Einige Fragen zur CDU-Idee – keine Antworten

Die CDU Ankum präsentierte zur Wahl die Idee „Dienstleistungspark“. Um genauer darüber berichten zu können, stellte klartext einige Fragen. Leider gab’s keine Antworten.

In der Diskussion: das Bahnhofssgelände. Innerorts beginnt es am Harrenberg, zwischen der B 214 und der Alfhausner Straße.

In der Diskussion: Die Nutzung des Bahnhofsgeländes. Innerorts beginnt es Am Harrenberg, zwischen der B 214 und der Alfhausener Straße bzw. Knörlpatt.

Die Ankumer CDU schlug vor, auf dem Bahnhofsgelände einen Dienstleistungspark zu bauen. Eine Idee ist zunächst einmal ein positives Angebot, das sorgfältig bedacht werden sollte. Die Erfahrung beim Nachdenken: Alles nicht so einfach. Um präziser berichten zu können, fragte klartext per Fragebogen nach. Die Antwort der CDU Ankum: „Der Fragebogen war unseres Erachtens nicht in dieser Form zu beantworten.“ Die Fragen, es waren sieben, bleiben. Hier sind sie – als Diskussionsstoff für alle.

Ausschnitt-Fragebogen-CDUDienstleistungspark oder Nutzung der Gleise?

Das Bahnhofsgelände sei eine Fläche, so die CDU, mit „großem Entwicklungspotenzial“. Im Kern sieht das auch die Ankum-Bersenbrücker-Eisenbahn (ABE) so, der das Gelände gehört. Für sie liegt das Potenzial aber darin, den Schienenverkehr zu beleben. Daran wird seit zwei Jahren gearbeitet. Darum lautete die erste Frage an die CDU, ob ihr Vorschlag so zu verstehen ist, „dass die bisherigen Pläne – Güterverkehr ab Ankum und touristische Nutzung der Gleise – nicht weiter verfolgt werden sollten? Dass die Gleise ein für allemal stillgelegt werden?“

Eintagsfliege oder zukunftsträchtig? Im April quietschten in Ankum die Gleise – bei einem Holztransport.

Eintagsfliege oder zukunftsträchtig? Im April quietschten in Ankum die Gleise – bei einem Holztransport, hier auf Höhe Ahausen.

Diskussionsstoff: Die Schienen aufgeben oder nicht?

Güterverkehr auf die Schiene zu bringen ist ein schwieriges Projekt. Wieviel Zeit sollte man ihm geben? Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch (CDU) drängte bereits im März 2015, als eine Potentialanalyse zum Güterverkehr in Auftrag gegeben wurde, „dass die Bevölkerung in der Angelegenheit endlich Resultate sehen möchte“.* Zumindest wollte die in Bersenbrück regierende CDU Resultate sehen. Zurück zum Dienstleistungspark. In welcher Größenordnung sollte in etwa gebaut werden und bei welcher Art Dienstleistung sieht die CDU den Bedarf in Ankum, waren zwei weitere Fragen.

Fragen-5-und-6

 

Ist das Bahnhofsgebäude Quakenbrück ein gutes Beispiel?

Das Bahnhofsgebäude in Quakenbrück.

Das Bahnhofsgebäude in Quakenbrück.

Für so einen Park spricht, so die CDU AEK, die Erfahrung mit einem solchen Projekt in Quakenbrück.„Ein gutes Beispiel kann für uns der Quakenbrücker Bahnhof sein“, postete der CDU-Spitzenkandidat Andreas Hettwer auf der CDU-Facebook-Seite. Andreas Hettwer, genauer gesagt das „Hettwer Architektur- und Ingenieur-Büro“ (Helmut und Andreas Hettwer), war der Investor in Quakenbrück. Das dortige Bahnhofsgebäude wurde umgebaut, und es entstanden Büros für Dienstleister. Kann Quakenbrück als Vorbild dienen?

Zu Quakenbrück ist festzuhalten: Die Stadt hat etwa 13.000 Einwohner und ist damit um einiges größer als Ankum (7.354 Ew.). Außerdem ist der Bahnhof Quakenbrück ein aktiver Bahnhof mit zumindest wochentags viel Zugverkehr (Osnabrück-Oldenburg), den viele Menschen nutzen (Schüler, Berufstätige usw.).

7 Dienstleister sind es in Quakenbrück.

Diese beiden Dienstleister haben ihre Räumlichkeiten im linken Flügel des Bahnhofsgebäudes.

Diese beiden Dienstleister haben ihre Räumlichkeiten im linken Flügel des Bahnhofsgebäudes.

Angesiedelt wurden im Bahnhofsgebäude Quakenbrück 7 Dienstleister. 1 Mieter war schon vorher in dem Gebäude und blieb dort: das DB-Reisebüro. Welche Rolle spielte, dass Quakenbrück ein aktiver Bahnhof ist mit entsprechendem Publikumsverkehr? Für 2 Mieter – eine Pizzeria und „Taxi am Bahnhof“ – sicher ein Faktor bei der Standortwahl.

Dienstleister im rechten Gebäudeteil.

Dienstleister im rechten Gebäudeteil.

2 weitere Mieter sind: ein Steuerberatungsbüro, das schon in Quakenbrück ansässig war und umzog, sowie ing-immo (Immobilienprojekte). Dazu kommen: eine Praxis für Psychotherapie, die aus Quakenbrücks Innenstadt ins Bahnhofsgebäude zog, und eine Ergotherapie-Praxis, die vorher in der Quakenbrücker Friedrichstraße ihre Räume hatte.

