In Berlin nah dran an der großen Politik

Reinschnuppern in die ganz große Politik und ins Hauptstadt-Flair hieß es für 20 aus Ankum & Umgebung vom 11. bis 13. Oktober. Wie war’s? klartext fragte einen der jungen Teilnehmer und den ältesten.

So sahen die Besucher aus Ankum & Umgebung den Bundestag von ihren Tribünenplätzen aus. © UWG.

Für die Reisegruppe, die sich am Donnerstag um 7.30 Uhr per Zug von Bersenbrück nach Berlin aufmachte, spielte die Musik am 1. Hauptstadttag an zwei markanten Punkten – Alexanderplatz und Bundestag. Der 1. Akt nach der Ankunft gegen Mittag: Einchecken ins „Hostel One80°“, nach eigener Aussage „Berlins schrillste WG“.

Links Ole Gramann, einer der Jungen, rechts der Älteste, Detert Brummer-Bange. © UWG.

Klasse fand der 20-jährige Ole Gramann vor allem den Innenhof des Hostels. Rezeption, Bar, alles stilvoll-modern, sagt er. Abends noch länger in der Kneipe gewesen, da klappte es dann auch mit dem Schlafen im voll belegten 8-Bett-Zimmer, auch wenn einer kräftig schnarchte. Im 4-Bett-Zimmer mit Stockwerksbetten nächtigte der „Oldie“ in der Gruppe, Detert Brummer-Bange. Ging ganz gut, so Ankums Bürgermeister, einmal umdrehen und das ganze Bett wackelte, ansonsten aber alles prima, sehr sauber, angemessenes Preis-Leistungsverhältnis.

Wie erwartet viel internationales Publikum im Hostel, unerwartet dagegen eine Begegnung kurz nach der Ankunft in Berlin: Aussteigen am Bahnhof Friedrichstraße, und da gleich bekannte Gesichter – eine Familie aus Ankum.

 

Paul-Löbe-Haus. © Thomas Koehler/photothek/Deutscher Bundestag

„Cooler Stil“ im Regierungsviertel.

Szenenwechsel: Nach dem hippen Hostel am „Alex“ am späten Nachmittag die Polit-Szene. Beeindruckend die Architektur im Regierungsviertel, ausschnittweise bekannt aus Nachrichtensendungen, aber um ein Vielfaches imposanter, wenn man sich in ihr bewegt und sie aus eigener Anschauung erlebt.

Dort die erste Anlaufstelle: das Paul-Löbe-Haus – 200 m lang, 103 m breit, 23 m hoch, mit seinen über 1.000 Büros ein bedeutsamer Ort fürs Parlament und die Parlamentarier. „Cooler Stil“, sagt Ole Gramann zu diesem Komplex, „riesig“, „majestätisch“, „beeindruckend“.

Das Paul-Löbe-Haus beherbergt die Ausschüsse des Bundestags, die Öffentlichkeitsarbeit und die zentrale Besucherbetreuung. Alles in allem misst es 81.000 m² und es gibt außer den über 1.000 Büros noch 21 Sitzungssäle für die Ausschüsse.

Paul-Löbe-Haus. Als „Motor der Republik“ wird das Paul-Löbe-Haus mit seinen 8 gläsernen Zylindern bezeichnet. Benannt ist es nach dem Reichstagspräsidenten und Alterspräsidenten des ersten Deutschen Bundestags, Paul Löbe (1875-1967).

Im Reichstagsgebäude gab’s vor allem von oben herab reichlich zu gucken. © UWG.

 

Safety first. Bulette oder Nudeln? Unterirdisch rüber zum Reichstag.

Vor dem Reinkommen ins Paul-Löbe-Haus erst einmal Warten vor der Sicherheitsschleuse. Nach der Kontrolle dann Essen im Kantinen-Restaurant, einer schwer angesagten Hauptstadt-Location. So mancher käme gerne rein, kommt aber nicht rein. Um an die „Futtertröge der Macht“ zu gelangen, wie der Berliner Tagesspiegel einmal schrieb, muss man schon, wie in diesem Fall, von einem Abgeordneten zum Essen eingeladen worden sein.

