Bürgermeister-Umfrage: Sind alle Orte bereit, mehr Flüchtlinge aufnehmen?

klartext stellte allen Bürgermeistern, von Alfhausen bis Rieste, zwei Fragen zur Aufnahme von Flüchtlingen in ihren Orten. Sechs der sieben Bürgermeister haben die Fragen beantwortet. Einer wollte nicht antworten. Die beiden Fragen lauteten:

  • Ist die Gemeinde grundsätzlich bereit, weitere Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen?
  • Sollten alle Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück Menschen aufnehmen oder vor allem die größeren Kommunen Bersenbrück und Ankum?

Im Wortlauf finden Sie die Antworten der Bürgermeister aus Alfhausen, Ankum, Bersenbrück, Eggermühlen, Gehrde und Rieste weiter unten.

 

1. Die Bürgermeister sagen Ja zur Aufnahme von Flüchtlingen.

Alle Bürgermeister, die geantwortet haben, sagen Ja zur Aufnahme von Flüchtlingen. Sie sagen auch Ja dazu, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, als sie bislang aufgenommen haben.

In Rieste, Eggermühlen und Kettenkamp leben bislang noch keine Flüchtlinge und Asylbewerber, in Bersenbrück dagegen bereits 45. Die Zahlen zu den einzelnen Gemeinden finden Sie hier.

2. Auch kleinere Gemeinden sind bereit, Flüchtlinge aufzunehmen.

Jede Gemeinde sollte bei der Aufnahme von Flüchtlingen einen Beitrag leisten, ist der übereinstimmende Tenor bei den sechs Bürgermeistern, die geantwortet haben.

Sechs der von klartext befragten Bürgermeister sind auf diesem Bild. Von links: Sebastian Hüdepohl (Rieste), Reinhard Wilke (Kettenkamp), Detert Brummer-Bange (Ankum). Rechts, von außen: Markus Frerker (Eggermühlen), Günther Voskamp (Gehrde), Klaus Wübbolding (Alfhausen). In der Mitte: Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Horst Baier. Nicht auf diesem Foto: Christian Klütsch (Bersenbrück). Foto: Samtgemeinde Bersenbrück.

Sechs der von klartext befragten Bürgermeister sind auf diesem Bild. Von links: Sebastian Hüdepohl (Rieste), Reinhard Wilke (Kettenkamp), Detert Brummer-Bange (Ankum). Rechts, von außen: Markus Frerker (Eggermühlen), Günther Voskamp (Gehrde), Klaus Wübbolding (Alfhausen). In der Mitte: Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Horst Baier. Nicht auf diesem Foto: Christian Klütsch (Bersenbrück). Foto: Samtgemeinde Bersenbrück.

Ein große Problem: Geeigneten Wohnraum finden.

Für die Unterbringung und Betreuung der Asylbewerber und Flüchtlinge ist die Samtgemeinde Bersenbrück zuständig. Sie steht vor der schwierigen Aufgabe, Wohnraum zu beschaffen – in Mietwohnungen oder angemieteten Häusern, oder sie kauft Häuser und baut sie zu samtgemeindeeigenem Wohnraum um.
Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Horst Baier verweist darauf, dass die Samtgemeinde immer wieder „unter dem Druck kurzfristiger Unterbringungen steht“. Und das vor dem Hintergrund eines „sehr angespannten Wohnungsmarkts“. Das heißt: Es gibt in der Samtgemeinde nur sehr wenig freien Wohnraum.
Mit der Frage Wohnraum für Flüchtlinge bzw. die Frage, wie wichtig es für eine gute Integration ist, Flüchtlingen zentral gelegenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, befasst sich klartext in einem der nächsten Artikel.

Begegnungen schaffen: Der Bersenbrücker Garten der Nationen, Windrose genannt, ist ein Projekt der Frauen des multikulturellen Vereins Dialog, unterstützt von der Ehrenamtsbeauftragten der Samtgemeinde Bersenbrück, Gabriele Linster. Dieser Garten bringt Menschen aus vielen Nationen zusammen. Sie können dort ein Stück Garten nach eigenen Wünschen bepflanzen und Kontakte knüpfen. Die neuste Garten-Attraktion für Kinder ist ein Sandkasten in Form eines Bootes.

Windrose heißt der Bersenbrücker Garten der Nationen. Er bringt Menschen aus vielen Nationen zusammen. Foto: Samtgemeinde Bersenbrück.

Windrose heißt der Bersenbrücker Garten der Nationen. Er bringt Menschen aus vielen Nationen zusammen. Foto: Samtgemeinde Bersenbrück.

Die Antworten der sechs Bürgermeister

Bis auf den Kettenkamper Bürgermeister Reinhard Wilke (CDU) waren alle Bürgermeister bereit, auf die klartext-Fragen zu antworten.

 

Alfhausen – Bürgermeister Klaus Wübbolding (CDU)

Frage: Herr Bürgermeister Wübbolding, in Alfhausen leben 13 Asylbewerber. Ist die Gemeinde grundsätzlich bereit, weitere Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen?

Antwort: Selbstverständlich ist die Gemeinde bereit, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Derzeit baut die Samtgemeinde Bersenbrück in Alfhausen einen Resthof um. Hier sollen sechs weitere Apartments für Flüchtlinge/Obdachlose entstehen. Aber auch darüber hinaus ist nichts gegen eine dezentrale Unterbringung einzuwenden.

