500.000 Euro: Unterstützung aus Ankum für Kettenkamp

Noch kann der SV Quitt Ankum die Grundschul-Turnhalle an der Kolpingstraße nutzen. Foto: SV Quitt Ankum
Noch kann der SV Quitt Ankum die Grundschul-Turnhalle an der Kolpingstraße nutzen. Foto: SV Quitt Ankum

Noch kann der SV Quitt Ankum die Grundschul-Turnhalle an der Kolpingstraße nutzen. Foto: SV Quitt Ankum

SV Quitt Ankum plus Gemeinde Ankum – SV Kettenkamp plus Gemeinde Kettenkamp: Das sind die Paarungen im Wettstreit um 500.000 Euro aus der Kasse der Samtgemeinde für den Vereinssport. Aber was mit dem Geld anfangen? Das ist die Frage.
„Wir unterstützen Kettenkamp“, sagt einer der Hauptakteure, der Vorstandsvorsitzende des SV Quitt Ankum, Günter Feldmann. Dass einer dem anderen, wenn es ums Geld geht, den Vortritt lässt, hat Seltenheitswert. Warum hält sich Ankum zurück und worum geht es?

 

Eine schwierige – und interessante – Gemengelage.

Dem SV Quitt Ankum, dem SV Kettenkamp und Fortuna 47 Eggermühlen werden demnächst Trainingsmöglichkeiten fehlen. Alle Vereine trainieren bislang – kostenlos – in Ankumer Schulsporthallen-Hallen. Das kann so nicht weitergehen, denn Anfang 2016 zieht die Ankumer Grundschule zum Schulzentrum Kattenboll um und braucht Platz in den dortigen Schulsport-Hallen.

Eggermühlen und Kettenkamp haben in Ankumer Hallen derzeit jeweils zwei Tage belegt. Der SV Quitt Ankum belegt die anderen drei Tage. So viel Platz für den Vereinssport wird ab Anfang 2016 nicht mehr zur Verfügung stehen.

Für die Samtgemeinde Bersenbrück hat der Umzug der Ankumer Grundschule zum Kattenboll einen Vorteil: Sie finanziert ab dann eine Sporthalle weniger – die Halle an der Kolpingstraße, denn das Gelände fällt mitsamt aller Gebäude ab Jahresanfang an die Gemeinde Ankum zurück.
Da der Umzug der Grundschule Folgen für den Vereinssport hat, hat Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Horst Baier einen Betrag von 500.000 Euro für zur Verfügung gestellt – um die Vereine dabei zu unterstützen, sich neue Trainingsmöglichkeiten zu schaffen.

 

Die Vereine müssen sich um das Geld bewerben.

Offiziell bewerben um das Geld der Samtgemeinde müssen sich die Vereine. Interessiert daran sind der SV Quitt Ankum und der SV Kettenkamp. Beide, Kettenkamp wie Ankum, sind in Kontakt mit dem Samtgemeinde-Bürgermeister. Sie können die 500.000 Euro bekommen, wenn sie überzeugend darlegen, was sie mit dem Geld finanzieren wollen – einen Hallenneubau zum Beispiel oder einen Hallenanbau – und wie die Finanzierung des Projekts gelingen soll.

Baier hatte beide Vereine bis Ende Mai um die Einreichung eines Konzeptes gebeten, das auch eine nachhaltige Finanzierung umfasst. Nach Aussage der Samtgemeinde wurde bislang kein detailliertes Konzept vorgelegt.

Die Vereine agieren im Team mit ihren jeweiligen Gemeinden. Man tritt bzw. muss gemeinsam auftreten. Die Gemeinden unterstützen Vereine über die Vereinsförderung. Bei großen Projekten wie einem Hallenbau geht es schon gar nicht ohne einen kräftigen finanziellen Beitrag aus der Gemeindekasse.

Für den Schulsport der Ankumer Grundschüler wird diese Halle ab Anfang 2016 nicht mehr benötigt.

Für den Schulsport der Ankumer Grundschüler wird diese Halle ab Anfang 2016 nicht mehr benötigt.

