Eine Waldkindergarten-Gruppe in Ankum?

Die Idee Waldkindergarten nimmt konkretere Gestalt an. Schon 2015 informierten sich Ankum-Besucher in einem Waldkindergarten in Brockum. Nun stehen die Zeichen in der Gemeinde auf Umsetzung.

Im Februar 2015 informierten sich auf Einladung der UWG Interessierte aus Ankum, darunter Bürgermeister Detert Brummer-Bange und einige Ratsmitglieder, im Waldkindergarten Brockum.

Rund ums Jahr in der freien Natur: Das aus Skandinavien stammende Waldkindergarten-Konzept erfreut sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Was für ein spannender Erlebnisraum der Wald als Spiel- und Lernort für Kinder ist, erfuhr 2015 eine Gruppe Ankumer, die der Einladung der UWG gefolgt war, den Waldkindergarten der Samtgemeinde „Altes Amt Lemförde“ zu besuchen. Er liegt in der Mitgliedsgemeinde Brockum (östlich vom Dümmer See).

Zur Ausstattung in Brockum gehören eine Blockhütte (ganz links) und ein Tipi-Zelt.

Spielen und basteln mit den vielen Dingen, die der Wald so hergibt, Tierspuren folgen, auf Baumstämmen balancieren, im Tipi-Zelt Geschichten lauschen und und und: Was die Besucher in Brockum zur Arbeit des dortigen Waldkindergartens zu hören bekamen, wirkte ansteckend.

Etwa 2.000 Waldkindergärten. Laut Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland e.V. gibt es in Deutschland etwa 2.000 Natur- und Waldkindergärten/-Gruppen. Hinzu kommen Kindergärten, die natur- oder waldorientiert arbeiten. Die Tendenz zu Neugründungen von Natur- und Waldkindergärten sei steigend. https://bvnw.de/

 

„Noch individueller auf Bedürfnisse eingehen“.

In den Hintergrund gerückt war die Idee Waldkindergarten in Ankum durch die Notwendigkeit, wegen hoher Anmeldezahlen eine große neue Kita bauen zu müssen. In Vergessenheit geriet sie nicht.

Bislang gibt es nur die klassischen Betreuungseinrichtungen. © Samtgemeinde Bersenbrück

Wie Bürgermeister Detert Brummer-Bange in der Ratssitzung am 17. Januar mitteilte, möchte die Gemeinde Ankum das bestehende Angebot – drei Kitas und die Tagespflegeeinrichtungen – um ein weiteres „attraktives Angebot“, um eine Waldkindergarten-Gruppe, ergänzen. Mit der Einrichtung einer solchen Gruppe verfolgt die Gemeinde auch das Ziel, noch individueller auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Positiv aufgenommen worden sei die Anregung auch vom Verwaltungsausschuss der Gemeinde, so der Bürgermeister.

Für die Samtgemeinde Bersenbrück steht Dagmar Röben-Guhr, die Leiterin des Fachdienstes Bildung und Familie, der Sache ebenfalls positiv gegenüber. Für sie ist eine Waldkindergarten-Gruppe ein „interessantes Angebot“. Ob möglicherweise zum nächsten KiTa-Jahr eine Gruppe eingerichtet wird, das hänge, so Brummer-Bange, im Wesentlichen vom Elterninteresse ab. Es bedarf zudem einer Betriebserlaubnis der zuständigen Stelle im niedersächsischen Kultusministerium.

Ein Schutzraum, den jeder Waldkindergarten braucht, kann ein regelrechtes Schmuckstück sein. © Screenshot des Anbieter: www.waldkindergartenwagen.de

 

Platz wäre beim Jugendzeltplatz in Aslage.

Ein geeigneter Platz für eine Waldkindergarten-Gruppe, so Detert Brummer-Bange, ließe sich in einem Waldstück der Gemeinde beim Jugendzeltplatz in Aslage finden. Ganz ohne Dach über dem Kopf geht es aber auch in einem Waldkindergarten nicht. Vorhanden sein muss eine Räumlichkeit, die z. B. Schutz bietet bei sehr schlechten Witterungsbedingungen. Noch interessanter als eine Blockhütte, wie er sie in Brockum sah, findet Ankums Bürgermeister eine Art Zirkuswagen, einen Holzwohnwagen, den es in vielen Ausführungen gibt.

