Stromtrasse: Trifft es Gehrde & Alfhausen?

Noch ist die endgültige Trassen-Entscheidung nicht abzusehen. Aber es gibt eine Entscheidung, die das Risiko erhöht, dass es Gehrde und Alfhausen treffen könnte.

Eine Frage, die Bürgermeister beschäftigt: Könnte es zum blau markierten Verlauf der Stromtrasse von der Autobahn bei Holdorf Richtung Gehrde und Alfhausen kommen?

Eine Frage, die Bürgermeister beschäftigt: Könnte es zum blau markierten Verlauf der Stromtrasse von der Autobahn bei Holdorf Richtung Gehrde und Alfhausen kommen?

Wo wird die Stromtrasse auf dem Gebiet der Samtgemeinde verlaufen? Bislang sind sechs Korridore (A, B, C, D, E und F) im Spiel und es wird untersucht, wie hoch das „Konfliktpotential“ bei diesen Korridoren ist. Zuständig für die Bewertung der Untersuchungen zum Konfliktpotential ist das Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems (ArL). Dort wurde im Juni eine Entscheidung gefällt, die drei Korridore nördlich und nordöstlich der Samtgemeinde Bersenbrück betrifft: die Korridore D, E und F. Entschieden wurde: Der Korridor F soll „vertieft“ untersucht werden, die Korridore D und E nicht. Eine Grobprüfung hat ergeben, dass die Variante F ein deutlich geringeres Konfliktpotential hat als die Varianten D und E.

Geschlossene Wohnbebauung, Vogelschutzgebiet „Hunteniederung“. Dass über weite Strecken die vorgeschriebenen Abstände zur Wohnbebauung nicht eingehalten werden können und das Vogelschutzgebiet waren zwei der Gründe dafür, die Grobkorridore D und E nicht vertieft zu untersuchen.

 

Trassenverlauf entlang der Autobahn.

Der Korridor F (1 km breit) führt südlich von Wardenburg zur A 29 und von dort in südlicher Richtung entlang der Autobahn (blaue Kästchen). Die blauen Kästchen enden allerdings auf der Höhe Holdorf. Von dort weist der blaue Verlauf in südwestliche Richtung. Und damit Richtung östliche-südöstlichen Bereiche von Gehrde, Bersenbrück sowie Richtung Alfhausen.

Käme es zum blauen Verlauf ab Holdorf, wäre wohl Gerhrder, Bersenbrücker und Alfhausener Gebiet von der Stromtrasse betroffen.

Käme es zum blauen Verlauf ab Holdorf, wäre wohl Gerhrder, Bersenbrücker und Alfhausener Gebiet von der Stromtrasse betroffen.

Wie geht es ab Höhe Holdorf weiter?

Es sollen nicht nur Trassenverläufe mitten durch die Samtgemeinde geprüft werden, sondern auch ein Trassenverlauf entlang der Autobahn, dafür setzten sich Bürgermeister, darunter Ankums Bürgermeister Detert Brummer-Bange, auf der so genannten Antragskonferenz im November letzten Jahres ein. Die Stromtrasse wird von den dafür Zuständigen geplant: Das ist eine Tatsache, an der auch Bürgermeister nichts ändern können. Die Weichen dafür wurden bereits vor Jahren von den letzten Bundesregierungen gestellt. Gerungen werden kann um den Verlauf der Trasse. Wenn denn die Trasse nicht zu verhindern ist, haben sich auch Bürgerinitiativen für einen Verlauf entlang der Autobahn ausgesprochen, und zwar über Holdorf hinaus.

Detert Brummer-Bange begrüßt, dass der Korridor F entlang der Autobahn vertieft geprüft wird. Es darf aber nicht dabei bleiben, so Brummer-Bange, dass nur der Abschnitt bis Holdorf einer Prüfung unterzogen wird. Es gelte nun, sich dafür einzusetzen, dass ein Trassenverlauf entlang der Autobahn über Holdorf hinaus geprüft wird.

Gespräch in Ankum am 4. August. In Ankum treffen sich am 4. August Vertreter der Bürgerinitiative und Vertreter aller im Rat vertretenen Fraktionen im Rathaus.

Über solchen Karten (hier ein Beispiel aus dem Raum Cloppenburg) brüten derzeit viele. Rit steht für sehr hohe Raumwiderstände. Wo viel Rot ist, wird die Stromtrasse nicht verlaufen.

Über solchen Karten (hier ein Beispiel aus dem Raum Cloppenburg) brüten derzeit viele. Rot steht für sehr hohe Raumwiderstände. Wo viel Rot ist, wird die Stromtrasse nicht verlaufen.

Erhöhte Aufmerksamkeit.

Erweist sich die Variante F – Cloppenburg bis Holdorf – als konfliktfreister Korridor aller Varianten, könnte es dazu kommen, dass die Trasse ab Höhe Holdorf abknickt und den blauen Verlauf Richtung südöstliches Bersenbrück nimmt. Geschehen kann das, wenn die Trasse nicht über Holdorf hinaus weiter an der Autobahn entlanggeführt wird.

