Am Ankumer Bahnhof: Waggon unter „Beschuss“

Der erste der historischen Eisenbahnwaggons wird derzeit per Trockeneis-Reinigung bearbeitet. Schonend, klimaneutral & umweltfreundlich – aber ordentlich laut.

Der Waggon wird mit Hochdruck bearbeitet, um bald ein schöneres Bild zu bieten.

Die Kopfhörer tragen Vater und Sohn von der Fachfirma Haneklaus aus Nordhorn aus einem mehr als guten Grund: Der Waggon, den sie in Arbeit haben, wird mit Hochdruck „beschossen“, um die Farbschichten und den Rost zu entfernen. Dabei geht’s ordentlich laut zu. Dieser Waggon ist Teil eines „Ensembles“, das die Ankum-Bersenbrücker-Eisenbahn (abe) und der „Eisenbahn-Oldies-Freak“ Holger Paulsen zu touristischen Zwecken einsetzen wollen. Es besteht aus zwei Loks, einer Diesellok Baujahr 1935 und einer Dampfspeicherlok, sowie drei Waggons.

Vater und Sohn sind gut gelaunt bei der Arbeit.

 

„Thermischer Schock“.

Das Verfahren, das hier zum Einsatz kommt, heißt Trockeneisreinigung. Eine sehr effektive Methode und eine, die ohne Reinigungsmittel und Wasser auskommt. Benutzt wird Trockeneis, sprich CO2 (Kohlenstoffdioxid). Das wird jedoch nicht extra hergestellt, sondern aus Industrieabgasen oder der Umwelt gewonnen und ist darum klimaneutral.

Dieses CO2 wird zu Pellets verarbeitet, und die werden bei einer Temperatur von -78,2 Grad mittels Druckluft auf die Waggon-Oberfläche geschossen. Der thermische Schock, der dabei entsteht, sorgt fürs Abplatzen von Farbe und Schmutz. Was die Wirkung angeht, ist diese Methode jedoch eine schonende. Sie beschädigt nicht einmal Fugen oder Steine bei einem Mauerwerk und den Waggon schon gar nicht.

 

So sehen die Pellets aus.

Sehr hartnäckige Schichten.

Die Farbschichten auf dem Waggon haben sich allerdings als äußerst hartnäckig erwiesen. Sie vollständig zu entfernen, würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und entsprechend teuer werden. Sie müssen eigentlich auch gar nicht komplett weg, wurde entschieden. Man darf dem Waggon nach der Verschönerungskur gerne noch ansehen, dass er ein historisches Exemplar ist und – wenn er es denn könnte – viel zu erzählen hätte.

 

„Immer gut gekühlte Getränke“.

Aus der Truhe, in der die Trockeneispellets lagern, steigt beim Öffnen ordentlich Dampf auf. Den Stoff ohne Handschuhe in die Hand zu nehmen, hätte üble Verbrennungsfolgen. Der Vorteil der Truhe für die beiden Facharbeiter des Familienbetriebs, gerade bei dieser Hitze: „Wir haben immer gut gekühlte Getränke. Man muss allerdings aufpassen, dass man die auch rechtzeitig wieder aus der Kiste herausholt.“

Es soll schöner werden: Auch diese Graffitis werden entfernt.

 

Auch die Graffitis kommen weg.

Auf dem Gelände der Ankum-Bersenbrücker-Eisenbahn werden bei dieser Gelegenheit auch die Graffitis an der Wand des Gebäudes entfernt, in dem eine rote historische Lok für die geplanten touristischen Touren bereitsteht.

Auch die Graffitis, zeigte ein erster Test, sind gar nicht so leicht wegzubekommen, denn unter dem sichtbaren Graffiti sind weitere Farbschichten von früheren „Kunstwerken“.

Mit den derzeit laufenden Waggon-Arbeiten ist ein weiterer Schritt getan, um die verschiedenen Tourismus-Pläne von abe sowie Holger Paulsen in die Tat umzusetzen. Besonders spektakulär ging es vor einigen Monaten, Ende November letzten Jahres, zu, als die Dampfspeicherlok und die drei Waggons, die beim Bahnhofsgebäude auf den Gleisen stehen, entladen wurden (mehr dazu hier).

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Ein Kommentar

  1. Welzel

    Waggon unter,, Beschuss“!
    Man sollte wenigsten die Mittagspause einhalten.
    Sehr laut von morgens bis zum späten Nachmittag.

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