Von Alfhausen bis Rieste: Wären 12 Flüchtlinge auf 1.000 Einwohner zuviel?

In Ankum gibt es am 5. November Informationen aus erster Hand zum Thema Flüchtlinge.
In Ankum gibt es am 5. November Informationen aus erster Hand zum Thema Flüchtlinge.

In Ankum gibt es am 5. November Informationen aus erster Hand zum Thema Flüchtlinge.

In drei Orten der Samtgemeinde wurden bis Ende Oktober noch keine Flüchtlinge aufgenommen. Wie viele Flüchtlinge werden im nächsten Jahr kommen, fragen sich viele? Wären 12 Menschen auf 1.000 Einwohner ein Grund, sich zu sorgen?

Andreas Schulte ist der Leiter des für Asylbewerber zuständigen Fachdienstes der Samtgemeinde. Foto Samtgemeinde.

Andreas Schulte ist der Leiter des für Asylbewerber zuständigen Fachdienstes der Samtgemeinde. Foto Samtgemeinde.

Nein, es werden keine 70 Flüchtlinge ins Hotel Schmidt einziehen, wie in Ankum gemunkelt wurde! So manches Gerücht, das kursiert, schürt die Sorge vor einer „Flut“ von Flüchtlingen. Richtig ist: Es werden mehr Flüchtlinge als bislang in die Samtgemeinde kommen. Die Bilder, die tagtäglich von der West-Balkan-Route und aus Grenzorten in Bayern gezeigt werden, erzeugen jedoch ein falsches Bild.

Bürger-Information 5. November, 19.00 Uhr, Haus Kirchburg. Wer sich verlässlich über das Thema Flüchtlinge informieren möchte, dem stehen am 5. November in Ankum Ansprechpartner zur Verfügung. Zum „Kompetenzteam“, das Rede und Antwort steht, gehören u.a.: Bürgermeister Detert Brummer-Bange, Pfarrer Ansgar Stolte, Andreas Schulte, der Leiter des zuständigen Fachdienstes der Samtgemeinde und Maike Korfage, die Flüchtlingsbetreuerin der Samtgemeinde.

 

In einigen Orten gibt es noch gar keine Flüchtlinge.

Die Samtgemeinde Bersenbrück hat über 28.000 Einwohner. Etwa 140 Asylbewerber mussten und müssen in diesem Jahr aufgenommen werden. Das bedeutet: 5 Menschen auf 1.000 Einwohner. Auf kleine Orte wie Eggermühlen oder Kettenkamp umgerechnet wären das 8,5 Flüchtlinge.
Bislang fand sich in diesem Jahr in nur vier Orten (Alfhausen, Ankum, Bersenbrück und Gehrde) Wohnraum für Asylbewerber. In drei Orten – Eggermühlen, Kettenkamp und Rieste – wurden bis Anfang November noch keine Menschen aufgenommen. Trotzdem gibt es eine gute Nachricht: Bis Ende des Jahres können die Flüchtlinge nach Plan untergebracht werden. Und das heißt: dezentral, in Wohnungen und Häusern.

Bei einer klartext-Umfrage Ende Mai diesen Jahres erklärten sich sechs Bürgermeister bereit, Flüchtlinge aufzunehmen. Ein Bürgermeister antwortete nicht. Mehr dazu hier. Noch haben sich nicht alle Orte an der Flüchtlingsaufnahme beteiligt.

 

2016: Wären 12 Menschen auf 1.000 Einwohner ein Grund zur Sorge?

Nicht nur Bramsche-Hesepe: Fast alle Aufnahmestellen in Deutschland sind überfüllt.

Nicht nur Bramsche-Hesepe: Fast alle Aufnahmestellen in Deutschland sind überfüllt.

Nach der bisherigen Zahl müsste die Samtgemeinde für 2016 mit 167 weiteren Menschen rechnen. Das wären etwa 6 Menschen pro 1.000 Einwohner. Für einen Ort wie Eggermühlen würde das bedeuten, 10 Menschen aufzunehmen, für einen Ort wie Rieste 20 Menschen.
Realistisch ist jedoch, von einer höheren Zahl auszugehen, da in diesem Jahr wohl mehr als die geschätzten 800.000 Menschen in Deutschland ankommen werden. Würde sich die bisherige Zahl für 2016 tatsächlich verdoppeln, kämen im nächsten Jahr 343 Menschen in die Samtgemeinde. Das würde bedeuten: 12 Personen pro 1.000 Einwohner. Das wären 40 Menschen für Rieste (wo in diesem Jahr noch keine Flüchtlinge aufgenommen wurden), 20 Menschen für Eggermühlen und Kettenkamp oder 87 weitere Menschen für Ankum.
Lösungen zu finden ist die Lösung des Problems. Wie gut die Samtgemeinde die Aufgabe, vor der sie steht, bewältigen kann, steht und fällt mit der Bereitschaft aller sieben Gemeinden, sich für die Beschaffung von Wohnraum zu engagieren.

