Stromtrasse: Endspurt für Einwendungen

Am Montag, 11. Dez., läuft für Private die Frist für Einwände gegen die Trasse ab. Was wurde bislang vorgebracht? klartext fragte nach dem Stand der Dinge und dem weiteren Verlauf.

Um die Menschen geht es bei der Stromtrasse, aber auch um den Schutz von Natur, Kultur und Landschaft.

Ginge es nach den Plänen von Amprion, würde im östlichen Ankum eine 380 kV-Leitung gebaut. Dass es zu einer Entscheidung für diesen Korridor kommt, dagegen stemmt man sich in Ankum mit Macht: Die Bürgerinitiative machte mobil, die Gemeinde macht mobil.

Aber auch andernorts – in Gehrde, Alfhausen, Bersenbrück – haben Bürger und Bürgermeister die Hände nicht in den Schoss gelegt und Einwände erarbeitet. Für Privatleute ist der Montag die letzte Chance, ihre Einwendungen vorzubringen.

Letzte Möglichkeit in der Samtgemeinde: 11.12.2017, 8-12.30 sowie 14-16 Uhr (Rathaus Lindenstraße 2, 49593 Bersenbrück, Fachdienst III – Ebene 3). Es geht am Montag auch noch über die Bürgerinitiativen und die Gemeinden. Oder auf direktem Weg ans zuständige Amt über: ccm51b@arl-we.niedersachsen.de

 

Gesundheit, Tierwelt, Wertminderung, Modellflugzeuge.

Einwände gegen den von Amprion favorisierten Trassenkorridor, der in der Samtgemeinde vor allem Ankum trifft, wurden auf verschiedenen Wegen vorgebracht. Was kam z. B. bei der Samtgemeinde an? klartext fragte beim zuständigen Fachdienstleiter Reinhold Heidemann nach. Hier einige der Aspekte, auf die sich Einwendungen bezogen.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen. Rückt die Stromtrasse näher als 400 m oder gar 200 m an Häuser heran, wächst die Sorge um die Gesundheit. Schon seit Jahren wird heftig darüber gestritten, inwieweit elektromagnetische Felder in der Nähe von Hochspannungsleitungen krank machen können. Es gibt Grenzwerte, aber die sollten aus Vorsorgegründen nicht ausgeschöpft werden. Und so richten sich Einsprüche vor allem gegen Abstände, die unter 200 m liegen.

Wertminderung. Eine Stromtrasse vor der Haustür senkt den Wert von Haus und Grundstück, auch das gehört zu den vorgebrachten Argumenten. Auch bei landwirtschaftlichen Flächen wird auf Wertminderung verwiesen.

Flugsport. In Quakenbrück war der Segelflughafen (Fliegerhorst) ein Argument. In Ahausen-Sitter verfügt der Modell-Flug-Club Bersenbrück (M.F.C.-Bersenbrück) über ein ca. 8.000 qm großes, behördlich genehmigtes Fluggelände. Ob auch diese Fläche einen Schutzstatus hat, wäre zu prüfen.

Landschaftsbild-Tourismus. Eine Höchstspannungsleitung verändert das Landschaftsbild. Berührt von der derzeitigen Vorzugstrasse wäre in Ankum z. B. der „Bersenbrücker Landweg“. Der Weg selbst ist ein Wert, und er verläuft in der Nähe zahlreicher Sehenswürdigkeiten wie z. B. den Hünengräbern in Westerholte (mehr dazu hier).

Ob Heimatvereine oder Kreisheimatbund: Da sind Einsprüche zum Schutz des Landschaftsbildes und der Kulturdenkmäler zu erwarten. Auch für Gemeinden sind Kultur und Tourismus wesentliche Aspekte. Der „Bersenbrücker Landweg“ würde aber nicht nur in Ankum gegen eine Trasse sprechen. Dieser Weg ist insgesamt 291 km lang und verbindet alle 18 Kommunen im Bersenbrücker Land miteinander.

Screenshot © niwkn.niedersachsen.de

Ökologie, schützenswerte Tierwelt. Abgehoben wird bei Einwendungen auch darauf, dass Biotope wie z. B. in Ahausen nicht berücksichtigt wurden. Zur schützenswerten Natur gehört z. B. der Greifvogel Rotmilan. Ob Rotmilan, Uhu oder Fledermäuse: Die Ökologie spielte bei den Einwendungen ebenfalls eine wichtige Rolle.

So ist z. B. der Rotmilan in der Europäischen Vogelschutzrichtlinie aufgeführt. In Niedersachsen geht der Bestand zurück, und darum widmet man sich ihm in Niedersachsen mit besonderer Aufmerksamkeit (siehe Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen, Heft 3/2009).

