Ortsentwicklung: Es wurde groß gedacht

Um die 230 Bauplätze umfasst allein das Areal, das in Ankum für den zukünftigen Wohnungsbau ausgewiesen wird. Groß gedacht wurde aus mehreren Gründen. Auch wegen einer möglichen Stromtrasse.

Oben (Norden) schwarz eingefasst und im Süden: Flächen für Wohnbebauung. Rechts (Osten): für Gewerbe. © Samtgemeinde Bersenbrück.

Wie soll sich Ankum in Sachen Baugebiete und Gewerbe weiterentwickeln? Festgeschrieben wird das in einem Flächennutzungsplan (F-Plan). Daran wurde in Ankum unter der Überschrift „Dorfentwicklungsplan“ intensiv gearbeitet. Das letzte Wort in dieser Sache hat nun der Samtgemeinderat.

Ungewöhnlich bei diesem F-Plan ist: Ankum schaute bis 2035 voraus. 56 Seiten umfasst die „Bauflächenbedarfsanalyse“, in der dargelegt wird, was Ankum in Sachen Wohnen/Baugebiete und Gewerbe braucht und wo die dafür benötigten Flächenpotentiale ausgemacht wurden – im Norden und im Osten von Ankum. Es geht um viel bei diesem Plan – auch um die Stromtrasse.

Termin + Ort Samtgemeinderat. Der Samtgemeinderat tagt am Mittwoch, 21. Juni, um 19.00 Uhr im Hotel Sauerland, Hauptstraße 14, 49594 Alfhausen. 28 Punkte und Unterpunkte stehen auf der Tagesordnung.

Rosafarben: Die Flächen für Wohngebiete im nördlichen Ankum. @ Samtgemeinde BSB.

Ein großer Wurf fürs zukünftige Ankum.

In den letzten Jahren schossen in Ankum Neubauten wie Pilze aus dem Boden. Ein Baugebiet nach dem anderen wurde von der Verwaltung, von Bürgermeister und Rat auf den Weg gebracht, zuletzt am 3. April. Da verabschiedete der Rat den Bebauungsplan „Alte Ziegelei“.

Nun also der F-Plan. Über den informierte Bürgermeister Detert Brummer-Bange (UWG) ebenfalls in der Ratssitzung im April. In etwa 20 Jahren soll Ankum nach der Bevölkerungsprognose um die 1.000 Einwohner mehr haben. „Aufgrund der sich sehr positiv entwickelnden Bevölkerungszahlen“, so der Bürgermeister, „haben wir im Laufe der letzten 2 Jahre den Bedarf an Wohnbauland ermittelt. So werden wir in den nächsten 20 Jahren ca. 40 ha für die Wohnbebauung brauchen.“ Etwa 40 ha Wohnbebauung, das entspricht 230 bis 240 Bauplätzen.

 

Ob Verkehr und Soziales: Die Dorfentwicklung gestalten.

Warum eine so umfassende, weit vorausschauende Planung? Zu den Vorzügen, die Bürgermeister Brummer-Bange in einem Gespräch mit klartext nennt, gehört z. B.: Der neue Flächennutzungsplan biete in Sachen Verkehr größere Möglichkeiten. Erreicht werden könnten z. B. ruhige Wohnviertel und zugleich eine die Wohnviertel entlastende Verkehrsführung.

Angesichts der Enge im Ortskern und der inzwischen erreichten Ausdehnung des Ortes war aus Sicht des Bürgermeisters bei der Konzeption des Flächennutzungsplans weiteres zu bedenken: Dass Möglichkeiten vorhanden sind, bei Bedarf

Bürgermeister Detert Brummer-Bange (rechts) und der Verwaltungsvertreter Michael Wübben.

Flächen zum weiteren Ausbau der sozialen Infrastruktur bereitstellen zu können sowie Flächen zur Verbesserung der Aufenthalts- und Wohnqualität, z. B. in Gestalt von begrünten Plätzen.

Ein weiterer Faktor, der für eine langfristig ausgerichtete Planung spricht: Dadurch würden auch Ressourcen in der Verwaltung freigesetzt. So binde jedes kleinere Baugebiet, weil mit viel Arbeit verbunden, in beträchtlichem Ausmaß Ressourcen. Ein großer Wurf sei unter diesem Gesichtspunkt das effektivere Arbeiten. Und er eröffne insgesamt, ob soziale Bedarfe oder Notwendigkeiten wie z. B. Regenrückhaltebecken, die größeren Planungsmöglichkeiten.

Viele reden ein Wort mit, darunter auch Amprion (Stromtrasse). Bei einem neuen F-Plan reden immer viele ein Wort mit. In diesem Fall sind es fast 20 Behörden, Ämter, Kammern usw. Alle Einwände müssen abgewogen werden, und so ist die Beschlussvorlage der Samtgemeinde zum F-Plan 75 Seiten lang. Auch Private erhoben Einspruch – und Amprion, Träger der geplanten Höchstspannungstrasse.

 

Westlich wie östlich von Ankum könnte eine Stromtrasse verlaufen.

Stromtrasse: Gemeindeentwicklung hat Priorität.

In der Beschlussvorlage, die Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier und die Verwaltung zum F-Plan vorlegen, wird den Bedenken von Amprion, dem Träger der Stromtrasse, eine Abfuhr erteilt. Amprion hatte gegen das in Ankums Osten ausgewiesene Gewerbegebiet vorgetragen: Dort liege einer der Suchkorridore für eine künftige Trasse, darum müsse dieses Gebiet von einer weiteren Planung frei bleiben. Die Antwort der Samtgemeinde auf dieses Ansinnen: Das Raumordnungsverfahren sei noch gar nicht eingeleitet worden. Und weiter: „Es ist nicht hinnehmbar, dass bis dahin eine Gemeindeentwicklung nicht mehr stattfinden können soll, weil einer der potenziellen Suchkorridore für eine Trasse betroffen sein könnte.“

 

Ankum war in Sachen Trassee rechtzeitig zur Stelle.