Frage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück Menschen aufnehmen oder vor allem die größeren Kommunen Bersenbrück und Ankum?

Antwort: Diese Frage lässt sich nicht mit einem klaren Ja/Nein beantworten. Eine Konzentration (zentrale Unterbringung) halte ich für eine schlechte Lösung, da hier Probleme potenziert werden (sowohl unter den Bewohnern solcher Einrichtungen als auch zu den Nachbarn). Eine Einbindung in Nachbarschaften und in ein soziales Umfeld gelingt am besten bei kleinteiligen, verstreuten Unterbringungen.

 

Ankum – Bürgermeister Detert Brummer-Bange (UWG Ankum)

Frage: Herr Bürgermeister Brummer-Bange, in Ankum leben 5 Asylbewerber. Ist die Gemeinde grundsätzlich bereit, weitere Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen?

Antwort: Die Gemeinde Ankum ist grundsätzlich bereit, auch mehr Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen.

Frage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück Menschen aufnehmen oder vor allem die größeren Kommunen Bersenbrück und Ankum?

Antwort: Sicherlich ist es in den größeren Kommunen einfacher, dies zu bewältigen, aber gerade kleine Kommunen haben auch besondere Stärken, die eine Integration erleichtern könnten.

 

Bersenbrück – Bürgermeister Christian Klütsch (CDU)

Frage: Herr Bürgermeister Klütsch, in Bersenbrück leben 45 Asylbewerber, also über die Hälfte aller Asylbewerber und Flüchtlinge der Samtgemeinde. Ist Bersenbrück grundsätzlich bereit, weitere Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen?

Antwort: Grundsätzlich Ja.

Frage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück Menschen aufnehmen oder vor allem die größeren Kommunen Bersenbrück und Ankum?

Antwort: Zwei fast gleich große Gemeinden müssen auch gleich große Verantwortung tragen.

 

Eggermühlen – Bürgermeister Markus Frerker (CDU)

Frage: Herr Bürgermeister Frerker, in Eggermühlen leben bislang noch keine Asylbewerber. Ist die Gemeinde grundsätzlich bereit, Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen?

Antwort: Menschen zu helfen ist eine gesellschaftliche Verantwortung, der sich die Gemeinde Eggermühlen selbstverständlich stellt.

Frage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück Menschen aufnehmen oder vor allem die größeren Kommunen Bersenbrück und Ankum?

Antwort: Den Flüchtlingen  muss ein angemessener Wohnungsraum zur Verfügung gestellt werden. Wo/in welchem Ort der ist, ist da unrelevant. 

 

Gehrde – Bürgermeister Günther Voskamp (Die Grünen)

Frage: Herr Bürgermeister Voskamp, in Gehrde leben 19 Asylbewerber. Ist die Gemeinde grundsätzlich bereit, weitere Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen?

Antwort: Obwohl wir anteilig schon viele Asylanten in Gehrde haben, würde ich bei Bedarf für weitere Aufnahmen plädieren.

Frage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück Menschen aufnehmen oder vor allem die größeren Kommunen Bersenbrück und Ankum?

Antwort: Alle Gemeinden der Samtgemeinde sollten Asylbewerber und Flüchtlinge unterbringen, aber bitte im Ortskern.

 

Kettenkamp – Bürgermeister Reinhard Wilke (CDU)

Kettenkamps Bürgermeister hatte die Fragen, wie seine Kollegen, per mail bekommen. Er bestätigte auf Nachfrage, dass er nicht antworten möchte.

 

Rieste – Bürgermeister Sebastian Hüdepohl (CDU)

Frage: Herr Bürgermeister Hüdepohl, in Rieste leben noch keine Asylbewerber. Ist die Gemeinde grundsätzlich bereit, Asylbewerber und Flüchtlinge aufzunehmen?

Antwort: Selbstverständlich ist auch Rieste gerne bereit, Asylanten aufzunehmen. In Rieste sind aktuell noch keine Asylanten untergebracht. Das liegt u.a. auch daran, dass bei uns aufgrund der vielen Arbeitskräfte im Niedersachenpark quasi kein Wohnraum zur Verfügung steht.

Frage: Sollten Ihrer Meinung nach alle Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück Menschen aufnehmen oder vor allem die größeren Kommunen Bersenbrück und Ankum?

Antwort: Es ist richtig, dass wir grundsätzlich in allen Mitgliedsgemeinden Flüchtlinge unterbringen sollten. Denn je „breiter gestreut“, um so besser und eher ist eine wirkliche Integration möglich. Auch Rieste ist hierzu gerne bereit.

 

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Ein Kommentar

  1. elisabeth middelschulte

    Ich finde, aus den Antworten der Bürgemeister ergibt sich in der Gesamtheit ein wohlwollendes Bild gegenüber Flüchtlingen. Auch die Rede von SG-BM Dr. Baier anlässlich des „Greifenhagen“-Tages in Bersenbrück beleuchtet die Situation von Flüchtlingen, wie ich finde, in brillanter Weise. Die Grundproblemstellung hat sich im Laufe der Geschichte nicht verändert. Immer ging es um Menschen und Schicksale. Wir als christlich und humanistisch geprägte Gesellschaft dürfen uns da sicherlich nicht rausstehlen. Und immer war es so, dass die Aufnahme von Flüchtlingen zur einer Bereicherung der Region geführt hat, sobald wir als Aufnehmende eine Integration zugelassen hatten. Das war allerdings immer ein schwieriger Prozess gewesen.

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