Die „Waffen“, mit denen in der Auseinandersetzung über den Verlauf der Stromtrasse gerungen wird, sind Raumwiderstände. Mit diesen Waffen kämpft man in allen Orten – auch in Holdorf und anderorts entlang der A1. Günther Voskamp, Bürgermeister von Gehrde, bereitet Kopfzerbrechen, dass auch Holdorfs Bürgermeister massive Raumwiderstände ins Feld führen kann. Ist bei Holdorf Schluss mit der Trassenführung entlang der Autobahn, droht der Knick Richtung Gehrde, Bersenbrück und Alfhausen.

Termin mit der Bürgerinitiative Gehrde und im Ministerium. Günther Voskamp trifft sich in wenigen Tagen mit der Bürgerinitiative Gehrde, um die Lage zu erörtern. Am 2. August treffen sich dann Bürgermeister, darunter die Bürgermeister von Ankum und Gehrde, und Vertreter der am Raumordnungsverfahren Beteiligten im Ministerium in Hannover.

Günther Voskamp, Bürgermeister von Gehrde: Mit jeder Entscheidung, die im Raumordnungsverfahren zur Stromtrasse gefällt wird, will überlegt sein, welche Folgen das für Gehrde haben kann.

Günther Voskamp, Bürgermeister von Gehrde: Mit jeder Entscheidung, die im Raumordnungsverfahren zur Stromtrasse gefällt wird, will überlegt sein, welche Folgen das für Gehrde haben kann.

Mit drei Forderungen nach Hannover.

Im Vorfeld des nächsten Treffens mit der Bürgerinitiative Gehrde beschäftigen den Bürgermeister Fragen und Forderungen. Zu den Fragen gehört z. B., ob Gehrde noch mehr Raumwiderstand aufbieten kann als bislang schon. Günther Voskamp verweist z. B. auf die Hase und darauf, dass sich Zugvögel wie Singschwäne am Verlauf des Flusses orientieren.

Mit drei Forderungen will Günther Voskamp nach Hannover gehen. Forderung 1: Maximale Transparenz, damit „jeder klipp und klar nachvollziehen kann, was zu welcher Entscheidung geführt hat“. „Alle Unterlagen sollen öffentlich gemacht werden, sodass man sie für den Fall der Fälle auch für eine Klage verwenden darf und kann“.

Forderung 2: Die Abstände von 400 m (im Ort) und 200 m (im Außenbereich) dürfen nicht unterschritten werden. Voskamp verweist auf die Gefährdung durch Elektrosmog. Erdverkabelungen stehen ebenso auf seiner Forderungsliste. Forderung 3: Die Trasse entlang der roten Kästchen (A1) weiter nach Süden führen. Sollte das nicht geschehen, möchte er offengelegt haben, warum das nicht in Betracht gezogen wird.

In Alfhausen haben die Stromtrassengegner – wie auch in Ankum und Gehrde – mobil gemacht. Zuletzt traf man sich zu einer Demontration in Bersenbrück.

In Alfhausen haben die Stromtrassengegner – wie auch in Ankum und Gehrde – mobil gemacht. Zuletzt traf man sich zu einer Demontration in Bersenbrück.

Einigkeit in den zentralen Punkten.

Die Forderungen des Ankumer Bürgermeisters Detert Brummer-Bange entsprechen denen seines Kollegen aus Gehrde: maximale Transparenz, keine Unterschreitung von Abständen, Untersuchung des Korridors über Holdorf hinaus. Zu bearbeiten, zu begleiten und zu beobachten, so Brummer-Bange, sind noch viele Felder. Dazu gehören auch die Planungskorridore A, B und C.

Runder Tisch. Vor kurzem hat ein runder Tisch die Arbeit aufgenommen. Dabei geht es um das Umspannwerk Merzen. Bürgerinitiativen wie „Hackemoor unter Strom“ fordern u. a., auch andere Standorte wie Neuenkirchen-Vörden oder den Niedersachsenpark zu prüfen.

Bernhard Heidrich vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems bei einer Veranstaltung in Ankum. Um die schwierigen Entscheidungen, vor denen er steht, ist er sicher nicht zu beneiden.

Bernhard Heidrich vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems bei einer Veranstaltung in Ankum. Um die schwierigen Entscheidungen, die er treffen muss, ist er sicher nicht zu beneiden.

Quadratur des Kreises.

Das Gesicht des Raumordnungsverfahrens zur Stromtrasse ist Bernhard Heidrich vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems. Der Gesetzgeber hat die Rahmenbedingungen festgelegt und die Aufgabenstellung ist komplex. Bei den zu treffenden Entscheidungen geht um Menschen und den Naturschutz, um Bündelungsmöglichkeiten (Bündelung der Trasse mit anderer Infrastruktur), um natürliche Gegebenheiten (ob eine Erdverkabelung überhaupt möglich ist) und vieles mehr.

Gesetzliche Vorgaben und Bürgerwünsche unter einen Hut zu bringen, kann der Quadratur des Kreises gleichen sprich einer unlösbaren Aufgabe. Bernhard Heidrich muss dennoch Entscheidungen treffen. Mensch und Natur, sagte er bei der Info-Veranstaltung in Ankum, seien ausschlaggebende Kriterien. Es sei die schmale Schneise zu finden, wo man zwischen Mensch und Natur durchkomme. „Der Mensch“, stellte Heidrich fest, „wird hoch gewichtet“.

 

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