Warum macht die Samtgemeinde in Strom und Gas?

Hamburg hat’s getan, viele andere haben es getan – die Samtgemeinde Bersenbrück hat es getan: Sie nimmt die Energieversorgung in die eigene Hand und möchte uns Bürger demnächst über HaseStrom und HaseGas als Strom- und Gaskunden gewinnen. Warum?

Andere Städte und Gemeinden haben gezeigt: Was die Samtgemeinde mit HaseEnergie gestartet hat, ist deutschlandweit ein Erfolgsmodell. Die Gründung neuer Stadt- oder Gemeindewerke ist, so der Verband Kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) „längst mehr als ein Trend“. Seit 2005 wurden nach Angaben des Verbands über 120 Neugründungen vorgenommen.
Mit Erfolg, wie auch eine Studie zeigt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich für Gemeinden „Chancen eröffnen“, die sie „zum Vorteil der örtlichen Energiewende und zum Wohle der örtlichen Gemeinschaft nutzen sollten“. Die Samtgemeinde will diese Chancen mit dem Gemeindewerk HaseEnergie nutzen.

Das renommierte Wuppertal-Institut hat für eine 2013 vorgelegte Studie die 72 Stadtwerke unter die Lupe genommen, die in Deutschland seit 2005 entstanden sind. http://wupperinst.org/uploads/(tx_wupperinst/Stadtwerke_Sondierungsstudie.pdf).

 

Den Bürgern der Samtgemeinde will die HaseEnergie Strom zu günstigen Preisen bieten. © Foto: Marco2811 - fotolia.com

Den Bürgern der Samtgemeinde will die HaseEnergie Strom zu günstigen Preisen bieten. © Foto: Marco2811 – fotolia.com

Konzerne sind ihren Aktionären verpflichtet, Gemeindewerke ihren Bürgern.

Die Geschäftspolitik von Energiekonzernen wie RWE, EON, Vattenfall oder EnBW liegt in der Hand eben dieser Konzerne und Gewinne fließen in die Taschen der Aktionäre. Um das Vertrauen vieler Bürger in die Energieriesen ist es aus vielen Gründen nicht gut bestellt.
Lange schien es jedoch kein Entrinnen aus der entstandenen Abhängigkeit zu geben. Das hat sich geändert. Mit kommunalen Stadt- bzw. Gemeindewerken gibt es Alternativen. Die Samtgemeinde hat sich mit der Gründung von HaseEnergie für eine solche Alternative entschieden.

 

Jetzt gründen oder erst 2026?

Der Auslöser für diese Gründung war die Neuvergabe der Gaskonzessionen in der Samtgemeinde Bersenbrück für die nächsten 20 Jahre, die bislang an die RWE vergeben waren.
In diesem Jahr 2015 laufen die Gaskonzessionen an RWE aus. Die nächste Chance, ein Gemeindewerk zu gründen, hätte es erst wieder in 11 Jahren gegeben, im Jahr 2026, wenn die Stromkonzessionen auslaufen.

Stadtwerke Lingen bei Strom durchschnittlich über 110,00 Euro günstiger als REW: Das hat die Landeskartellbehörde Niedersachsen ermittelt. Auch andere Stadtwerke wie Bramsche oder Hasbergen sind günstiger. Die Zahlen untersteichen die Vorteile der Gründung eigener Werke wie des demnächst durchstartenden Gemeindewerks HaseEnergie.

Ein Gemeindewerk wie HaseEnergie richtet, anders als ein global aufgestellter Energiekonzern, das Augenmerk auf die Bürger und die Unternehmen der Samtgemeinde. Es kann eine andere – wünschenswerterweise fairere – Preispolitik betreiben, kundenorientierte Angebote bieten und die Energiewende selber, direkt vor Ort, gestalten.
Mit den überregional arbeitenden Billiganbietern, die oft mit Vorkasse arbeiten, kann und will sich die HaseEnergie aber nicht vergleichen. Samtgemeinde-Bürgermeister Horst Baier: „Ein Gemeindewerk ist in der Region verwurzelt, betreibt eine nachhaltige Preispolitik und engagiert sich vor Ort, auch durch Spenden und Sponsoring.“

 

Chancen nutzen, Risiken minimieren.

Dass und wie es gelingen kann, ein Stadt- bzw. Gemeindewerk zum Erfolg zu führen, zeigen die erfolgreichen Gründungen andernorts. Ohne Geld in die Hand zu nehmen, geht es nicht. So ist die Samtgemeinde an den Übernahmekosten Versorgungsnetz mit sechs Millionen Euro beteiligt. Für Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Baier sind die mit HaseEnergie verbundenen Risiken beherrschbar, „da es durch die Festlegung der Netznutzungsentgelte durch die Bundesnetzagentur eine feste garantierte Verzinsung auf das Kapital gibt. Dies gilt auch für die laufenden Investitionen und Instandhaltungen in das Netz, die in die Netzentgelte eingerechnet werden dürfen, sofern man insgesamt wirtschaftlich arbeitet. Dies ist bei RWE der Fall, die weiterhin für den Netzbetrieb zuständig bleiben.“

 

Strom und Gas von „meinem“ Samtgemeinde-Energieversorger.

