Benimm-Regeln für Flüchtlinge

Wie geht gutes Benehmen in Deutschland? So zum Beispiel: Im Bus und im Zug „spricht oder telefoniert man eher leise, um andere Leute nicht zu stören“. Gut zu wissen, scheint sich aber unter Deutschen noch nicht überall herumgesprochen zu haben…

RefugeeGuide-2015-1-1

 

Flüchtlinge möchten sich doch bitte an unsere Spielregeln halten, wird häufig gefordert. An welche? Hier ist die Antwort: In einem Guide haben Menschen zusammengetragen – zusammen mit Neu-Bürgern aus diversen Nationen –, was wir von Flüchtlingen erwarten. Interessant zu lesen. Und das nicht zuletzt aus einem Grund: Der Guide hält uns einen Spiegel vor. Erkennen wir uns darin? Und wird so mancher Flüchtling nach der Lektüre noch glauben, tatsächlich in Deutschland gelandet zu sein.

Menschen, die im Sommer wenig bekleidet sind, gelten als normal... © www.refugeeguide.de

Menschen, die im Sommer wenig bekleidet sind, gelten als normal… © www.refugeeguide.de

Über Meinungsfreiheit, bitte und danke.

„Das Recht auf freie Meinungsäußerung erlaubt es jedem, seine oder ihre Meinung zu äußern, solange diese nicht andere Menschen diskriminiert, beleidigt oder bedroht“, ist in dem Guide zu lesen. Außerdem: „Streitgespräche und Diskussionen haben in Deutschland meist das Ziel, zu einem Kompromiss zu führen.“
Sieh‘ mal an. Was sagen Flüchtlingen da die Demos vor Flüchtlingsunterkünften und die Flut von Hasstiraden im Netz? Dass bei so manchem Deutschen reichlich Nachholbedarf in Sachen gutes deutsches Benehmen besteht.
Dass Deutsche sind, wie in diesem Guide beschrieben, darauf sollten sich Flüchtlinge in so manchem Punkt nicht verlassen. Zum Beispiel in diesem: „Wenn man etwas angeboten bekommt, ist ’nein, danke‘ eine höfliche Ablehnung. ‚Ja, bitte‘ oder ‚gerne‘ bedeuten, dass man das Angebot annehmen möchte.“
Wäre sicher nicht schlecht, wenn auch wir Deutsche uns wieder öfter auf „bitte“ und „danke“ besinnen, ebenso wie auf Folgendes: „Ist kein Mülleimer in der Nähe, so wird Müll in der Hand behalten oder aufbewahrt, bis man ihn umweltgerecht entsorgen kann, auch wenn das bedeutet, den Müll bis zum nächsten Mülleimer zu tragen.“

 

Über Toleranz und Privatsphäre.

Keinen Weg scheuen, um den Müll richtig zu entsorgen... © www.refugeeguide.de

Keinen Weg scheuen, um den Müll richtig zu entsorgen… © www.refugeeguide.de

Schwerere Kost: „In Deutschland sind öffentliche Liebesbekundungen von (heterosexuellen sowie homosexuellen) Paaren nicht ungewöhnlich. Dies geht von Händchenhalten über Umarmen und Küssen bis hin zu Kuscheln in der Öffentlichkeit. Dies ist akzeptiert und sollte nicht weiter beachtet werden.“ Akzeptanz auch für öffentliche Liebesbekundungen von Homosexuellen? Sollte so sein. Ist aber, müsste man wohl ehrlicherweise hinzufügen, noch längst nicht immer und überall so.

 

Was sind unsere Prinzipien und unsere Kultur?

Vizekanzler Sigmar Gabriel ließ die ersten 20 Artikel des Grundgesetz auf Arabisch verteilen. Eine gute Idee. Aber Hand aufs Herz: Wer von uns könnte aus dem Stand wenigstens fünf dieser Artikel benennen? Das Grundgesetz und diesen Guide an alle verteilen, das wäre eine Idee! So würden die Flüchtlinge zum Anstoß, uns mal wieder intensiv auf uns selbst, auf unsere Werte und Prinzipien zu besinnen.
Wer hierher kommt, tat Gabriel kund, muss wissen, wie die Kultur des Zusammenlebens bei uns ist. Stimmt. Selber wissen sollten wir’s auch. Als Leitlinie könnte schon der § 1 des Grundgesetzes reichen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Ungezählte Menschen in Deutschland haben in den letzten Monaten im Geiste dieses Paragraphen gehandelt und tun es weiterhin. Weisen wir die, die es nicht tun, in unserem eigenen Interesse in ihre Schranken. Es gibt viel zu tun, packen wir’s weiterhin an.

 

RefugeeGuide-2015refugeeguide.de

Lust auf mehr zum Thema richtiges und gutes Benehmen in Deutschland?

Hier finden Sie den kompletten Flüchtlings-Guide auf Deutsch.

Es gibt ihn in 11 Sprachen zum Downloaden auf www.refugeeguide.de

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