Menschliche Bande noch enger knüpfen

Was geht und was entsteht, wenn sich Menschen einander zuwenden, das zeigte am Palmsonntag eine vorösterliche Begegnung mit Flüchtlingen in Ankum. Hier Eindrücke und aktuelle Zahlen.

Viele der Flüchtlinge, die inzwischen in der Samtgemeinde leben, trafen sich am Sonntag in Ankum zu einer Kaffeetafel, organisiert vom Helferkreis.

Viele der Flüchtlinge, die inzwischen in der Samtgemeinde leben, trafen sich am Sonntag in Ankum zu einer Kaffeetafel, organisiert vom Helferkreis.

Der Saal reichte gerade noch aus, um die etwa 120 Menschen aufzunehmen, die sich diesmal im Haus Kirchburg in Ankum zusammengefunden hatten, um ein paar Stunden bei Kaffee, Kuchen, Gesprächen, Gesang und Spielen miteinander zu verbringen. Was zwischen vielen Hiesigen und den Menschen, die in und um Ankum herum aufgenommen wurden, schon in wenigen Wochen und Monaten entstanden ist, zeigten nicht nur herzliche Umarmungen zur Begrüßung.

Zum großen Kuchen-Buffet hatten viele, Flüchtlinge wie Helferkreis, beigetragen.

Zum großen Kuchen-Buffet hatten viele, Flüchtlinge wie Helferkreis, beigetragen.

Jeder konnte so einiges mit nach Hause nehmen.

Im Namen aller Flüchtlinge bedankte sich der Kurde Qassim mit bewegenden Worten für die Unterstützung.

Im Namen aller Flüchtlinge bedankte sich der Kurde Qassim mit bewegenden Worten für die Unterstützung.

Dass Flüchtlinge unser Leben besser kennenlernen und an ihm teilnehmen, ist ein Ziel solcher Begegnungen. Dass auch wir Hiesige sie besser kennenlernen, ein weiteres. Alle Beteiligten nahmen einiges, auch an neuem Wissen, mit nach Hause. Die Flüchtlinge erfuhren zum Beispiel, was das Osterfest Christen bedeutet, die Hiesigen lernten, dass die Kurden, die in größerer Zahl an diesem Treffen teilnahmen, am 21. März ihr Neujahrsfest feiern. Qassim, der mit seiner Familie in Ankum lebt, ist Kurde. Er bedankte sich im Namen aller Flüchtlinge herzlich für die Hilfe und Gastfreundschaft, die sie hier erfahren. Und er wünschte sich, dass Gott geben möge, dass „aus diesen Flüchtlingen etwas wird, das Euch Freude bereitet“.

Noch braucht es, so auch in Ankum, Übersetzer, um mehr zu erfahren. Zum Beispiel, dass zum kurdischen Neujahrsfest ein Tanz um ein Feuer gehört, dass mit diesem Fest das Ende des Winters gefeiert wird und dass sich mit ihm für Kurden auch Vorstellungen von Freiheit und Befreiung verbinden.

 

Pfarrer Ansgar Stolte begrüßte die vielen Gäste, und er hatte einen Film mitgebracht, in dem auf Arabisch die Bedeutung des Osterfestes erklärt wurde. Neben ihm: Jugendreferentin Nina Mönch-Tegeder.

Pfarrer Ansgar Stolte begrüßte die vielen Gäste, und er hatte einen Film mitgebracht, in dem auf Arabisch die Bedeutung des Osterfestes erklärt wurde. Neben ihm: Jugendreferentin Nina Mönch-Tegeder.

 

Vom Glück, Fahrrad fahren zu können.

Dieser kleine Mann zeigte Flagge: Auf einer Backe die kurdische, auf der anderen die deutsche.

Dieser kleine Mann zeigte Flagge: Auf einer Backe die kurdische, auf der anderen die deutsche.

Die Flüchtlinge, das zeigen solche Begegnung mit jedem Mal mehr, gibt es nicht. Jede Familie und jeder Einzelne hat sein ganz eigenes Schicksal, hat seine individuellen Hoffnungen, Sorgen und Freuden. Kann Fahrrad fahren das Leben verändern? Das kann es, und das vor allem für Frauen. Die meisten Flüchtlings-Männer können Fahrrad fahren. Frauen, stellt sich immer öfter heraus, können es oft nicht. Dass sie Fahrradfahren lernen, ist für so manche Frau ein großen Gewinn, denn dadurch erweitert sich der Aktionsradius deutlich. Und so freut sich eine Vermieterin, erzählt sie, mit ihrer Mitbewohnerin aus Syrien, dass sich ein Fahrrad fand, mit dem die sich ans Radfahren herantasten kann.

