„In Eggermühlen wird Gemeinschaft gelebt und gepflegt“

Große Beteiligung der Eggermühlener am Gottesdienst plus KiTa-Eröffnungsfestakt: Bürgermeister Markus Frerker (CDU) – im Shirt („es soll ja keine steife Feier werden“) – hob u. a. die große Bereitschaft der Eggermühlener hervor, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Große Beteiligung der Eggermühlener am Gottesdienst plus KiTa-Eröffnungsfestakt: Bürgermeister Markus Frerker (CDU) – im Shirt („es soll ja keine steife Feier werden“) – hob u. a. die große Bereitschaft der Eggermühlener hervor, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Zum 50. Geburtstag feiert Eggermühlen ein Familienfest.

Zum 50. Geburtstag feiert Eggermühlen ein Familienfest.

50 Jahre Eggermühlen! Der Ort feiert – und zeigt, was ihn ausmacht: Er wird getragen von Zusammenhalt und Bürgersinn. klartext fragte Eggermühlener, was ihnen an Eggermühlen gefällt.
Der besondere Eggermühlener Spirit zeigt sich nicht nur an außergewöhnlichen Tagen wie der 50-Jahr-Feier. Davon legen die Befragten Zeugnis ab. Zusammenhalt zeigen die Eggermühlener bei jeder Gelegenheit. Im Privaten, wenn Geburtstage oder Hochzeiten gefeiert werden, aber auch, wenn es um die Belange des Ortes geht. So wurde auch das Fest zur 50-Jahr-Feier vom ganzen Ort auf die Beine gestellt.

 

Durch und durch Eggermühlenerin: Ruth Gerdes.

Durch und durch Eggermühlenerin: Ruth Gerdes.

Ruth Gerdes, Sozialpädagogin, Vorstand der Kath. Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt. Ruth Gerdes wohnte eine Zeitlang in Ankum, aber es zog sie in ihren Geburtsort Eggermühlen zurück.

„Ich wollte wegen der tollen Gemeinschaft wieder nach Eggermühlen. Dort gibt es eine richtig gute Nachbarschaft, man hilft sich gegenseitig und lebt dort ein sehr kontaktfreudiges Leben. In Eggermühlen wird Gemeinschaft gelebt und gepflegt. Ausdruck dessen sind die vielen Vereine, vom Heimatverein über den Schützenverein, den Sportverein bis zu den Frauen- und Kindergruppen. Wenn man sich der Gemeinschaft nicht verschließt, offen dafür ist, sind die Eggermühlener immer bereit, jeden mit offenen Armen aufzunehmen.
Eggermühlen ist klein und übersichtlich, aber es gibt trotzdem – was ich für Ältere besonders wichtig finde –, einen Arzt und einen Lebensmittelladen. Mobil zu sein ist schon wichtig, wenn man in Eggermühlen lebt, aber man kommt, wenn man kein Auto hat, auch mit dem Bus in die größeren Orte wie Quakenbrück, Bersenbrück und Ankum.“

Eggermühlen hat heute 1.732 Einwohner. Vor 45 Jahren (1970) waren es gut 600 Einwohner weniger (1.123). Die Gemeindefläche ist 27,41 qkm groß und Eggermühlen hat fast 89 km Gemeindestraßen.

Ein aufregendes Erlebnis für die Kinder: Die Teilhabe an der Eröffnung ihrer KiTa.

Ein aufregendes Erlebnis für die Kinder: Die Teilhabe an der Eröffnung ihrer KiTa.

Jürgen Büscher, Installation und Heizungsbaumeister, und Elisabeth Büscher, Betreuerin einer an Demenz erkrankten Frau, leben im Ortsteil Besten und haben drei Kinder.

Happy in Eggermühlen: Die Familie Büscher.

Happy in Eggermühlen: Die Familie Büscher. © Foto: Büscher

Elisabeth Büscher: „In Eggermühlen kennt man sich untereinander, und das durch alle Lebensphasen. Mein Mann ist Bestener, aber ich komme aus Schwagstorf. Ich kannte anfangs niemanden, aber wenn man sich zeigt, wird man auch aufgenommen. Alles ist möglich in Eggermühlen. Ich schätze vor allem, wie viel ehrenamtliche Arbeit hier über die Vereine geleistet wird. Das ist woanders längst nicht mehr selbstverständlich. Ob Rentner oder Jugendliche – alle sind dabei. Die Eggermühlener sind Leute, die aufeinander eingeschworen sind. Gerade die Kinder brauchen den Anschluss an andere. Ich finde auch gut, dass die Grundschule nicht so groß ist. In so einer kleinen Schule haben die Kinder vielfältige Kontakte, auch mit Kindern aus anderen Klassen.“

Das Highlight der Feierlichkeiten „50 Jahre Eggermühlen“ war die offizielle Eröffnung des wunderschönen Kindergartens in der Alten Rentei. Diese Alte Abtei war ab 1965 eine Zeit lang der Sitz der Verwaltung der Samtgemeinde Eggermühlen. Heute ist Eggermühlen eine Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Bersenbrück

Fein geschmückt: Der Eingang zum Kindergarten.

