Ankum: Die schicke neue alte „Pastors Stiege“

Düster war sie, nun ist die historische „Pastors Stiege“ in Ankum ein einladender und zudem kreativ-informativer Weg zwischen der Hauptstraße und Beckers Stiege/Aslager Straße.

Mit Günther Kosmann (rechts) und Ralf Gramann unterwegs in „Pastors Stiege“.

„Pastors Stiege“: Sie fristet kein Schattendasein mehr, sondern hat sich zu einem Weg gemausert, den zu nehmen ein Vergnügen ist. Wie wenig ansehnlich, gar düster der Tunnelweg zwischen Hauptstraße und Aslager Straße einmal war, zeigt ein Foto von 2017.

So sah es vor knapp 3 Jahren von der Hauptstraße kommend aus.

Durch das Neue, das in den letzten beiden Jahren rechts und links entstand, hat „Pastors Stiege“ einen veritablen Attraktivitätsschub erfahren, und sie zeugt davon, dass Bauherr Georg Dobelmann  Geschichtsbewusstsein nicht nur durch die Umsetzung der Denkmalschutz-Richtlinien am ehemaligen Hotel Schmidt an den Tag legte, das heute das „Onkel Otto am Dom“ ist.

Günther Kosmann (links) konzipierte mit und Ralf Gramann freut sich über die interessante Gestaltung.

Es sind gleich zwei Ankumer Kenner, mit denen klartext die Stiege erkundete: Günther Kosmann, geschichtskundig und zudem Teil des Teams, das die Ausgestaltung von „Pastors Stiege“ konzipierte, und Ralf Gramann, der in seiner Freizeit als Fremdenführer aktiv ist.

„Pastors Stiege“ verbindet die Hauptstraße mit dem neuen Marktplatz und dem daran anschließenden Einkaufszentrum. Sie wurde im Neubaubereich verbreitert und in Fortführung des vorhandenen Sandsteinmauerwerks wieder mit Sandstein verkleidet.

Ausblick nach vorne zur Hauptstraße; nach oben auf die neue Bebauung.

 

Ein Weg als Galerie.

Wer die neue „Pastors Stiege“ begeht, erlebt: Sie wurde zu einer Galerie mit einer Ausstellung, die zum Stehenbleiben, Schauen und Lesen einlädt. Wie es in Ankums Dorfmitte einmal ausgesehen hat, ist z.B. auf historischen Aufnahmen zu sehen, die in Mauernischen eingelassen wurden.

Ansicht des „Deutschen Hauses“, das heute das „Onkel Otto am Dom“ ist.

„Neben drei verdienstvollen Bürgermeistern“, führt Günther Kosmann erklärend in die Stiege hinein, „denen Georg Dobelmann ein bildliches Denkmal gesetzt hat, sind auch drei Ankumer Originale zu sehen: ,Manni‘ Brinkmann betrieb direkt an der Stiege über Jahrzehnte einen florierenden Imbiss, Paul Sich, eine Ankumer Eis-Institution, gilt als Erfinder des Softeises in der Region und vor allem älteren Ankumern ist Ludwig Terhalle noch ein Begriff, der als Landarzt für seine Nähe zur Bevölkerung  beliebt war und hoch geschätzt wurde.“

Der Imbiss an der Hauptstraße ist Geschichte, Manni Brinkmann ist aber weiterhin in Ankum aktiv.

Das im Volksmund „Artländer Dom“ genannte Gotteshaus in direkter Nachbarschaft der Stiege ist gleich mehrfach vertreten. Die älteste Darstellung zeigt die beim Dorfbrand 1848 zerstörte Kirche, dazu kommen Aufnahmen der Kirche, die 1892 ebenfalls einem Brand zum Opfer fiel, und des 1900 eingeweihten Nachfolgebaus.

 

Da waren die „Lackaffen“ los.

