Mein Feind, der Baum? Bürger gegen Bäume

Baumpflanzen

Bürger zum „Baum-Glück“ zwingen?

In seiner Sitzung am 16. April 2015 befasste sich der Bauausschuss mit einer Grundsatzentscheidung zur Begrünung von Straßen. Die SPD-Fraktion machte sich für mehr Einfluss der Bürger stark. Sie sprach sich dafür aus, bei einem Straßenausbau Bürgern die Möglichkeit einzuräumen, sich gegen Bäume und für eine andere Art Begrünung auszusprechen, zum Beispiel für Hecken oder Pflanzkübel.

Ankum Gewerbe

Gewerbegebiete: Bäume nur noch als Randerscheinung.

Eines der Argumente dafür: Früher waren die Baugrundstücke größer als heute und in den Gärten stehen zumeist Bäume. CDU-Vertreter verwiesen darauf, dass die Grundstücksbesitzer diese Bäume fällen dürfen, zum Beispiel, wenn ihnen im höheren Alter die mit den Bäumen verbundene Arbeit zu viel wird. Darauf habe die Kommune keinen Einfluss. Würde Anliegern eingeräumt, Bäume an der Straße zu verhindern und würden zugleich Bäume auf Grundstücken gefällt, gäbe es bald kaum mehr Bäume. Die Stadt muss die Rahmenbedingungen für eine Begrünung setzen – diese Linie wird sich wohl in Bersenbrück durchsetzen. Baum-Befürworter wird das freuen.

Etwa 20 Anlieger des Heidewegs in Bersenbrück-Hastrup verfolgten die Debatte im Bauausschuss, teils mit Kopfschütteln und Einwänden. Sie müssen weiterhin mit ihren Birken-Problemen leben. In 2015 wird es dafür keine umfassende Lösung geben.

Adenauer kämpfte 1945 im völlig zerstörten Köln um jeden Baum.

Kaum zu glauben, aber wahr: Als Kölner Oberbürgermeister kämpfte Konrad Adenauer, als die Menschen in der zerstörten Stadt in den Ruinen froren, um jeden Baum. Er schreibt in seinem Memoiren (Erinnerungen 1945-1953 – Konrad Adenauer, dva): „Ende September 1945 kam es zu einem harten Konflikt zwischen den Engländern und mir. Die britische Militärverwaltung verlangte von mir, die Bäume in den Grünanlagen und Ringstraßen Kölns zu fällen, um das Holz der Bevölkerung als Brennstoff zu geben.“

Adenauer sagte nein, weil der Stadt Köln durch die Abholzung der Grünanlagen „ein unabsehbarer Schaden“ zugefügt worden wäre, „der in Jahrzehnten nicht wieder gutgemacht“ werden könnte. Er verlangte von den Engländern, „beschlagnahmte Kohlenvorräte für die Bevölkerung freizugeben“. Das kostete ihn seinen Job. Adenauer wurde als Oberbürgermeister gefeuert. Vier Jahre später wurde er zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er blieb 14 Jahre lang Kanzler.

Jeden Tag verschwinden in Deutschland 100 Fußballfelder Grün. Dieses Zahl geht aus dem „Bodenatlas“ 2015 hervor, der von der Umweltschutzorganisation BUND herausgegeben wird, zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam und Le Monde Diplomatique.

Heimatvereine machen sich für Bäume stark.

So mancher Heimatverein der Samtgemeinde hat ein Herz für Bäume. Auf der sicheren Seite sind die Vereine mit ihrem Engagement für die Natur aber vor allem, solange gewachsene Wohngebiete oder Straßen mit Geschäften nicht direkt berührt sind.

So pflegt der Bersenbrücker Heimatverein eine Streuobstwiese und eine Wildblumenwiese am Feldmühlenteich. Die dortige Baumsammlung wird alljährlich um den „Baum des Jahres“ erweitert.

Ankums Heimatverein wünscht sich mehr Grün- und Pflanzbereiche an „geeigneter Stelle“ und möchte die Ortsdurchfahrt begrünen. Derzeit ist die eine kahle, trennende Schneise. Der Ankumer Heimatverein setzt sich auch dafür ein, die Bäume auf dem Grundschulgelände an der Kolpingstraße zu erhalten. Nach dem Wegzug der Grundschule Anfang 2016 wird das Gelände neu und anders genutzt. Mehr dazu hier.

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Ein Kommentar

  1. dieter Schloms

    Wenn Bürger Mitsprache bei Enscheidugen des Rates haben wächst die Verantwortung für die Gemende und damit meine ich auch die Agzeptanz für die Arbeit der Politik. Hier sehe ich eine Möglichkeit durch Transparenz gegenüber dem Bürger und Mitnahme des Bürgers auch einen Baum oder gar einen Wald mit den Menschen und für den Menschen zu erhalten. In dem Beispiel von Rieste hätte es nur wenig guten Willen des Rates gebraucht um diese ca. Vier hä zu erhalten.. Stattdessen verwies man auf die Neuanpflanzung, damit sei den gesetzlichen Vorschriften nach Ausgleich genüge getan. Das das niemals das Gleiche ist,als ein Wald, der zwanzig oder dreißig Jahre gewachsen ist wird immer verschwiegen.

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