Samtgemeinderat Manfred Krusche (SPD) war dabei, als sich Samtgemeinde-Politiker und Vertreter der Verwaltung im niedersächsischen Springe ein Bild davon machten, wie’s dort mit dem Stadtwerk läuft. Springe ist einwohnermäßig etwa so groß wie die Samtgemeinde Bersenbrück und hat 2008 die „Stadtwerke Springe“ gegründet (www.stadtwerke-springe.de/privatkunden/). „Da läuft das richtig gut“, hat Manfred Krusche als Eindruck mitgenommen. „Das Stadtwerk wurde von den Bürgern sehr gut angenommen.“

Baden-Württemberg ist bei Stadtwerksgründungen ganz weit vorn, und dort vor allem die Regionen Schwarzwald, Großraum Stuttgart und Bodensee. So die Studie des Wuppertal-Instituts. Es folgen die Kommunen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Ein weiterer Punkt: Positive Erfahrungen, die eine Gemeinde mit ihrem Stadtwerk macht, wirken ansteckend und ermutigen Nachbargemeinden zu einer Gründung.

Eine weitere Informationsfahrt von Politikern der Samtgemeinde Bersenbrück gab es zum Stadtwerk in Wolfhagen (www.stadtwerke-wolfhagen.de), einer Gemeinde mit 13.000 Einwohnern. „Mit Hilfe der Stadtwerke Wolfhagen“, so Horst Baier, „hat die Gemeinde ihre Klimaschutzziele unter enger Einbindung der Bürger eindrucksvoll umsetzen können.“
Auch bei HaseEnergie sind die Kunden nah dran: an den Büros, die demnächst eingerichtet werden sollen, aber vor allem an den Verantwortlichen. Zu diesen Verantwortlichen gehören der Samtgemeinde-Bürgermeister und die Mitglieder des Samtgemeinderats sowie die der Mitgliedsgemeinden. Also Menschen, die vor Ort Rede und Antwort stehen können und sollen. Der Bürger hat – über seine gewählten Vertreter – direkten Einfluss auf die HaseEnergie.

 

Samtgemeinde-Politiker konnten sich bei einem Besuch der Stadtwerke Wolfhagen informieren. Hingefahren sind (v. l.): Dieter Funsch (Grüne), Michael Lange (UWG Samtgemeinde), Manfred Krusche (SPD), Elisabeth Moormann (Finanzdezernentin), Johannes Koop (Erster Samtgemeinderat), Samtgemeinde-Bürgermeister Horst Baier.

Samtgemeinde-Politiker konnten sich bei einem Besuch der Stadtwerke Wolfhagen informieren. Hingefahren sind (v. l.): Dieter Funsch (Grüne), Michael Lange (UWG Samtgemeinde), Manfred Krusche (SPD), Elisabeth Moormann (Finanzdezernentin), Johannes Koop (Erster Samtgemeinderat), Samtgemeinde-Bürgermeister Horst Baier.

Das A & O sind Kompetenz und Erfahrung.

Gewusst wie, heißt es gerade bei Projekten wie einem eigenen Stadtwerk. Erfahrene Köpfe und erfahrene Partner sind die Schlüssel zum Erfolg. Initiator des Projekts HaseEnergie ist Samtgemeinde-Bürgermeister Horst Baier. Er brachte und bringt seine Erfahrungen mit Stadtwerken ein: Dr. Baier: „In meinen bisherigen Positionen konnte ich viele Erfahrungen sammeln. In Braunschweig und Salzgitter beim Verkauf der Stadtwerke, in Salzgitter als Geschäftsführer einer Holding mit Stadtwerkebeteiligung und seit 2002 als Aufsichtsratmitglied der Stadtwerke von Salzgitter und Osnabrück.“

Mit Hilfe der rhenag startet die HaseEnergie am Ende dieses Jahres mit dem Verkauf eigener Strom- und Gasprodukte. In den nächsten Jahren sollen dann Zug um Zug mehr Aufgaben in der HaseEnergie selbst wahrgenommen werden.

