„Gewinner soll am Ende der Vereinssport sein“

Läuft in Sachen Sporthalle alles auf Kettenkamp zu? Hat die Samtgemeinde Eggermühlen weniger auf dem Schirm als den Nachbarort? klartext sprach darüber mit Dr. Horst Baier.

 

Vor Beginn der Ausschusssitzung.

Im Sporthallen-Ringen zwischen Kettenkamp und Eggermühlen schlagen die Emotionen hoch – und noch etwas höher, seitdem in der Ausschusssitzung am 26. April vom Ersten Samtgemeinderat Andreas Güttler bekanntgegeben wurde, die Samtgemeindeverwaltung empfehle einen Hallen-Bau in Kettenkamp. Nachdem Kettenkamp 2015/2016 seinen damaligen Sporthallen-Plan nicht realisieren konnte, trat man nun mit einem „Plan B“ erneut an – nachdem Eggermühlen einen Plan vorgelegt hatte.

Wer hier wie dort, in Eggermühlen wie in Kettenkamp, das Thema Sporthalle zur Sprache bringt, erlebt aufgewühlte Bürger. Bei Eggermühlenern begegnet einem inzwischen sogar der Eindruck, wer mit den „fiesesten Methoden“ kämpfe, setze sich durch, und die Samtgemeinde unterstütze ohnehin vor allem Kettenkamp. klartext sprach mit Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier.

 

klartext: Herr Dr. Baier, überraschend hat sich die Samtgemeindeverwaltung in der Ausschusssitzung am 26. April für eine Sporthalle in Kettenkamp positioniert. Aus welchen Gründen?

Die Festlegung auf einen der möglichen Standorte Ankum, Eggermühlen oder Kettenkamp haben wir uns nicht leicht gemacht, da jedes Projekt bzw. jeder Standort Vor- und Nachteile hat. Letztlich hat bei mir aber den Ausschlag gegeben, dass die Lösung in Kettenkamp die besten Rahmenbedingungen für den Vereinssport schafft. Wichtig war mir dabei die Aussage von Fortuna Eggermühlen, dass man den Bau einer Turnhalle in Kettenkamp akzeptieren wird. Umgekehrt war dies für die Kettenkamper Vereine nicht uneingeschränkt gegeben. Die Kettenkamp-Lösung wird aus unserer Sicht den Notwendigkeiten und Wünschen der Vereine in beiden Orten in vollem Umfang gerecht.

 

Ankum: startkar – und Ankum ist weiterhin eine Option.

klartext: Wie kam es eigentlich zu der Standortdiskussion?

Für mich war es eigentlich klar, dass wir in Ankum bauen. Die Gemeinde Ankum hat dann aber auch für mich überraschend die Möglichkeit eröffnet, dass der Standort der Halle nicht unbedingt in Ankum sein muss. Die Chance haben Eggermühlen und dann auch Kettenkamp ergriffen, um eigene Konzepte vorzulegen. Hier hat die Gemeinde Ankum auf jeden Fall einen wertvollen Beitrag für die Entwicklung in den beiden kleineren Nachbargemeinden geleistet. Für eine Ausgewogenheit in der Samtgemeinde ist es wichtig, nicht alle öffentlichen Einrichtungen in Bersenbrück oder Ankum zu konzentrieren.

 

klartext: Für die Samtgemeinde hätte die Variante in Eggermühlen aber geringere Kosten zur Folge. Weiterhin stellt sich die Frage, ob auf Dauer der Bedarf für drei Turn-/Sporthallen in Eggermühlen und Kettenkamp gegeben ist?

Von den Betriebskosten wäre eine Lösung in Eggermühlen zu bevorzugen. In Kettenkamp würden bei einer neuen Halle ca.10.000 € im Jahr an zusätzlichen Kosten für Strom, Wärme und Reinigung entstehen. Durch eine an der Auslastung orientierte Heizungssteuerung ließe sich der Betrag vielleicht noch etwas reduzieren.

Von großer Bedeutung: der Vereinssport.

Durch die gerade erfolgte energetische Sanierung der Grundschule in Kettenkamp und durch den Anschluss der Grundschule Eggermühlen an ein Nahwärmenetz lassen sich weitere Einsparungen erzielen. In der Abwägung hat dann aber das „Mehr“ an Hallenkapazitäten für die Vereine den Ausschlag gegeben. Ich würde mich freuen, wenn der Samtgemeinderat der Empfehlung der Verwaltung folgen würde, eine Halle in Kettenkamp zu errichten.

»Hat dann aber das Mehr für die Vereine den Ausschlag gegeben«

Zu Ihrer Frage, ob der Bedarf für 3 Hallen gegeben ist: Wie gut sich der Vereinssport in den nächsten 10 oder 20 Jahren entwickelt, kann ich leider nicht prognostizieren. Ich wünsche mir jedoch, dass er sich in Eggermühlen und in Kettenkamp gut entwickelt, denn gerade in kleineren Gemeinden spielen die Vereinsaktivitäten eine wichtige Rolle.

 

klartext: Es wurde bekannt, dass Anlieger in Eggermühlen beabsichtigen, Einspruch gegen eine Erweiterung der Turnhalle einzulegen. Hat das bei den Überlegungen der Samtgemeinde eine Rolle gespielt?