Fein geschmückt: Der Eingang zum Kindergarten.

 

Andreas Hömer ist gebürtiger Eggermühlener und arbeitet in der Krankenhausverwaltung in Quakenbrück. Die Familie hat drei Kinder.

Mit angepackt wird überall, sagt Andreas Hömer.

Mit angepackt wird überall, sagt Andreas Hömer. © Foto: Hömer

„Eggermühlen ist für mich natürlich Heimat und wir leben in meinem Elternhaus. In Eggermühlen zu bleiben, ist die richtige Entscheidung gewesen. Ich finde auch richtig gut, dass in letzter Zeit viele Bauplätze im Baugebiet an junge Eggermühlener gegangen sind, die dort bauen. Eggermühlen ist sehr übersichtlich und jeder kennt fast jeden. Meine Frau ist Emsländerin, aber die kannte nach zwei Jahren in Eggermühlen schon mehr Leute als ich. Sie hatte keinerlei Schwierigkeiten Fuß zu fassen, hat den Spaß am Theaterspielen entdeckt und ist in der Theatergruppe.
Wie das in Eggermühlen so läuft, hat zum Beispiel der letzte Starkregen gezeigt. Da liefen diverse Keller voll Wasser. Ich schaute aus dem Fenster und sah meinen Nachbarn und Cousin Wassereimer aus dem Keller schleppen. Natürlich ging ich rüber und half ihm. Genauso mein Vater. Wir stellten fest, dass unser Keller ebenfalls voll gelaufen war. Also kamen mein Cousin und sein Vater und ein weiterer Nachbar, der selbst kein Wasser im Keller hatte, und halfen uns. Nun ging es zum dritten Nachbarn. Dort waren nur die Kinder zu Hause. Nachdem das geregelt war, erfuhren wir, dass drei Häuser weiter 40 cm Wasser im Keller standen. Also alle Mann dorthin und mit einer Eimerkette ran an die Arbeit bis die Feuerwehr kam. Zum Schluss noch einen fünften Keller trocken gelegt. Dann ging es um ca. 0.30 Uhr ins Bett.

Vereinsleben wird in Eggermühlen groß geschrieben.

Vereinsleben wird in Eggermühlen groß geschrieben.

Mit angepackt wird überall. Ich bei der Fortuna als Jugendtrainer eingestiegen. Bei Arbeitseinsätzen, die wir machen, ist es toll zu erleben, wie viele immer noch mitmachen. Oft sind es dieselben Leute, aber ich werde auch immer wieder überrascht, wenn neue Nasen auftauchen und mit anpacken. Für die 50-Jahr-Feier haben wir uns ein besonderes Spiel einfallen lassen: Eine Mischung aus Torwand-Schießen und Schussgeschwindigkeit. Durch die Berücksichtigung der Schussgeschwindigkeit kommt ein größeres und interessantes Spektrum an Ergebnissen zustande. Was das Feiern angeht, sage ich, wir Eggermühlener sind vielleicht nicht die Besten, aber die Lustigsten.“

Eggermühlen habe viele Superlative zu bieten, sagte Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier. Einer davon: die schönste KiTa der Samtgemeinde zu haben.

Eggermühlen habe viele Superlative zu bieten, sagte Samtgemeinde- bürgermeister Dr. Horst Baier. Einer davon: die schönste KiTa der Samtgemeinde zu haben.

Das Schloss Eggermühlen ist der Namensgeber des Ortes. Der Name leitet sich ab vom Flüsschen Egger und der Mühle, die heute ein Ausflugsziel ist. Die Familie von Boeselager gelangte 1654 in den Besitz des Rittersitzes.

 

Claudia Vogt, Dipl.-Finanzwirtin, arbeitet im Finanzamt Lingen, ist gebürtige Eggermühlenerin und lebt seit dem Abschluss ihres Studiums wieder in Eggermühlen.

„Mir gefällt, dass Eggermühlen klein ist, überschaubar, und dass man hier viele Möglichkeiten hat, sich ehrenamtlich einzubringen. Ob man sich hier wohl fühlt, ist natürlich auch typbedingt. Meine Erfahrung ist: Man kann vieles mitmachen, man muss aber nicht alles mitmachen. Mir gefällt vor allem die Ruhe. Hier kann ich in aller Ruhe im Garten liegen, ich muss mich nicht aufstylen, und wenn dann eine Nachbarin am Garten vorbeikommt und wir fünf Minuten reden, finde ich das prima. Mir gefällt auch, dass ich viel Platz habe. Und ich habe alles vor der Tür. Ich bin sofort im Wald, kann da laufen oder bin mit dem Rad unterwegs.