Drei vom Orga-Team der UWG Ankum mit in Berlin: Mit Felix Kruse, Dirk Raming und Mathias Bokel waren drei des Teams, das die Reise vorbereitet hatte, mit in Berlin. Bei der Vorbereitung halfen auch Klaus Buschermöhle, Johannes Billenkamp und Michael Meyer.

Filiz Polat hatte am Tag des Besuchs morgens im Parlament gesprochen.

Mitglieder des Bundestags können Gruppen in einem gewissen Umfang zu einem Plenarbesuch oder einem Info-Besuch einladen. Die von der UWG Ankum organisierte Gruppe war eingeladen von der Abgeordneten Filiz Polat (Bündnis90/Die Grünen). Man hatte die hiesigen Abgeordneten von CDU, SPD, Grüne und FDP kontaktiert, und die verständigten sich dann darauf, dass Filiz Polat die Reise aus ihrem Kontingent ermöglicht.

Mehrere Gerichte zur Auswahl gab es in der großen Kantine der Republik, darunter Kartoffelsuppe, Buletten und ein vegetarisches Angebot. Ole Gramann berichtet, dass er und auch manch‘ anderer aus der Gruppe sich für das vegetarische Nudelgericht entschieden.

Liegen dicht beieinander: Bundeskanzleramt, Paul-Löbe-Haus und das Reichstagsgebäude, in dem der Bundestag tagt.

Weniger in der Öffentlichkeit bekannt als die oberirdischen Gebäude im Parlamentsviertel: die einst für 7,5 Mio. € gebaute Unterwelt sprich‘ das weit verzweigte Tunnelsystem. Das verbindet z. B. auch das Paul-Löbe-Haus mit dem gegenüber liegenden Reichstag. Diesen unterirdischen Weg nahm dann auch die Gruppe aus Ankum.

Durch die unterirische Verbindung ging es vom Paul-Löbe-Haus rüber zum Reichstagsgebäude. © UWG.

 

Talk mit 3 Abgeordneten aus der Region. 

Vor der Wand von links: Filiz Polat, Matthias Seestern-Pauly und André Berghegger. © UWG.

Drei Abgeordnete aus dem Landkreis Osnabürck standen den Gästen aus Ankum und Umgebung in einem Büro im Reichstag Rede und Antwort: Filiz Polat (Bündnis90/Die Grünen), gebürtig aus Bramsche, Sprecherin ihrer Partei für Migration und Integration, Dr. André Berghegger (CDU), der Bürgermeister von Melle war, bevor er 2013 in den Bundestag einzog, und der Bad Iburger Matthias Seestern-Pauly (FDP), mit 34 Jahren einer der Jüngeren.

Eines der Themen: Der megagroße Bundestag mit der Rekordzahl von 709 Abgeordneten. Eine Verkleinerung durch eine Änderung des Wahlrechts ist kompliziert, erfuhren die Zuhörer. Große Parteien mit vielen Direktmandaten sind gegen eine Zusammenlegung von Wahlkreisen, kleinere Parteien stemmen sich dagegen, dass die Zweitstimmen weniger Gewicht bekommen usw. Einigen kann man sich da schon seit Jahren nicht.

Die Gruppe beim Talk mit den drei Bundestagsabgeordneten. © UWG.

Kompliziert auch die Angelegenheit Energiewende/Stromtrasse. Ob andere Leitungssysteme, die über weite Strecken unterirdisch verlegt werden können, ein Chance hätten, war eine der Fragen. Viel Hoffnung, sei parteiübergreifend der Tenor gewesen, bestehe da wohl nicht; man müsse schauen, was im Rahmen der Gesetze geht und weiterhin gemeinsam Druck machen.

Am Rande dann noch eine Info, so Detert Brummer-Bange, von André Berghegger: Es sei auf der Abgeordnetenebene ein Umschwung bei der Windenergie in Richtung keine weiteren Anlagen an Land zu beobachten. Statt dessen nur noch Offshore-Anlagen, also Anlagen in Nord- und Ostsee. Was bedeuten würde, dass noch mehr Strom per Trassenleitungen von Nord nach Süd transportiert werden muss.

Gruppenbild: Das Rote in den Händen der 3 Abgeordneten sind kleine Präsente zur Erinnerung an Ankum. © UWG.