Eindeutig nein. Nach meiner Einschätzung wäre die bauliche Umsetzung in Eggermühlen rechtlich machbar gewesen. Für die unmittelbaren Nachbarn ist es natürlich nicht so angenehm, eine hohe Halle in der Nähe des Grundstückes zu bekommen. Insofern hätte jeder von uns in der gleichen Situation die rechtlichen Möglichkeiten geprüft. Das ist völlig legitim und sollte zu keinen Anfeindungen führen. Letztlich war und ist die Ankündigung rechtlicher Schritte nicht ausschlaggebend für eine Entscheidung.

 

klartext: In Kettenkamp wurde in die Grundschule investiert, nun soll Kettenkamp die Sporthalle bekommen. In Eggermühlen gibt es das Gefühl, von einer positiven Entwicklung abgehängt zu werden…

Für mich war es schon überraschend, wieviel Emotionen bei der ganzen Diskussion im Spiel sind. Die Gespräche mit den Vereinen, den Bürgermeistern und auch die Ausschusssitzung waren aber von viel Sachlichkeit geprägt. Wenn am Ende der Vereinssport – hierzu gehört bei einer Entscheidung für Kettenkamp ja auch Fortuna Eggermühlen – als Gewinner aus der Diskussion herausgeht, würde das meines Erachtens beiden Gemeinden gerecht, denn der Vereinssport spielt ja auch in Eggermühlen eine wichtige Rolle.

 

Ein Juwel in Eggermühlen: Die neue Kita, zu der auch eine Mensa gehört.

klartext: Nach der Schließung der Sparkasse sorgt sich so mancher Eggermühlener verstärkt um die Entwicklungschancen seines Lebensumfelds und hat das Gefühl, die Samtgemeinde habe nur Kettenkamp und nicht auch Eggermühlen auf dem Schirm.

Die Samtgemeinde engagiert sich in allen Gemeinden, um eine gute Infrastruktur zu schaffen. In den letzten fünf Jahren ist insbesondere bei den kleineren Gemeinden viel passiert. Die Samtgemeinde hat beispielsweise in Eggermühlen 550.000 € als Zuschuss für den Kindergarten und eine Mensa bezahlt, obwohl die Grundschule kein Ganztagsangebot hat.

HaseEnergie in Eggermühlen.

Der Sitz der HaseEnergie GmbH wurde nach Eggermühlen gelegt mit der Hoffnung, dass hier auch Gewerbesteuer fließen wird. In 2017 wird die HaseEnergie GmbH erstmals einen Gewinn ausweisen und in den nächsten Jahren auch Steuern zahlen. Leider sind bislang wenig Eggermühlener auch Kunde geworden. Hier müssen wir noch mehr Werbung machen.

»Grundschule Eggermühlen: Derzeit werden verschiedene Baumaßnahmen geprüft«

Unsere Seniorenbeauftragte unterstützt die Gemeinde auch bei der Einrichtung eines Seniorentreffs. Mit der HaseWohnbau würde ich auch gerne in Eggermühlen seniorengerechte Wohnungen errichten. Hier kann die Gemeinde gerne auf mich zukommen. Wir stehen auch im Bereich Tourismus als Partner für die Gemeinde zur Verfügung. Das Schloss hätte beispielsweise noch ein enormes Potential.

 

klartext: Was wird denn aus der Grundschule? Hat die Samtgemeinde die Absicht, auch dort zu investieren? In der Ausschusssitzung hieß es, die Grundschul-Turnhalle in Kettenkamp sei sehr viel älter als die in Eggermühlen. Das verleitete zu dem Eindruck, die Schule in Eggermühlen bleibe auf lange Sicht in der Warteschleife, weil erst auch noch Kettenkamp mit der Sanierung der Grundschul-Turnhalle dran ist.

Bürgermeister Frerker und  Rektorin Lübbert zur Lage in der Grundschule.

Eine Sanierung der Grundschulhalle in Kettenkamp ist aus meiner Sicht in absehbarer Zeit nicht erforderlich. Was die Grundschule Eggermühlen angeht: Derzeit werden in Abstimmung mit der Grundschule verschiedene Baumaßnahmen geprüft. Hier geht es z.B. um die Anordnung aller Klassenräume im Erdgeschoss und der Fachräume im Obergeschoss, den Umbau des Geräteraumes zu einem Betreuungsraum und einen zusätzlichen Abstellraum.

Langfristig ist auch eine energetische Sanierung zu prüfen. Die Einwerbung von Zuschüssen wäre hier aber eine wichtige Voraussetzung, da sich solche Maßnahmen bei den hohen Baukosten finanziell nicht mehr lohnen. Der Bürgermeister von Eggermühlen ist in Bezug auf die Grundschule sehr engagiert und wird uns dabei unterstützen, zu guten Lösungen für die Grundschule zu kommen.

 

klartext: Was erwarten Sie? Wie wird die Abstimmung im Samtgemeinderat am 3. Mai ausgehen?

»Niemand sollte am Ende das Gefühl haben, als Verlierer vom Platz zu gehen«

In der Ausschusssitzung gab es noch keine Beschlussempfehlung. Daher muss die Sitzung abgewartet werden. Ich erhoffe mir ein klares Votum auf der Basis einer sachlichen Bewertung und Diskussion. Wahrscheinlich wird es in beiden Gruppierungen keine einheitliche Abstimmung geben. Egal wie es ausgeht, sollte niemand am Ende das Gefühl haben, als Verlierer vom Platz zu gehen.

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