Ein Nebenraum musste mit hinzugenommen werden, um allen Gästen Platz zu bieten.

Ein Nebenraum musste mit hinzugenommen werden, um allen Gästen Platz zu bieten.

 

Im Haus Kirchburg wird vielen Menschen Unterstützung und Hilfe geboten. An jedem 1. Samstag im Monat treffen sich dort zum Beispiel im „Offenen Frauencafé“ Alleinerziehende, Menschen mit Patchwork-Familien, in neuen Partnerschaften usw. zum Erfahrungsaustausch.

Allen Engagierten, den kirchlichen Mitarbeitern wie Nina Mönch-Tegeder, Jugendreferentin der Pfarreiengemeinschaft Ankum, Eggermühlen, Kettenkamp, privaten Ehrenamtlichen, Helfern aus Vereinen wie dem Sportverein, galt der Dank von Bürgermeister Detert Brummer-Bange. Dass zu helfen auch Freude bereitet und eine Bereicherung des eigenen Lebens ist, stand den Menschen, die im Raum Ankum mit anpacken, ins Gesicht geschrieben. Wie viele Flüchtlinge inzwischen in der Samtgemeinde angekommen sind und wo sie leben, darüber informierte in der Ratssitzung am 16. März Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier.

Die hier lebenden Flüchtlinge kommen zumeist aus Syrien (38%) und dem Irak 28%). Asylbewerber aus West-Balkan-Ländern: Kosovo 7%, Serbien 5%, Mazedonien 4%. 6% der Menschen stammen aus dem Libanon.

 

Zahlen & Fakten zur Flüchtlingslage in der Samtgemeinde.

Horst Baier nannte in dieser Sitzung die aktuellen Zahlen. Danach leben derzeit 267 Flüchtlinge in der Samtgemeinde (Stand 14.03.2016). Sie verteilen sich wie folgt auf die Gemeinden:

 

Ort Anzahl pro 1.000 Einw.
Alfhausen 43 11,3
Ankum 78 10,6
Bersenbrück 111 13,8
Eggermühlen
Gehrde 10 4,0
Kettenkamp 11 6,5
Rieste 11 4,1

 

In Ankum wird, wie in anderen Orten der Samtgemeinde, das Wort „Willkommen“ von vielen Menschen aktiv mit Leben gefüllt.

In Ankum wird, wie in anderen Orten der Samtgemeinde, das Wort „Willkommen“ von vielen Menschen aktiv mit Leben gefüllt.

Eine entspannterer Lage, aber Wohnraum wird weiter gesucht.

30 Flüchtlings-Kinder unter 6 Jahren leben hier. Viele von ihnen waren in Ankum mit dabei.

30 Flüchtlings-Kinder unter 6 Jahren leben hier. Viele von ihnen waren in Ankum mit dabei.

Zur Wohnraum-Lage teilte Horst Baier mit: Derzeit steht noch freier Wohnraum für 58 Personen zur Verfügung (6 x in Alfhausen, 15 x in Ankum, 19 x in Bersenbrück, 6 x Eggermühlen und 12 x in Rieste). Bis Ende April 2016 sind der Samtgemeinde noch 40 Personen zugewiesen worden, die untergebracht werden müssen.
Zum Mai kommt dann die neue Quote. Die letzte Quote betrug 188 Personen. Wie hoch die neue Quote sein wird, ist noch nicht absehbar. Für diese neue Quote steht bereits Wohnraum für 12 Personen zur Verfügung. Das schafft etwas Luft, aber es wird weiterer Wohnraum benötigt werden. Dr. Baier bedankte sich in der Ratssitzung für das große Engagement der Bevölkerung und bei den Vermietern für ihre Angebote. Und er wies darauf hin, dass es bislang nur positive Berichte über die Erfahrungen mit Flüchtlingen gab. Wie es gelingen kann, gut miteinander auszukommen, das hat die jüngste Begegnung in Ankum ebenso gezeigt wie die Begegnung in Alfhausen Ende Februar. Mehr dazu hier.

 

Weitere Bild-Impressionen aus Ankum.

1-Blick-in-den Saal-1 2-Fluechtlingstreffen-Baby 3-Blick-in-den-Saal-2 4-Fluechtlingstreffen-Buergermeister 5-Blick-in-den-Saal-3 6-Fluechtlingstreffen-Kind-Instrument 7-Blick-in-den-Saal-4 8-Fluechtlingstreffen-spielende-Kinder 9-Fluechtlingstreffen-Kuchen

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