Drei Sportvereine und Gemeinden, drei unterschiedliche Ausgangslagen: Wenn die Vereine Eggermühlen und Kettenkamp aus den Ankumer Hallen abzögen, gäbe es für den SV Quitt Ankum in den Sporthallen am Kattenboll – trotz der Grundschüler – durchaus noch Platz, um Abteilungen, die bislang in der Halle an der Kolpingstraße trainieren, dorthin zu verlegen.
Mehr Platz, zum Beispiel durch einen Anbau an die bestehenden Hallen, wäre dennoch von Vorteil. Wild aufs Bauen ist der Quitt-Vorstand Günter Feldmann allerdings nicht. Der SV Quitt hat, u.a. mit Unterstützung der Gemeinde, in den letzten Jahren große Projekte für’s Station gestemmt, zum Beispiel den Kunstrasenplatz. Das hat viel Geld, Einsatz und Energie gekostet. Kettenkamp dagegen möchte unbedingt bauen.

 

Günter Feldmann, Vorstand SV Quitt Ankum

Günter Feldmann, Vorstand SV Quitt Ankum. © Foto: SV Quitt Ankum, Thomas Oeverhaus

Kettenkamp hat hoch fliegende Pläne.

Kettenkamp möchte die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen, die Gemeinde um einen prestigeträchtigen Bau zu bereichern: um eine großzügige Zwei-Feld-Sporthalle. Diese Idee gefällt auch dem Quitt-Chef Günter Feldmann.
Für ein Projekt wie das von Kettenkamp geplante kommen allerdings schnell Kosten in einer Größenordnung von 1,5 Millionen Euro oder gar mehr zusammen. Bei der Samtgemeinde sind aber nur 500.000 Euro als Zuschuss zu holen. Und so suchen die Kettenkamper Beteiligten mit Bürgermeister Reinhard Wilke (CDU) an der Spitze nach Partnern, die Geld beisteuern.

 

Eggermühlen ist knapp bei Kasse, der SV Quitt Ankum will nicht zahlen.

Eggermühlen wäre aus Kettenkamper Sicht ein guter Partner. Eggermühlen, sagte Bürgermeister Markus Frerker (CDU) gegenüber klartext aber bereits Anfang Mai, werde sich an einem Hallenprojekt Kettenkamp „finanziell nicht beteiligen“. Das verwundert nicht: Eggermühlen hat die höchste Pro-Kopf-Verschuldung der Samtgemeinde und wird noch lange damit zu tun haben, den KiTa-Bau finanziell zu verdauen. In diesem und im nächsten Jahr ist Eggermühlen besonders klamm. Und danach? Der SV Quitt Ankum begleitet die Kettenkamper Pläne mit Sympathie, will aber auch kein Geld beisteuern.

 

Ankum ist in der kommoden Lage, Kettenkampf den Vortritt zu lassen.

„Wenn Kettenkamp eine Halle bauen will – Ankum hätte dadurch keine Nachteile“, sagt Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange (UWG). Ein Anbau an eine Sporthalle am Kattenboll wäre zwar denkbar, müsste aber nicht sein. „Ein Anbau“, so Bürgermeister Detert Brummer-Bange, „würde das Platzangebot zwar vergrößern, aber es sprechen auch Gründe dagegen.“ So würde die Schule Grünflächen verlieren, die sie eigentlich gerne behalten möchte.

Der SV Quitt Ankum ist mit 1.750 Mitgliedern ein großer und starker Verein. Er muss sich demnächst einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen, denn Günter Feldmann will sein Amt abgeben. Das wollte er schon vor zwei Jahren, aber es fand sich kein Nachfolger. Nach 15 Jahren soll nun aber endgültig Schluss sein.

 

Keine reelle Option: Der Erhalt der Turnhalle Kolpingstraße.

