Stromtrasse: Das Gegeneinander schüren?

Widerstand gegen eine Stromtrasse formiert sich in mehreren Orten in der Samtgemeinde Bersenbrück. Hier demonstriert die Ankumer Anti-Trassen-Initiative vor dem Rathaus.

An den Bürgerinitiativen liegt es nicht, dass die Stromtrassen-Debatte derzeit weit hinter den guten und konstruktiven Stand zurückfällt, auf dem sie einmal war.

Ein Kommentar von Rita Stiens.

Widerstand gegen eine Stromtrasse formiert sich in mehreren Orten in der Samtgemeinde Bersenbrück. Hier demonstriert die Ankumer Anti-Trassen-Initiative vor dem Rathaus.

Widerstand gegen eine Stromtrasse formieret sich in mehreren Orten in der Samtgemeinde Bersenbrück.

Aus der Samtgemeinde war es Riestes Bürgermeister Sebastian Hüdepohl (CDU), der – zusammen mit Bramsche und Neuenkirchen-Vörden – zum Angriff blies gegen Initiativen zur Unterstürzung der Forderung, auch einen Trassenverlauf entlang der Autobahn zu prüfen.

Über 1 Jahr Schweigen, jetzt Attacken.

Warum meldet sich Bürgermeister Hüdepohl jetzt in einer Sache zu Wort, die seit gut einem Jahr bekannt ist, und die von Anfang an eine zentrale Rolle spielte im Dialog mit den Bürgerinitiativen? Der Prozess der Trassenprüfungen begann im Spätsommer 2015 mit einer Antragskonferenz.

Bereits auf dieser Konferenz wurde gefordert, dass alle Trassenverläufe transparent geprüft werden: die Trassenverläufe mitten durch die Samtgemeinde wie auch ein Trassenverlauf entlang der Autobahn. Meldete sich damals der Riester Bürgermeister zu Wort? Er tat es nicht. Bürgermeister Hüdepohl meldete sich auch nicht zu Wort, als die Ankumer CDU die Prüfung eines Trassenverlauf entlang der Autobahn forderte und sich dafür einsetzte.

Bernhard Heidrich vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems bei einer Veranstaltung in Ankum. Um die schwierigen Entscheidungen, vor denen er steht, ist er sicher nicht zu beneiden.

Bernhard Heidrich vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems informierte bei einer Veranstaltung in Ankum über die Aufgaben seines Amtes in Sachen Stromtrasse.

Transparenz plus verträglichste Lösung für alle.

Weder in Rieste noch in Bersenbrück organisierten die Bürgermeister Info-Veranstaltungen oder nahmen andernorts auf Info-Veranstaltungen am Dialog mit den Bürgerinitiativen teil. In Ankum gab es gleich zwei öffentliche Veranstaltungen zum Thema Stromtrasse, darunter eine mit Samtgemeindebürgermeister Horst Baier und eine mit allen wichtigen Akteuren wie Amprion, Vertretern der Bürgerinitiativen sowie Herrn Heidrich vom zuständigen Landesamt.

Kam Riestes Bürgermeister, um sich aus erster Hand über den Stand der Dinge zu informieren? Er kam nicht. Wäre er gekommen, hätte er erfahren, worum es in der Sache geht. Erfahren hätte er auch, worum es den Bürgern geht: Vor allem um Transparenz. Einfach darauf vertrauen, dass bei den für den Trassenverlauf Zuständigen schon alles gut und richtig läuft, das wollten die Bürger nicht.

 Bar jeder Sachlichkeit.

Die derzeitige emotionale Aufheizung der Stromtrassen-Debatte ist das Gegenteil der in den letzten Monaten erreichten Versachlichung und Verständigung – zurückzuführen auf Informationsveranstaltungen, einen intensiven Dialog der Bürgerinitiativen untereinander, durch den Dialog einiger Bürgermeister mit den Bürgerinitiativen und vor allem durch die große Bereitschaft der Bürgerinitiativen, sich in die komplexe Materie einzuarbeiten und zu gemeinsamen Positionen zusammenzufinden.

Begrüßte Gäste und Teilnehmer: Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange. Auf dem Podium (von links): Sebastian Knauf (Amprion), Arndt Feldmann (Amprion), Bernhard Heidrich (Amt für regionale Landesentwicklung), Kreisrat Winfried Wilkens und Udo Biemann („Hackemoor unter Strom“).

Einige Beteiligte an dem langwierigen und schwierigen Dialog-Prozess (von links): Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange, Sebastian Knauf (Amprion), Arndt Feldmann (Amprion), Bernhard Heidrich (Amt für regionale Landesentwicklung), Kreisrat Winfried Wilkens und Udo Biemann („Hackemoor unter Strom“).

Trotz teils unterschiedlicher Standpunkte mit den Bürgerinitiativen einen gemeinsamen Nenner für Lösungen finden, das war und ist das Ziel der beteiligten Bürgermeister. Es ist kein leichter Weg, und er bedeutet nicht zuletzt viel Zeitaufwand und Verständigungsbereitschaft auf beiden Seiten. Der gemeinsame Nenner, der gefunden werden wurde, war Transparenz; war das gemeinsame Eintreten für ein transparentes Verfahren unter Einschluss aller Trassenvarianten, inklusive der Autobahn-Variante. Dafür einzutreten, bevorzugt und benachteiligt niemanden.

Dieser Erkenntnis verschießt sich die Junge Union Bersenbrück, wenn sie den Vorwurf erhebt, „eine Trasse zurück ins Spiel zu holen, welche wissentlich durch die Gemeinde Rieste führt“, das komme „dem berühmten Messer im Rücken der Riester Bürger doch sehr nahe“. Fakt ist: Zurückgeholt ins Spiel, um bei dieser Wortwahl zu bleiben, wurde die Trassenvariante Autobahn nicht zu dem Zweck, die Trasse nach Rieste zu verschieben. Es geht einzig und allein um eine ergebnisoffene und transparente Prüfung auch dieser Trasse.

Die Bürgerinitiativen sind verantwortungsbewusst.

Übte Kritik an Amprion und sagte „wir wollen die Betroffenheit nicht woanders hinschieben“. Udo Biemann, der Vorsitzende des Vereins „Hackemoor unter Strom“.

Udo Biemann, Vorsitzender des Vereins „Hackemoor unter Strom“.

Man kann gar nicht oft genug wiederholen, was Udo Biemann, der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Hackemoor unter Strom“ auf der Veranstaltung in Ankum sagte: „Wir wollen die Betroffenheit nicht woanders hinschieben. Wenn Hackemoor der Standort mit der geringsten Betroffenheit ist, dann akzeptieren wir das.“ Eine Haltung, der mehr als nur Respekt gebührt. Die Bürgerinitiativen verlangen dafür nur eines: Transparenz, einbezogen zu werden, Einsicht zu haben in die Entscheidungsprozesse. Ist das zuviel verlangt?

Was in jüngster Zeit in die Stromtrassen-Debatte eingebracht wurde, nährt in der Samtgemeinde und darüber hinaus nur eines: ein Klima des Gegeneinanders. Dass Udo Biemann anmahnen muss, dass alle in der Region ein transparentes und offenes Verfahren unterstützen, sollte alle und vor allem alle Politiker beschämen, die das nicht tun. Am Ende des Trassenfindungsprozesses wird es nämlich Bürger geben, die von der Trasse berührt sind. Sie werden dann damit leben müssen. Das Mindeste, was man diesen Menschen schuldig ist, ist ein in jeder Beziehung transparentes

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