5 Zahlen zu den Gesamtkosten eines Hallenbad-Neubaus, alle beginnend mit einer 7, kamen in der gestrigen Sitzung des Planungsausschusses auf den Tisch. Berechnet wurden verschiedene Varianten wie z. B. ein Schwimmbecken mit nur 4 statt 5 Bahnen.
Überraschte Reaktionen lösten die präsentierten Zahlen im Planungsausschuss nicht aus. Dass ein Hallenbad-Neubau so einige Millionen verschlingen würde, wurde schon vor 2 Jahren (Ende 2017) bei der Vorstellung einer Machbarkeitsstudie sichtbar. Damals, im Dezember 2017, beschloss der Samtgemeinderat mit 29 Ja-Stimmen bei 2 Gegenstimmen, eine Planung gemäß der Variante 2 auf den Weg zu bringen. Für diese Variante waren die Kosten auf 7,8 Mio. € (brutto) beziffert worden.
2 Jahre später nun eine weitere Kostenschätzung. Sie ist deutlich näher an der Realität, denn sie beruht auf einem weit fortgeschrittenen und bereits sehr detailliert erarbeiteten Planungsstand. Angesichts der niedrigen Zinsen weiterhin eine boomende Baubranche, was die Kosten steigen lässt – auch das ein Thema im Ausschuss.
Kalkulationen Technikplanung & Architektur. Die Kosten für die Hallenbad-Technik präsentierte Heiko Schumacher von der Ingenieurgesellschaft Bannert. 14 Seiten umfasste allein die Kostenschätzung für den Bau des Hallenbads, die Matthias Povel von Kresings vorstellte, einem Partner des niederländischen Architekturbüros Slangen + Koenis, bei dem die Gesamtplanung liegt.
Kalkulation für 4 Varianten: Zwischen 7,04 Mio. und 7,43 Mio. €
Unter dem Strich stehen bei der Kostenkalkulation 5 Gesamtbeträge, weil unterschiedliche Varianten kalkuliert wurden. 4 der 5 Varianten ist gemeinsam, dass sie Schwimmbecken in der Ausführung „Myrtha Renov“ (eine Kombination aus Edelstahl und Kunststoff) beinhalten. 130.000 € günstiger sei „Myrtha Renov“, so Matthias Povel, im Vergleich zu einem kompletten Edelstahlbecken.
Woraus ergeben sich bei diesen 4 „Myrtha Renov“-Varianten Kostenunterschiede? Nicht aus der Länge der Bahnen, denn alle 4 Varianten enthalten Schwimmbecken mit 25-Meter-Bahnen. Was die Breite des Beckens angeht, wurde jedoch einmal mit nur 4 Bahnen kalkuliert und einmal mit 5 Bahnen. Gerechnet wurden zudem Varianten mit und ohne Planschbecken.
Unterschied 5 oder 4 Bahnen: 103.000 €.
Was die Anzahl der Bahnen angeht, sind die Kostenunterschiede zwischen 4 oder 5 Bahnen angesichts der Gesamtsumme relativ gering. 5 Bahnen würden 103.000 € mehr kosten als 4 Bahnen.
Kostenfaktor Planschbecken: Gut 292.000 €. Ein Hallenbaud-Neubau ohne Planschbecken wäre um gut 292.000 € günstiger als einer mit Planschbecken. Insgesamt belaufen sich die Kostenunterschiede bei den Varianten „5 Bahnen und mit Planschbecken“ bzw, nur „4 Bahnen und ohne Planschbecken“ auf gut 395.000 €.
530.000 € Unterschied: Zwischen der Edelstahl-Komplett-Variante und der abgespecktesten Variante.
Ein komplettes Edelstahlbecken, dazu 5 Bahnen und ein Planschbecken, das ist die teuerste Variante. Extrem weit liegen die höchste und die niedrigste Gesamtsumme aber nicht auseinander. Die Spanne beträgt 530.000 €. Die 5 Kosten-Kalkulationen (netto) im Überblick:
7,57 Mio. €: 5 Bahnen, Edelstahlbecken. Mit Planschbecken.
7,43 Mio. €: 5 Bahnen, aber statt Edelstahl „Myrtha Renov“. Mit Planschbecken.
7,27 Mio. €: Nur 4 Bahnen, „Myrtha Renov“. Mit Planschbecken.
7,14 Mio. €: 5 Bahnen, „Myrtha Renov“. Ohne Planschbecken.
7,04 Mio. €: 4 Bahnen, „Myrtha Renov“. Ohne Planschbecken.
„Planen und bauen für die nächsten 40/50 Jahre“. „Nicht alles wegsparen“.
4 oder 5 Bahnen, welches Beckenmaterial, Kinderbecken ja oder nein? Um diese Fragen kreiste im Wesentlichen die Debatte. Detert Brummer-Bange (UWG Ankum) plädierte dafür, nicht zu vergessen, worum es bei dem Hallenbad-Neubau gehe. „Wir planen und bauen für die nächsten 40/50 Jahre“, sagte er, und verwies auf die Bedeutung des Hallenbads für alle Bürger der Samtgemeinde und für die Samtgemeinde als Standort. Um z. B. im Ringen um Ärzte und andere Fachkräfte zu bestehen, müsse die Samtgemeinde eine attraktive sein, so Brummer-Bange. Und der Hallenbad-Neubau trage dazu bei.
