Wie grüne Plagegeister bekämpfen?

Kann Heißwasser plus Dampf Riesen-Bärenklau & Japan-Knöterich bezwingen? Zu einem Testlauf, der Anfang Juli in Ankum und an der Hase in Gehrde-Rüsfort gestartet wurde, lag nach vier Wochen eine erste Auswertung vor. Sie berechtigte zu gewissen Hoffnungen, aber…

Würde sich bestätigen, was diese Bilder nahe legen: Dass Japan-Knöterich erfolgreich mit einem Heißwasser-Dampf-Gemisch bekämpft werden kann? Das musste erst noch abgewartet werden. © Kristina Behlert-Hase/Artland-Terra.vit

„Invasive Neophyten“ wie Riesen-Bärenklau (Herkulesstaude) und Japan-Knöterich überwuchern alle heimische Natur (mehr dazu hier). Und so wird händeringend nach Mitteln und Wegen gesucht, um ihre Verbreitung einzudämmen. Gesucht wird vor allem nach einer chemiefreien Bekämpfung, denn in Naturschutzgebieten dürfen keine Gifte eingesetzt werden und auch nicht an Gewässern.

Bei 5 Kontrollbesuchen schaute sich Kristina Behlert die Pflanzen ganz genau an und trug ihre Beobachtungen zu einer Chronik zusammen. © Kristina Behlert-Hase/Artland-Terra.vita.

In Ankum wie in Gehrde-Rüsfort hatte am 2. Juli eine Vorführung der Firma Stadiko, eines Dinklager Unternehmens für Reinigungstechnik und chemiefreie Unkrautbekämpfung, stattgefunden, bei der in Ankum Riesen-Bärenklau und in Gehrde-Rüsfort Japan-Knöterich (Staudenknöterich) testweise mit einem Gemisch aus Heißwasser und Wasserdampf „behandelt“ wurden. Hat das etwas gebracht?

Wird es etwas bringen, dem Riesen-Bärenklau (hier in Ankum) mit einem Heißwasser-Dampf-Gemisch zu Leibe zu rücken? Das war Anfang Juli die große Frage.

Kristina Behlert, Managerin der Gebietskooperation Hase/Artland, fuhr zwischen dem 3. und dem 30. Juli  einmal pro Woche zur Loxtener Straße in Ankum und an die Hase in Gehrde-Rüsfort, um sich ein Bild zu machen und um zu dokumentieren, wie es vor Ort aussieht. Zu ihrer vorläufigen Bilanz gehörte Anfang August eine Nachricht, die hoffen ließ, und eine schlechte Nachricht.

 

Riesen-Bärenklau: Überstand die Hitze-Attacke.

Die Wirkung der Heißwasser-Dampf-Methode beruht grundsätzlich darauf, die Pflanze per Eiweißschock so weit zu schwächen, dass sie verkümmert und abstirbt.

Der Riesen-Bärenklau war nicht klein zu kriegen – signalisiert schon die Farbe am Ende der Beobachtungsphase. © Kristina Behlert-Hase/Artland-Terra.vita.

Beim Riesen-Bärenklau wurden beim Testlauf zwei Methoden angewandt: Zum einen wurde das Heißwasser-Dampf-Gemisch direkt in den abgeschnittenen Stengel der Pflanze getrieben. Zum anderen wurde es direkt entlang der Knolle in den Boden eingebracht. Der Bestand fiel zwar etwas in sich zusammen, aber der Riesen-Bärenklau erwies sich als äußerst kämpferisch und wuchs wieder auf. So hatten sich z. B. schon drei Wochen nach der Hitze-Attacke Notblüten und Samen gebildet. Und so lautete die schlechte Nachricht von Kristina Behlert: „Die Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus (Herkulesstaude) war nicht sonderlich erfolgreich.“ Sie überbrachte aber Anfang August auch eine gute Nachricht.

 

Japan-Knöterich: Vertrocknete – ist aber inzwischen wieder da.

Die gute Nachricht war: „Die Bekämpfung des Japan-Knöterichs scheint erfolgreich gewesen zu sein.“ Das sei besonders erfreulich, weil andere bisher bekannte nicht-chemische Maßnahmen sehr mühselig und langwierig seien. Es bleibe aber abzuwarten, so die Gebietsmanagerin, „wie sich die Dinge weiter entwickeln“.