 

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass und wie es klappt.

In Ankum hat die Samtgemeinde ein Haus gekauft.

In Ankum hat die Samtgemeinde ein Haus gekauft.

Wie eine Aufnahme der Flüchtlinge gelingen kann, zeigen die bisherigen Erfahrungen. In keinem Ort werden Bürger und Nachbarschaften alleingelassen, ebenso wenig wie Vermieter von Wohnraum. Andreas Schulte steht auf der Info-Veranstaltung in Ankum zur Verfügung, um zu berichten, wie die Begleitung durch die Samtgemeinde aussieht.
Ein wichtiger Baustein für ein gutes Gelingen ist zudem, ein noch größeres Netzwerk von Haupt- und Ehrenamtlichen zu schaffen, um die Neuankömmlinge zu begleiten. Ob Einzelpersonen, Vereine oder Organisationen: Je mehr Menschen sich beteiligen, desto besser gelingt es, Menschen zu integrieren.

Zuständig für die Unterbringung von Asylbewerbern ist die Samtgemeinde. Wohnraum finden kann sie aber nur in den einzelnen Gemeinden. Und wer kennt seine Gemeinde besser, als die jeweiligen Bürgermeister und die Ratsmitglieder?

 

Nach wie vor das A & O: Wohnraum finden.

Findet sich ausreichend Wohnraum, kann vermieden werden, was niemand will: Flüchtlinge notdürftig unterzubringen, zum Beispiel in einer Turnhalle. In Ankum hat die Samtgemeinde gerade ein Haus gekauft, ein Wohnhaus und ehemaliges Geschäftshaus. Wohnraum zu kaufen, ist nur ein und zudem ein teurer Beitrag zur Lösung der Wohnraumfrage.
Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier hat alle Bürgermeister gebeten, die Samtgemeinde aktiv bei der Suche nach Wohnraum zu unterstützen – um zu vermeiden, dass zu Notlösungen gegriffen werden muss. Darin liegt für die Bürgermeister auch die Chance, aktiv mitzugestalten, wie die Unterbringung von Flüchtlingen gestaltet wird.
Für Kettenkamp spricht sich zum Beispiel Ratsherr Werner Lager (SPD) dafür aus, dass sich alle Ratsmitglieder intensiver als bislang daran beteiligen, Wohnungen oder Häuser als Wohnraum für Flüchtlinge zu finden.

In Eggermühlen steht der alte Kindergarten seit dem Umzug in die neue KiTa leer.

In Eggermühlen steht der alte Kindergarten seit dem Umzug in die neue KiTa leer.

 

Engagement ist der Schlüssel zum Erfolg.

Die 110 Asylbewerber, die in diesem Jahr schon aufgenommen wurden, davon 55 in Bersenbrück, sind ein Beispiel dafür, wie Aufnahme gelingen kann. Wie wichtig Engagement ist, zeigt das Beispiel Ankum. In Ankum, hieß es lange, gibt es keinen Wohnraum. Seitdem sich mehr Ankumer des Themas annehmen, allen voran der Bürgermeister, fand sich Wohnraum.
Wo gäbe es weiteren Wohnraum? Inzwischen haben so einige Menschen, die Wohnraum an die Samtgemeinde vermietet haben, Erfahrungen mit Flüchtlingen als Mitbewohnern im Haus oder als Nachbarn gemacht. Bei der Veranstaltung in Ankum könnten Erfahrungen ausgetauscht werden.

An der Aufnahme von Flüchtlingen führt kein Weg vorbei. Da es insgesamt wenig Wohnraum gibt, kommt allen in der Politik ein hohes Maß an Verantwortung zu – um ihren Beitrag zu sozial verträglichen Lösungen zu leisten.

Mehr Bereitschaft, Wohnraum wie bislang ungenutzten privaten Wohnraum an die Samtgemeinde zu vermieten, wäre ein wichtiger Baustein zu einer erfolgreichen Lösung der Aufgabe. Gedacht werden müsste und könnte in viele Richtungen. In Eggermühlen steht zum Beispiel der frühere Kindergarten leer und in Ankum der ehemalige Coma-Markt.
Probleme groß zu reden ist ebenso wenig ein Weg wie sie klein zu reden. Jeder Tag eröffnet Chancen auf einen Beitrag zur Lösung und mit jeder Wohnung, die sich findet, ist ein weiterer Schritt getan. Schnell weiteren Wohnraum zu finden, wäre die beste Vorbereitung auf die Aufgaben, die im kommenden Jahr zu bewältigen sind.

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