Eggermühlens Bürgermeister Markus Frerker brachte in einem Telefonat mit klartext die Variante ins Spiel: Ankum könne ja seine Grundschulsporthalle an der Kolpingstraße weiter betreiben, dann hätte man ausreichend Platz für den Vereinsport aller Gemeinden. Aus Eggermühlener Sicht eine vorteilhafte Idee, aus Ankumer Sicht die teuerste.
Zur Idee, die Turnhalle an der Kolpingstraße weiter zu betreiben, sagt Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange (UWG): „Diese Turnhalle müsste gründlich saniert werden. Was das kosten würde, ist vor einigen Jahren schon einmal durchgerechnet worden. Damals war von 750.000 Euro die Rede. Inzwischen wird es wohl noch teurer werden.“
Die 500.000 Euro von der Samtgemeinde würden dafür also nicht reichen. Außerdem stellt sich die Frage: Wer trüge die nicht unbeträchtlichen jährlichen Kosten für die Halle? Nicht zuletzt könnte die Halle einer sinnvollen neuen Nutzung des Grundschulgeländes im Wege stehen. Ankum muss demnächst darüber entscheiden, wie das fast 10.000 qm große Grundschulgelände an der Kolpingstraße genutzt wird.

 

Kettenkamp: Der Kosten-Poker.

Kettenkamps Bürgermeister Reinhard Wilke (CDU) lässt keinen Zweifel daran, dass er seine Hallenpläne verwirklichen möchte. Was die Kosten angeht, geht es zum einen um die Baukosten und andrerseits um die nicht unbeträchtlichen jährlichen Betriebskosten.
Beim Pokern um die Finanzierung ist auch Kreativität gefragt. Könnte die Samtgemeinde geneigt sein oder dazu bewogen werden, mehr Geld beizusteuern als den einmaligen Zuschuss von 500.000 Euro?

 

Ins Stadium hat der SV Quitt Ankum in den letzten Jahren so einiges investiert.

Ins Stadium hat der SV Quitt Ankum in den letzten Jahren so einiges investiert.

Keine Luxusinvestionen.

„Luxusinvestitionen kann ich nicht erkennen“, sagte Samtgemeindbürgermeister Dr. Horst Baier klartext vor einigen Wochen zum Schuldenstand der Samtgemeinde. Mehr dazu hier. Luxus kann sich die Samtgemeinde in der Tat nicht leisten. Sie steht auch schon ohne das Kettenkamper Sporthallen-Projekt von großen finanziellen Herausforderungen. Um nur einige zu nennen:
So sollen der Umbau und die Sanierung der Kettenkamper Grundschule den stattlichen Betrag von 1,2 Millionen oder sogar deutlich mehr Euro kosten. Außerdem hat die Grundschule Gehrde einen dringlichen Ausbaubedarf. Die anstehenden Lohnerhöhungen der KiTa-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter werden den Haushalt ebenfalls in beträchtlichem Maße belasten.
Schon bei den beiden Projekten Grundschule Kettenkamp und Gehrde wird sich die Frage stellen, was finanzierbar ist und ob man sich nicht von so manchem Wünschenswerten aus Kostengründen verabschieden muss.

Der Schuldenstand der Samtgemeinde erzwingt eine Konzentration aufs Wesentliche wie zum Beispiel auf das erklärte Ziel, dass alle Grundschulen über eine annähernd gleich gute bauliche und sonstige Ausstattung verfügen sollen.

 

„Wenn Kettenkamp nicht in den Ring steigt…“.

Ankum lässt, ist der derzeitige Stand der Dinge, Kettenkamp den Vortritt und wartet ab. „Wenn Kettenkamp nicht in den Ring steigt“, sagt der Quitt-Vorstand Günter Feldmann, „müssen wir versuchen, etwas anderes hinzubekommen“.
Das 500.00-Euro-Angebot für den Vereinssport könnte und wird allen Beteiligten wohl noch so einiges Kopfzerbrechen bereiten. Samtgemeinde-Bürgermeister Horst Baier möchte die Sache möglichst bis zum Herbst diesen Jahres vom Tisch haben. Die Förderung von Vereinssport gehört nicht zu den Aufgaben der Samtgemeinde, hat Baier klargestellt: „Eine dauerhafte Zusatzbelastung durch die Übernahme von Betriebskosten kann es daher nicht geben. Sollte kein tragfähiges Konzept zustande kommen, muss der Rat über eine alternative Verwendung der Mittel entscheiden.“

 

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