Vorher – nach 4 Wochen: Der Japan-Knöterich an der Hase in Gehrde-Rüsfort ist vertrocknet. Das ließ hoffen. © Kristina Behlert-Hase/Artland-Terra.vita.

Kristina Behlert behielt die Entwicklung weiter im Auge. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hatte die Stelle mit Pfosten markiert, damit sie nicht gemäht wird. Am 23. August zeigte dann die Inaugenscheinnahme: Die Skepsis von Kristina Behlert war berechtigt, denn der Japan-Knöterich an der Hase treibt wieder aus.

Knapp 2 Monate nach dem Test mit Heißwasser+Dampf: Der Japan-Knöterich treibt wieder aus.  © Kristina Behlert-Hase/Artland-Terra.vita.

Warum Neophyten wie dem Japan-Knöterich kaum beizukommen ist, zeigt beispielhaft dessen Vermehrungsfähigkeit: Die Wurzeln reichen bis zu 3 m und mehr in die Tiefe und haben zudem viele Verdickungen (Rhizome), aus denen heraus viele neue Triebe entstehen. Selbst kleinste Sprossenteile bilden Wurzeln und wachsen sich schnell zu neuen Pflanzen aus.

Markus Revermann vom Forstamt Ankum ist über 2 m groß. Hoch hinausgeschossen der Japan-Knöterich hier in Fürstenau-Settrup – und er wuchert weiter und weiter.

 

Ein Problem, das viele beschäftigt.

Dass die massenhafte Ausbreitung „invasiver Neophyten“ ein Problem ist, das viele beschäftigt, zeigte die Liste derer, die Anfang Juli bei der Demonstration von Stadiko mit dabei waren. Tatkräftig im Einsatz war da vor allem Georg Lucks, der Geschäftsführer des Unterhaltungsverbands UHV 97 Mittlere Hase. Dieser Verband ist für den ordnungsgemäßen Zustand von Gewässern zuständig.

Ein harter Job: Den Riesen-Bärenklau kappen. Georg Lucks schnitt, Kristina Behlert tütete ein.

Zu den Beobachtern des Testlaufs Anfang Juli gehörten in Ankum Vertreter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), ein Vertreter des Bauhofs der Samtgemeinde, Jürgen Christiansen, der Leiter der Alfhausener Biologischen Station Haseniederung, und aus Ankum Bürgermeister Detert Brummer-Bange sowie Markus Revermann vom Forstamt Ankum (Niedersächsischer Landesforsten).

Die 4-Wochen-Chronik von Kristina Behlert auf einen Blick. © Kristina Behlert-Hase/Artland-Terra.vita.

Großes Interesse an der bisherigen Bilanz auch bei der Firma Stadiko, denn der Einsatz von Heißwasser+Dampf bei Japan-Knöterich und Riesen-Bärenklau war eine Premiere (hier der Bericht zu der Vorführung in Ankum). Niemand vermochte zu sagen, ob diese Methode bei diesen Neophyten eine wirkungsvolle Waffe ist.

 

Ist und bleibt eine Herausforderung.

Das Problem chemiefreie Bekämpfung von Neophyten wird alle, die es berührt, weiter beschäftigen. Riesen-Bärenklau kann z. B., wenn er sich noch nicht stark ausgebreitet hat, bei Einsatz von viel Personal und Geld auch mit anderen Methoden als mit Heißwasserdampf bekämpft werden. Abgeschrieben ist die Heißwasser-Dampf-Methode aber noch nicht.

„Weitere Testläufe wären hilfreich“, so Kristina Behlert. Da spielen im Austausch mit der Firma Stadiko z. B. Faktoren wie die Frequenz der Behandlung eine Rolle und die Entwicklung einer anderen Lanze, um das Heißwasser-Dampf-Gemisch direkt in die Knolle zu injizieren.

Ob es – beim Riesen-Bärenklau wie auch beim Japan-Knöterich weitere Versuche mit dem Heißwasser-Dampf-Gemisch geben wird, bleibt abzuwarten. Eines hat sich jedoch bestätigt: Invasive Neophyten wie Riesen-Bärenklau und Japan-Knöterich sind eine enorme Herausforderung. Sie chemiefrei zu bekämpfen, ist ein langer, mühevoller, personal- und kostenintensiver Weg. Umso wichtiger, unmittelbar mit der Bekämpfung zu beginnen, solange ein Bestand noch klein ist.

Autor
Schlagwörter

Verwandte Beiträge

*

Top