Verbindend: Das Fest der Kulturen

So fröhlich wie bunt: Auch das diesjährige Sommerfest im „Garten der Nationen“ in Bersenbrück zeigte, was sich entwickeln kann, wenn Menschen am Werk sind, die aufs Miteinander setzen.

Jonas Olding (links im grauen Shirt) begrüßte die Gäste zum Start des Sommerfests um 16 Uhr.

Ein kommentierenden Beitrag von Rita Stiens.

Um 16 Uhr startete im „Garten der Nationen“ beim alten Wasserwerk in Bersenbrück am Samstag (8. September) das diesjährige Sommerfest. Brücken zwischen den Kulturen bauen, Integration: Das Sommerfest ist eine der Gelegenheiten, bei der sichtbar wird, wie solche Worte mit Leben gefüllt werden können und wie viel Verbundenheit entstehen kann, wenn sich Menschen aufeinander einlassen.

 

Seit einigen Jahren gemeinsam am Werk.

Vor fast 3 Jahren, im September 2015, waren die ersten 100 Menschen, vor allem Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, in der Samtgemeinde angekommen. Weitere folgten. Seitdem haben sich von Alfhausen bis Rieste zahlreiche Bürger dafür engagiert, dass die Neu-Bürger hier Fuß fassen können.

Die erste Runde Spieße vom Grill war schon zur nachmittäglichen Stunde fertig.

Der „Multikulturelle Frauentreff Dialog“ tischte erstmalig 2015 bei einem Fest auf, als Dankeschön für alle, die mit dazu beigetragen hatten, das Projekt „Garten der Nationen“ auf den Weg zu bringen.

Rechts der Gemüsegarten.

Seitdem haben sich viele gemeinsam an die Arbeit gemacht, Einheimische wie Neu-Bürger, und einen Ort geschaffen, der in mehrfacher Hinsicht Früchte trägt: Er brachte und bringt Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen, Menschen jeden Alters; er vermittelt allein schon durchs gemeinsame Tun auch grundlegende Werte einer freiheitlichen-demokratischen Gesellschaft; er trägt, wie aktuell die blühenden Kürbis-Pflanzen zeigen, leckere Früchte, die daheim als Gemüse auf den Tisch kommen; er ist Treffpunkt, um zu feiern, und immer wieder auch der Ort, an dem die Integrationsarbeit der Samtgemeinde sichtbar wird.

Kulinarische Köstlichkeiten: Ein multikulturelles Buffet gehört zum Sommerfest dazu.

 

Vielfalt, die man sich auch schmecken lassen konnte.

Beim Sommerfest waren Gabriele Linster, Ehrenamtsbeauftragte und zuständig für bürgerschaftliches Engagement, vor Ort, Jonas Olding, Fachkraft für Integration und Migration, und Dagmar Röben-Guhr, die Leiterin des Fachdienstes Bildung und Familie.

klartext schaute während der ersten Stunde, zwischen 16 und 17 Uhr, vorbei, als die beiden Grillroste mit Fleisch bestückt wurden und sich der Buffet-Tisch mit kulinarischen Kreationen wie z. B. Sesamröllchen füllte. Und was ist das? Zu erklären, was aufgetischt wurde, machte den Frauen, die nach Rezepten ihrer Heimat gekocht hatten, sichtbar Freude.

Jung oder älter, Neu-Bürger oder alteingesessen: Das Sommerfest im „Garten der Nationen“ verbindet.

 

Vielfältiges Engagement von Senioren.

Kinder, die als Kleinkinder in der Samtgemeinde ankamen und die am Samstag fröhlich beim Fest durch den Garten hüpften, gehen heute in die Schule; Jugendliche stehen vor dem Weg in die Ausbildung; Erwachsene, die inzwischen im Arbeitsmarkt Fuß gefasst haben oder auf dem Weg dahin sind: In den letzten Jahren hat sich die Lebenssituation der Migranten verändert und damit steht auch die Integrationsarbeit vor anderen Aufgaben als noch vor einigen Jahren.

Gabriele Linster (links) und Dagmar Röben-Guhr.

Chancen nutzen, ist heute zum Beispiel ein Thema, und in diesem Zusammenhang spielen Senioren eine wichtige Rolle. So läuft seit fast einem Jahr das Projekt „BaS-Tandem“ in der Samtgemeinde, gefördert durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüro (BaS). Im Rahmen dieses Projekts bringen Senioren ihre Lebenserfahrung und ihre Hilfsbereitschaft zur Unterstützung von Neu-Bürgern ein.

