Erste Plan-Einblicke ins Hallenbad. Chance vertan

Oben das Schwimmbad, unten die Technik: Sehr detailliert stellte Jürgen Brockmann vom Fachdienst Bauen der Samtgemeinde die Vorplanung für den Hallenbad-Neubau im Planungsausschuss vor, der am Montag, 2. September, im Samtgemeinde-Rathaus tagte.

Hier der Schwimmbad-Bereich mit den Becken, den Umkleiden, den Spinden und links einem Zuschauerbereich. © Slangen+Koenis/Samtgemeinde.

Eine Zahl zu den Gesamtkosten war ebenfalls für diese Sitzung in Aussicht gestellt worden, aber die gab es noch nicht. Man habe es, so Jürgen Brockmann, mit einem „komplexen Vorhaben“ zu tun und brauche noch Zeit. Die Pläne, die er zeigte, habe man erst am Tag der Sitzung „frisch hereinbekommen“.

 

Für die Nutzer spielt oben die Musik. Gefliest oder gecoatet?

Die von der Samtgemeinde vorgegebenen Eckdaten für das Hallenbad lauteten: Das Bad soll 25-m-Bahnen haben bei einer Breite von 12,5 m und einen Hubboden. Ebenfalls mit im Raumprogramm: ein Kleinkinderbereich.

Links (wo rot 1,50 steht) liegt um Untergeschoss der Eingang und es führen Treppen plus Fahrstuhl nach oben in den Schwimmbad-Bereich. Der Raum rechts vom Eingang wird bis zum Gebäudeende für Technik benötigt. © Slangen+Koenis/Samtgemeinde.

Wie diese Vorplanung zeigt: Die Vorgaben wurden umgesetzt. Vom Eingang des Hallenbads führen eine Treppe und ein Aufzug in den eigentlichen Badebereich mit den Becken und den Umkleideräumen. Die Umkleide liegt an der vorderen Längsseite, zwischen Umkleide und dem Schwimmbecken die Spinde für die Kleidung. Soll das Hauptbecken gefliest oder gecoatet, also mit einem Anstrich überzogen werden? Fliesen wären deutlich teurer. Welche Variante gewählt werde, sei eine noch offene Frage. Ein Edelstahlbecken habe man bereits als viel zu teuer verworfen.

Vorne die Umkleiden (hier nur ein Teil zu sehen), davor die Spinde. © Slangen+Koenis/Samtgemeinde.

Einen Gastronomiebereich gibt es aus Kostengründen nicht, stattdessen wurde Platz für die Aufstellung von 3 Automaten vorgesehen. Es gibt jedoch einen Zuschauerraum, abgetrennt durch eine Glasscheibenfront, von dem aus Eltern, Freunde usw. den Badenden zuschauen oder Schwimmerinnen und Schwimmer bei Wettbewerben anfeuern können. Was wird wie ausgeführt, was gibt es, was nicht? Die Kostenfrage zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Vorstellung der Pläne.

Die Zufahrt erfolgt vom Grünen Weg aus. Wo heute noch der Skater-Platz am Grünen Weg ist, werden Parkplätze geschaffen. © Slangen+Koenis/Samtgemeinde.

 

„Haben top Planer und ganz engagierte Architekten“.

Mit Slangen+Koenis aus den Niederlanden ist ein Architekturbüro beim Hallenbad im Boot, das sich auch durch seine in Deutschland bereits realisierten Projekte den Ruf erworben hat, gut und kostengünstig zu bauen. Kostengünstig bauen die Niederländer vor allem durch ein spezielles Modulsystem und den Einsatz vorgefertigter Teile.

Ein Längsschnitt durch die beiden Etagen des Hallenbads. © Slangen+Koenis/Samtgemeinde.

Kostengünstig heißt aber z. B. auch, auf eine offene und offen sichtbare Konstruktion zu setzen, wie man es hierzulande kaum gewohnt ist. So sind die Umkleidekabinen z. B. nach oben hin nicht durch eine Decke abgeschlossen. Wer beim Umziehen nach oben schaut, schaut bis ganz hoch nach oben in die offene Konstruktion, sieht z. B. offen liegende Träger-Balken oder Lüftungsrohre – was ungewohnt ist, aber auch durchaus reizvoll sein kann.

Was Jürgen Brockmann in großer Ausführlichkeit vortrug, vermittelte einen schon sehr anschaulichen Eindruck vom zukünftigen Hallenbad und auch davon, wie viel Arbeit und Ringen um kostengünstige Lösungen die speziell für dieses Bauwerk eingerichtete Planungsgruppe schon jetzt in das Vorhaben gesteckt hat.

Im Mai wurden die Unterschriften im Kreis der Planungsbesteiligten geleistet. Stehend, 2. von rechts, Architekt René van Zoeren, Projektleiter bei Slangen+Koenis für das Hallenbad in Ankum.

 

„Haben top Planer und ganz engagierte Architekten“.

Den Fachverantwortlichen stellte Jürgen Brockmann ein hervorragendes Zeugnis aus, als er sagte: „Wir haben top Planer und ganz engagierte Architekten“. Andernorts wurden und werden Bäder geschlossen, für die Samtgemeinde-Bürger ist ein Hallenbad in Planung – was für gute Aussichten für alle. Ob ein enger Kostenrahmen nicht die Freude am Tun verdirbt, auf diese Frage sagte der Architekt René van Zoeren, Projektleiter bei Slangen+Koenis, bei der Vertragsunterzeichnung im Mai: Er sehe das anders. Projekte wie Schulen und öffentliche Schwimmbäder würden „viele Menschen glücklich gemacht“.

Oben die Südansicht mit dem Eingangsbereich links, dazu eine Ansicht von Westen. Wie die Farbgebung am Ende aussieht, ist noch offen. © Slangen+Koenis/Samtgemeinde.

