Flüchtlinge: Wie viele? Wo? Was tut sich?

Wie viele Flüchtlinge leben in den Orten der Samtgemeinde? Hier der Überblick über den derzeitigen Stand.

Am 14. Januar gab es in Kettenkamp eine Info-Veranstaltung. Eggermühlen ist weiterhin bei Doppel-Null: Null Wohnungen, null Flüchtlinge. Etwa 180 weitere Flüchtlinge werden erwartet. Hier die aktuellen Zahlen und ein Überblick über die Lage in allen Orten.

Wie viele Flüchtlinge leben in den Orten der Samtgemeinde? Hier der Überblick über den derzeitigen Stand.

Wie viele Flüchtlinge leben in den Orten der Samtgemeinde? Hier der Überblick über den derzeitigen Stand. © Grafik: Samtgemeinde.

 

Die furchtbaren, durch nichts zu entschuldigenden Kölner Taten und Täter (und die anderer Orte) haben ein Schlaglicht auf vieles geworfen. Auch auf die Frage: Wie gelingt Integration? Ein Bekenntnis zu unseren Werten zu unterschreiben und ein Kurs reichen sicher nicht aus. Kennengelernt wird Deutschland nur im Alltag: Wer in Kontakt und im Austausch mit Deutschen steht, erlebt unsere „Spielregeln“; erlebt was es bedeutet, unsere Werte, unsere Vorstellungen von Toleranz und Gleichberechtigung, unser Grundgesetz und unsere Traditionen zu leben.
In der Samtgemeinde wird dieser Weg gegangen: Flüchtlinge und Asylbewerber leben nicht abgeschottet in Sammelunterkünften, sondern dezentral in Wohnungen und Häusern, in der Regel mitten im Ort. Sie sind eingebunden in eine Begleitung durch Ehrenamtliche, Mitarbeiter der Samtgemeinde, in vielen Fällen in Nachbarschaften, in die Lebenswelt der Vermieter und in unsere Festtage wie zum Beispiel beim Ankumer Adventstreffen mit Flüchtlingen ( mehr dazu hier.)

 

Die neusten Zahlen & Fakten.

Die Grafik oben zeigt, wie viele Flüchtlinge derzeit in den Orten der Samtgemeinde leben. Die folgende Grafik macht deutlich, dass die Flüchtlinge noch sehr ungleichmäßig verteilt sind.

Die Unterschiede sind groß: Bersenbrück und Alfhausen haben pro 1.000 Einwohner die mit Abstand meisten Flüchtlinge aufgenommen.

Die Unterschiede sind groß: Bersenbrück und Alfhausen haben pro 1.000 Einwohner die mit Abstand meisten Flüchtlinge aufgenommen. © Grafik: Samtgemeinde.

 

Die Suche nach Wohnraum bleibt eine Herausforderung.

Auch wenn die Samtgemeinde derzeit über ausreichend Wohnraum verfügt: Das kann schon von einer auf die andere Woche ganz anders aussehen – wenn eine Zuweisung oder eine unerwartet hohe Zuweisung erfolgt.
Im Januar letzten Jahres wurden 26 Personen zugewiesen, im September weitere 40 und im Dezember stieg die Zahl um weitere 188 an. Zum April muss mit weiteren etwa 180 Menschen gerechnet werden. Die folgende Grafik zeigt, über wieviel Wohnraum die Samtgemeinde derzeit noch verfügt.

In drei Orten gibt es derzeit keinen freien Wohnraum. In Eggermühlen stand noch zu keinem Zeitpunkt, anders als in Kettenkamp und Gehrde, Wohnraum zur Verfügung.

In drei Orten gibt es derzeit keinen freien Wohnraum. In Eggermühlen stand noch zu keinem Zeitpunkt, anders als in Kettenkamp und Gehrde, Wohnraum zur Verfügung. © Grafik: Samtgemeinde.

 

Hier tat und tut sich einiges.