Wie sehr soll aus Kostengründen abgespeckt werden? Als die Rede schließlich auch auf eine Beckenbeleuchtung kam und Heiko Schumacher sagte, die sei aus Kostengründen schon gestrichen worden, reagierte Reinhold Waldhaus (SPD) mit der Äußerung, man könne doch nicht „alles wegsparen“ und nur „eine Hülle“ errichten. Wie sehr soll gespart werden und woran genau? Die Hauptpunkte, um die es in der Sitzung ging, waren die Anzahl der Bahnen im Schwimmbecken, das Planschbecken und die Frage ganz oder nur teilweise Edelstahl.
25 qm Planschbecken. Das zur Diskussion stehende Planschbecken hat eine Größe von 25 qm und eine Tiefe bis zu 30 cm. In die Kalkulation mit eingeplant wurden auch mehrere Spielgeräte.
Übereinstimmung bei 5 Bahnen.
Für die Grünen meldete sich zu Beginn der Debatte Ralf Gramann mit der Anmerkung zu Wort, dass der Kostenunterschied bei 4 oder 5 Bahnen mit gut 100.000 € doch recht gering sei. Auch Gerd Steinkamp (CDU) sprach sich dafür aus, mit 5 Bahnen zu bauen. Am Ende der Aussprache dann das übereinstimmende Meinungsbild für ein Schwimmbecken mit 5 Bahnen.
Planschbecken: Kein einheitliches Meinungsbild.
Zu Wort kamen bei der Aussprache auch die beiden Schwimmmeister Malte Wollenburg und Heinz-Georg Lahrmann. Bei einem Hallenbad ohne Planschbecken würden junge Familien mit kleinen Kindern ausgeschlossen, merkte Heinz-Georg Lahrmann aus Schwimmmeister-Sicht an.
Dem hielt Johannes Koop (CDU) entgegen, Familien mit Kindern würde es nicht ins hiesige Hallenbad ziehen, die würden nach Lingen oder ins Nettebad fahren. Dagegen gab es Widerspruch von der Art, dass dies kostspielige Vergnügen seien, die sich nicht jeder leisten könne. Dass sich die Gemeinde Ankum an den Kosten für ein Planschbecken beteiligt, auch das ein Aspekt, der zur Sprache kam.
Die Schwimmmeister sprachen sich zudem aus einer Reihe von Gründen, darunter die größere Robustheit und die Pflegeleichtigkeit, für ein komplettes Edelstahl-Schwimmbecken aus und damit gegen die kostengünstigere Variante „Myrtho Renov“.
Für und Wider zu einer Vielzahl von Aspekten.
Was spricht dafür, was dagegen, war nicht allein beim Edelstahlbecken die Frage, sondern auch bei anderen Aspekten. Wärmeerzeugung per Fernwärme oder Blockkraftheizwerk gehörte z. B. dazu, Photovoltaik sinnvoll oder nicht bis hin zu Fragen des steuerlichen Querverbunds, der Abrisskosten und des weiteren zeitlichen Ablaufs.
Damoklesschwert Schließung des alten Hallenbads.
Der Neubau des Hallenbads sei „unumgänglich“, sagte der CDU-Fraktionschef Gerd Uphoff laut Protokoll vor 2 Jahren im Samtgemeinderat (am 14. Dezember 2017). Wegen des schlechten Gesamtzustands war im Vorfeld übereinstimmend eine Sanierung des alten Bads verworfen worden.
In besonders kritischem Zustand ist die Technik. Dass man nur hoffen kann, dass das alte Bad durchhält bis zur Fertigstellung des neuen, ist seit 2 Jahren bekannt. Müsste das alte Bad vorher schließen, wäre es mit dem Schwimmunterricht vorbei. Würde in der kommenden Ratssitzung ein Hallenbad-Neubau beschlossen, könnte das neue Bad, wenn alles läuft wie geplant, in 2 ½ Jahren fertig sein.
In die Fraktionen verwiesen. Ratssitzung am 12. Dezember.
Eine Abstimmung in der Sache gab es im Planungsausschuss nicht. Entschieden wurde, und zwar einstimmig, dass in den Fraktionen beraten werden soll, was im Ausschuss präsentiert wurde. Mit dem Betriebskonzept und den Kosten für den Betrieb des Hallenbads wird sich der Bildungsausschuss am 19. November beschäftigen.
Öffentlich auf die Tagesordnung kommt das Gesamtpaket Hallenbad dann am 12. Dezember, wenn der Samtgemeinderat zusammentritt. In dieser Sitzung könnte grünes Licht gegeben werden für den Hallenbad-Neubau. Zu welchen Ergebnissen die Beratungen in den Fraktionen führen, dürfte sich in dieser Ratssitzung zeigen.