Samtgemeinderat: Nur 2 Frauen bei 34 Männern

Statt 4 nur noch 2 Frauen im Samtgemeinderat. Eine davon ist Ramona Giese. 17 Männer ziehen für die CDU ein. Frauen: 0. Bei der SPD ist es nicht besser: 6 Männer, keine Frau. Woran liegt’s?

Ein kommentierender Beitrag von Rita Stiens.

Ramona Giese, hier bei der Delegiertenversammlung, ist auch in der UWG Ankum

Die frisch gewählte Samtgemeinderätin Ramona Giese, hier bei der Delegiertenversammlung, hat es auch in der UWG Ankum überwiegend mit Männern zu tun.

Nachdenklich schaut Ramona Giese, die für die UWG Ankum in den Samtgemeinderat einziehen wird, auf diesem Foto. Und nachdenklich stimmt, dass sich der Frauenanteil im Samtgemeinderat nicht verbessert hat, sondern sogar um 50 % auf jetzt nur noch 2 Frauen gesunken ist. Außer der UWG-Frau Giese aus Ankum zieht nur noch Elisabeth Middelschulte (Bündnis90/Die Grünen) aus Bersenbrück als weitere Ratsfrau in das Gremium ein. Diese beiden Frauen werden 35 Männern gegenübersitzen, denn zu den 34 Ratsherren kommt noch Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier hinzu.

Männermacht? Keine einzige Frau bei CDU und SPD.

Frauen müssen natürlich kandieren wollen – in diesem Fall zum Samtgemeinderat –, um überhaupt zum Zuge kommen zu können. Ob sie dann eine Chance haben, hängt aber auch von der Partei ab. Parteien erstellen Listen. Grundsätzlich gilt: Steht eine Frau auf oberen Listenplätzen, hat sie eine gute Chance, in den Rat einzuziehen.

Bei der CDU: Nur Männer.

Bei der CDU: Männer-Dominanz.

Die CDU trat insgesamt mit 28 Kandidaten zur Wahl des Samtgemeinderats an. Darunter waren nur vier Frauen. Auf den relativ sicheren Listenplätzen (auf denen in der oberen Hälfte) stand keine einzige Frau. So zog z.B. Dirk Frerker in den Rat ein, der 178 persönliche Stimmen bekam, und Maria Kleine-Starmann, die 411 persönliche Stimmen bekam, bleibt draußen. Der Unterschied zwischen den beiden: Dirk Frerker stand auf Platz 3 der Liste, Maria Kleine-Starmann auf dem vorletzten 14. Platz. Möglich ist, dass keine Frau auf den oberen CDU-Listenplätzen kandidieren wollte. Wäre dem so – es wäre eine Armutszeugnis für eine so große Partei, dass sie über die Jahre keine Frauen für ihre Reihen gewinnen konnte, die sich im Samtgemeinderat engagieren möchten.

Vize-Bürgermeisterin Ingrid Thesing (SPD).

Nicht länger im Samtgemeinderat, weil sie keinen sicheren SPD-Listenplatz bekam: Gehrdes Vize-Bürgermeisterin Ingrid Thesing.

Eine SPD-Frau hätte drin sein können…

…, wenn die SPD es denn gewollt hätte. Ingrid Thesing aus Gehrde kam 2011 erstmalig in den Samtgemeinderat. klartext verfolgte die Ratssitzungen in den letzten anderthalb Jahren und erlebte mit Ingrid Thesing, in Gehrde stellv. Bürgermeistern, eine engagierte, sachlich-kompetente, sehr aktive Ratsfrau. Durch eine aktive Beteiligung zeichnen sich längst nicht alle Ratsmitglieder aus. Es gibt auch im Samtgemeinderat „Hinterbänkler“, die kaum in Erscheinung treten.

von links: Jens in der Wische, Kurt Specker, Widu Höckelmann, Manfred Justa, Besian Krasniq, Franz Wiewel, Holger Paulsen, Nikodemus Oeverhaus, Manfred Krusche, Andreas Berger, Frank Wilke, Johannes Bussler.

Keine Frau- auch beim SPD-Team für den Stadtrat BSB.

Ingrid Thesing wollte wieder für die SPD in den Samtgemeinderat, und sie kämpfte parteiintern um einen sicheren Listenplatz für den Wahlkreis 2 (Bersenbrück, Gehrde, Rieste). Die SPD hätte sie auf Platz 1 setzen können oder auf den relativ sicheren Platz 2. Sie tat es nicht. Gewählt wurden – von einer männer-dominierten Delegiertenrunde – zwei Männer für die Plätze 1 und 2. Ingrid Thesing kam nur auf den 3. Platz und damit auf einen „wackeligen“ Platz. Das Ergebnis: Keine SPD-Frau mehr im Samtgemeinderat, nur noch Männer.

Nach dem Statut der SPD sollen auf allen Organisationsebenen Vorkehrungen dafür getroffen werden, dass ein Frauenanteil von mindestens 40 % erreicht wird.

Nach dem Statut der SPD sollen auf allen Organisationsebenen Vorkehrungen dafür getroffen werden, dass ein Frauenanteil von mindestens 40 % erreicht wird.

