Sozialarbeit für Schulen in BSB und Alfhausen

Wie mit auffälligen Schülern umgehen? Wie Konflikten vorbeugen? Die Grundschulen Bersenbrück und Alfhausen sollen mehr Unterstützung durch Sozialarbeiter bekommen.

Die Samtgemeinde-Kinder haben lachen. Viele Schulen und KiTas wurden ausgebaut. Der Preis dafür: ein hoher Schuldenstand.

Die allermeisten Samtgemeinde-Kinder haben gut lachen. Grundschulkinder mit emotionalen oder sozialen Problemen sollen noch mehr Unterstützung erfahren.

„Da geht auch schon mal eine Tür kaputt oder es wird eine Toilette abmontiert“, sagte für die Verwaltung Jürgen Brockmann in der Sitzung des Planungsausschusses der Samtgemeinde am 15. Februar, und beschrieb damit die Folgen von Wut, Frust oder Zerstörungslust einzelner Schüler, vornehmlich an Oberschulen. In dieser Sitzung ging es u. a. um Gelder, die Schulen in diesem Jahr für Verschönerungsarbeiten oder auch Schäden wie eine zerstörte Tür zur Verfügung gestellt werden.

Die Anmerkung von Jürgen Brockmann schlägt den Bogen zum Bildungsausschuss der Samtgemeinde, der am 22. Februar tagt. Dort soll beschlossen werden: „Die Samtgemeinde Bersenbrück richtet eine zusätzliche halbe Stelle Schulsozialarbeit für die beiden Grundschulen in Alfhausen und Bersenbrück ein“.

Finanziert vom Landkreis. „Sozialpädagogen an Schulen“ ist ein Projekt des Landkreises Osnabrück. Es wird nach dem derzeitigen Stand bis 31.07.2022 weitergeführt. Und so wird die Samtgemeinde einen Zuschussantrag an den Landkreis Osnabrück zur Finanzierung der Schulsozialarbeit stellen.

Der höchste Bedarf in Alfhausen und Bersenbrück.

Jugendpfleger Maik Bienk (links) bekam im Jugendtreff Besuch von der UWG Bersenbrück.

Eines ist festzuhalten: Von Konflikt- und Aggressionszuständen, wie es sie an einigen Schulen gibt, die bundesweit Schlagzeilen machten, sind wir in der Samtgemeinde Lichtjahre entfernt. Probleme mit Kindern und Jugendlichen gibt es aber auch hier. Öffentlich zeigt sich das z. B. an Vandalismus-Schäden. Die gibt’s vielerorts, machten Alfhausen aber eine Zeitlang besonders zu schaffen. Dass Jugendliche immer wieder Glasscheiben zerschlugen, die an einer Bushaltestelle die Wartenden vor Wind & Wetter schützen sollten, war nur eines der Alfhausener Probleme.

Wie es um Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in den Orten der Samtgemeinde bestellt ist, darüber wissen in der Regel die vor Ort arbeitenden Sozialarbeiter gut Bescheid. Auf ihr Wissen und das der Jugendämter stützt sich darum auch der Landkreis bei seinen Entscheidungen zur Sozialarbeit an Schulen. Für die Samtgemeinde wurde ermittelt, dass der höchste Bedarf an sozialpädagogischer Arbeit bei den Grundschulen Alfhausen und Bersenbrück besteht.

 

Manfred Egler (Bildmitte) ist das Gesicht der Präventionsarbeit der Polizei.

In allen Gemeinden aktiv: Die Jugendpflege.

Drei Vollzeitsozialarbeiter sowie weitere Mitarbeiter wie Sozialarbeiter im Anerkennungsjahr, Bufdis, Studenten und Praktikanten, finanziert von der Samtgemeinde, arbeiten von Alfhausen bis Rieste vor allem in den lokalen Jugendtreffs. Unterstützt werden sie vielfach von Ehrenamtlichen und sie sind, wie die Samtgemeinde, Teil eines Netzwerks zur Vorbeugung und Lösung von Konflikten. In diesem Netzwerk spielt auch die Präventionsarbeit der Polizei eine wichtige Rolle.