Im September 2015 war im Bersenbrücker Kreisblatt zu lesen: „Samtgemeindebürgermeister Horst Baier und Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange gehören zu den Politikern in der Samtgemeinde Bersenbrück, die die Planungen am intensivsten verfolgen, unter anderem in Oldenburg“. In Oldenburg fand am 15. September 2015 die Antragskonferenz zur Stromtrasse statt. Ankums Bürgermeister nahm daran teil.

Richtung Osten Weiterentwicklung Gewerbe. © Samtgemeinde BSB

„Bei dieser Konferenz“, so Brummer-Bange, wurde gesagt, „legen Sie Ihre Planungen offen“. Ankum tat’s. In der Beschlussvorlage der Samtgemeinde ist zu lesen, dass „die Gemeinde Ankum bereits zur damaligen Antragskonferenz im Herbst 2015 darauf hingewiesen hat, dass nur an dieser Stelle (im Osten Ankums, Anm. der Redaktion) die gewerbliche Entwicklung der Gemeinde Ankum stattfinden kann.“ Ankum plante ab dem Zeitpunkt noch intensiver, so der Bürgermeister – um vor der Entscheidung zu einem Trassenverlauf einen verbindlichen, durch den Rat beschlossenen F-Plan vorlegen zu können.

 

Nicht nur Amprion, auch Bürger erhoben Einwände.

Amprion ist gegen Ankums Gewerbegietspläne, weil es dort „freie Bahn“ behalten möchte für die Planung einer Stromtrasse. Dass die Keimzelle der Anti-Trassenbewegung „Sitter-Rüssel-Tütigen-Westerholte“ in Ankums Osten liegt, ist wenig verwunderlich, denn dort droht ein Trassenverlauf.  Wie von Amprion gibt es auch von Bürger-Seite Einspruch gegen die vorgesehene Ausweitung des Gewerbegebiets zwischen Bersenbrücker und Alfhausener Straße in Richtung Walsum/Rüssel.

 

Ein Problem: Ein Mangel an Flächen für Gewerbe.

Das östliche Gewerbegebiet soll Richtung Walsum wachsen können.

Keine Gewerbeflächen mehr in Ankum?

„Ankum sei nicht für Industrie- und Gewerbeflächen vorgesehen“, ist im (anonymisierten) Einspruch eines Bürgers zu lesen, es gäbe im Umkreis geeignetere Flächen wie den Niedersachsenpark. Vorgetragen wird z. B.: „Einige Gewerbe- und Industrieunternehmen im Gewerbepark Walsumer Esch haben bereits Größen erreicht, die zum Ankumer Ortsverhältnis gigantisch sind und wohl besser im Niedersachsenpark aufgehoben wären.“ Hätte die Gemeinde Ankum Entwicklungsmöglichkeiten verhindern und Unternehmen dadurch zum Abwandern nötigen sollen?

Festzuhalten ist u. a.: Die Gewerbesteuer, die in Ankum ansässige Unternehmen zahlen, ist eine wichtige Einnahmequelle der Gemeinde. Bürgermeister Brummer-Bange betont, die Gemeinde wolle „weitere Entwicklungsmöglichkeiten für die bereits hier ansässigen Unternehmen schaffen“. Er sieht Weiterentwicklungen positiv. So habe sich z. B. Raiffeisen aus kleineren Anfängen zu einem deutlich größeren Unternehmen entwickelt. „Durch die Fortentwicklung des Gewerbes sollen die kommunalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Mitgliedsgemeinde Ankum gestärkt und optimiert werden“, stünde in der Beschlussvorlage der Samtgemeinde, so Brummer-Bange, und das sehe er auch so.

Schön: Die vielen Landschaftsschutzgebiete (LSG) rund um den Ort. Ankum trotzdem weiterzuentwickeln, ist keine leichte Aufgabe.

 

Viele Landschaftsschutzgebiete. Nur begrenzte Möglichkeiten.

Die Gemeinde müsse erklären, trägt ein Bürger in seinem Einspruch vor, „wo die Politik in Zukunft hinmöchte – Natur, Tourismus und Erholung oder doch in Richtung emmissionsträchtiger Gewerbe und Industrie“. Dem hält der Bürgermeister entgegen: Es sei nicht angemessen, das „Schreckgespenst“ emissionsträchtige Industrie an die Wand zu malen. Die Weiterentwicklung des Tourismus in Ankum stünde weiteren Entwicklungsmöglichkeiten für Gewerbetreibende nicht entgegen.

Druchhorner Straße (links): Problem Geruchsbelästigung.

Ankum ist rundum von viel Natur/Landschaftsschutzgebieten umgeben. Die Weiterentwicklung des Ortes wird nicht nur dadurch zu einer schwierigen Aufgabe. Auch andere Faktoren schränken sie ein. Dazu ist in der Beschlussvorlage zu lesen, „dass die Wohnbaufläche 78/1 in Teilen entlang der Druchhorner Straße zu stark von landwirtschaftlichen Geruchsbelästigungen betroffen ist und diese Teilflächen aus der Planung herausgenommen werden sollen.“ Dadurch wird die für Wohnbebauung vorgesehene Fläche um 4,8 ha reduziert.

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