 

Ein XXL-Arbeitstag im Bundestag.

6 Stunden Berlin lagen hinter der Gruppe, als sie um 17.50 Uhr auf der Besuchertribüne des Bundestags Platz nahm. Da sind die Regeln strikt: Man wird zur festgelegten Zeit reingelassen und muss nach Ablauf der Zeit wieder gehen. Programm-Ende für die Reisegruppe: im Reichstag um 21 Uhr. Ein langer Tag?

Viel vor hatte die Gruppe am ersten Besuchertag in Berlin, als dieses Foto entstand. © UWG.

Länger war der Tag für das demokratische Herz unserer Republik: den Bundestag. Der tagte bereits seit 9 Uhr am Morgen und Feierabend hatte das Parlament erst tief in der Nacht. Zu Ende war die Sitzung um 1.30 Uhr (!). Ein mehr als 16-Stunden-Arbeitstag im Parlament – wer hätte das gedacht?

Bundestags-Quiz: Unter https://www.bundestag.de/service/quiz kann jeder sein Bundestagswissen testen. Gar nicht so leicht, dieses Quiz, zeigt schon die 1. Frage. Sie lautet: Mit wie vielen Artikeln trat das Grundgesetz in Kraft? Mit 146, 213 oder 127?

In der ersten Stunde, in der die Gruppe die Parlamentsdebatte verfolge, erlebte sie auch Ungewöhnliches wie die Aufhebung der Immunität der Abgeordneten Anke Domscheid-Berg (Die Linke) zur Durchführung eines Strafverfahrens. Aufhebung der Immunität – das kommt im Parlament nur selten vor. Außerdem ging es um den „europäischen Bildungsraum“ und da um eine Erhöhung der Mittel für das Nachfolgeprogramm von „Erasmus+“. Erasmus+ ist das Programm der Europäischen Union für Bildung, Jugend und Sport.

Die Gruppe am 11. Oktober im Bundestag während der ruhigeren Debattenphase gegen 18.00 Uhr.

 

Entsetzen, Emotionen: Eine richtig heiße Debatte.

Nach der eher ruhigen ersten Stunde im Parlament dann noch ein unerwartetes Highlight. Felix Kruse, erzählt Ole Gramann, konnte die Türwächterin „beschnacken“, dass man zu späterer Stunde nochmals in den Bundestag durfte. Und da ging dann die Post ab – bei der Debatte über einen Antrag der AfD, die Ehe für alle wieder abzuschaffen.

Laut Bundestagsprotokoll: Reaktion AFD auf den darüber stehenden Satz des SPD-Abgeordneten Kahrs.

Alice Weidel saß da nicht mehr in den Reihen der AfD, wohl ahnend, dass sie auch persönlich angesprochen werden würde, denn es ging um Menschen wie sie und um Familien wie die ihre. Die prominente AfD-Politikerin lebt bekanntermaßen in einer eingetragenen Partnerschaft mit einer Frau und zum Miteinander des lesbischen Paares gehören zwei adoptierte Kinder. Als der SPD-Redner Johannes Kahrs laut Protokoll sagte, dass man aufpassen müsse, nicht mit den Gefühlen der betroffenen gleichgeschlechtlichen Paare zu spielen, gab es Gelächter bei der AfD und einen höhnisch anmutenden Zwischenruf….

Von „Entsetzen“ spricht Ole Gramann im Zusammenhang mit der Rede des AfD’lers Stephan Brandner, der den Antrag seiner Partei zur Abschaffung der Ehe für alle begründete. „Gut“, sagt Ole, dass „das auf Kritik gestoßen ist“. Was ihm besonders gefiel: Die Rede, die der FDP-Abgeordnete Dr. Jens Brandenburg dem „Stuss“ der AfD entgegenhielt. Hoch her ging es da zwischen Brandenburg und Zwischenrufern aus den Reihen der AfD.

AfD-Zwischenrufe während der Rede des FDP-Abgeordneten Brandenburg (laut Protokoll).

 

Am Freitag Sightseeing auf eigene Faust und das Festival of Lights.