Schon im Grundschulalter „häufig Defizite“.

Nach Aussagen des Landkreises zum Projekt „Sozialpädagogen an Schulen“ sind „bereits im Grundschulalter häufig Defizite im emotionalen und sozialen Bereich festzustellen, die nicht selten im schulischen Alltag sichtbar werden. Schulen berichten über ansteigendes delinquentes Verhalten von Schülerinnen und Schülern in jüngeren Jahren.“

Das sind sie: Die Streitschlichter 2017 der Grundschule Ankum. Screenshot Foto: www.www.grundschule-ankum.de/ag/klasse-3-streitschlichter/index.html.

Es geschieht auch schon so einiges an Grundschulen, um möglichst konfliktfrei miteinander auszukommen. So gibt es z. B. in Ankum die Arbeitsgemeinschaft „Streitschlichter“. In dieser AG sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, so die Schule auf ihrer Hompage, „wie sie zwischen zwei oder mehreren Streitenden vermitteln können. Gemeinsam wird eine Lösung des Konflikts erarbeitet. Die Streitschlichter sorgen nach ihrer „Ausbildung“ in den großen Pausen dafür, dass kleinere, aber auch größere Streitigkeiten geklärt werden.“

 

Schon seit Jahren auf Präventionskurs.

Schon seit gut 10 Jahren werden in allen Bildungseinrichtungen in Trägerschaft der Samtgemeinde Bersenbrück im Projekt „PaC“ Lehrer und Sozialarbeiter für einen einheitlichen und nachhaltigen Umgang zur Gewaltprävention geschult. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Projektes ist die verbindliche Einführung von vier Grundregeln vom Kindergarten bis zum Ende der Kl. 10 HS / RS. Und das sind die Grundregeln:

 

 

Wer sorgt für die Einhaltung der Spielregeln?

Die allermeisten Eltern stellen sich mit großem Einsatz ihrer Erziehungsverantwortung für ihre Kinder. Es steigt aber schon seit Langem die Zahl derjenigen, die diese Verantwortung nur zu gerne an die Schule – und sogar schon an Kitas – delegieren. Dass Erziehungsberechtigte Regelverstößen ihrer Kinder gleichgültig gegenüberstehen und lieber Lehrer und Erzieher an den Pranger stellen statt Verantwortung für das Verhalten der „Sprösslinge“ zu übernehmen, ist keine Seltenheit.

Was eine größere Zahl verhaltensauffälliger Kinder für eine Schule und ihre Lehrkräfte bedeutet – eine Vorstellung davon bekommt, wer z. B. das mehrere Seiten lange Regelwerk der Bersenbrücker Von-Ravensburg-Oberschule liest. Dieses Papier zeigt, was es an Zeit und Kraft kostet, Regelverstöße an Schulen durch „erzieherisches Handeln“ zu ahnden. In den folgenden Beispielen geht es nur im leichtere Fälle und noch gar nicht um schwere wie Prügeleien, heftige Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen oder Mobbing. Handeln sollen Schule und Lehrkräfte wie folgt:

Bei wiederholter und massiver Unterrichtsstörung:

  • Wird ein Schüler/eine Schülerin innerhalb eines Schuljahres mehr als dreimal in den Auszeitraum geschickt, so werden die Eltern vom Klassenlehre /von der Klassenlehrerin informiert.
  • Nach vier Störungen bearbeitet der Schüler/die Schülerin einen Selbsteinschätzungsbogen. Der/die Klassenlehrer/-in bewertet ebenfalls aus seiner/ihrer Sicht das Schüler/- innenverhalten. Danach erfolgt ein Gespräch mit einem /r Beratungslehrer /-in.
  • Nach fünf Störungen findet ein Gespräch der Erziehungsberechtigten mit der Schulleitung statt.
  • Nach dem sechsten Verweis in den Auszeitraum wird in einer Pädagogischen Konferenz (Schüler/-in, Eltern und betroffene Lehrkräfte) über das weitere Vorgehen beraten.
  • Nach dem siebten Verweis in den Auszeitraum wird nach § 63 NSchG eine Klassenkonferenz einberufen.