Das Gemeindewerk der Samtgemeinde wurde und wird nicht in einem Rutsch aus dem Boden gestampft. Es wird Schritt für Schritt – unter Beteiligung erfahrener Partner – aufgebaut. Einer dieser Partner ist die rhenag (Rheinische Energie AG). Die rhenag (Rheinische Energie AG) ist seit über 140 Jahren der Energieversorger für das Rheinland. Sie arbeitet auch als Service-Dienstleister für größere Stadtwerke und für kleinere Energieversorger wie HaseEnergie.
In der jetzt anlaufenden Startphase liegen Kostenrisiken vor allem bei der rhenag. Sie muss die Voraussetzungen für die Produktabwicklung schaffen, sie trägt weiterhin das Energiebeschaffungsrisiko und zahlt die Marketing- und Werbekosten für den Vertriebsstart.

 

Kunden für HaseEnergie  gewinnen.

Jeder, der ein Geschäft eröffnet, weiß, wie wichtig es für den Geschäftserfolg ist, Kunden fürs Unternehmen begeistern. Nicht anders ist es bei HaseEnergie: Der entscheidende Faktor für den Erfolg sind die Bürger der Samtgemeinde.
Aufgerufen, sie für HaseEnergie zu begeistern, wären in erster Linie die Politiker der Samtgemeinde, denn ein florierendes Unternehmen HaseEnergie ist im finanziellen Interesse aller – dem der Bürger und dem der Samtgemeinde.

Gutes Beispiel Ibbenbüren: Bei der Gründung der „Stadtwerke Tecklenburger Land“ mit Hauptsitz Ibbenbüren machten sieben Gemeinden und ausnahmslos alle politischen Fraktionen mit. Die Bürgermeister setzen bei ihrem Stadtwerk „auf den Heimvorteil, auf das Vertrauen der Bürger in ihre Kommunen. Sie setzen darauf, dass die Bürger Kunden werden für Strom und Gas. Das Ziel sei, langfristig günstige Tarife anzubieten“, war am 26. November 2013 in den Westfälischen Nachrichten zu lesen.

 

Beim Thema HaseEnergie schauen Sascha Dewitz, Vorsitzender der CDU AEK, und Samtgemeinde-Bürgermeister Horst Baier nicht in dieselbe Richtung.

Beim Thema HaseEnergie schauen Sascha Dewitz, Vorsitzender der CDU AEK, und Samtgemeinde-Bürgermeister Horst Baier nicht in dieselbe Richtung.

Im Prinzip ja, aber: Die Position der CDU AEK.

Die CDU Ankum, Eggermühlen, Kettenkamp (CDU AEK) spricht sich grundsätzlich für Stadtwerke aus. Aber nur grundsätzlich. Zu HaseEnergie äußerst sich Sascha Dewitz, der Vorsitzende der CDU AEK, wie folgt: „Die CDU AEK begrüßt grundsätzlich die Rekommunalisierung der Energieversorgung wie z. B. durch die Haseenergie GmbH auf Samtgemeindeebene. Sorge bereitet allerdings die finanzielle Seite, da die Samtgemeinde in nicht unerheblichem Umfang als Gesellschafterin an der Finanzierung zur Gründung, zur Eigenkapitalerhaltung  und Bezahlung von Mitarbeitern beteiligt ist. Durch die Übernahme eines Versorgungsnetzes entsteht auch hier ein noch nicht übersehbares finanzielles Risiko, da man zum einen an den Übernahmekosten mit einem Darlehen in Höhe von ca. 6 Mio. € beteiligt ist und zum anderen auch die Kosten für die Netzerhaltung  und -erweiterung nicht kalkulierbar sind. Schließlich ist es aus unserer Sicht fraglich, ob ein kommunaler Energieversorger mit Begrenzung auf das Samtgemeindegebiet ausreichend Energieabnehmer findet, die die anvisierten Einnahmeziele realistisch erscheinen lassen.“ Hier das Statement in volle Länge.

 

Von einem HaseEnergie-Erfolg würden alle profitieren.

Ausreichend Energieabnehmer zu gewinnen, damit die Einnahmeziele erreicht werden, steht in der Tat als Aufgabe auf der Tagesordnung. HaseEnergie ist da. Eine erfolgreiche HaseEnergie bringt Geld in die Kasse der Samtgemeinde, eine nicht erfolgreiche HaseEnergie würde die Samtgemeinde und damit alle ihre Bürger Geld kosten.
In anderen Kommunen, auch in kleineren als der Samtgemeinde, ist es gelungen, die Bürger für „ihr“ Gemeindewerk zu begeistern und es damit zum Erfolg zu machen. Und so stehen alle Politiker der Samtgemeinde vor einer einfachen Entscheidung. Wer sich dafür engagiert, Bürger für HaseEnergie zu gewinnen, trägt zum Erfolg von HaseEnergie bei – und damit zum Wohl aller in der Samtgemeinde. Wenig oder gar kein Engagement für HaseEnergie ging zu Lasten aller Bürger der Samtgemeinde.

 

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