Schnell im Grünen: Wie hier bei der Mühle am Eggerbach.

Schnell im Grünen: Wie hier bei der Mühle am Eggerbach.


Mein Freundeskreis und meine kulturellen Interessen reichen über Eggermühlen hinaus, aber ich sag’ immer zu den Kollegen in Lingen‚ wir liegen ‚am Nabel der Welt’. Von Eggermühlen aus komme ich gut weg, ich bin schnell in Osnabrück und kann auch mal nur für einen Tag nach Berlin fahren, nach Hannover oder nach Celle. Als gebürtige Eggermühlenerin bin ich hier natürlich verankert. Wer neu nach Eggermühlen kommt, der muss aber schon von sich aus aktiv werden, um in Eggermühlen anzukommen.“

Die Grundschule Eggermühlen entstand durch die Gebietsreform im Jahr 1971. Sie ist die Nachfolgerin der beiden Schulen Bockraden und Striekel aus den Gemeinden Besten, Basum-Sussum, Bockraden und Döthen.

Zur zahlreich erschienenen Polit-Prominenz, darunter Bürgermeister der Nachbargemeinden und Landtagsabgeordnete, gehörte auch Landrat Dr. Michael Lübbersmann (CDU).

Zur zahlreich erschienenen Polit-Prominenz, darunter Bürgermeister der Nachbargemeinden und Landtagsabgeordnete, gehörte auch Landrat Dr. Michael Lübbersmann (CDU).

Gabriele Schwuchow, Erzieherin. Die gebürtige Ankumerin zog 1987 mit ihrem Mann und drei Kindern nach Eggermühlen.

Gabriele Schwuchow möchte nicht mehr weg aus Eggermühlen.

Gabriele Schwuchow möchte nicht mehr weg aus Eggermühlen.

„Mir gefällt vor allem das Miteinander in Eggermühlen, die kurzen Wege, die Einbindung in die Nachbarschaft, der feste Freundeskreis, den ich hier habe. Für uns war es leicht, in Eggermühlen Fuß zu fassen. Das lag sicher auch daran, dass meine Großeltern schon in Eggermühlen gelebt haben. Der Zusammenhalt in Eggermühlen ist einfach großartig. Was immer ist und was immer gefeiert wird, die ganze Straße ist da, hilft mit und macht mit. Ein Auto braucht man aber schon, vor allem, wenn man, wie ich, nach Quakenbrück zur Arbeit fahren muss. Weg möchte ich aus Eggermühlen auf keinen Fall.“

Zwei Jahre älter als Eggermühlen ist der bekannteste Event des Ortes, die „Mondnacht auf Hawaii“. Sie findet auf dem Gelände des Gasthauses Böhmann statt, das von Heinrich Böhmann 1921 als Schankwirtschaft gegründet wurde.

Bereit für ihren Einsatz: Welp – der Name ist Programm – und sein Kollege.

Bereit für ihren Einsatz: Welp – der Name ist Programm – und sein Kollege.

Jeannette Hammel, Bibliothekarin im Medienforum Bersenbrück, Mannheimerin, zog erst vor wenigen Monaten nach Eggermühlen.

Noch ganz neu in Eggermühlen: Jeannette Hammel.

Noch ganz neu in Eggermühlen: Jeannette Hammel.

„Mich hat die Wohnungssuche nach Eggermühlen geführt. Dort habe ich zwei Wohnungen besichtigt, und beide Vormieter, deren Wohnungen ich angeschaut habe, waren ungemein nett. Die Wohnung, die ich schließlich genommen habe, war die schönste, die ich während der Suche gesehen habe, und so kam ich nach Eggermühlen. Es ist wunderbar ruhig da, und so idyllisch habe ich noch nie gewohnt. Aus der Stadt kenne ich eigentlich nur laute Lkws und anderen Verkehr vor der Tür.
Was die Kontaktaufnahme angeht, läuft das in Eggermühlen, so kommt es mir jedenfalls vor, etwas anders, als ich es bislang kannte. Ich hab’ mich bislang immer sehr zurückgehalten, weil ich niemanden stören möchte, und die Menschen sind auf mich zugekommen. So habe ich auch meine Freunde kennengelernt. Hier muss ich vielleicht mehr auf die Menschen zugehen.
Ich denke aber, dass auch über meine Tätigkeit Kontakte entstehen können. Ich habe inzwischen mit der Leiterin des Kindergartens telefoniert und möchte auch gerne mit der Schule Kontakt aufnehmen, um zu schauen, was ich von der Bibliothek aus tun kann. Wenn das gewünscht wird, könnte ich zum Beispiel auch mal Bücherkisten mitbringen. Schön finde ich jedenfalls, das kannte ich bislang so gar nicht, dass alle sehr freundlich grüßen, wenn man sich begegnet, ob ich zu Fuß unterwegs bin oder per Fahrrad.“

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