Die Grundschule Bersenbrück wurde baulich zu einem farbenfrohen Juwel. Screenshot: www.grundschule-bersenbrueck.de.

Bei Unpünktlichkeit / Verspätungen:

  • Im Klassenbuch wird vermerkt, wie viele Minuten der/die Schüler/-in aus selbst zu vertretenden Gründen zu spät erschienen ist.
  • Nach dreimaliger Unpünktlichkeit innerhalb von vier Wochen benachrichtigt der Klassenlehrer die Eltern.
  • Sobald die Summe der Verspätungen mehr als 20 Minuten beträgt, muss der Schüler/die Schülerin eine Unterrichtsstunde nacharbeiten.
  • Sollte auch nach diesen Maßnahmen noch eine Verspätung auftreten, hat sich der/die Schüler/-in zwei Wochen lang morgens um 7.20 Uhr bei der Frühaufsicht zu melden. Eine Liste mit den Namen der betreffenden Schüler/-innen hängt neben dem Aufsichtsplan im Lehrerzimmer.
Einer der neuen Räume der Ankumer Oberschule.

Die Schulen der Samtgemeinde sind bestens ausgestattet. Mehr Sozialarbeit soll dafür sorgen, dass alle Kinder von den guten Voraussetzungen, die die Schulen bieten, profitieren.

Bei Verschmutzungen/Verunreinigungen:

  • Verschmutzt ein Schüler/eine Schülerin wiederholt Räumlichkeiten des Schulgebäudes oder den Schulhof, muss er/sie die verunreinigten Bereiche / Gegenstände gründlich säubern.
  • Weiterhin beauftragt der Klassenlehrer/die Klassenlehrerin ihn / sie, für eine Woche den Reinigungsdienst im Mensa- /Aulabereich nach den großen Pausen und um 13.30 Uhr zu übernehmen. Die Erledigung des Dienstes muss er / sie sich von der Aufsicht bestätigen lassen.
  • Wird dieser Sonderdienst nicht oder nur unzuverlässig erledigt, erfolgt vom Klassenlehrer eine Benachrichtigung an die Eltern. Der/die Schüler/-in hat dann eine Woche lang nachmittags für 2 Stunden den Reinigungskräften der Schule zu helfen.

Lehrer Opfer von Gewalt. Die Bild-Zeitung sprach von einer „Schockumfrage unter Pädagogen“. Danach sollen 45.000 Lehrkräfte in Deutschland bereits Opfer von Schülergewalt wie Schläge, Tritte und Cybermobbing geworden sein. Diese Studie ist ein Weckruf, um der Gewaltbereitschaft gegenüber Lehrkräften mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sie genauer zu untersuchen.

 

Entlastung durch die Schulsozialarbeit.

Je mehr verhaltensauffällige Schüler an einer Schule, desto schneller geraten Schule und Lehrkräfte an ihre Grenzen. Bei den Grundschulen mit der Sozialarbeit anzusetzen, hat sich als sinnvoll erweisen, weil dadurch verhindert wird, dass sich anfängliche Probleme immer weiter verfestigen und verstärken. Kinder positiv zu beeinflussen, ist eines der Ziele der Sozialarbeit. Sie soll aber auch zu einem konfliktfreieren Umgang zwischen Schule und den Erziehungsberechtigten beitragen, z. B. dadurch, dass Misstrauen und Hemmschwellen abgebaut werden. Die Schulsozialarbeit, stellte Landkreis aufgrund einer Auswertung der Projekte fest, sorgt für eine Entlastung der Lehrkräfte – wenn beide, Lehrpersonen und Sozialarbeiter, gemeinsam handeln.

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