Nach dem Statut der SPD sollte es anders sein. Zu „mindestens je 40%“ sollen Frauen vertreten sein. Wie will die Partei Frauen für sich gewinnen, wenn Männer an ihren Mandaten kleben und nicht einmal die SPD ein klares Signal in Richtung Stärkung des Frauenanteils sendet?

UWG gab eine Chance über den Listenplatz

Gruppenbild mit Dame: Über ihren Listenplatz 3 kam Ramona Giese trotz der zahlreichen männlichen Mitbewerber in den Samtgemeinderat.

Die UWG Ankum stützte eine Frau mit dem Listenplatz.

Die UWG Ankum agierte und wählte anders. Sie setzte Ramona Giese auf einen ziemlich sicheren Platz 3 der Liste. Die Liste wurde so, wie sie vom UWG-Vorstand vorgelegt wurde, einstimmig angenommen. Und so sitzen nun für die UWG Ankum nicht länger nur fünf Männer (wie bislang) im Samtgemeinderat, sondern vier Männer und eine Frau. Möglich gemacht hat das der gute Platz auf der Liste.

Elisabeth Middelschulte sitzt seit 2011 für die Grünen im Stadtrat Bersenbrück.

Elisabeth Middelschulte sitzt seit 2011 für die Grünen im Stadtrat Bersenbrück und wird ab November auch – als eine der nur zwei Frauen – in den Samtgemeinderat einziehen.

Die Grünen setzten eine Frau auf Platz 1.

Die Grünen ziehen mit zwei Männern und einer Frau in den Samtgemeinderat ein. 6 ihrer 21 Kandidaten waren Frauen. Dass es eine Frau aus dem Wahlreis 2 (Bersenbrück, Gehrde, Rieste) in den Rat schaffte – trotz deutlicher Verluste für die Grünen – liegt daran, dass Elisabeth Middelschulte auf Platz 1 der Liste stand. Der Zweitplazierte war ein Mann – der nicht in den neuen Rat einziehen wird.

Unter den 8 Kandidaten der UWG Samtgemeinde war 1 Frau. Die Bürgerliste Alfhausen trat nur mit männlichen Kandidaten zur Wahl des Samtgemeinderats an.

„Es braucht viel Unterstützung durch die Familie“.

Das Wahlfoto von Ramona Giese.

Ramona Giese.

Ramona Giese ist die 1. Vorsitzende des Schulelternrats der Ankumer Grundschule und engagiert sich schon lange in diesem Rahmen. Ihr Leben zeigt exemplarisch, vor welchen Problemen viele Frauen stehen. Ramona Giese arbeitet halbtags, ihre Kinder sind 8 und 10 Jahre alt und zum Berufsleben ihres Mannes gehören auch häufig Dienstreisen.

Damit Ramona Giese ab November ihre Ratsarbeit im Gemeinderat Ankum und im Samtgemeinderat aufnehmen kann, braucht und bekommt sie die Unterstützung der ganzen Familie. Ehemann, wenn der nicht da ist ein Kindermädchen oder die Großeltern: Nicht nur Abendtermine machen es schwer, Familienleben, Schul-Ehrenamt und die neuen politischen Ehrenämter unter einen Hut zu bekommen.

Am Wahlabend

Nach einem langen Tag: Ramona Giese (ganz rechts) am späten Wahlabend mit UWG-Kollegen bei der Wahlfeier vor dem Gasthaus Billenkamp.

Ramona Giese: „Sich trauen, um etwas zu bewirken“.

„Man muss sich was trauen“, sagt Ramona Giese mit Blick auf ihre neuen Aufgaben, denn sie möchte „etwas bewirken“. Es gehe ja nicht um die „große Politik“, sondern „um gute Entwicklungen hier vor Ort“. Als ein Beispiel dafür nennt sie die neue Ankumer Grundschule. Der fehle noch ein Bolzplatz. Da könne und solle die Samtgemeinde Geld beisteuern. Aber es gibt natürlich sehr viel mehr zu tun. Sie wolle sich, so Ramona Giese, zunächst einmal „aus dem Hintergrund anschauen“, wie es im Rat so läuft, „und dann geht es los“. Die Entschlossenheit, mit der sie das sagt, lässt vermuten dass es bei ihr eher früher als später losgehen wird.

Mehr Frauen: Eine Aufgabe für alle.

Wie kann Politik so gestaltet werden, dass auch Frauen mit noch jüngeren Kindern sie mitgestalten können? Wie schaffen es Parteien, mehr Frauen für sich zu gewinnen? Der Frage sollten sich alle stellen, vom Samtgemeindebürgermeister über die Bürgermeister und Ratsmitglieder bis hin zu den Vorsitzenden der Parteien und politischen Organisationen. In den Gemeinderäten sieht es, was den Frauenanteil angeht, von Alfhausen bis Rieste überwiegend auch nicht rosig aus. Mehr dazu in einem zweiten Bericht.

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Ein Kommentar

  1. E. Middelschulte

    Danke, Klartext, für den Aufsatz zu Thema „Frauen in den Räten“. Nach der Lektüre frage ich: Weshalb regt sich hier in unserer freien Welt überhaupt irgendjemand über die patriachalen Kulturkreise auf, aus der die Flüchtlinge kommen? Ist es denn hier so viel anders, noch nicht mal subtiler?

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