Ein Spaziergang der besonderen Art

So nah, so schön! Der von Kreuzweg-Stationen gesäumte Taggenbrock-Weg in Ankum ist rund ums Jahr einen Spaziergang wert. Von einer Anhöhe bietet sich ein wunderbarer Ausblick.

Bei dieser 1. Station unweit des westlichen Einkaufszentrums beginnt der Taggenbrock-Weg.

Es ist nur ein kurzes Stück Weg, und doch liegen Welten zwischen der Aldi-nahen Spielhalle am Ende des Ankumer Einkaufszentrums und dem Beginn des idyllischen Hohlwegs entlang der Kreuzweg-Stationen „Am Taggenbrock“ in Aslage. Der Name geht auf den ehemaligen Hof Taggenbrock zurück.

Stille umfängt den Spaziergänger, der eintaucht in diesen schmalen Weg im westlichen Ankum. Kein Mensch weit und breit an diesem Nachmittag im August, an dem die Fotos entstanden. Nur auf dem Rückweg eine Begegnung mit einem jungen Mann, der mit dem Hund unterwegs ist. Es ist ein kurzer Weg, 600 m hin, 600 m zurück, und doch liegt der Alltag hier schnell ganz weit hinter einem.

Bei vielen Blüten Schmetterlinge.

Die Kamille unter den Sommerblühern ist an diesem Tag nicht nur eine Freude fürs Auge. Sie steuert mit ihrem intensiven Duft auch noch eine Prise Aromatherapie bei. Was den Spaziergänger auf den Feldern begleitet, die er passiert, hängt vom landwirtschaftlichen Tun ab. In diesem Jahr steht dort Mais, im kommenden Jahr sind es vielleicht wieder Erdbeeren.

Da auch oben, wo der Weg nach rechts abbiegt, Mais steht, ist es um den Weitblick Richtung Ortszentrum im Moment nicht so gut bestellt. Dennoch: Der Ankumer Kirchturm ist in der Ferne zu sehen. Nach der Maisernte im Herbst wird der Ausblick wieder um einiges freier sein.

Auf dem Rückweg eine Begegnung mit Mensch und Hund. Hier derzeit Mais, weiter oben rechts und links Bäume: Der Weg hat sehr unterschiedliche Gesichter.

 

Das Todesurteil – zeigt diese 1. Station.

Am Wegesrand: Die Kreuzweg-Stationen.

Die 14 Kreuzweg-Stationen am Taggenbrock-Weg sind die Verbindung zur St. Nikolaus-Kirche. Zweimal im Jahr, zu Karfreitag und zum Fest der Kreuzerhöhung im September, wird dieser Weg für die katholische Gemeinde zum Gebetsweg, zum Kreuzweg.

Seit dem 18. Jahrhundert setzte sich mehr und mehr das Bestreben durch, dass zu jeder katholischen Kirche auch ein Kreuzweg gehört. In Ankum gibt es ihn seit nunmehr 149 Jahren, eingeweiht am 23. November 1868. Die etwa 70 x 50 cm großen szenischen Reliefs bestehen aus münsterländischem Baumberger Sandstein, und sie sind in spitzgiebelige Stelen eingelassen.

Familienkreuzweg, in diesem Jahr am 17. September. Um 18.00 Uhr auf dem Taggenbrock. Treffpunkt: an der 1. Kreuzweg-Station. Dazu lädt die Kolpingsfamilie alle Familien mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter ein. Der Tag der Kreuzerhöhung (14. September) geht auf die um 350 entstandene Helena-Legende zurück – auf die Wiederauffindung des Kreuzes Jesu durch Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin.

Die Kreuzweg-Stationen versinnbildlichen Säulen des christlichen Glaubens. In ihrer Schlichtheit und Verdichtung entfalten die einzelnen Darstellungen jedoch eine Wirkung auf jeden, der sich darauf einlässt. Die Ruhe und die schöne Umgebung begünstigen Nachdenklichkeit, und die stellt sich schon bei der 1. Station ein.

Die Sonne bringt diesen baumbestandenen Abschnitt zum Leuchten.

