Plage Beratungsdiebstahl

An- und ausprobieren, sich ausführlich beraten lassen, gehen – um dann die Ware im Internet zu bestellen: Das ist der moderne Diebstahl, unter dem auch die Ladengeschäfte in der Samtgemeinde leiden.

Beratungsdiebstahl ist das Wort für eine „Phänomen“, das Ladeninhaber plagt: Sich im Geschäft beraten lassen – und dann im Internet kaufen.

Beratungsdiebstahl ist das Wort für ein „Phänomen“, das Ladeninhaber plagt: Sich im Geschäft beraten lassen – und dann im Internet kaufen.

 

Das Kind braucht Schuhe, man selbst eine Hose oder einen Fernseher? Im Laden vor Ort kann man sich bestens beraten lassen, kann Schuhe und Hosen anprobieren und sich von der Bildqualität überzeugen. Das Verkaufspersonal ist kompetent, sucht und bringt Ware, die gefallen und passen könnte, nimmt sich Zeit für den Kunden. Ich überleg’s mir noch mal – bei diesem Satz am Ende einer Beratung wissen erfahrene Verkäufer von heute in vielen Fällen: Das war’s. Der Kunde hat, was er will. Er weiß, welcher Schuh passt, welche Hose welcher Marke gut sitzt, er geht – und bestellt im Internet. Nicht selten werden auch noch Handyfotos gemacht, um zu Hause alle Infos für die Internet-Bestellung parat zu haben.

Wie gut, vielfältig und beratungsstark der Einzelhandel in unseren Orten (noch) ist, zeigte klartext in der fünfteiligen Serie „Shopping vor Ort“. Darin werden über 50 Geschäfte der Samtgemeinde präsentiert. Sie finden die Serie in der Rubrik „Lebendige Ortskerne“.

Was wird aus dem lokalen Einzelhandel? Auch 2016 schwebt das Damoklesschwert, dass in noch mehr Läden die Lichter ausgehen könnten, über allen Orten der Samtgemeinde. Kaum ein Bürger möchte verlieren, was wir an Geschäften haben. Und doch: Es sind auch Verbraucher, die am Fundament des Einzelhandels sägen.
Dass ein Kunde einen Laden verlässt, weil er nichts Passendes gefunden hat, ist selbstverständlich und gehört zum normalen Geschäft. Zu einem Belastungsfaktor sind jedoch Verbraucher geworden, die sich nur des Serviceangebots bedienen, um dann im Internet zu bestellen. Das immer wieder zu erleben, ist für Fachhändler und ihr Verkaufspersonal mehr als zermürbend und frustrierend. Es geht so manchem an die Substanz.

 

Internetkauf ja – zu den Bedingungen des Internets.

In der Tat ärgerlich, wenn das im Internet bestellte Kleid nicht sitzt und die Qualität des Pullovers schlechter ist als erwartet. Auspacken, feststellen, dass es nicht gefällt, zurückschicken – das möchten sich viele ersparen. Internet-Shops stellen kein Verkaufspersonal und bilden auch kein Verkaufspersonal aus. Sie bieten so manches nicht und können darum auch so manchen Preisvorteil bieten. Rund um die Uhr shoppen, sich die Ware nach Hause liefern lassen, Preisvorteile nutzen – all‘ das gefällt. Anderes gefällt weniger, und so haben sich so manche Verbraucher ihren eigenen Weg gesucht, um sich der Vorteile beider Shopping-Welten zu bedienen.

Erhaltenswert: Die Qualität und Vielfalt der Shoppingszene in unseren Orten.

Erhaltenswert: Die Qualität und Vielfalt der Shoppingszene in unseren Orten.

 

Der Einzelhandel als Lückenfüller.

Um zu gewährleisten, dass die Hose wirklich passt, der Fernseher hält, was er verspricht, und der Mantel nicht nur an der Puppe, sondern auch an einem selber gut aussieht, wird der Einzelhandel zum Lückenfüller: Der Vorcheck im Geschäft vor Ort, das An- und Ausprobieren, erspart einem, im Internet Fehlkäufe zu tätigen.

 

Auch in Bersenbrück ein wichtiges Thema: Einzelhandelskonzepte. 2014 legten die Industrie- und Handelskammern dazu ein ausführliches Papier vor.

Auch in Bersenbrück ein wichtiges Thema: Einzelhandelskonzepte. 2014 legten die Industrie- und Handelskammern dazu ein ausführliches Papier vor.

Beratungsdiebstahl kommt den Einzelhandel teuer zu stehen.

Welchen Preis der stationäre Einzelhandel für Beratungsdiebstahl zahlt, lässt sich eigentlich leicht ermessen. Bezahlt werden muss nicht nur das Personal, das in Anspruch genommen wird. Kunden, die einen Laden nur mit der Absicht betreten, das Angebot zu nutzen, um im Internet zu bestellen, bedienen sich für eine halbe Stunde und länger all‘ dessen, was der Ladeninhaber bereitstellt: Ladenfläche, Waren, Heizung, Strom, Umkleidekabinen usw.
Es bedarf zahlreicher Maßnahmen, um dazu beizutragen, die Zukunft unserer Geschäfte vor Ort zu sichern, und es sind viele gefordert, ihr Scherflein dazu beizutragen. Es bedarf kreativer Ideen des Einzelhandels, vielleicht auch einer besseren inner- und überörtlichen Kooperation und Vernetzung, um den Herausforderungen des Internetzeitalters die Stirn zu bieten.
Auch die Politik ist gefordert, das ihre zu tun, um die Zukunftschancen des lokalen Einzelhandels zu verbessern. Gewonnen wäre aber schon so einiges, wenn bei Verbrauchern das Bewusstsein dafür wächst, dass Beratung ein Service ist, der seinen Preis hat, und dass der lokale Einzelhandel ein Gewinn für alle ist.

 

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