Leben retten: Oberschule freut sich über Spenden

Wiederbelebungspuppen und ein Übungs-Defibrillator für die August-Benninghaus-Schule in Ankum: Damit ist die neue Erste Hilfe AG nun bestens für Leben rettendes Lernen ausgestattet.

Die ersten Druck-Übungen – unter den Augen von Ausbilder Lars Lohbeck (vorne kniend) und der zur Premiere gekommenen Gäste.

Nur Mut! Ran an die Puppen, drücken, drücken, drücken, hieß es am Dienstag, 10. September, in der neu eingerichteten Erste Hilfe AG der August-Benninghaus-Schule – zeitlich passend zur „Woche der Wiederbelebung“, die am 16. September beginnt.

Schulleiterin Balgenort packte mit an und packte aus.

Als sich die Schülerinnen und Schüler um 13.30 Uhr versammelten, trafen sie auf Gäste, was zeigte, dass es keine normale Unterrichtsstunde war. Es gab an diesen Tag etwas zu feiern: Den Erfolg einer Spendenaktion und deren gute Folgen – dass mehr Menschen in die Lage versetzt werden, Leben zu retten.

Ein Herzstillstand kann jeden ereilen, überall und selbst in jüngeren Jahren. Wie einem Betroffenen richtig helfen? Spenden machten möglich, dass die Erste Hilfe AG der Oberschule nunmehr lebensrettende Maßnahmen an 3 Übungspuppen und einem Übungs-Defibrillator („Defi“) lernen kann.

 

Ein Pilotprojekt geschaffen.

Hand-in-Hand wurde gearbeitet, um den Erfolg möglich zu machen. Beteiligt waren da die Ärztin Dr. Mechthild Wortmann, die den Anstoß dazu gab; Joachim Bosse, der seine Fühler Richtung Sponsoren ausstreckte und alles koordinierte; der Ankumer Schützenverein, der bei seinem Frühschoppen sammelte und darüber mit fast 2.000 € so viel Geld zusammenbrachte, dass davon drei Puppen samt Zubehör angeschafft werden konnten. Sie wurden von Vertretern des Schützenvereins aus Termingründen bereits am frühen Montagabend übergeben.

Für den Schützenverein überbrachten die Reanimationspuppen (von links): Vorstandsmitglied Thorsten Dierker, Sekretär Daniel Kloeß, Seine Majestät Daniel Krömer, Chef Stephan Momper und Präsident Andreas Schmidt. Dr. Mechthild Wortmann und Schulleiterin Gabriele Balgenort demonstrierten gleich mal die Herz-Druck-Massage.

Mit im Spendenboot auch Peter Bergmann, Geschäftsführer des Ankumer Unternehmens Flores Medizintechnik. Er steuerte den Übungs-„Defi“ bei. „Ich kann mich gar nicht genug bedanken“, sagte zu diesem Engagement Schulleiterin Gabriele Balgenort. Und sie nutzte den „schönen Anlass“, um die Kooperation der Schule mit den Alfhausener Maltesern bekannt zu machen. Lars Lohbeck von den Maltesern betreut die Erste Hilfe AG. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus den Klassen 8 bis 10.

Peter Bergmann spendete einen Übungs-Defibrillator und wusste fürs Leben retten zu begeistern.

 

Eine ernste Sache, die Spaß machen darf.

Was die Lebensrettung angeht, ging es in dieser Übungsstunde vor allem darum, die Scheu davor zu überwinden, im Ernstfall beherzt einzugreifen und kräftig zur Herz-Druck-Massage anzusetzen. Über die neue Ausstattung für die Schule freuten sich auch Bürgermeister Detert Brummer-Bange und Jürgen Moss, der Leiter der DRK-Rettungswache.

Ran an die Puppe hieß es auch für Bürgermeister Detert Brummer-Bange. Er hatte einen Profi als Gegenüber: Jürgen Moss, den Leiter der DRK-Rettungswache.

Leben retten, das sei eine ernste Sache, so der Bürgermeister, aber die dürfe auch Spaß machen. Wie ernst die Sache ist, machten dann Dr. Wortmann und Peter Bergmann deutlich.

„Woche der Wiederbelebung“: Sie findet ab dem kommenden Montag bis zum 22. September unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit statt. Im Rahmen dieser Woche wird es bundesweit zahlreiche Aktionen geben, um mehr Menschen zu ermutigen, im Ernstfall Leben zu retten.

 

Demonstrations-Einsatz des „Defis“.

Das Erlernte nach Hause tragen.

10.000 Leben könnten in Deutschland jährlich gerettet werden, wenn mehr Erste Hilfe geleistet würde, so Ärztin Wortmann. Die nunmehr mit Übungsgeräten ausgestattete Erste Hilfe AG sei „eine tolle Möglichkeit, das Erlernte nach Hause zu tragen und so weitere Menschen zu ermutigen und sicherer darin zu machen, Hilfe zu leisten“.

