut wie gar nicht genutzt: 85 x wurde angekreuzt, dass man ihn „nie“ nutzt, 15 x man nutze ihn „gelegentlich“ und nur 6 x man nutze ihn „regelmäßig“.

– Ob man sich vorstellen könne, den Shuttle-Service in Zukunft zu nutzen: 53 x ein Kreuz bei Nein, 41 x eines bei Ja. Ein Teilpotential für die Nutzung gibt es also.

– Wer den Shuttle-Service auch zukünftig nicht nutzen will, gab dafür als Gründe an: weil „ein Fahrstuhl einfacher und spontaner nutzbar ist“ (50 x angekreuzt) und weil „die Voranmeldung zu umständlich ist“ (34 x angekreuzt).

Umfrage UWG: Die UWG Stadt Bersenbrück führte bis Anfang September eine Umfrage zu verschiedenen Themen durch. Eines der Ergebnisse: 80 Prozent wünschen sich einen Aufzug am Bahnhof. „Die Umfrage ist nicht repräsentativ, zeigt aber für unsere politische Arbeit klare Tendenzen auf“, so das neugewählte Stadtratsmitglied Wolfgang Rathmann. Alle Ergebnisse: auf www.uwg-bersenbrueck.de.

Organisiert und abgewickelt wurde die Umfrage am Bersenbrücker Bahnhof von Liesel Hoevermann, in der Samtgemeindeverwaltung zuständig für Kommunikation und Bürgerbeteiligung, und dem Wirtschaftsförderer Ewald Beelmann. Die Auswertung wurde den im Bersenbrücker Stadtrat vertretenen Fraktionen übermittelt. SPD und Grüne äußerten sich dazu per Pressemitteilung.

„Der Shuttle-Service ist ein absoluter Flop“.

Besian Krasniq erklärt einer aussteigenden Reisenden, worum es geht: Um die Brücke bzw. den von der SPD geforderten Bau von Aufzügen für einen barrierefreien Bahnhof.

SPD-Umfrage am Bahnhof.

„Jetzt liegt das Ergebnis schwarz auf weiß vor: Der Bedarf für den Aufzug am Bersenbrücker Bahnhof ist vorhanden“, so die SPD-Fraktion. „Der Shuttleservice ist ein absoluter Flop, der umgehend eingestellt werden sollte“, macht SPD-Chef Franz Wiewel deutlich. Ratsmitglied Nikodemus Oeverhaus:„Der Aufzug muss jetzt umgehend gebaut werden. Dazu gibt es keine Alternative.“

Auch die Grünen sprechen von einem Flop und sie erinnern an das Inklusionsgebot. „Der Shuttle-Service war ein eindeutiger Flop“, so Elisabeth Middelschulte im Namen der Grünen Fraktion. „Der Stadtrat muss das jetzt beenden und den Grünen-Antrag auf Barrierefreiheit wieder zum Thema machen. Er stammt aus Februar 2016, nachdem der Aufzug seit 2013 im Rat immer wieder zu Diskussionen geführt hatte.“

Bahnhof Bersenbrück am Samstag, 26. Juni: Wie das Foto zeigt, gibt es weder die Fragebögen noch den Briefkasten, um sie einzuwerfen. Wurden sie mutwillig entfernt?

Im Vergleich zu Aufzügen kostet der Shuttle-Service nur wenig Geld.

Der entscheidende Punkt: Es geht ums Geld.

Aufzüge garantieren Barrierefreiheit und sind auch aus Sicht der Reisenden ohne Behinderung die bevorzugte Lösung: Das wissen eigentlich alle Beteiligten. Aufzüge haben jedoch ihren Preis. Die Aufzugs-Debatte läuft bereits seit Jahren, die Argument sind hinlänglich bekannt und die CDU-Fraktion sagte bereits Nein zu einer Finanzierung von Aufzügen durch die Stadt.

Die bisherige Debatte zwischen der CDU-Fraktion auf der einen Seite und den bisherigen anderen Ratsfraktionen  (SPD und Grüne) war auch in Sachen Aufzüge immer wieder von der Frage geprägt, wofür die Stadt Bersenbrück – angesichts eines hohen Schuldenstandes – ihr Geld auszugeben sollte. In wenigen Monaten steht die nächste Haushaltsdebatte an. Bei der wird dann auch die neue Ratsfraktion UWG Bersenbrück ein Wörtchen mitreden.

„Shuttle könnte eine Erfindung der Schildbürger sein“.

Teilnehmer der jüngsten Fragebogenaktion konnten auch handschriftlich kund tun, was sie von der Treppe und dem Shuttle-Service halten. Sie hatten einiges dazu anzumerken.

– So unfreundlich

– Der Shuttle könnte eine Erfindung der Schildbürger sein

– Komme problemlos auf die andere Seite

– Zugang zum Bahnsteig ist ohne besonderen Aufwand möglich

– Völliger Mist

– Komme nicht mit dem Kinderwagen über die Brücke! Sehr umständlich

– Es widerspricht dem Recht auf Inklusion

– Habe als Nicht-Gehbehinderter keinen Anspruch auf Mitnahme

– Ich wohne in der Nähe des Bahnhofs und alleine wegen der Entfernung lohnt sich der Taxi-Ruf für beide Seiten kaum

– Völlige Intransparenz, für wen dieser kostenfrei ist (allgemein wie auf Banner dargestellt oder nur für Behinderte?); keine Alternative zu einem Fahrstuhl

– Baut einen Fahrstuhl

– Der Service von Frau Voß ist sehr gut! Die neuen Schilder am Bahnhof sind besser. Vorher wussten nur wenige, dass es kostenlos ist

– Taxi dauert zu lange

– Man weiß nie, wann der Zug kommt

– 1 Stunde Wartezeit, Ankunft Bus, dann einladen, zu Gleis 2 fahren, Zug weg

– Bin nicht gehbehindert und nicht Rollstuhlfahrer und erfülle die Voraussetzungen nicht

– Nicht notwendig

– Zu teuer – Fahrer wollte Geld

– 30 € nach Bramsche viel zu teuer

– Doch wir haben keinen Fahrstuhl in Bersenbrück

– Dauert zu lange

– eine Schreibunterlage wäre hier sinnvoll

– Dauer

– Komme seit Jahren regelmäßig nach BSB, vom Shuttleservice nichts gewusst

– Ergebnis liegt schon in der Fragestellung, politischer Blödsinn (inkl. Kostenrechnung für Aufzug)

– Siehe Brief (100 % Schwerbehindert mit G/ kein Shuttle Taxi/ Vorschlag: 1-€-Kraft zur Unterstützung beim Treppensteigen oder um Rollstuhlfahrer „ außen rum“ zu schieben)

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