Ankum: Kleine Engstelle – große Engstelle.

Schon früh hatte sich herausgestellt, dass einige Häuser im Ankumer Raum bei der Amprion-Planung vergessen wurden. Dadurch wird, so Reinhold Heidemann, aus einer „kleineren Engstelle eine große Engstelle“. Z. B. ein Argument für eine Erdverkabelung. Eine Forderung nach Erdverkabelung wird dem Samtgemeinderat am Donnerstag vorliegen.

Der Beschlussvorschlag für den Samtgemeinderat, der am Do. den 14. Dez. tagt, lautet: „Die Verwaltung wird beauftragt, im Rahmen des Raumordnungsverfahrens eine Stellungnahme hinsichtlich der untersuchten Trassen abzugeben. Dabei ist insbesondere entlang der Ortslagen eine Erdverkabelung der 380 kV-Leitung zu fordern.“

Für die Samtgemeinde hat ein Planungsbüro, finanziert von der Samtgemeinde, die Unterlagen von Amprion/Tennet durchforstet und auf mögliche Einwendungen abgeklopft. Die Stellungnahme, die die Samtgemeinde abgeben wird, entsteht in Abstimmung mit allen möglicherweise betroffenen Gemeinden (Alfhausen, Ankum, Gehrde, Bersenbrück).

Blau: die Vorzugstrasse. Es geht um Einwendungen gegen diesen Trasse, aber auch um Einwendugen gegen die übrigen Trassen.

 

Nicht bei uns – wünschen sich in allen Orten Bürger und Bürgermeister.

Würde es gelingen, die derzeitige Vorzugstrasse zu kippen, wäre die Freude in Ankum wohl groß, zumindest im östlichen Ankum. Andernorts dagegen nicht. Dann liefen Gehrde, Alfhausen und Bersenbrück Gefahr, ins Visier der Trassenplanung zu geraten. Aber auch Ankum wäre nicht aus dem Schneider, denn einer der einst vorgestellten Korridore verläuft westlich von Ankum.

Derzeit arbeitet man zwischen den Gemeinden, auf Samtgemeindeebene und auch auf Kreisebene intensiv zusammen, aber: Jeder Bürgermeister hat natur- und pflichtgemäß vor allem seinen Ort im Blick, und so ist es auch bei den Bürgerinitiativen.

 

Viele Gesprächstermine.

Für private Einwendungen ist der Montag der finale Termin. Andere haben noch Zeit. Für sog. „Träger öffentlicher Belange“ wie z. B. die Wasserwirtschaft, das Landesforstamt, die Kommunen usw. ist der finale Termin der 29. Dezember. Die Samtgemeinde, so Reinhold Heidemann, will ihre Stellungnahme noch vor Weihnachten, am 22. Dezember, abgegeben. In der kommenden Woche wird es einen Abstimmungstermin der betroffenen Gemeinden mit dem Landkreis geben.

 

Miteinander – und jeder für sich.

Die Samtgemeinde muss die Interessen aller ihr angehörenden Orte vertreten. Sie ist allen Gemeinden, so Reinhold Heidemann, gleichermaßen verpflichtet. Vor Ort kämpft aber auch jeder für sich. Weg mit der Trasse an die Autobahn, darauf hatten sich einmal fast alle geeinigt und darauf würden sich viele weiterhin einigen können. Bislang wurde die Autobahn-Variante allerdings von den dafür Zuständigen verworfen.

Trassenverlauf im östlichen Ankum

Die derzeitige Lage: Würde die bisherige Vorzugstrasse gekippt, kämen wieder Korridore ins Spiel, die Gehrde, Alfhausen und Bersenbrück stark in Mitleidenschaft ziehen. Darum wurde und wird auch in diesen Gemeinden intensiv an Einwendungen gearbeitet.

Im Hintergrund, zeigen klartext-Recherchen, wird an vielen Stellen sondiert. Da geht es bei den Gesprächen, die Bürgermeister führen, z. B. auch um die Träger öffentlicher Belange. Wie fallen Stellungnahmen der Wasserwirtschaft aus, des Landesforstamtes usw.? Jede der Stellungnahmen kann ein Baustein dafür sein, dass sich die Waagschale mehr in Richtung des einen Korridors senkt oder mehr in die Richtung eines anderen Korridors.

Mit dem 29. Dezember ist dann erst einmal Schluss. Ab diesem Tag liegt der Ball im Spielfeld des Amtes für regionale Landesentwicklung (ArL) in Oldenburg.

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