Von der Aslager Straße kommend, zieht gleich hinter dem Tunnel ein Werk mit der Signatur lackaffen.de die Aufmerksamkeit auf sich. Die „Lackaffen“ sind eine kreative Truppe mit Sitz in Münster, die die Leidenschaft fürs Gestalten mit der Sprühdose miteinander verbindet. Das Team kann schon auf zahlreiche Referenzobjekte verweisen, hat sich einen Namen gemacht als moderner Gestalter – und nun auch ein Lackaffen-Werk in Ankum, darüber das Logo „PSI“.

Künstlerische Wandgestaltung durch die „Lackaffen“.

Dieses Logo wie auch der von den „Lackaffen“ dargestellte Hengst „Fürst Ampere“ verweisen auf einen alljährlichen Großevent in Ankum, dessen offizielles Auktionshotel das See- und Sporthotel ist. 1989 fand die „Performance Sales International (PSI)“ erstmalig im Ankumer Auktionszentrum statt. Seitdem zieht sie mit ihrem Angebot an top Sportpferden für den Spring- und Dressursport Kundschaft aus der ganzen Welt an.

Die PSI-Auktion 2019 endete mit einem Rekord – mit dem höchsten Gesamterlös in der 40-jährigen P.S.I.-Geschichte. 19,15 Mio. € wurden da umgesetzt. Schon beim ersten Pferd, das die Auktionshalle betrat, so der Pressemitteilung zu entnehmen, fiel der Rosenholzhammer des Auktionators bei 1,3 Mio. €.

„Fürst Ampere“, weiß Günther Kosmann, ist keine Fantasiegestalt, es gibt ihn wirklich, und auch der Hund hat ein reales Vorbild. Das Huhn? Da muss er lachend passen.

Georg Dobelmann ist die Verbindung zwischen dem See- und Sporthotel an der Tütinger Straße und dem Neuen bei „Pastors Stiege“. Er kaufte vor einigen Jahren das Hotel und derzeit stehen die großen Investitionen an der Hauptstraße vor der Vollendung.

Vom „Deutschen Haus“ 1838 bis 2016 zu Georg Dobelmann und „Onkel Otto am Dom“.

 

Eine Bereicherung für Ankumer wie für Ankum-Gäste.

So, wie sie sich jetzt präsentiert, ist „Pastors Stiege“ auch eine Bereicherung für Ankum-Gäste und Ralf Gramann ist mehr als angetan von der neuen Gestaltung. Er hat als Fremdenführer an diesem Samstag noch eine „Schaulpättken-Tour“ (Schaulpättken = Schulweg) vor sich, bei der es darum geht, auf unbekannten Pfaden die interessante Historie des über 1.000 Jahre alten Dorfes kennenzulernen. „Pastors Stiege“ ist in diesem Zusammenhang, findet Ralf Gramann, eine prima Bereicherung. Und sie ist noch nicht ganz vollendet, wie Günther Kosmann zu berichten weiß.

Bestens gelaunte klartext-Begleiter. Über dem Eingang wird bald ein Schriftzug „Pastors Stiege“ zu sehen sein.

 

Hinzukommen werden noch Pastor Böckmann und Dr. Albert Schmidt.

Zur Hauptstraße hin wird über dem Eingang noch ein Schriftzug „Pastors Stiege“ angebracht werden. Warum die Stiege heißt, wie sie heißt, wird an beiden Eingängen auf Tafeln erklärt. Pastor Böckmann war früher der Mann, der diesen Weg zum einstigen Pastorat ging. An ihn wird demnächst mit einem überlebensgroßen Gemälde erinnert, auf dem zu sehen ist, wie er mit wallendem Gewand durch die Stiege schreitet.

Erinnert werden wird auch noch an Dr. Albert Schmidt, der die Schmidt-Ankum-Betriebe begründete, zu einem Pionier der landwirtschaftlichen Veredelungsproduktion wurde und der mit seinem Gestüt von bedeutendem Einfluss für die europäische Pferdezucht war.

 

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