Hallenbad: 20 Jahre dem Verfall überlassen

Das Hallenbad: Ein großes Thema in 2018 für die Samtgemeinde und für Ankum. Warum ist das aktuelle Bad eigentlich so abrissreif-marode? Und warum ein Standort Ankum?

Nach Jahrzehnten sehr „angefressen“: Die Technik im alten Hallenbad – und nicht nur sie.

Mit dem Freibad in Bersenbrück, gebaut 1961, und dem Hallenbad in Ankum, etwa 10 Jahre später gebaut, besitzt und finanziert die Samtgemeinde zwei Bäder. Warum ist das Hallenbad, anders als die Freibadanlage in Bersenbrück, inzwischen ein Fall für die Abrissbirne? Das zeigen zwei Zahlen.

 

Knapp 97.000 € fürs Hallenbad, fast 3 Mio. € fürs Freibad.

Das Freibad in Bersenbrück.

Für Privathäuser wie für Bäder gilt: Nichts hält ewig. Irgendwann muss investiert werden – in eine neue Heizungsanlage z. B., in neue Fenster oder in ein neues Dach. 1991 war das Freibad 30 Jahre alt, das Hallenbad etwa 20 Jahre. Wieviel Geld wurde seit 1991 in die beiden Bäder investiert? Die Unterschiede, zeigen die Zahlen, sind gewaltig.

  • In den 10 Jahren zwischen 1991 und 2001 flossen an Investitionen: ins Hallenbad knapp 82.000 €, ins gut 30 Jahre alte Freibad gut 339.000 € – für Sanierungsmaßnahmen und die Wasserrutsche.

Was tat sich im Hallenbad, als es 30 und 40 Jahre alt war? So gut wie nichts, zeigen die Zahlen.

  • In den 11 Jahren zwischen 2001 (Hallenbad-Alter 30 Jahre) und 2012 (Hallenbad-Alter 40 Jahre) floss gerade einmal ein Mini-Betrag von 2.461 € an Investitionen in dieses Bad. Ins Freibad Bersenbrück flossen dagegen in diesem Zeitraum: 2,74 Mio. €. Über 2 Mio. € flossen allein in den Bau neuer Umkleiden, als Ersatz für die von 1973.
  • Für den gesamten 24-jährigen Zeitraum von 1991 – 2015 lautet die Bilanz: 97.000 € Hallenbad, fast 3 Mio. € Freibad.

Seit Mitte der 1990er Jahre bis zum Jahr 2012, offenbart die Liste der Investitionen der Samtgemeinde, blieb das Hallenbad in Ankum sich selbst überlassen – mit der Folge, dass es heute ein Abrissfall ist.

2012 gewann Dr. Horst Baier die Wahl zum Samtgemeindebürgermeister. Priorität hatten in den ersten Baier-Jahren die Schulen und Kitas. 2016/2017 kam dann das Hallenbad auf die Agenda.

 

Ihre Schulhymne sangen die Schüler am Tag der offenen Tür, und eines wurde an diesem Tag überdeutlich: Sie haben die neue Grundschule mit Begeisterung angenommen.

Allein über 300 Grundschulkinder in Ankum.

Warum ein Neubau in Ankum?

Die „Faktenlage ist eindeutig“, war in einem Leserbrief ans Kreisblatt zu lesen, in dem der Bau eines Hallenbads in Bersenbrück und nicht in Ankum gefordert wurde. Vom „allgemein größeren Nutzwert der stärkeren Bevölkerung in Bersenbrück“ war da z. B. die Rede und davon, dass es in Bersenbrück mehr Schulen gebe. Die „Faktenlage“ ist jedoch eine andere:

  1. Egal wie groß ein Ort ist: Der gesamten Bevölkerung eines Ortes mit Freizeitanlagen wie z. B. einem Schwimmbad Gutes zu tun – sei es der Bersenbrücker Bevölkerung oder der Ankumer –, dafür ist die Samtgemeinde nicht zuständig. Das wäre Sache der jeweiligen Gemeinde.
  2. Nach § 98 des Nieders. Kommunalverfassungsgesetzes kann die Samtgemeinde Sportstätten errichten und unterhalten, die mehreren Mitgliedsgemeinden dienen. Das Freibad Bersenbrück dient mehreren Gemeinden wie auch das Hallenbad in Ankum (Nachbargemeinden Eggermühlen und Kettenkamp).
  3. Dazu der zentrale Punkt: Zuständig ist die Samtgemeinde für Schulen, und zwar für die Grundschulen und die Oberschulen, sowie den Schulsport dieser Schulen. Das Gymnasium fällt z. B., wie einige andere Einrichtungen in Bersenbrück, nicht in die Zuständigkeit der Samtgemeinde.

In diesem Januar im Hallenbad Ankum: Kinder lernen schwimmen.

 

2 große Schulstandorte, 2 Schwimm-Standorte.

Im Schuljahr 2016/2017 besuchten in Ankum 313 Kinder die Grundschule, in Bersenbrück 402. Und der Schulnachwuchs ist weiterhin da: In den letzten 3 Jahren (2015-2017) entfielen auf Ankum insgesamt 288 Geburten und auf Bersenbrück 276. Die Oberschule besuchten 2016/2017 in Ankum 424 Kinder und Jugendliche, in Bersenbrück 564. Beide Gemeinden haben zudem mehrere Kitas.