In allen Orten engagieren sich Bürger. In einigen Orten wurden Helfer-Foren gegründet, um das Engagement zu bündeln und zu stärken.

 

Der Stand in Kettenkamp.  Am 14. Januar traf sich in Kettenkamp erstmalig „offiziell“ ein Kreis von Menschen, um sich zu informieren und auch mit dem Ziel, einen noch größeren Helferkreis zur Begleitung von Flüchtlingen aufzubauen. Etwa 40 Personen nahmen daran teil und zeigten durch Fragen reges Interesse.
Zusammengefunden hatten sich Bürger, Politiker (Bürgermeister Reinhard Wilke, sein Stellvertreter Werner Lager, Ratsmitglieder), die Pfarreiengemeinschaft, vertreten durch Pfarrer Ansgar Stolte und Nina Mönch-Tegeder (Jugend- und Flüchtlingsreferentin) und Vertreter der Samtgemeinde wie Fachdienstleiter Andreas Schulte und als Gast auch Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier. Für sieben Personen steht Wohnraum in Kettenkamp zur Verfügung. Betreut und begleitet wird derzeit eine Flüchtlingsfamilie.

 

Der Stand in Ankum. In Ankum gründete sich das erste Helfer-Forum der Samtgemeinde. Durch einen Antrag der Grünen kam das Thema Flüchtlinge erstmalig im Gemeinderat zur Sprache. Bürgermeister Detert Brummer-Bange initiierte Taten. Dass sich ein Forum gründete, ist das gemeinsame Verdienst der Gemeinde und der Kirchengemeinde. Mit Leben gefüllt wird der Helferkreis inzwischen von zahlreichen Bürgern.
Mit 6,1 Flüchtlingen pro Einwohner liegt Ankum aber noch hinter Bersenbrück und Alfhausen. Um zu einer möglichst ausgeglichenen Verteilung zu gelangen, liegt auch vor Ankum weiterhin einiges an Arbeit.

 

Beispiel Alfhausen: Diakon Roland Wille von der Kath. Kirchengemeinde St. Johannis zusammen mit der syrischen Mutter Ster und ihren Kindern.

Beispiel Alfhausen: Diakon Roland Wille von der Kath. Kirchengemeinde St. Johannis zusammen mit der syrischen Mutter Ster und ihren Kindern.

Der Stand in Alfhausen. In Alfhausen leben bereits 33 Flüchtlinge und Asylbewerber und es gibt einen engagierten Helferkreis. Über eine Familie, die in einer Wohnung der Kirchengemeinde St. Johannis wohnt, hat klartext ausführlich berichtet. Mehr dazu hier.
Mit 9 Flüchtlingen pro 1.000 Einwohner liegt Alfhausen noch vor Ankum (6,1). Das Thema Flüchtlinge steht auf der politischen Agenda, zuletzt am 13. Januar im Sozialausschuss. Die Ausschussvorsitzende Eva-Maria Kleine Starmann berichtete über ihren Besuch beim Flüchtlingshelferkreis und teilte mit, dass am 24.01.2016 – nach dem Hochamt – von 10.00 bis 12.00 Uhr ein offenes Treffen stattfindet – mit der Möglichkeit zum Kennenlernen und zum gegenseitigen Austausch.

 

In Bersenbrück stellen die Grünen einen Antrag zur Gründung eines Integrationskreises.

In Bersenbrück stellten die Grünen einen Antrag zur Gründung eines Integrationskreises.