Vor einigen Wochen wurde im „Garten der Nationen“ Bilanz gezogen zum BaS-Projekt, bei einem Frühstück, das Mitglieder des multikulturellen Frauenvereins ausgerichtet hatten. Das Projekt läuft zum Jahresende aus, aber es soll ein Anschlussprojekt geben. Sö könnten z. B. Senioren jugendliche Schülerinnen und Schüler unterstützen sowie Auszubildende.

 

Das Motto des Fests: „Sprache verbindet“.

Gemeinsamer Einsatz am Grill.

Das Sommerfest brachte auch in diesem Jahr wieder Menschen zusammen, die miteinander dazu beitragen, dass Integration gelingt. Die Flüchtlinge, das weiß niemand besser als die einheimischen Helfer und Unterstützer, gibt es nicht. Und es weiß auch keiner besser als sie, dass der Weg zur Ankunft in einem fremden Land ein langer ist und einer, auf dem Hürden und Schwierigkeiten zu überwinden sind. Es gemeinsam anzupacken, fordert beide: Migranten wie Einheimische.

„Sprache verbindet“, war das Motto des Fests. Wie sehr Sprache auch spalten, aufpeitschen, Hass, Wut, Feindseligkeit, Demokratiefeindlichkeit befördern kann, das zeigten Ende August Bilder aus Chemnitz, wo ein junger Mann gewaltsam zu Tode kam. Getrübt haben sie die Stimmung beim Sommerfest nicht, aber einzelne Gespräche am Rande zeigten, dass diese Bilder präsent sind.

Kindern und Jugendlichen eine gute Zukunft zu ermöglichen, ist eine der anstehenden Aufgaben.

 

Ein Statement gegen Ausländerfeindlichkeit.

Essen und Gespräche.

Der „Garten der Nationen“ und das Sommerfest sind ein Statement gegen Ausländerfeindlichkeit. Spricht die Tatsache, dass es kriminelle Flüchtlinge und Migranten gibt, darunter Männer, die töten und vergewaltigen, gegen Menschen, die sich einsetzen für ein friedliches Miteinander, die Fremdenhass, dem Aufheizen von Emotionen und Gewaltbereitschaft keinen Raum geben wollen?

„Den Bürgern muss es ermöglicht werden, sich mit Verteidigungsmitteln zu bewaffnen“, forderte die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel im Juli nach der Messerattacke eines Mannes mit Migrationshintergrund, nachzulesen auf der Webseite der Partei. Bewaffnete Bürger, die Recht und Gesetz nach eigenem Gusto in die eigene Hand nehmen? Mit dem Sommerfest wird ein diametral anderes Signal gesendet.

Faszinierend für die Mädels: Die Sandkiste in Form eines Bootes.

 

Den gesellschaftlichen Frieden sichern.

Auch wenn die Zahl der Asylbewerber seit 2015 drastisch zurückgegangen ist: Besorgte Bürger gibt es weiterhin viele und es gibt sie auch hier. Diese Bürger stehen seit Chemnitz und auch Köthen jedoch nachdrücklicher denn je vor der Frage, an wessen Seite sie sich stellen. Dass die AfD keinen Trennungsstrich zieht zu ausländer- und demokratiefeindlichen Rechtsextremisten, wurde bei ihrem Marsch in Chemnitz sichtbar, wo man den Schulterschluss mit ihnen vollzog.

Unter denen, die Hand anlegten, war auch Mitorganisator Jonas Olding von der Samtgemeinde.

Man muss die aktiv-unterstützende Haltung von Menschen, wie sie beim Sommerfest sichtbar wurde, nicht teilen. Es stellt sich jedoch die grundlegende Frage: Welcher Weg verspricht mehr Sicherheit und die Lösung von Problemen? Der des Ausrastens, des Hasses, der Feinseligkeit oder der Weg der Menschen, die NEIN sagen zu Ausländerhass und Gewalt?

Der Schulterschluss, auf den in der Samtgemeinde viele hingearbeitet haben (und es weiterhin tun), ist ein Schulterschluss mit dem Ziel, sich gegen Fremdenfeindlichkeit zu stellen. Viele sind sich in diesem Ziel einig, und es braucht auch die breite Mitte und Mehrheit der Bürger, um den gesellschaftlichen Frieden zu sichern.

 

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