Schwimmen gehört zum Schulsport. Darüber hinaus verfolgte die Samtgemeinde bereits während der Amtszeit von Samtgemeindebürgermeister Lübbersmann (CDU) das Ziel, Kinder schon im KiTa-Alter ans Schwimmen heranzuführen. Dieses Ziel wird weiterhin verfolgt. Weil die Samtgemeinde mit Bersenbrück und Ankum 2 große Schul- und KiTa-Standorte hat, unterhält sie an beiden Standorten ein Schwimmbad-Angebot – das zugleich ein Angebot ist für die benachbarten kleineren Gemeinden.

 

In beiden Gemeinden: Schwimmsport vor Ort.

  • Für die Bersenbrücker Grund-, Oberschüler und die Kita-Kinder gibt es mit dem beheizten Freibad in den Sommermonaten den mit kurzen Wegen verbundenen Zugang zu einer Schwimmsportstätte. Zugänglich ist das Bad natürlich für alle, Schüler wie Bürger.
  • Für die Ankumer Grund-, Oberschüler und die Kita-Kinder steht in den Wintermonaten mit dem Hallenbad eine auf kurzem Weg zu erreichende Schwimmsportstätte zur Verfügung. Auch dieses Bad steht allen offen.

Mit Schwimmhilfe klappt’s.

Stünden beide Schwimmsportstätten in Bersenbrück, wäre für die über 1.000 Ankumer Schüler und Kita-Kinder Schwimmsport und Schwimmen lernen nur per Transport möglich. Auch für Kinder und Jugendliche aus Eggermühlen und Kettenkamp wäre es beschwerlicher, wenn der Schwimmstandort Ankum entfiele.

Ankumer Schüler per Bus nach Bersenbrück zu bringen, würde z. B. bedeuten, dass dadurch ein beträchtlicher Teil einer Sportstunde verloren wäre. Beträchtlich wären zudem die Kosten, die ein solcher Busverkehr verursachen würde. Zu erwarten ist zudem, dass nicht mehr, sondern eher weniger Schwimmsport stattfinden würde und dass weniger Kinder ans Schwimmen herangeführt würden, wenn es in Ankum vorbei wäre mit kurzen Wegen zu einer Schwimmsportstätte.

 

Hallenbad-Baukosten hier wie da gleich.

Dr. Horst Baier.

Gutachter schätzten die Kosten für ein Hallenbad, wie es die Samtgemeinde ins Auge gefasst hat (mehr dazu hier), auf gut 7,8 Mio. €. Die Kosten für den Basisbau plus Hubboden und Planschbereich lägen bei 5,3 Mio. €. Dazu kommen dann noch 24 % Baunebenkosten sowie 19 % Umsatzsteuer. Macht zusammen gut 7,8 Mio. Eine hohe Summe. Für Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier kommt eine Schließung des Hallenbads sprich ein Verzicht auf einen Neubau nicht in Frage, „weil unseren Kindern Schwimmen beigebracht werden muss“.

In Bersenbrück, reicht mancher Bürger als Aussage weiter, könne ein Hallenbad billiger gebaut werden, weil es dort bereits die Freibad-Umkleide gibt und man deswegen auf eine Hallenbad-Umkleide verzichten könne. In Bersenbrück ein Hallenbad ohne eigenen Umkleidebereich zu bauen, käme jedoch einem Schildbürgerstreich gleich.

Hallenbäder werden üblicherweise mit gleichbleibend konstantem Klima betrieben: Aus gesundheitlichen Gründen wie auch aus Komfortgründen werden Wasser und Raumluft in Hallenbädern auf Temperaturen zwischen 25°C und über 30°C beheizt.

Würde rechts, wo Platz wäre, ein Hallenbad ohne eigene Umkleide gebaut, müssten vom warmen Hallenbad weite Wege durch den unteren Flügeln bis zu dem blauen Bereich zurückgelegt werden.

 

CDU-informierte: Andreas Hettwer im April 2017.

Gäbe es in einem Hallenbad in Bersenbrück keine eigenen Umkleide- und Sanitärräume, müssten die Badegäste, vom kleinen Kita-Kind über Grundschüler bis zum Erwachsenen, bei jedem Gang zum Klo oder zur Umkleide raus aus dem warmen Hallenbad-Klima – und rein in die weitläufig-kalten Räumlichkeiten der Freibad-Umkleiden. Es sei denn, auch diese Flächen, darunter die große Eingangshalle, würden konstant auf eine Hallenbad-Temperatur beheizt. Was bei der Größe der Flächen bei kalten Winter-Außentemperaturen so unsinnig wie teuer wäre. Wie lang die Wege wären, zeigt die Zeichnung.

Man könne nicht so bauen, dass die bereits vorhandenen Umkleidekabinen gemeinsam genutzt werden, sagte auch Andreas Hettwer, CDU-Samtgemeinderat und CDU-Fraktionschef im Ankumer Rat, bei einer CDU-Veranstaltung zum Hallenbadbau. Auch er verwies da z. B. auf Feuchtigkeits- und Temperaturunterschiede.

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