 

Macht viele Menschen glücklich: Davon war bei den Ausschussmitgliedern nichts zu spüren.

Ein Kommentar von Rita Stiens.

Dass die Samtgemeinde durch den Hallenbad-Neubau um ein attraktives Angebot für alle bereichert wird, hätte für die Ausschussmitglieder ein Grund zur Freude sein können. Bei den Wortmeldungen, die es nach der Planvorstellung gab, fiel jedoch nur ein einziges positive Wort. „Begeistert“, sagte Michael Lange aus Gehrde (UWG Samtgemeinde) – um dann sofort das vorgesehene Kinderbecken zu problematisieren. Muss das sein, wer bezahlt das?, fragte er, was hinauslief auf ein ,das soll doch nicht nur die Samtgemeinde bezahlen‘. Das neue Bad sei ja eine Ersatzbeschaffung, und im alten Bad gab es kein Kinderbecken.

Gegenstand der Debatte: Gehört heutzutage ein Kinderbecken dazu, wenn ein Hallenbad der Samtgemeinde gebaut wird, oder soll die Gemeinde Ankum da mitfinanzieren? © Slangen+Koenis/Samtgemeinde.

 

Nur ein „Highlight  für Ankum“?

In dasselbe Horn stieß Reinhold Waldhaus (SPD). Er verwies auf die Gemeinde Ankum, die „so ein Highlight bekommt“, was ebenfalls auf die Forderung nach einer Kostenbeteiligung von Ankum hinauslief. Ist ein neues Hallenbad in Ankum nur ein „Highlight“ – ein Gewinn – für Ankum? Diesen Eindruck konnte gewinnen, wer den Rednern zuhörte. Dass ein neues Hallenbad ebenso wie das Freibad in Bersenbrück ein Gewinn für alle Bürger der Samtgemeinde ist, kam mit nicht einem Wort zur Sprache.

 

Kinderbecken erfordert keinen größeren Bau.

Was die Kosten für das Kinderbecken angeht, sagte Jürgen Brockmann: Auch ohne Kinderbecken brauche man die vorgesehene Länge des Hallenbads. Größer bauen müsse man wegen des Kinderbeckens nicht. Auch bei der Schwimmbadtechnik würden durch das Kinderbecken keine nennenswert höheren Kosten verursacht. Ein Kostenfaktor sei im Wesentlichen allein das eigentliche Becken.

 

Für die nächsten 50 Jahre bauen, wie vor 40-50 Jahren ausgestattet wurde?

Für Axel Meyer zu Drehle (CDU) war, wie zuvor schon für Michael Lange, Ersatzbeschaffung das Stichwort. Er merkte an, dass das Becken im Neubau ja viel größer sei als das im alten Hallenbad.

Die Wortmeldungen ließen ahnen, dass weiteres Tauziehen zum Hallenbad zu erwarten ist, festgemacht am Wort „Ersatzbeschaffung“. Was zu der Frage führt: Nach welchen Kriterien soll Ersatz geschaffen werden? Nach Bad-Standards von vor 40 bis 50 Jahren, als das bisherige Hallenbad geplant und gebaut wurde?

Fakt ist: Die heutigen Erwartungen und Vorstellungen von Erwachsenen, von Jugendlichen, von Eltern mit Kindern usw. sind ganz andere als noch vor Jahrzehnten. Eine Samtgemeinde Bersenbrück, die im Jahr 2019 für die Eltern und Kinder von heute, morgen und übermorgen ein Hallenbad ohne ein Kinderbecken plant und baut – weil vor 40 bis 50 Jahren kein Kinderbecken eingebaut wurde?

Der Fachdienst Bauen der Samtgemeinde, hier Jürgen Brockmann (rechts) und Reinhold Heidemann,  spielt eine wichtige Rolle beim Hallenbad-Neubau. Links der Ausschussvorsitzende Markus Frerker.

 

Eine Chance vertan.

Ein Kinderbecken sei „ein deutlicher Mehrwert für Kinder“, sagte von den Politikern nur Mathias Bokel (UWG Ankum). Kein Kinderbecken, das wäre ein Ärgernis für die Familien, sagte Reinhold Heidemann, Leiter des Fachdienstes Bauen. Dass dem so ist, sollten eigentlich auch die Politiker wissen, schließlich wurde gerade erst beim Kleinkind-Becken fürs Freibad über die Elternwünsche von heute gesprochen.

Im Ausschuss leider nicht eine Spur von dem positiven Spirit, den Architekt van Zoeren zeigte, als er sagte, Schwimmbäder, würden „viele Menschen glücklich gemacht“. Im Ausschuss trat der Gewinn, den das millionenschwere Vorhaben darstellt, komplett zurück hinter seinen kleinsten Teil: das Kinderbecken. Haupttenor Ankum soll zahlen – und zwar so sehr, dass Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier darauf hinwies, „wir können hier nicht beschließen, dass Ankum zahlt“. Was den zeitlichen Ablauf angeht: Anders als bislang geplant, soll nun eine Entscheidung in Sachen Hallenbad erst in der Samtgemeinderatssitzung im Dezember fallen.

Mit dem Debattenverlauf im Ausschuss wurde eine große Chance vertan. Nämlich die, die Bürger samtgemeindeweit für die Gemeinschaftsleistung neues Hallenbad zu begeistern. Dafür, dass alle 7 Mitgliedsgemeinden und alle politisch Verantwortlichen ein Hallenbad möglich machen, bei dem es sehr kostenbewusst zugeht und auch zugehen soll – das aber eines werden wird, das nicht zuletzt für alle Familien in der Samtgemeinde ein attraktives neues Angebot ist.

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