Beispiel für einen Waldkindergartenwagen. Screenshot von Webseite des Anbieters Holzbau Pletz auf www.zirkuswagenbau.net

Wie knapp Kita-Personal ist, zeigte sich auch schon in der Samtgemeinde. Ließe sich überhaupt Personal finden für eine Waldkindergarten-Gruppe? Da ist Detert Brummer-Bange optimistisch, denn ihm sei bereits signalisiert worden, dass es Interessenten gibt.

 

Waldkindergarten: Seit 1996 auch in Niedersachsen.

Flyer des Kultusministeriums. Download: siehe * unten.

Seit 1996 ist in Niedersachsen zu den unterschiedlichen Angeboten der Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen die Angebotsform des Waldkindergartens bzw. der Kindergartengruppe im Wald hinzugekommen. Es gibt dazu einen Info-Flyer des Ministeriums (Stand: Dezember 2018). Link zum Download: siehe * unten.

Danach halten sich „Kindergartengruppen im Wald jeden Tag und bei jeder Witterung bis zu 5 Stunden auf (incl. Sonderöffnungszeiten). Die Kinder treffen sich mit den pädagogischen Fachkräften morgens an einem bestimmten Treffpunkt im Wald und verbringen dort gemeinsam den Vormittag“.

Gruppe mit 15 Kindern. Laut Niedersächsischem Kulturministerium gehört zu den Rahmenbedingungen für eine Betriebserlaubnis „eine Gruppe mit 15 Kindern im Alter von 3 Jahren bis zur Einschulung“ sowie „eine sozialpädagogische Fachkraft als Gruppenleitung und eine zweite Fachkraft gem. §4 Abs. 3 KitaG.“

 

Waldkindergarten-Kinder: „Bringen gute schulische Voraussetzungen mit“.

Zu den Vorzügen, die der Waldkindergarten bietet, ist bei der Samtgemeinde „Altes Amt Lemförde“ zu lesen: „Die Stille im Wald hat einen unschätzbaren Wert und beugt Agressionen vor, fördert das Konzentrationsvermögen und die seelische Stabilität. Die Phantasie hat freien Lauf.“ Ob ein Waldkindergarten auch gut genug auf die Schule vorbereitet, ist eine Frage, die Waldkindergärten seit ihren Anfängen begleitet.

© und Bezugsquelle siehe *** unten.

Antworten auf diese Frage gibt eine Doktorarbeit von Dr. phil. Peter Häfner. Der Diplom-Pädagoge und Lehrer promovierte an der Universität Heidelberg zum Thema „Waldkindergarten und Schulfähigkeit von Kindern“. Er kommt zu positiven Ergebnissen: „Wenn ich die Ergebnisse meiner Untersuchung zusammenfasse, so kann ich feststellen, dass die Kinder, die einen Waldkindergarten besucht haben, eine hoffnungsvolle Schülergruppe darstellen. Im Schnitt verfügen sie über eine eloquente Ausdrucksweise und zeichnen sich beispielweise auch im musischen Bereich durch hohe Leistungsfähigkeit aus. Sowohl hinsichtlich Fantasie und Kreativität als auch der Mitarbeit im Unterricht, dem sozialen Verhalten und ihrer Motivation bringen sie gute schulische Voraussetzungen mit.“ (Quelle: siehe **)

 

*: www.mk.niedersachsen.de/startseite/fruehkindliche_bildung/kindertagesstaetten/waldkindergaerten/waldkindergaerten-144614.html
**: zitiert nach: https://www.nkgl-lueneburg.de/wissenschaftliches. Quellen: Kindergarten heute/Zeitschrift für Erziehung Heft 4/2003, Zeitschrift Psychologie heute
***: Natur- und Waldkindergärten in Deutschland von Dr. Peter Häfner, ISBN 383647753X, VDM Verlag Dr. Müller e.k., 79 €, © Foto www.hugendubel.de.

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