Christian Klütsch: „Sehr positiv entwickelt“

Christian Klütsch ist seit September 2013 Bürgermeister der Stadt Bersenbrück.

Bersenbrücks Bürgermeister Christian Klütsch (CDU) über Pläne für die Wirtschaft, Gewerbegebiete, Einzelhandel, Schulden und Grundbesitz der Stadt. Dazu eine Prise Schelte in Richtung „rückwärtsgewandte“ Bürger und Räte, die ihm den Spaß an der Arbeit „hin und wieder“ nehmen. Den Fragebogen zu dieser Interview-Serie – Beispiele dafür hier und hier – mochte Christian Klütsch nicht ausfüllen.

Interview – BÜRGERMEISTER – Christian Klütsch

Christian Klütsch ist seit September 2013 Bürgermeister der Stadt Bersenbrück.

Christian Klütsch ist seit September 2013 Bürgermeister der Stadt Bersenbrück. © Foto: Samtgemeinde Bersenbrück

klartext: Herr Bürgermeister, warum macht es Spaß, in Bersenbrück zu wohnen, und was könnte noch besser werden?

Bersenbrück ist eine weltoffene und tolerante Stadt. Dieses wird durch das jährlich stattfindende Reggae Jam Festival deutlich. Die Besucher in ihrer bunten Vielfalt werden von den Bersenbrückern mit offenen Armen empfangen. Es macht Spaß, in Bersenbrück zu wohnen, weil die Stadt innovativ und entwicklungsfreudig ist. Die gute Infrastruktur bei Arbeitsplätzen, Schulen, Bahnanbindung und Freizeit ist hervorzuheben. Verbessern können wir den Zusammenhalt von jungen und älteren Mitbürgern. Dies wollen wir durch Mehrgenerationenprojekte verbessern.

klartext: Welches waren die wichtigsten Aufgaben, die Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit erledigen wollten und erledigt haben?

Ich freue mich besonders darüber, dass wir in den letzten Jahren ca. 100 Bauplätze an junge Familien im Baugebiet „Woltruper Wiesen“ vergeben konnten. Denn junge Familien haben in der Regel Kinder, und Kinder sind die Zukunft Bersenbrücks.

Bürgermeister Klütsch, hier bei einem Besuch der Grundschule, möchte Schüler fürs Museum begeistern.

Bürgermeister Klütsch, hier bei einem Besuch der Grundschule, möchte Schüler fürs Museum begeistern. © Foto: Samtgemeinde Bersenbrück

klartext: Für das Kreismuseum will der Landkreis Osnabrück fast 900.000 Euro für die Sanierung des Gebäudes zur Verfügung stellen. Welche Zukunft wünschen Sie sich für das Museum?

Das Kreismuseum wollen wir mit dem Landkreis Osnabrück für auswärtige Besucher attraktiver gestalten. Hier denken wir insbesondere auch an die vielen Fahrradtouristen in Bersenbrück. Wir hoffen aber auch, Schüler als Besucher für das Museum gewinnen zu können. Hierbei muss insbesondere auch die Hemmschwelle, in ein Museum zu gehen, überwunden werden. Dieses ist dann sicherlich auch eine gute Erfahrung für das spätere Leben. Die Schüler können wir aber nur mit Unterstützung der Lehrer und Schulen in das Museum bringen.

klartext: Gewerbegebiete – Innenstadt: Diese Thematik spielt in Bersenbrück eine wichtige Rolle. Stichwort: Ansiedlung eines großen Verbrauchermarkts im Gewerbegebiet. So wirft Ihnen zum Beispiel die Opposition vor, die Innenstadt zu schwächen.