Von der Verurteilung bis zur Kreuzigung begleiten in Jerusalem Schaulustige das Geschehen. „Ans Kreuz mit ihm“, schrie die versammelte Menge, als Pilatus fragte, was er mit Jesus tun solle. Da fließen die Gedanken fast zwangsläufig ins Heute. Wutgeheul und Feinseligkeit sind erschreckend weit verbreitet, Schaulustige sehen zu, wie Menschen angegriffen und gequält werden; weltweit Folter und Verfolgung, die Ermordung Andersdenkender und -gläubiger, Hass, Verhöhnung, Beschimpfungen.

Aber da ist auch Veronika, die Jesus das Schweißtuch reicht, berührt vom Leid des Verurteilten. Dieses Gute findet seine Entsprechung bei den Menschen von heute, die sich einsetzen für Beistand, Mitmenschlichkeit, für ein menschenwürdiges Leben, für Besinnung und Versöhnung.

Sehenswert: Diese Dreiergruppe auf der Anhöhe Eickelsberg mit dem Kreuz, mit Maria und dem Apostel Johannes.

 

Im Wechsel der Jahreszeiten.

Oben angekommen, auf dem Eickelsberg, lädt eine Bank unter Buchen zum Verweilen ein. Sie steht nahe einer beindruckenden dreiteiligen Gruppe mit dem Gekreuzigten im Mittelpunkt, flankiert von zwei Sandstein-Skulpturen (Johannes und Maria).

Fürs Auge ist der Ausblick das Faszinosum. In die Gedanken schleicht sich der Bibel-Satz des Gekreuzigten ein: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Als Provokation könnte man diesen Satz empfingen – angesichts der Bilder von Terroropfern z.B. oder auch angesichts von Mobbing und Hetze, wie sie besonders intensiv in sozialen Medien zu beobachten ist. Provokation? Ein Wegweiser ist er, dieser Satz, dem diejenigen folgen, die Tätern entgegenhalten: „Meinen Hass bekommt ihr nicht.“

Am oberen Ende des Wegs lädt eine Bank zum Verweilen ein.

Schön ist es, auf dieser Bank zu sitzen und seinen Gedanken nachzuhängen. Die Aussicht auf den nächsten Spaziergang bereitet Freude. Im Herbst werden sich die Blätter der Bäume färben, die Felder werden abgeerntet sein, auch der Winter wird hier seinen Reiz haben und das Frühjahr sowieso.

Am 6. September im Arbeitseinsatz: Mitglieder der Kolpingsfamilie.

 

Der Kolpingsfamilie sei Dank.

Der Ankumer Kolpingsfamilie ist zu verdanken, dass der Taggebrock-Kreuzweg gehegt und gepflegt wird. Ihr 150-jähriges Jubiläum feierte die Kolpingsfamilie gerade, und ist damit fast im gleichen Alter wie der Kreuzweg. Auf Initiative der Kolpingsfamilie wurden die Sandstein-Stationen vor gut 25 Jahren (1990/1991) restauriert. Sie kümmert sich auch alljährlich um das Grün, das die Stationen und den Weg umgibt. Zweimal im Jahr sind die Freiwilligen unterwegs. In der Regel geschieht das im Frühjahr zur Karfreitagsprozession und vor dem Tag der Kreuzerhöhung im September. Der Charakter als Natur-Kreuzweg soll erhalten bleiben, aber gestutzt, geschnitten, gejätet werden muss dennoch.

 

Der Weg zum Taggenbrock.

Wie die folgende Karte zeigt, kommt man aus zwei Richtungen zum Taggenbrock. Wer sich vom Einkaufszentrum aus durch die Alfons-Schulte-Straße auf den Weg macht, gelangt durch ein Wäldchen zum Taggenbrock-Weg. Am Eingang zum Waldstück steht ein entsprechender Wegweiser. Hinter dem Waldstück liegt zur Linken ein Haus. Nach wenigen Schritten steht dann links die 1. Station des Kreuzwegs.

Zum Taggenbrock geht es auch über die nach Eggermühlen führende Bippener Straße. Etwa auf Höhe des Quitt-Stadions geht es links rein, in die Bestener Straße. Dort steht dann links ein Schild Taggenbrock. Wer von dieser Seite kommt, startet am höchsten Punkt, auf der Anhöhe Eickelsberg, wo die letzten Kreuzweg-Stationen und die Dreier-Gruppe stehen.

Zwischen der Lingener und der Bippener Straße: Der schmale Taggenbrock-Weg.

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