St. Johannis: Vorbildliches Engagement für Syrien-Flüchtlinge

Haben Spaß miteinander: Diakon Roland Wille und zwei der syrischen Kinder.

Haben Spaß miteinander: Diakon Roland Wille und zwei der syrischen Kinder.

Diakon Roland Wille von der katholischen Kirchengemeinde St. Johannis der Täufer in Alfhausen hat neue Nachbarn: Eine fünfköpfige Familie aus Syrien. Und das ist kein Zufall, denn die Kirchengemeinde hat sich zu einem vorbildlichen Schritt entschieden: Sie bot der Samtgemeinde eine Mietwohnung für Flüchtlinge an.
Als klartext Roland Wille und die syrische Familie besucht, sind die Kinder am Ende des Gesprächs auf und davon. „Die sind beim Nachbarn gegenüber“, weiß Diakon Wille. Das Ehepaar, das dort wohnt, ist eine Art Großelternersatz für die Kleinen. Die Kleinen, das sind Mitim (3), Mohammed (4) und deren Schwester Zahra (6).
Als Roland Wille im Garten dieser Nachbarn auftaucht, stellt die „Ersatzgroßmutter“ an diesem heißen Tag gerade Wasser zum Planschen bereit. Und schon haben die Kleinen ihre helle Freude daran, dem Diakon eine Spritzdusche zu verpassen.
Die syrische Familie ist erst seit wenigen Wochen in Alfhausen. Von Fremdheit oder Fremdeln ist an diesem Nachmittag im Garten der Nachbarn aber nichts zu spüren. Groß und Klein, Alfhausener und Syrer, beide haben ihre Freude aneinander.

Diakon Roland Wille gehört zum Pastoralen Team der Kirchengemeinde. Über das Schicksal der syrisch-kurdischen Familie wird klartext in einer zweiten Geschichte berichten.

 

Die St. Johannis-Kirchengemeinde übernimmt Verantwortung für eine syrische Flüchtlings-Familie.

Die St. Johannis-Kirchengemeinde übernimmt Verantwortung für eine syrische Flüchtlings-Familie.

„Das ist natürlich ein besonderes Projekt“.

Mit ihrer Entscheidung für die Flüchtlinge ging die Kirchengemeinde Alfhausen einen Weg, von dem niemand wusste, wie er verlaufen und wohin er führen würde. „Das ist natürlich ein besonderes Projekt“, sagt Diakon Wille, „die Menschen aus der Massenunterkunft herauszunehmen und in einer normalen Wohnung unterzubringen.“ Wen man aufnehmen wollte, war wohlüberlegt. Mehrere junge Männer sollten in der Wohnung nicht wohnen. Roland Wille: „Wir wollten gezielt eine Familie dort reinnehmen.“

 

„Bin selbst erstaunt über das Engagement“.

Wie sich die Dinge in Alfhausen in den letzten Monaten entwickelt haben, macht Mut, und die Hilfsbereitschaft der Menschen steht in krassem Gegensatz zu fremdenfeindlichen Aktivitäten, wie sie in Deutschland leider auch zu beobachten sind.
Es habe ihn selbst erstaunt, sagt Roland Wille, „wie sich die Nachbarn und auch die Pfarrgemeinde total für die Menschen engagieren. Das hat schon bei der Ausstattung der Wohnung angefangen und reicht bis zu den sozialen Kontakten.“

Für das Bistum Osnabrück hat Bischof Franz-Josef Bode einen Hilfsfond für die kirchliche Flüchtlingsarbeit eingerichtet, um damit die Willkommenskultur zu unterstützen. Die Kirchengemeinde Alfhausen ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie eine positive Willkommenskultur aussehen kann.

„An fast allen Werktagen“, weiß Diakon Wille zu berichten, „verbringt zum Beispiel eine Frau aus unserer Gemeinde, eine Mutter, mehrere Stunden mit den Syrern, um ihnen Deutsch beizubringen. Die hat sich dafür selbst einen Lehrplan überlegt und hat eine richtig gute Beziehung zu der Familie aufgebaut.“

Diakon Wille und die Kinder im Garten eines Nachbarn der syrischen Familie.

Diakon Wille und die Kinder im Garten eines Nachbarn der syrischen Familie.

Dass die syrische Familie ein Fenster zur Welt hat, auch dafür hat nachbarschaftliches Engagement gesorgt. „Nachbarn von gegenüber“, sagt Diakon Wille, „sind am vergangenen Sonntag noch von hier nach Lengerich gefahren. Die haben dort – über ebay-Kleinanzeigen – zwei Fernseher organisiert.“ Arbeiten dürfen die Flüchtlinge nicht, aber sie versuchen, sich einzubringen. „Es wurde sehr positiv aufgenommen“, sagt Roland Wille, „dass der Vater der Kinder auch gerne und tatkräftig mit anpackt.“

 

„Wir begegnen uns auch religiös mit großem Respekt“.

Es ist erstaunlich zu erleben, wie viele Dinge in Alfhausen gut ins Laufen gekommen sind, obwohl eine Verständigung mit den Flüchtlingen anfangs über Worte gar nicht möglich war: Sie sprachen so gut wie kein Englisch und in Alfhausen lebt niemand, der Kurdisch oder Hocharabisch spricht.
Einem guten Miteinander standen und stehen weder die Sprachprobleme noch die unterschiedlichen Religionen – die Syrer sind Muslime – im Wege. Roland Wille: „Wie begegnen uns auch religiös mit großem Respekt.“ Die Kinder sind inzwischen sprachlich schon weit vorne. Diakon Wille: „Wir haben uns darum bemüht, dass sie in Bersenbrück in den katholischen Kindergarten gehen können. Dort kommen sie auch mit anderen moslemischen Kindern zusammen. Die Gemeinde hat die Fahrt dorthin organisiert.“

 

„Können uns über die herzliche Aufnahme nur freuen“.

Wie gut Integration in einer kleineren Kommune praktiziert werden kann, wenn sich Menschen engagieren, das zeigt dieses Beispiel. Roland Wille fasst seine Erfahrungen mit der Wohnungsvergabe an die Flüchtlinge in den Sätzen zusammen: „Ich habe großen Respekt vor dem Engagement der Menschen, und über die herzliche Aufnahme der Flüchtlinge können wir uns nur freuen. Es gab keinerlei Probleme. Wir haben natürlich auch Glück, weil es sich um sehr nette Menschen handelt.“
Es darf aber wohl mit Fug und Recht angenommen werden, dass diese Menschen nicht die einzigen netten unter den vielen Flüchtlingen sind, die uns Tag für Tag erreichen. Dass Flüchtlinge auch eine Bereicherung sind, war in Alfhausen deutlich zu spüren. Wer anderen eine Freude macht, beschenkt sich eben auch selbst.

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