Bei den Gewerbegebieten müssen wir einmal unterscheiden in Gewerbeflächen für das produzierende Gewerbe und Handwerksbetriebe. Diese Firmen sind auf eine gute Verkehrsinfrastruktur angewiesen. Daher haben wir die letzten Gewerbegebiete an der Umgehungsstraße ausgewiesen, und damit am Schnittpunkt der beiden Bundesstraßen B 68 und B 214. Die große Nachfrage nach diesen Flächen zeigt, dass die Entscheidung richtig war.
Zu den Gewerbebetrieben gehört aber auch der großflächige Einzelhandel. Der Einzelhandel soll natürlich nach Möglichkeit in der Innenstadt angesiedelt werden. Allerdings fehlen hierfür teilweise ausreichend große Flächen mit entsprechender Verkehrsanbindung. Daher müssen wir für die Ansiedlung den gleichen Weg gehen wie alle Orte in der Nachbarschaft, nämlich diese Betriebe am Randbereich zur Innenstadt ansiedeln.

CDU-Trio: Bürgermeister Christian Klütsch, Vizebürgermeister Franz Buitmann und Fraktionschef Gerd Uphoff.

CDU-Trio: Bürgermeister Christian Klütsch, Vizebürgermeister Franz Buitmann und Fraktionschef Gerd Uphoff. © Foto: Samtgemeinde Bersenbrück

klartext: In Bersenbrück stand ein Einzelhandelskonzept auf der Tagesordnung. Es wurde im Stadtrat mit der CDU-Ratsmehrheit nur „zur Kenntnis genommen“. Warum?

Eine Steuerung des Einzelhandels ist leider nur begrenzt möglich. Der Einzelhandel steht unter starkem Wettbewerbsdruck des Online-Handels. Er versucht, dieses zu kompensieren durch großflächige Angebote in verkehrsgünstig gelegenen Lagen. Wenn man eine Einzelhandelsansiedlung außerhalb der Innenstadt vollständig unterbindet, führt dieses letztendlich dazu, dass die Betriebe sich gar nicht erst ansiedeln. Dieses wird deutlich an dem Elektrohändler „Hugenberg“ in Bersenbrück. Eine Innenstadtansiedlung war für diesen Betrieb nicht möglich, da die Flächen zu klein waren und keine gute Verkehrsanbindung gegeben war. Um den Betrieb in Bersenbrück nicht zu verlieren, musste eine Ansiedlung auf dem ehemaligen LNK-Gelände ermöglicht werden.

klartext: Was die Entwicklung der Wirtschaftskraft angeht: Worauf setzen Sie mit Blick auf die nächsten Jahre?

Bersenbrück hat sich in den letzten Jahren in der Wirtschaftskraft sehr positiv entwickelt. Schon jetzt haben wir in Bersenbrück einen Einpendlerüberhang von 900 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Wir wollen die Wirtschaftskraft aber noch weiter verbessern, indem wir weitere Betriebe am Schnittpunkt der beiden Bundesstraßen entlang der Umgehungsstraße ansiedeln und bestehenden Betrieben durch die Bereitstellung von Flächen Entwicklungspotenzial geben.

klartext: Bersenbrück hat die zweithöchste Pro-Kopf-Verschuldung in der Samtgemeinde. Bei der Verabschiedung des Haushalts wurde darauf verwiesen, dass Bersenbrück aber auch über große Werte wie Grundstücke verfügt. Gibt es zum Beispiel eine Aufstellung, aus der hervorgeht, welche Grundstücke der Stadt gehören?

Bersenbrück hat zurzeit ca. 9 Mio. EUR Schulden. Diese sind entstanden durch den verstärkten Ausbau der Infrastruktur in den letzten Jahren. So wurden erhebliche Mittel investiert in die Stadtsanierung, den Ausbau von Straßen und die Verbesserung der Verkehrsanbindung. Weiterhin haben wir die Kinderbetreuung verbessert durch den Bau und die Erweiterung von Kindergärten.
Durch eine kluge Flächenbevorratung sind wir in der Lage, Wohn- und Gewerbeflächen anzubieten. So sind zurzeit noch im Eigentum der Stadt Bersenbrück ca. 22 ha landwirtschaftliche Nutzflächen, die als Tauschflächen eingesetzt werden können. Kurzfristig verfügbare Flächen für Wohn- und Gewerbebebauung stehen mit ca. 18 ha zur Verfügung. Verwaltet werden alle Grundstücke von der Finanzverwaltung der Samtgemeinde.