Das Quakenbrück-Beispiel zeigt: Es gab diverse Verlagerungen – mit der Folge, dass Leerstand an den ursprünglichen Standorten wieder gefüllt werden musste. Darum die Frage: „Wie hoch bzw. niedrig schätzt die CDU die Entwicklung ein, dass Verlagerungen stattfinden? Dass Dienstleister in Ankum ihre bisherigen Räume aufgeben, also umziehen und dadurch Leerstand entsteht?“

Frage-7

Leerstand in Ankum.

Leerstand in Ankum.

Für einen Investor ist ein Projekt ein Erfolg, wenn alle Räumlichkeiten, wie im Quakenbrücker Bahnhof, gefüllt sind. Wer als Bürgermeister und Gemeinderat Verantwortung trägt, ist der schwierigen Aufgabe verpflichtet, die Entwicklung des gesamten Ortes im Blick zu haben. In Ankum sind Leerstände in der Hauptstraße unübersehbar. Vor kurzem gab dort auch ein Dienstleister (Fußpflege) sein Geschäft auf. Was wieder zurückführt zu der Frage nach dem Bedarf für einen Dienstleistungspark.

Den Ankumer Ortskern lebendig erhalten.

Im Unterschied zu einem Investor steht die Politik, in Ankum wie andernorts, vor einer schwierigen weil doppelten Aufgabe: Gewerbetreibenden Flächen zu bieten und Möglichkeiten sich zu entwickeln – und zugleich dazu beizutragen, den Ortskern durch Geschäfte und Dienstleister lebendig zu erhalten. Daran wird derzeit in der Ankumer PlanerWerkstatt mit vereinten Kräften – wie Werbegemeinschaft, Bürgermeister, Samtgemeinde, Immobilienbesitzer – gearbeitet. U. a. mit dem Ziel, Gewerbetreibenden mitten im Ort Räumlichkeiten anzubieten, die ihren Anforderungen entsprechen. Würde Ankums Hauptstraße veröden, wäre das ein Verlust für alle, für Geschäftsleute wie Bürger.

Das Bahnhofsgelände: Wäre eine enorme Herausforderung.

Was die Umsetzbarkeit der CDU-Idee angeht, muss der Blick zurückgehen zur Frage eins. Angenommen, die ABE würde das Bahnhofsgelände verkaufen. Wer sollte es kaufen, wer den Park bauen, waren weitere Fragen.

Fragen-3-und-4

Der Weg zum Verkauf wäre lang und der Kauf wäre eine finanzielle Herausforderung: Der Kaufpreis wäre zu zahlen, Bestehendes müsste abgerissen werden, mögliche Altlasten entsorgt werden, es wären Fördermittel zurückzuzahlen, und es wäre an die ABE wohl auch eine Entschädigung für die Verlagerung des Betriebshofes (von Ankum weg) zu zahlen. Würde ein Investor all‘ das auf sich nehmen? Die Wahrscheinlichkeit ist sicher gering. Sollte die Gemeinde Ankum kaufen?

Soll die ABE das Bahngelände aufgeben?

Soll die ABE das Bahngelände aufgeben?

Eines bietet die Idee der CDU auf jeden Fall: Reichlich Stoff für Diskussionen. Und sie ist Zukunftsmusik, denn selbst wenn die ABE bereit wäre zu verkaufen: Sie wäre zunächst einmal verpflichtet, die Bahnstrecke auszuschreiben, denn auch eine nicht oder kaum genutzte Strecke darf laut Gesetz nicht einfach aufgegeben werden. Erst wenn sich kein Interessent gemeldet hat, könnte verkauft werden. Entwidmung heißt, was nach § 23 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes erfolgen müsste. Ein Prozess, der fünf Jahre und länger dauern kann.

Eisenbahngesetz

 

Ein Anstoß zur Debatte – über viele offene Fragen.

Zum Vergleich: Das alte Grundschulgelände an der Kolpingstraße ist 10.000 qm groß. Geld dafür ausgeben musste Ankum nicht. Die Gemeinde bekam die Fläche von der Samtgemeinde zurück, und die finanziert auch den Abriss der Gebäude. Bürgermeister und Rat hat die Nachnutzung – die nunmehr Gestalt annimmt – in den letzten Jahren intensiv beschäftigt. Das Bahngelände ist um einiges größer als das Grundschulgelände. Es müsste ein umfassendes Konzept für eine Nutzung her, denn ein Dienstleistungspark in der Größenordnung Quakenbrück würde es nicht füllen.

In diesem Gebäude der Ankumer-Bersenbrücker-Eisenbahn sitzen Dienstleister: Die ABE, HaseEnergie und auch HaseBau hat hier ihren Firmensitz.

In diesem Gebäude der Ankumer-Bersenbrücker-Eisenbahn sitzen Dienstleister: Die ABE und HaseEnergie. Auch HaseBau hat hier ihren Firmensitz.

Wie weit trägt eine Idee? Politiker, die Verantwortung tragen oder tragen wollen, sind gefordert, sich auf den mühsamen Weg einzulassen, Ideen von allen Seiten zu beleuchten, Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, Konsequenzen zu bedenken. Was das Bahngelände angeht: Sind die Gleise in Ankum einmal weg, sind sie ein für allemal weg. So unterschiedlich die Ansichten zum Bahnhofsgelände möglicherweise sind: Was aus diesem Gelände wird oder werden soll, ist von großem Gewicht sollte entsprechend sorgsam bedacht werden.

*Protokoll zur Samtgemeinderatssitzung vom 19. März 2015.

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