Der Stand in Bersenbrück. In Bersenbrück könnten die Weichen ebenfalls in Richtung organisiertes Helfer-Forum gestellt werden, um das bereits bestehende Engagement zu stärken, zu erweitern und zu koordinieren. Gemessen an der Einwohnerzahl hat Bersenbrück die meisten Flüchtlinge aufgenommen.
Vor einigen Tagen stellte Bündnis90/Die Grünen den Antrag, einen „Integrationskreis für die Flüchtlingsbetreuung“ einzurichten. Zur Begründung heißt es u.a.: „Wir halten einen Kreis, der sich zunächst als „Runder Tisch“ formiert für sinnvoll und bitten die Verwaltung, u.a. Kontakte zu den Kirchengemeinden sowie Wohlfahrtsverbänden aufzunehmen.“

 

Der Stand in Gehrde. In Gehrde gibt es bereits den Kern einen Helferkreises. Am 21. Januar wird ein Treffen stattfinden (18.00 Uhr, Gaststätte Meyer-Hölschermann), um gemeinsam – Gemeinde und Bürger – noch mehr Menschen für die Aufgabe zu gewinnen. Bürgermeister Günther Voskamp ist aktiv auf Wohnungssuche, auch bei Privatleuten. „Die Reaktionen“, sagt er, „sind durchweg positiv. Eine Anti-Stimmung gegen Flüchtlinge ist mir auch nach Köln nicht begegnet.“ Eine weitere gute Nachricht: Die Gemeinde ist im Gespräch mit jemandem, der Wohnungen bauen und auch an Flüchtlinge vermieten will.

Erschwinglicher Wohnraum für alle. Eine der größten Herausforderungen ist, beidem gerecht zu werden: Wohnraum für Menschen mit geringerem Einkommen zu schaffen und zugleich Wohnraum für Flüchtlinge. Da sind alle aufgerufen, das ihre zu tun, um den sozialen, preiswerteren Wohnungsbau zügig voranzubringen.

Andreas Schulte, der Leiter des für Flüchtlinge zuständige Fachdienstes, ist bei allen Helfer-Foren unverzichtbar. Er steht, wie hier in Ankum, jedem Bürger ausführlich Rede und Antwort.

Andreas Schulte (links, stehend), der Leiter des für Flüchtlinge zuständige Fachdienstes, ist bei allen Helfer-Foren unverzichtbar. Er steht, wie hier in Ankum, jedem Bürger ausführlich Rede und Antwort.

Hier tut sich noch wenig.

Wohnen und leben können Flüchtlinge nur in den einzelnen Orten. Darum ist die Flüchtlingsaufgabe eine Aufgabe aller – aller Orte und aller Bürger. In zwei Gemeinde gibt es noch keine Helfer-Foren, in einer Gemeinde auch noch gar keinen Wohnraum

Über die Pfarreiengemeinschaft Ankum, Eggermühlen, Kettenkamp und das Ankumer Helfer-Forum waren von Anfang an auch Nicht-Ankumer aktiv, zum Beispiel Bürger aus Eggermühlen und Kettenkamp.

 

Der Stand in Rieste. In allen Gemeinden, in denen es praktiziert wird, hat sich gezeigt: Wenn die politische Gemeinde und die Kirchengemeinden an einem Strang ziehen und Helfer-Foren gründen, wird das Bürger-Engagement belebt und unterstützt. Bürgermeistern und Ratsherren, das zeigen die Erfahrungen, kommt dabei eine wichtige Rolle zu. In Rieste gibt es noch keine Aktivitäten in diese Richtung.
Wohnraum steht in Rieste für 14 Flüchtlinge zur Verfügung. Durch den Niedersachsenpark ist Wohnraum in Rieste knapp. Dennoch: Ein gemeinsames Engagement von Bürgern, Kirchen und Politik kann so einiges bewegen, auch in Sachen Wohnraumsuche.

 

Der Stand in Eggermühlen. Eggermühlen ist der einzige weiße Fleck auf der Wohnraum-Karte: Bislang fand sich dort noch nichts. Kettenkamp war über Monate ebenfalls ein weißer Fleck. Dort haben die letzten Wochen und die gestrige Veranstaltung zweierlei gezeigt: Zum einen, dass so einiges möglich ist, wenn zum Engagement einzelner Bürger auch das Engagement der Gemeinde und des Gemeinderats kommt. Gezeigt hat sich auch, dass ein Helfer-Forum viel zur Unterstützung des Bürger-Engagements beitragen kann.

 

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