Superwetter in Berlin auch am Freitag, als es hieß, Berlin auf eigene Faust zu entdecken. Es wurde ein langer Entdeckertag, denn am Abend lockte das „Festivals of Lights“. Ein absolutes Highlight, so Detert Brummer-Bange. An 50 Stellen wurden Berliner Sehenswürdigkeiten in magisches Licht getaucht, darunter natürlich das Brandenburger Tor und der Dom.

Aus Ankum und Umgebung, aus Berlin, aus vielen Ländern: Die Licht-Show am Brandenburger Tor zog zahlreiche Zuschauer an. © UWG.

Ole Gramann bekam das zwar auch mit, aber eher am Rande. Mehr als einzelne architektonische Highlights interessierte ihn bei seinen Streifzügen, einzutauchen ins Flair der Stadt mit ihren vielen Kneipen und unterschiedlichen Szenen. Seine Begeisterung für die Hauptstadt wurde durch diese Reise noch einmal richtig angefacht. Berlin – da will er unbedingt wieder und wieder hin.

Besseres Wetter als man in Berlin hatte, hätte man sich gar nicht wünschen können. Strahlenden Sonnenschein gab es aber auch bei einer anderen vor der UWG organisierten Tour. Die fand am 29. September auf lokalem Terrain in Ankum statt.

 

UWG-Radtour: Entlang der Kommunalpolitik

Begrüßung vor dem Rathaus durch den UWG-Vorsitzenden Matthias Bokel.

Infos aus 1. Hand, das gehört zu den Markenzeichen der alljährlichen UWG-Radtouren, und so schwangen sich auch in diesem Jahr (am 29. September) die Bürgermeister aufs Rad: Detert Brummer-Bange und sein Stellvertreter Klaus Menke. Die Tour auf den Spuren der Kommunalpolitik führte vom Baugebiet Alte Ziegelei bis nach Holsten

Weitere Investitionen von Unternehmern zeichnen sich bereits im Industriegebiet ab.

Zum Start um 15 Uhr konnte der UWG-Vorsitzende Matthias Bokel bei bestem Wetter zahlreiche Radler begrüßen. Die Tour führte zunächst zum neuen Baugebiet an der Alten Ziegelei.

Dort erläuterte Klaus Menke, so die UWG in einer Pressemitteilung, „dass in dem Baugebiet sowohl Mehrparteienhäuser als auch Einfamilienhäuser errichtet werden sollen. Die Nachfrage nach Wohnungen in Ankum sei weiterhin sehr hoch. Die Gemeinde hoffe, mit diesem Baugebiet etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen. Hierzu soll natürlich auch das in Planung befindliche Baugebiet Kunkheide beitragen, das die Gruppe im weiteren Verlauf ihrer Fahrradtour noch besuchte.“

Bei dem strahlenden Sonnenschein machte die Radtour richtig Spaß.

Investitionsfreudige Unternehmer. Vom Baugebiet alte Ziegelei ging es weiter in Richtung Industriegebiet, wo auf zwei Grundstücken bald neue Hallen errichtet werden. Bürgermeister Detert Brummer-Bange zeigte sich, so die UWG, „begeistert von der derzeitigen Investitionsfreude der Ankumer Unternehmer. Dem Ankumer Mittelstand weiter den Rücken zu stärken und ihm die Möglichkeit zu geben, in einem wirtschaftsfreundlichen Umfeld expandieren zu können, sieht er als eine zentrale Aufgabe der Gemeindepolitik in den nächsten Jahren an.“

Umweltfreundliches Ankum. Als vorletzte Station besuchten die Radfahrer die neue Schutzhütte und Streuobstwiese in Holsten. „Dort wurden sie“, so die UWG, „vom Heimatverein, vertreten durch Franz Wellmann und Bernd Kemper, in Empfang genommen.

Rast bei der Schutzhütte, bevor es weiterging zum gemütlichen Abschluss im Heimathaus.

Franz Wellmann erläuterte, wie die Schutzhütte durch den Heimatverein errichtet wurde und zeigte den interessierten Radfahrern die im hinteren Bereich des Areals angelegte Streuobstwiese. Nach kurzer Stärkung in der Schutzhütte machten sich alle auf den Weg zum Heimathaus, wo sie mit Speisen und Getränken in Empfang genommen wurden.“

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