Dass viele Menschen bei einem Notfall nicht eingreifen, liegt nicht zuletzt an der Angst, möglicherweise Schaden anzurichten, dem Betroffenen z. B. bei einer Herz-Druck-Massage Rippen zu brechen. Peter Bergmann forderte dazu auf, solche Bedenken zu überwinden. „Das Schlimmste ist, nichts zu tun“, sagte er. Die Chance, ein Leben zu retten, sei in den ersten 7 Minuten nach einem Herzstillstand am größten. Pro Minute sinke die Überlebenschance um 10 %.

Alle mal genau zuschauen: Ausbilder Lars Lohbeck von den Maltesern führte in die Ausführung der Herz-Druck-Massage ein.

 

© www.feuerwehrverband.de

Notruf absetzen, Herz-Druck-Massage. 

So schwer, war zu erleben, ist es gar nicht, lebensrettende Hilfestellung zu leisten. Mit der Anfeuerung „Das ist nicht die Mama, das ist der Mathe-Lehrer“, machte Lars Lohbeck Mut zum kräftigen Zudrücken. Im Wesentlichen sieht erste Hilfe bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand so aus:

  • Über die 112 einen Notruf absetzen.
  • Den Brustkorb frei machen und fest und schnell mit der Herz-Druck-Massage beginnen.
  • Dazu den Ballen der einen Hand auf die Mitte des Brustkorbs legen, den Ballen der anderen Hand darüber.
  • Dann rhytmisch-schnell (etwa 100 Mal pro Minute) und fest (Faustregel: 6 cm tief) drücken, und zwar über viele Minuten. Solange die Kraft reicht – oder man lässt sich ablösen, wenn weitere Menschen zugegen sind.
  • Eine Mund-zu-Mund-Beatmung muss nicht sein. Die Hauptsache ist die Herz-Druck-Massage.

 

Keine Zeit mit der Suche nach einem Defi vergeuden.

So sinnvoll es ist, einen Defibrillator zu nutzen, so wichtig ist ist jedoch, keine Zeit zu verschwenden. Wenn es in unmittelbarer Nähe des Notfalls keinen „Defi“ gibt, dann nicht erst nach einem suchen oder Hunderte Meter laufen, um einen zu holen, sondern sofort mit der Herz-Druck-Massage beginnen.

Peter Bergmann (kniend) informierte umfassend über den Defibrillator. Dahinter Joachim Bosse, der sich für mehr „Defis“ in Ankum einsetzt.

Jemand anderes losschicken, um den „Defi“ zu holen, sei hilfreich, erläuterte Peter Bergmann, aber wenn niemand anderes da sei, dann bei der Herz-Druck-Massage bleiben. Er demonstrierte dann, wie so ein Defi richtig eingesetzt wird. Sich selbst überlassen ist man dabei nicht, denn das Gerät „spricht“ und gibt genaue Anweisungen, wie Schritt für Schritt zu verfahren ist.

Ein anschauliches Video. Auf dem Sportplatz umgekippt: Auf der Webseite www.flores-medizintechnik.com gibt es ein Video. Das ist natürlich auch Werbung in eigener Sache, aber wer es sich anschaut, sieht in Grundzügen, wie ein Leben gerettet werden kann.

 

Mehr Defibrillatoren für Ankum.

Je mehr „Defis“ es in einem Ort gibt und je mehr davon rund um die Uhr zugänglich sind, desto besser. In Ankum, war zu hören, gibt es z. B. in der Sparkasse ein Gerät und im See- und Sporthotel. Joachim Bosse scheint sein nächstes Engagement schon gefunden zu haben. Er wünscht sich mehr Defibrillatoren in Ankum. Und so, wie man ihn kennt, wird er da nicht locker lassen.

 

„Mensch sein heißt verantwortlich sein“ .

Die Erste Hilfe AG der August-Benninghaus-Schule hat noch so einige Unterrichtsstunden vor sich. Sich in so einer AG zu engagieren, lohnt sich auch mit Blick auf den Einstieg ins Berufsleben. Einen solchen Kurs zu absolvieren, so Lars Lohbeck, könne „Türen zum Berufsweg öffnen“, denn bei einer Bewerbung sei ein solches Engagement von Vorteil.

Der Anfang in der neuen Erste Hilfe AG ist gemacht. Nun warten, unter Anleitung von Lars Lohbeck, noch zahlreiche weitere Unterrichtsstunden auf die Schülerinnen und Schüler.

Mit ihrer Erste Hilfe AG ist die Ankumer Oberschule ein weiterer Mitmacher im Rahmen des Malteser Schulsanitätsdienstes. Wer die Abschlussprüfungen besteht, ist ein „Schulsanitäter“, Teilnehmer ohne bestandene Prüfung sind „Helfer im Schulsanitätsdienst“. „Mensch sein heißt verantwortlich sein“, ist an der Wand im Foyer der August-Benninghaus-Schule zu lesen. Mit Schulsanitätern und Sanitätshelfern wird die Schule über noch mehr Schülerinnen und Schüler verfügen, die eine besondere Verantwortung übernehmen.

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