Derzeit 82 Flüchtlinge in vier Orten der Samtgemeinde

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Viele Menschen haben, wenn sie hier ankommen, dramatische Fluchtwege hinter sich. Foto: © Monkey Business - Fotolia.com

Viele Menschen haben, wenn sie hier ankommen, dramatische Fluchtwege hinter sich. Foto: © Monkey Business – Fotolia.com

Es sind nicht die einzelnen Gemeinden, die für Asylbewerber und Flüchtlinge zuständig sind. Zuständig für die Unterbringung und Betreuung dieser Menschen ist die Samtgemeinde Bersenbrück. Wenn es um Flüchtlinge geht, spielt die offizielle Zuständigkeit natürlich eine wichtige Rolle. Entscheidend für den weiteren Weg dieser Menschen, für eine gute Eingliederung, ist jedoch eine zweite Seite: die menschliche.

Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Horst Baier ist aus genau diesem Grund ein Befürworter kleinerer Wohneinheiten für Flüchtlinge und Asylbewerber und spricht sich gegen größere Sammelunterkünfte aus. Horst Baier: „Bei kleineren Wohneinheiten können sich Asylbewerber leichter integrieren, da entsteht auch leichter nachbarschaftliche Hilfe. In große Wohneinheiten mit vielleicht 100 Menschen wird kaum ein Bürger hineingehen. Da spielt auch Unsicherheit eine große Rolle, weil man natürlich nicht allen Menschen helfen kann. Wohnt ein Flüchtling aber in der Nachbarschaft, dann treffen sich die Menschen leichter, man lernt sich leichter kennen und kann, wenn es nötig ist, auch leichter mal Hilfe organisieren.

Horst Baier hebt lobend hervor, dass in der Samtgemeinde bereits zahlreiche Menschen Hilfestellung leisten und sich auch als Integrationslotsen einbringen, um Flüchtlingen die Orientierung zu erleichtern.

Bislang sieben Häuser für Flüchtlinge und Wohnungslose.

Auf welche Gemeinden Asylbewerber und Flüchtlinge verteilt werden, richtet sich auch nach dem verfügbaren Wohnraum. Bislang ist die Samtgemeinde Eigentümerin von sieben Häusern. Diese Häuser wurden für Flüchtlinge hergerichtet, aber auch für „Alteingesessene“, die obdachlos geworden sind.

Bürgermeister Baier bezeichnet die vernünftige Unterbringung hilfsbedürftiger Menschen als „Herausforderung“. Sagt aber auch, dass es „zum Glück viele Wohnungseigentümer gibt, die der Samtgemeinde Mietwohnungen anbieten“. Ein besonderes Problem bei Flüchtlingen ist jedoch die Lage, in der sich viele befinden. Asylbewerber und Flüchtlinge dürfen, selbst wenn sie es sich noch so sehr wünschen, nicht arbeiten.

„Das ist eigentlich unzumutbar“.

„Leider sind die Menschen“, so Bürgermeister Baier, „zu lange zur Untätigkeit verurteilt“. Und er verweist auf die psychologische Dimension dieses Problems: „Man muss sich das einmal vorstellen. Die Menschen sind vielfach über sehr schwierige Wege nach Deutschland gekommen. Sie haben Schreckliches wie Tod, Mord und Vergewaltigung erlebt. Sie haben oft noch Familien in den Kriegs- und Krisengebieten, um die sie sich sorgen. Und nun sitzen sie tagaus, tagein in ihren Unterkünften, haben keine Arbeit, keine Beschäftigung und denken immer nur an ihre prekäre Lage. Das ist eigentlich unzumutbar.“

Dafür zu sorgen, dass Asylverfahren schneller beendet werden, ist Aufgabe der „großen“ Politik. Darauf haben Lokalpolitiker keinen Einfluss. Dennoch kann vor Ort manches getan werden. Bürgermeister Baier verweist darauf, dass die Samtgemeinde schon „auf eigene Faust und mit eigenem Geld“ Eingliederungshilfen wie Fortbildungen angeboten hat, bezeichnet diese Anstrengungen allerdings selbst als „noch ungenügend“.

Politik und Verwaltung können vieles und manches auch noch besser regeln, als sie es bislang tun. Für eine gute Eingewöhnung und ein gutes Einleben braucht es aber vor allem eines: den Alltags-Kontakt von Mensch zu Mensch. „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. In Abwandlung dieses Sprichworts braucht es auch ein ganzes Dorf, zumindest eine gute Nachbarschaft, um in der Fremde Fuß zu fassen.

 

Sie möchten helfen?
Wenn Sie Hilfestellung leisten oder als Integrationslotse/in tätig werden möchten, können Sie sich in Bersenbrück wenden an:Gabriele Linster
Ehrenamtslotsin Samtgemeinde Bersenbrück
Lindenstr. 2
49593 Bersenbrück
Tel: 05439/962-153
E-Mail: linster@bersenbrueck.de

 

Menschen vor Ort zusammenbringen.

Dass in Ankum bislang nur wenige Flüchtlinge und Asylbewerber leben, liegt vor allem daran, dass Häuser in Ankum ganz schnell „unter der Hand weggehen“, so Bürgermeister Detert Brummer-Bange. Bevor die Gemeinde erfährt, dass ein Haus zum Verkauf steht, ist es in der Regel schon weg.
Ein Haus besitzt die Samtgemeinde in Ankum, aber das ist in einem beklagenswerten, abrissreifen Zustand. Brummer-Bange betont, wie wichtig es ihm ist, „menschenwürdigen“ Wohnraum für Flüchtlinge und Asylbewerber zur Verfügung zu stellen. „Wir halten“, sagt er „die Ohren auf und informieren die Samtgemeinde, wenn sich Wohnraum findet.“ Ein weiteres seiner Anliegen: Menschen, die neu in Ankum ankommen, mit Ankumern zusammenzubringen. „Wir müssen Strukturen dafür schaffen“, so Brummer Bange, „dass vor Ort Kontakte entstehen.“

„Wir haben Bedarf an Arbeitskräften“.

Studien zeigen, dass gut integrierte Zuwanderer ein großer Gewinn sind. Die Zuwanderer brauchen uns, und wir brauchen sie. Schon der Blick in die nähere Zukunft zeigt, dass in ganz Deutschland wie auch in allen Orten der Samtgemeinde immer mehr ältere und immer weniger jüngere Menschen leben werden. Die Zahlen dazu hier. Die Samtgemeinde hat schon jetzt Bedarf an Arbeitskräften, und dieser Bedarf wird steigen. Baier möchte eng mit dem vom Landkreis Osnabrück gegründeten Migrationszentrum zusammenarbeiten und plant die Einstellung eines Betreuers für die Asylanten.

Er möchte Menschen „binden, damit Sie bei uns bleiben“. „Wir haben“, so Baier, „mit vielen Menschen bereits gute Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit Menschen aus Syrien. Es kommen Hochschulabsolventen und zahlreiche gut ausgebildete Menschen zu uns. Das ist eine Bereicherung und sorgt für neue Impulse und Ideen. Durch Zuwanderung kann sich eine sehr positive Dynamik entwickeln.“

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