klartext: Seit über 50 Jahren gibt es eine Patenschaft für die Stadt Greifenhagen und einen Patenschaftskreis Greifenhagen unter dem Dach der Pommerschen Landsmannschaft. Greifenhagen ist seit dem Kriegsende eine polnische Stadt, heißt Gryfino, und ist eine Partnerstadt von Bersenbrück. Wie sehen Sie die Zukunft der beiden „Beziehungsstränge“ – der Patenschaft Greifenhagen und der Partnerschaft mit Gryfino?

Christian Klütsch beim Schüleraustausch der Von-Ravensberg-Schule und Schülern aus der polnischen Stadt Gryfino.

Christian Klütsch beim Schüleraustausch der Von-Ravensberg-Schule und Schülern aus der polnischen Stadt Gryfino. © Foto: Samtgemeinde Bersenbrück

Die Patenschaft mit den Heimatvertriebenen aus Greifenhagen ist nach dem Krieg entstanden. Die Heimatvertriebenen suchten einen Anlaufpunkt, um sich regelmäßig zu treffen. Hier hat sich die Stadt Bersenbrück als Patenstadt angeboten. Durch die Patenschaft fühlen wir uns in Bersenbrück verpflichtet, auch bei immer weniger Teilnehmern an den Patenschaftstreffen, die Erinnerung an die alte Stadt Greifenhagen in Pommern aufrecht zu erhalten.
Die Heimatvertriebenen haben aber auch eine Partnerschaft zu der jetzt polnischen Stadt Gryfino angestoßen. Diese Partnerschaft konnte nach dem Fall der Grenzen in Europa ausgebaut werden. So finden jetzt regelmäßig Schüleraustausche zwischen Gryfino und Bersenbrück statt. Wir gehen davon aus, dass wir diese Kontakte zu der polnischen Stadt Gryfino auch in Zukunft fortführen können, denn die gegenseitigen Besuche helfen den Schülern, Verständnis füreinander zu entwickeln.

klartext: Bürgermeister zu sein macht sicher nicht immer nur Spaß. Welche Seiten dieser Aufgabe machen Ihnen viel Spaß, welche weniger?

Die ehrenamtliche Bürgermeistertätigkeit macht immer dann Spaß, wenn sich Bürger und Ratsmitglied positiv einbringen, neue Ideen entwickeln und dadurch helfen, Bersenbrück zukunftsfähig zu machen. Leider wird mir der Spaß hin und wieder genommen, wenn Bürger oder einige Ratsmitglieder nur rückwärts gewandt arbeiten und wenig verändern wollen, immer nach dem Motto „Das haben wir noch nie so gemacht“. Dann kostet es viel Mühe und Überzeugungsarbeit, die rückwärtsgewandte Betrachtung in eine zukunftsorientierte Arbeit umzuwandeln. Wichtig ist immer das Ergebnis, nämlich das Beste für Bersenbrück.

 

Buergermeister-Christian-KluetschKurz-Portrait Christian Klütsch

Geboren: 26.01.1968 in Bersenbrück

Ausbildung/Beruf: Forstwirt (Staatliches Forstamt Bersenbrück). Bundeswehr (Fürstenau). Umschulung zum Kaufmann (Möbel Staas Bramsche). Veranstaltungsorganisator (Artland Sporthotel). Einstieg in den Familienbetrieb (Wäschereibetriebe E. Klütsch). Seit April 2013 selbständig (Wäschereibetriebe Klütsch).

Verheiratet seit 2001 mit seiner Frau Rita. Vater von zwei Töchtern, Hannah, 12 Jahre, und Kim Josefine, 5 Jahre.

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